Probierstein

Probierstein

Ein Probierstein, auch als Prüfstein bezeichnet, ist ein kleiner Reibstein, der zur Feststellung der Zusammensetzung und des Reinheitsgrades von Edelmetallen benutzt wird.[1]

Inhaltsverzeichnis

Auswahl

Der Probierstein muss so hart sein, dass er etwas von dem zu überprüfenden Metall abschleift und annimmt. Der Stein muss zur besseren Erkennbarkeit der durch das abgeriebene Metall hinterlassenen Striche schwarz sein. Der Stein darf sich nicht von Scheidewasser oder Königswasser auflösen lassen. Diese Eigenschaften weisen schwarze harte Tonsteine auf.[2] Ein guter Probierstein ist gleichmäßig tiefschwarz oder dunkelrot gefärbt. Außerdem ist er feinkörnig und hat keinerlei Flecken oder andere Einschlüsse wie Adern. Da die Striche des Metalls auf allzu glatten Flächen nicht haften, darf die Oberfläche des Probiersteins nicht poliert, sondern nur matt geschliffen sein. Probiersteine bestehen meist aus geschliffenem schwarzem Kieselschiefer, sogenanntem Lydit. Aber auch eingefärbte Steine aus schwarzem Achat eignen sich als Probierstein.[3] Ungeeignet sind Steine aus Marmor oder andere kalkhaltige Steine, da diese nicht beständig gegen Scheidewasser sind und bei Kontakt mit Scheidewasser schäumen und aufbrausen.[4] Schlecht geeignet als Probierstein sind Glas- oder Keramikplatten.[3] Der früher verwendete Probierstein der Alten soll weiß und nicht schwarz gewesen sein.[4]

Behandlung des Steines

Probiersteine müssen sorgfältig rein gehalten werden. Zur Reinigung wird entweder ein Bimsstein oder ein feinkörniger Schleifstein verwendet. Der Probierstein wird zur Reinigung mit Wasser befeuchtet und die Probierstriche werden vorsichtig und ohne Druck mit dem Bimsstein oder dem Schleifstein entfernt. Dabei darf der Probierstein nicht eingeritzt werden, weil ansonsten seine Oberfläche unbrauchbar wird.[5] Ebenfalls geeignet zum Reinigen sind Naturkorken, mit denen man den Stein mit Wasser und unter Verwendung eines nicht ritzenden Scheuermittels reinigt.[3] Der durch das Reinigen entstandene Schlamm wird abgespült und der Stein wird anschließend mit einem weichen Lappen trocken gerieben.[5] Säure ist zur Reinigung nicht geeignet.[3] Zum Schluß wird der Stein noch mit einem dünnflüssigen Öl, z.B. Mandelöl, hauchdünn eingerieben.[5] Früher wurden die Prüfsteine mit einem ganzen Mandelkern abgerieben oder mit einer weichen Kohle abgeschliffen.[2] Von ungefetteten Probiersteinen wird zuviel Material abgetragen, außerdem nehmen ungefettete Steine die Materialstriche nur unvollkommen und meist schwer an. Aus diesem Grund muss die Prüffläche des Prüfsteins einen leichten Öl- oder Fettfilm haben. Zum Fetten des Steines eignet sich auch das menschliche Hautfett. Um übermäßiges Fett vom Stein abzulösen, wird der gereinigte Stein bei Bedarf für mehrere Stunden in eine verdünnten Ammoniaklösung gelegt.[3] Da auf einem verstaubten Stein keine verlässliche Probe vorgenommen werden kann, muss der gereinigte Probierstein an einem staubfreien Ort gelagert werden.[5]

Verwendung

Zur Feststellung des Reinheitsgrades von Edelmetallen wird der Probierstein für die Strichprobe angewendet. Dabei wird das Probestück auf dem Probierstein so gerieben, dass es einen metallischen Strich hinterlässt. Dieser wird mit Strichen verglichen, die von Probiernadeln stammen.[6] Prüfsteine werden überwiegend bei Juwelieren, Goldschmieden und im Schmuck-Geschäft verwendet.[3]

Sonstiges

Die Wendung auf den Prüfstein bringen bezeichnet seit der frühen Neuzeit in übertragenem Sinn eine empirische Untersuchung, nach der eine (theoretische) Annahme bestätigt oder verworfen werden kann. dannenhero halten wir die welt vor einen probierstein gottes, auf welcher der allmächtige die menschen, gleichwie sonst ein reicher mann das gold oder silber probiert. (Grimmelshausen, Simplicissimus).

Einzelnachweise

  1. Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856
  2. a b Der wohlerfahrne Scheid-Künstler, oder practische Anweisung wie man alle Erz und Metalle sonderlich Gold und Silber mit wenigen Kosten und Mühe gleichwohlen aber mit grossen Nutzen probiren und von einander scheiden könne. Frankfurt und Leipzig 1755
  3. a b c d e f Walo Wälchli und Pierre Vuilleumier: Die Edelmetall-Strichprobe.
  4. a b Bergmännisches Wörterbuch. Johann Christoph Stößel, Chemnitz 1778
  5. a b c d Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich. Jahrgang 2001, 136. Verordnung: Punzierungsverordnung
  6. Georg Agricola: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. In Kommission VDI-Verlag GmbH, Berlin

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