Progressive hereditäre Nephritis

Progressive hereditäre Nephritis
Klassifikation nach ICD-10
Q87 Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome mit Beteiligung mehrerer Systeme
Q87.8 Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome, anderenorts nicht klassifiziert
Alport-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Alport-Syndrom, auch Progressive hereditäre Nephritis genannt, ist eine vererbte Krankheit mit fehlgebildeten Kollagenfasern des Typ IV. Es wurde erstmals von Arthur Cecil Alport in Südafrika beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

Das Alport-Syndrom ist die häufigste vererbbare chronisch progrediente Nephropathie mit Nierenversagen. Die Prävalenz beträgt ca. 1:7500, 80 % der Betroffenen sind männlich.

Ursache

Bisher sind 50 verschiedene Mutationen bekannt, die Defekte der α-Kette des Typ-IV-Kollagens bewirken, das in den Basalmembranen des Innenohres und in der Niere vorkommt. Je nach Ort der Mutation können verschiedene Erbgänge vorliegen:

  • In 80 % der Fälle liegt ein X–chromosomal-dominanter Erbgang vor. Die Mutation befindet sich auf Xq–22, betroffen ist das Gen col 4A5.
  • Bei 10 % besteht ein autosomal-rezessiver Erbgang, die Mutation liegt auf Chromosom 2, Genlocus q35–36. Betroffen können die Gene col4 A3 oder col4 A4 sein.
  • Ca. 10 % der Fälle beruhen auf Neumutationen.
  • Sehr selten liegt dem Alport-Syndrom ein autosomal-dominanter Erbgang zugrunde.

Symptome

Das erste Symptom ist meist eine Hämaturie (Blut im Urin), zu der dann eine Proteinurie (Eiweiß im Urin) kommt. Im jungen Erwachsenenalter kommt es in 50 % der Fälle zu einer beidseitigem Innenohrschwerhörigkeit, vor allem im Frequenzbereich 2000-8000 Hz. Bei etwa 10 % kommt es zu Augenveränderungen, meist durch eine kegelförmige Vorwölbung der Augenlinse (Lenticonus) oder Katarakt und Augenhintergrundveränderungen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich die chronisch-progrediente Niereninsuffizienz.

Diagnose

Bei positiver Familienanamnese, Hörstörung und Hämaturie besteht der Verdacht auf Vorliegen eines Alport-Syndroms. Gesichert werden kann die Diagnose durch eine Nierenbiopsie oder eine molekulargenetische Untersuchung.

Therapie

Der Verlauf der Erkrankung wurde bis vor kurzem als schicksalhaft angesehen, obwohl eine molekulargenetische Diagnose im Kleinkindalter noch vor Ausbruch der Erkrankung möglich ist.

Vielversprechende Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine vorbeugende Therapie mit ACE-Hemmern den Verlauf der Nierenerkrankung um mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte hinauszögern kann.

Trotz dieser vielversprechenden Therapieansätze steht zur Zeit keine kausale Therapie zur Verfügung. Die Niereninsuffizienz wird symptomatisch behandelt durch frühzeitige Dialyse. Außerdem sollte, wenn notwendig, der arterielle Blutdruck mit ACE-Hemmern unter 130/80 mmHg gehalten werden, da dies den Fortschritt der Erkrankung verzögert. Als weitere Option kommt die Nierentransplantation in Betracht.

Prognose

Der Verlauf ist bei Männern in der Regel schwerer als bei Frauen, die terminale Niereninsuffizienz tritt um das 25. Lebensjahr ein.

Literatur

  • R. Witkowski: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen: Ursachen, Genetik, Risiken. Springer, 2003, S.101–3. ISBN 3-540-44305-3

Weblinks

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