Provisions of Westminster

Provisions of Westminster

Die Provisions of Oxford (deutsch: Bestimmungen von Oxford bzw. Provisionen von Oxford) vom Juni 1258 und die Provisions of Westminster von 1259 waren ein Reformprogramm, das dem englischen Hochadel weitgehende Rechte gegenüber dem König und zur Kontrolle der Verwaltung Englands einräumte. Die Provisions waren eine Weiterführung der Idee, dass der König nicht alleine mit der Hilfe selbserwählter Ratgeber regieren sollte und dass besonders die effiziente Verwaltung von Steuereinnahmen die Mitbestimmung der Steuerzahler und ihrer Repräsentanten erforderte.

Inhaltsverzeichnis

Die Petition der Barone

Eine Gruppe von Adeligen, darunter Simon de Montford, ein Schwager von König Heinrich III. war der Meinung, dass der König den Interessen Englands schade und daher unter Kontrolle gebracht werden musste. Die Barone verlangten im April 1258 die Einsetzung eines Reformausschusses, bestehend aus vierundzwanzig Personen, die je zur Hälfte vom König und von den Baronen benannt werden sollten. Da der Herrscher politisch auf die Unterstützung des Hochadels angewiesen war und sich außerdem in einer schwierigen finanziellen Lage befand, willigte er schließlich ein.

Die Bestimmungen

Am 11. Juni 1258 traf sich der Ausschuss in Oxford und beschloss folgende Reformen:

  • Die Einsetzung eines aus fünfzehn Personen bestehenden Staatsrates mit der Aufgabe, den König zu beraten, dessen Amtsgebaren zu überwachen und den Staatshaushalt zu verwalten.
  • Die Regelmäßige Abhaltung von "Parliaments" am 29. September, 2. Februar und 1. Juni jeden Jahres. Gemeinsam mit den fünfzehn Mitgliedern des Staatsrates sollten zwölf Vertreter des Volkes, der sogenannten community of the realm, sich mit den Staatsangelegenheiten befassen.
  • Die Wahl eines Justiciars, eines Kanzlers und eines Schatzmeisters, die jeweils dem Parlament Rechenschaft schuldig waren.
  • Die Verwaltungsbeamten der Grafschaften (Sheriffs) sollten aus der Staatskasse bezahlt werden und neue Sheriffs einen Amtseid ablegen.

Durch diese Reformen ging ein großer Teil der Staatsgewalt und der Kontrolle über die Finanzen auf die Barone über. Durch Heinrichs Eid, sich den Bestimmungen zu beugen, wurden diese rechtswirksam. Im Jahr 1259 wurden in den Provisions of Westminster weitere Reformen beschlossen, die unter Anderem das Justizwesen und die Rechte des niedrigen Adels betrafen.

Krieg der Barone

Für einige Jahre beugte sich Heinrich nun widerwillig den neuen Machtverhältnissen. Doch als er sich der Unterstützung des Papstes und Frankreichs sicher zu sein glaubte, versuchte er, die verlorene Gewalt wiederzugewinnen. 1261 entband Papst Alexander IV. Heinrich von seinem Eid, woraufhin dieser die Provisions für ungültig erklärte. Es kam zur Auseinandersetzung zwischen den Anhängern des Königs und den Baronen, welche auf die Einhaltung der Bestimmungen bestanden. In der Folge versuchte der König von Frankreich, Ludwig IX. zwischen den Parteien zu vermitteln. In seiner Mise of Amiens erklärte er die Provisions für Null und Nichtig.

Die Gruppe um Simon de Montford weigerte sich, den Schiedsspruch des französischen Königs anzuerkennen. Es kam zum Bürgerkrieg, den Krieg der Barone, der mit einem Sieg des Königs endete. Durch das Dictum of Kenilworth wurde der Krieg am 31. Oktober 1266 offiziell beendet und die Provisions of Oxford endgültig annulliert, wobei der König jedoch Zugeständnisse hinsichtlich der Auswahl seiner Berater machte und sich verpflichtete, die Rechte der Bevölkerung zu respektieren.

Literatur

Europa im Spätmittelalter 1215–1378; Ulf Dirlmeier, Gerhard Fouquet, Bernd Fuhrmann; ISBN 3486497219

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Provisions of Westminster — The Provisions of Westminster of 1259 were part of a series of legislative constitutional reforms which arose out of power struggles between Henry III of England and his barons. The king s failed campaigns in France (in 1230 and 1242), and his… …   Wikipedia

  • Provisions de Westminster — Les provisions de Westminster, adoptées par le Parlement d Angleterre le 24 octobre 1259[1], complètent les provisions d Oxford de 1258 accordées par Henri III d Angleterre à la suite de la révolte des barons anglais. Elles font partie… …   Wikipédia en Français

  • Provisions d’Oxford — Provisions d Oxford Instituées en 1258 par un groupe de barons dirigés par Simon V de Montfort, 6e comte de Leicester, les Provisions d Oxford sont souvent considérées comme la première constitution anglaise. Les Provisions forcèrent le roi Henry …   Wikipédia en Français

  • Provisions of Oxford — Die Provisions of Oxford (deutsch: Bestimmungen von Oxford bzw. Provisionen von Oxford) vom Juni 1258 und die Provisions of Westminster von 1259 waren ein Reformprogramm, das dem englischen Hochadel weitgehende Rechte gegenüber dem König und zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Provisions of Oxford — The Provisions of Oxford were installed in 1258 by a group of barons led by Simon de Montfort, 6th Earl of Leicester; these documents are often regarded as England s first written constitution. The provisions forced King Henry III of England to… …   Wikipedia

  • Provisions d'Oxford — Instituées en 1258 par un groupe de barons dirigés par Simon V de Montfort, 6e comte de Leicester, les Provisions d Oxford sont souvent considérées comme la première constitution anglaise. Les Provisions forcèrent le roi Henri III d Angleterre à… …   Wikipédia en Français

  • Westminster, First Statute of — A law enacted in 1275 to enforce some of the provisions of Magna Charta and to liberalize the law of England. Dictionary from West s Encyclopedia of American Law. 2005. Westminster, First Statute of …   Law dictionary

  • Westminster, Provisions of — 1259. Under these terms Henry III surrendered control of government to a baronial council with an agenda of institutional reform. The provisions were both revised and reissued by the king in 1263, while a further revision in 1267 produced the… …   Dictionary of Medieval Terms and Phrases

  • OXFORD (PROVISIONS D’) — OXFORD PROVISIONS D’ (1258) Ensemble de textes législatifs et de mémoires rédigés par un comité de vingt quatre membres réunis en parlement pour réformer le royaume et dont la moitié était nommée par le roi, l’autre par les grands féodaux.… …   Encyclopédie Universelle

  • Scottish Westminster constituencies 1918 to 1950 — Provisions of the Representation of the People Act 1918 included reorganisation of representation in the House of Commons of the Parliament of the United Kingdom (Westminster), with new constituency boundaries being first used in the 1918 general …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”