Prinsengracht 263

Prinsengracht 263
Amsterdam, Prinsengracht 263 und 265 (März 2009)
Links ehemals Opekta, rechts Keg’s Koffiehandel, vom Tagebuch bekannt und heute Teil des Museums

Das Anne-Frank-Haus ist ein dem jüdischen Holocaust-Opfer Anne Frank gewidmetes Museum.
Es besteht seit dem 3. Mai 1960 im Haus Prinsengracht 263-267 in Amsterdam.

Museum

Kurz nach der Veröffentlichung des Tagebuchs kamen bereits die ersten Besucher, die von den Angestellten, die den Franks geholfen hatten, informell durch die geheimen Räume geführt wurden. 1955 wurde der gesamte Block nach dem Umzug der Firma Opekta an einen einzigen Immobilienmakler verkauft, der die Häuser abreißen wollte, um an der Stelle eine Fabrik zu bauen. Am 23. November startete die niederländische Zeitung Het Vrije Volk eine Kampagne, um das Anne-Frank-Haus zu erhalten und als geschützten Grundbesitz einzutragen. Am Tag des geplanten Abrisses protestierten die Vertreter der Kampagne vor dem Haus und erreichten einen Vollstreckungsschutz. 1957 überschrieb der damalige Besitzer, eine Mantelfabrik, das Haus als Zeichen des guten Willens der von Otto Frank und Johannes Kleiman am 3. Mai neu gegründeten Anne-Frank-Stiftung. Mit den so freigewordenen Spendengeldern kaufte die Stiftung anschließlich das Nachbargebäude Nr. 265. Das Versteck blieb so zur Besichtigung unverändert erhalten, während die benachbarten Häuser abgerissen wurden. In den Vorderhäusern wurde 1960 ein Museum über die nationalsozialistische Verfolgung und Unterdrückung eingerichtet, das mehrfach (u.a. 1970 und 1999) renoviert und vergrößert wurde.

Prinsengracht 263 ist das alte Opekta-Gebäude (1940-1955), rechts davon (mit Stufen) Haus 265, Keg’s Koffiehandel, vom Tagebuch bekannt, und heute auch Teil des Museums. Die alten Häuser bis zur Ecke sind während der 1950er Jahre abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Nummer 267 ist der heutige Museumeingang und auch die Postanschrift. Man geht innen durch 265 ins alte Gebäude 263.

Alle Räume sind unmöbliert, so dass sich Besucher frei bewegen können. Einige persönliche Dinge sind noch zu sehen: Annes Sammlung von Fotos berühmter Filmstars, die Tapete, auf der Otto das Wachstum seiner Töchter markierte und eine Karte, auf der er den Fortschritt der Alliierten festhielt. Von dem kleinen Raum, in dem damals Peter van Pels lebte, führen Gänge in die ebenfalls von der Stiftung erworbenen Nachbarhäuser. Dort werden neben dem Tagebuch diverse Ausstellungen präsentiert, die verschiedene Aspekte des Holocaust und moderne Fälle von rassistischer Intoleranz dokumentieren.

Das Anne-Frank-Haus ist heute eine der zentralen Touristenattraktionen von Amsterdam. Im Jahr der Eröffnung kamen bereits 9.000 Besucher; innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelte sich die Zahl. Am 28. September 1999 wurde das Museum von Königin Beatrix neu eröffnet. Es umfasst nun das gesamte Gebäude und enthält einen Buchladen und ein Café. Die Büroräume wurden in den Zustand der 1940er Jahre zurückversetzt. Im Jahr 2007 besuchten über eine Million Menschen das Museum.

Gebäude

Die heutige Vorderhausfassade an der Prinsengracht 263 und 265

Das Haus 263 wurde – ebenso wie das Gebäude nebenan mit der Nummer 265, das später vom Museum gekauft wurde – 1635 von Dirk van Delft gebaut. Die Fassade an der Kanal-Seite entstand bei einer Renovierung im Jahr 1739, als der rückwärtige Anbau abgerissen und durch den heutigen, größeren Anbau ersetzt wurde. Das Haus war ursprünglich eine private Residenz und später ein Lagerhaus. Im 19. Jahrhundert waren im vorderen Teil mit seinen weiten, stallartigen Türen Pferde untergebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts bezog ein Hersteller von Haushaltswaren das Gebäude. Ihm folgte 1930 eine Produzent von Klavier-Rollen, der den Besitz 1939 aufgab. Am 1. Dezember 1940 zog Annes Vater Otto Frank mit den Firmen Opekta und Pectacon vom Singel-Kanal in die Prinsengracht 263.

Das Erdgeschoss bestand aus drei Teilen. Vorne befanden sich das Lager und der Lieferanten-Eingang, dahinter die Gewürzmühlen und im hinteren Teil das Lager, in dem die Güter für den Handel verpackt wurden. Auf der ersten Etage befanden sich die Büroräume von Franks Angestellten: Miep Gies, Bep Voskuijl und Johannes Kleiman vorne, Victor Kugler in der Mitte und Otto Frank selbst hinten.

Das Hinterhaus ist die rückseitige Verlängerung des Gebäudes. Es war auf allen vier Seiten durch andere Häuser vor Blicken geschützt, wodurch es zum idealen Versteck für die Franks und ihre Freunde wurde. Für acht Personen boten diese Räume weniger als 50 m² Platz; Anne beschrieb es im Vergleich zu ähnlichen Verstecken jedoch als „relativ luxuriös“. Hier verbrachten die Juden zwei Jahre und einen Monat, ehe sie verraten und von den Nationalsozialisten verhaftet wurden. Nach der Verhaftung räumten die NS-Beamten das Versteck und nahmen die Kleidung, Möbel und persönlichen Gegenstände als Eigentum der Regierung mit, das sie an ausgebombte Familien in Deutschland verteilten. Miep Gies und Bep Voskuijl konnten jedoch unter anderem das berühmte Tagebuch der Anne Frank retten.

Weblinks

52.3752777777784.88416666666677Koordinaten: 52° 22′ 31″ N, 4° 53′ 3″ O


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