Print-to-Order

Print-to-Order

Book-on-Demand (dt. Buch auf Bestellung, gelegentlich abgekürzt zu BaB) bzw. Print-on-Demand oder Abrufbuch (bis zum Print-to-Order-Vorgehen) ist ein seit Mitte der 1990er Jahre angewandtes Publikationsverfahren für Kleinstauflagen von Büchern und Druckschriften. Es basiert auf der Digitaldrucktechnik: Eine Druckvorlage liegt nur in elektronischer Form vor, Druckerzeugnisse werden dann erst unmittelbar nach der Bestellung produziert (im Gegensatz zum klassischen Offsetdruck).

Für Book-on-Demand gibt es spezielle Workflowsysteme. Unter Book-on-Demand versteht man die Kombination von Digitaldruckverfahren und für Kleinstauflagen geeigneten Weiterverarbeitungsverfahren im Bereich der Umschlagveredelung und Bindung; oft kommt der Buchvertrieb im Auftrag und auf Rechnung Dritter hinzu.

Mit Hilfe der Book-on-Demand-Technik kann ein Buch in einer Auflage ab einem Exemplar hergestellt werden, wirtschaftlich sind derzeit etwa 30 bis 100 Exemplare. Da das Buch sich immer nachdrucken lässt, hat es theoretisch eine unendliche Auflage, die als Idee das Verfahren prägt: da Bücher „auf Bestellung“ vor allem bei den sogenannten Langsamdrehern eine immense Sortimentserweiterung erreichen, ohne die wirtschaftlichen Nachteile einer physischen Lagerhaltung zu haben.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungen

Book-on-Demand eignet sich besonders für Buchprojekte, bei denen die Auflage schlecht kalkulierbar ist. Zwar sind die Stückkosten höher als beim konventionellen Auflagendruck, dafür werden Lager-, Vertriebs- und Finanzierungskosten gespart.

Inzwischen nutzen fast alle größeren Verlage Book-on-Demand, insbesondere für Reprints und Nachdrucke vergriffener Werke und für spezialisierte Fach- und Sachbücher, wie beispielsweise häufig überarbeitete Handbücher und Softwaredokumentationen.

Das Verfahren hilft auch unbekannten Autoren, die ihre Bücher im Selbstverlag veröffentlichen wollen.

Da Book-on-Demand selbst sich nicht als Marke eintragungsfähig erwiesen hat – es handelt sich um einen ein Verfahren beschreibenden Begriff –, führen inzwischen viele Digitaldruckanbieter die Bezeichnung Book-on-Demand im Namen. Die ebenfalls in diesem Zusammenhang häufig verwendete Abkürzung BoD ist dagegen in jeglicher Schreibweise eingetragenes Markenzeichen eines deutschen Book-on-Demand-Anbieters.

Vor- und Nachteile (Übersicht)

Als Vorteile von Book-on-Demand werden genannt:

  • Bücher können beliebig lange lieferbar gehalten werden. Sie sind nur dann vergriffen, wenn sie aus dem System genommen werden und die Produktion und Vertrieb eingestellt wird. Da die Vorratshaltung einer Vorlage in elektronischer Form jedoch sehr preiswert ist, ist dies selten der Fall;
  • Nachdrucke/Neuauflagen sind sehr einfach, kostengünstig möglich, und stets aktualisierbar;
  • Bücher lassen sich individualisieren, z. B. als Konferenzbände mit ausgewählten Artikeln;
  • Geringere Lagerhaltung gedruckter Exemplare, somit auch geringere Kosten;
  • Geringere Transportkosten sind durch Dezentralisierung des Drucks möglich;
  • Keine Mindestauflage;
  • Keine Makulatur, somit Schonung von Ressourcen.

Als Nachteile gelten:

  • Höhere Herstellungskosten je Exemplar (variable Kosten, d. h. nach Abzug der anfänglichen Investition) als beim Auflagendruck
  • Manche dieser Bücher genießen einen zweifelhaften literarischen bzw. wissenschaftlichen Ruf, da das Verfahren auch bei Selbstverlagen, Dienstleisterverlagen (s. u.) oder Zuschussverlagen beliebt ist, bei denen die Qualitätskontrolle eines unabhängigen Verlags, bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch das Peer-Review, fehlen kann. Der Verband deutscher Schriftsteller schließt in seinen Aufnahmebedingungen für neue Mitglieder selbstfinanzierte Buchveröffentlichungen aus. Jedoch existieren auch Book-on-Demand-Veröffentlichungen anerkannter Autoren. Das Verfahren wird jedoch auch von respektablen Verlagen wegen der oben genannten Vorteile angewandt, häufig im wissenschaftlichen Bereich, oder um belletristische Editionen für eine kleine Zielgruppe wieder lieferbar zu machen oder lieferbar zu halten.
  • Bei hoher Auslastung des Dienstleisters ist mit erheblich längeren Lieferzeiten als bei konventionellem Auflagendruck (mit entsprechender Lagerhaltung des Werkes im Großbuchhandel) zu rechnen.

Technik und Praxis

Technisch bestehen vor allem bei hochauflösenden Abbildungen und im Farbdruck noch erhebliche Einschränkungen gegenüber dem Offsetdruck, da die heutigen Digitaldruckverfahren mit wesentlich geringeren Rasterauflösungen arbeiten und eine Farbkalibrierung bei Kleinstauflagen oder gar Einzeldrucken nicht wirtschaftlich wäre.

Durch die digitale Revolution wird der Herstellungsprozess deutlich vereinfacht. Zunächst erfolgen der Satz von Innenteil und Umschlag. In der Regel liegt dann je eine digitale Datei (meist als PDF, früher oft als TIFF-basierte Formate) für Umschlag und Innenteil vor, die einen Probedruck – das sogenannte Mastering – durchlaufen und nach Freigabe durch den Auftraggeber (Verlag oder Autor) im System der Druckerei für zukünftige Drucke abgespeichert werden. Je nach Bedarf lassen sich dann kurzfristig einzelne Exemplare oder Kleinserien fertigen.

Obwohl die reine Herstellung – Druck von Innenteil und Umschlag, Umschlagveredelung, Bindung – insgesamt nur wenige Minuten in Anspruch nehmen, liegen die Lieferzeiten der meisten Anbieter in der Regel bei einigen Tagen bis Wochen, da die wirtschaftliche Ausnutzung der Anlagen – insbesondere vor den Buchmessen und im Weihnachtsgeschäft – zu Wartezeiten der einzelnen Aufträge führt. Viele Anbieter, die zusätzlich zur Herstellung auch die Auslieferung übernehmen, arbeiten deshalb mit kleinen Pufferlagern, um kurzfristig liefern zu können.

Mit der Book-on-Demand-Technik ist auch eine ganz neue Form von Verlagen entstanden, die Dienstleisterverlage. Sie bündeln die Einzelleistungen wie Buchsatz, Coverlayout, Herstellung, Lagerung, Vertrieb und Inkasso. Das Angebot dieser Dienstleister ist sehr gemischt: Manche produzieren alles ohne Ansehen der inhaltlichen, sprachlichen und formalen Beschaffenheit der Werke, andere bieten zunächst eine kostenlose Beurteilung der Manuskripte und sorgen für eine gehobene Qualität der von ihnen produzierten Bücher.

Zukunft

Eine Zukunftsvision ist, Bücher in der Art der Just-in-time-Produktion vor Ort im Buchladen herzustellen. Bisherige Ansätze leiden allerdings vor allem an der Qualität der Umschlagveredelung und Bindung.

Beispiel für eine dafür konzipierte Maschine ist die Espresso Book Machine, die 2007 in den USA eingeführt wurde. Im Februar 2009 wurden Maschinen an neun Standorten weltweit betrieben [1].

Siehe auch

Literatur

Quellen

  1. http://www.ondemandbooks.com/our_ebm_locations.htm

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