Proštenje

Proštenje
Bäuerliche Kirmes, Hans Bol, 2. Hälfte 16. Jahrhundert
Kerbeborsch bei der traditionellen Kerb

Kirchweih wird seit dem Mittelalter als religiöses Fest anlässlich der Weihe einer christlichen Kirche gefeiert.

Heute spielt der religiöse Kontext meist eine untergeordnete Rolle. Wegen der weiten Verbreitung von Kirchweihfesten und ihrer jeweiligen lokalen Besonderheiten haben sich in den regionalen Dialekten verschiedene Bezeichnungen für die Kirchweih eingebürgert:


In der Schweiz ist der Begriff Chilbi gebräuchlich, bei den Schwaben im rumänischen Banat wird Kerweih verwendet, in den Niederlanden spricht man von Kermis, und in einigen Regionen von Kroatien ist Kirvaj geläufig.


Inhaltsverzeichnis

Datum

Oft wird die Feier des Jahrestages auf den Namenstag des gewählten Schutzheiligen der Kirche gelegt. Es gibt aber auch Kirchtage am Tag der Weihe der jeweiligen Kirche oder am allgemeinen (bayerischen) Kirchtag, das ist der dritte Sonntag im Oktober.

In Bayern wurde bis 1866 in den Städten und Dörfern die Kirchweih am Sonntag vor oder nach dem Festtag des jeweiligen Namenspatrons der Kirche gefeiert. Da die Bevölkerung sich gerne an den jeweiligen Feierlichkeiten der Nachbargemeinden beteiligte, nahm (in den Augen der Obrigkeit) die Anzahl der Vergnügungsveranstaltungen und der damit verbundene Alkoholkonsum überhand. Deshalb wurde die traditionelle "Dorfkirchweih" durch einen zentralen Termin für alle Kirchen im Herbst ersetzt. Der Volksmund gab diesem Festtag den Namen Allerweltskita um deutlich zu machen, dass dieser Feiertag für "alle Welt" und nicht nur die einzelne Kirchengemeinde gilt.

Festverlauf

Im ländlichen Raum bildet die Kirchweih eine wichtige dörfliche Institution, mit den – zumeist unverheirateten – Kirmesburschen (in Franken auch „Ortsburschen“ oder „Kärwaboum“; in Hessen „Kerweborsche“, „Kerbeborsch“, „Kermesborsche“, „Plobursche“ oder „Kerbborsch“ genannt, im Saarland und Rheinland-Pfalz auch „Straußbuwe“ wegen des oft kunstvoll verzierten Kirmesbaums), die das jährliche Fest organisatorisch tragen. Mittlerweile nehmen daran in vielen Dörfern auch Mädchen und junge Frauen teil („Kärwamadla/-madli“).

Im hessischen Odenwald wird die „Kerwe“ traditionell „ausgegraben“, also eröffnet. Die Dorfbewohner ziehen meist freitags oder samstags durch die Ortsstraßen zum Haus des „Kerweparrers“ (Kerwepfarrers), holen diesen ab und gehen gemeinsam zu einem Punkt, an dem eine Flasche oder etwas ähnliches aus dem Boden ausgegraben wird. Mit diesem Ritual ist die Kerwe eröffnet und wird erst wieder durch das Eingraben einer neuen Flasche für das nächste Jahr beendet. Sonntags findet in vielen Dörfern ein Kerwe-Umzug statt, bei dem Gruppen, Vereine und Personen aus dem Ort und der Region mit kreativen Ideen und gestalteten Wagen/Traktoren durch die Straßen ziehen.

Bei der original fränkischen „Kerwa“ bzw. Oberpfälzer „Kirwa“, die man in den Monaten April bis Oktober in vielen Ortschaften findet, dauert die Veranstaltung meist von Freitag bis Montag. Am Freitag finden meist Musikveranstaltungen für die Jugend statt.

"Kärwaboum" mit einem Kirchweihbaum

Am Samstag wird von den ortsansässigen Burschen der „Kirchweihbaum“ aufgestellt. Am Samstag früh fahren sie mit den Traktoren und Anhängern in den Wald, um den vorher ausgesuchten Baum (meist eine Fichte) zu fällen und ins Dorf zu bringen. Der Baum darf beim Fällen nicht durchbrechen, insbesondere der empfindlichen Spitze wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. In manchen Dörfern wird der Baum schon am Freitag "eingeholt" und wird dann über Nacht von den Kärwaboum bewacht, damit dieser nicht von rivalisierenden Kärwaboum aus Nachbarorten, gestohlen oder beschädigt wird. Der Baum wird mit Kränzen, Bändern und Schnitzereien in die Rinde geschmückt. Von der Musikkapelle begleitet, wird der Baum dann am Nachmittag in das Dorf gefahren und vor der Wirtschaft, in der die Burschen verkehren, oder auf dem Dorfplatz unter Benutzung verschieden langer, an einem Ende verbundener Stangen (Schwalben oder Spreizen) wieder aufgestellt. Dieser Vorgang zieht sich meist über mehrere Stunden hin und ist sehr anstrengend, da der Baum über 30 Meter hoch sein kann. Am Sonntag trifft man vereinzelt noch das „Fässla ausgraben“ an.

Dabei wird, wenn es zwei „rivalisierende“ Gruppen von Burschen gibt, ein Bierfass im Garten der jeweils anderen Gruppe versteckt und muss dann von den ortsansässigen Burschen gesucht werden. Schaffen sie es nicht, ist es eine Schmach, wenn die andere Burschenschaft das Bierfass wieder ausgräbt.

Weitere Formen

Eine weitere Form, wie sich rivalisierende Kerweburschen ihre Getränke finanzieren, ist das Kerblies klauen. Die Kerblies, mancherorts auch Kerbeliesel, Kerbonkel, Schlackes oder Lisbeth genannt, ist eine am Kerbbaum aufgehängte Strohpuppe. Diese wacht während der Zeit über die Kerb. Vorrangig nachts kommen auswärtige Kerbbuschen, um die Lies vom Baum zu holen und nach erfolgreicher Tat am nächsten Tag gegen Flüssiges einzutauschen. Das Fällen des Baumes wird jedoch nicht gerne gesehen. Wenn die Lies geklaut wurde, sind die Kerwebuschen am nächsten Tag meist dem Hohn und Spott der vorigen Jahrgänge ausgesetzt, da diesen diese Schmach angeblich „nie passiert“ ist.

Am Montag wird dann der „Betz ausgetanzt“ (teilweise auch der „Kirchweihbaum ausgetanzt“). Dabei suchen sich die Burschen am Montag morgen ein Mädchen aus und tanzen, meist sogar in ortstypischer Tracht. Dabei wird pro Runde ein Blumenstrauß von Paar zu Paar gegeben. Auf einem Wecker wird eine bestimmte Zeit eingestellt, zu der er dann klingelt. Wer zu diesem Zeitpunkt den Strauß hat, ist der „Masta“ (Meister) und muss die Zeche für die Burschen für den ganzen Abend zahlen. Zusätzlich werden nach der Kirchweih alle Burschen und ihre Mädchen bei ihm zum Schnaps- und Kaffeetrinken eingeladen. Oftmals fällt auf den Montag auch die Übergabe der Kirmes an die Kirmesburschen des nächsten Jahrgangs, wobei das Publikum durch zu bestehende Prüfungen derer unterhalten wird.

In manchen Orten gehört zur Kirchweih auch eine Kirchweihpredigt, in welcher Ereignisse des vergangenen Jahres ausgewertet werden. Am Ende des Kirchweihfestes wird dann die Kirchweih (in der Pfalz „Kerweschlumbl“ oder „Kerweliesl“) beerdigt.

Neben der „normalen“ Kerb gibt es in vielen Gegenden noch weitere Abarten dieses Festes. So wird in Büttelborn z. B. die „Spargelkerb“ gefeiert, wo auch eine Spargelkönigin gekürt wird. In den 50er Jahren wurde dort auch die „Kartoffelkerb“ abgehalten. In Trebur gibt es die „Zuckerrübenkerb“.

Kirchweih-Lieder

Analog zu den verschiedenen Bezeichnungen für „Kirchweih“ werden Kirchweih-Lieder in den jeweiligen Dialekten gesungen. Beispiel:

  • Der Kerwemarsch bei der größten Kerb im Landkreis Darmstadt-Dieburg (Die Zimmner Kerb iss do) mit anschließendem Dialog zwischen Kerbvadder und Kerbborsch: „Wem ist die Kerb? – Unser! Vom Nabel bis zum? - Brunser! Un' der is' auch noch? - Unser!“ (Groß-Zimmern – Kreis Darmstadt-Dieburg)
  • „Wem iss die Kerb? – Unser!“ (Westpfalz)
  • „Wem isch die Kerwe? – Unser!“ (Kurpfalz)
  • „Wem is die Kerwe? – Unser!“ (Vorderpfalz)
  • „Wer houd Kirwa? – Mir hom Kirwa!“ (Oberpfalz)
  • "Wenn sei Kerwa is heut ? - Unnera!" (Oberfranken)
  • „Wem iss (werd) die Kerb? – Uss!“
  • „Kirmes, Kirmes, Kirmes is heut!“ (Ober Eichsfeld)
  • „Die Kärwa is kumma, die Kärwa is dou! Die Alten die brumma, die Junga san frou“ (Franken)
  • „Bem is die Kirmes? – Uns!“ (Osthessen)
  • „Wem es de Kemess? – Uus!“ (Nassau)
  • „Hit isch Kilwi, morge isch Kilwi bis am Zischtig Owä, wenn i zue dä Elisabeth kumm, sag i guatä Owä. Guatä Owä Elisabeth, sag mir wo dei Bettstatt steht“ (Baden)
  • „E alde Brauch des muß ich soan, is unser Kerweihfescht un Kerweihboam.“ (Banater Schwaben)

Traditionen

siehe auch: Hauptartikel Kirchweihtraditionen

Kerweschlumpel in Heidelberg-Rohrbach

Traditionell trafen sich Menschen nach der Messe am Marktplatz, um von vorbeiziehenden Händlern Waren zu erstehen. Diese Tradition hielt sich mancherorts bis heute.

Anlässlich der Kirchweihfeste findet neben religiösen Feiern (Gottesdienste, Heilige Messen) oft auch ein Volksfest mit Fahrgeschäften (zum Beispiel Karussells) und sonstige Vergnügungen statt, häufig auch eine Verkaufsmesse für Vieh, andere landwirtschaftliche Produkte oder für Waren aller Art.

Bei der kurpfälzer Kerwe wird der „Kerweschlumpel“-Brauch gepflegt – eine weibliche Strohpuppe nimmt an prominenter Stelle an den Kerwefeierlichkeiten teil und wird von den jungen Männern des Ortes umsorgt. Zum Abschluss der Kerwetage wird die Kerweschlumpel unter großem Wehklagen und nach einer Grabrede des „Kerweparrers“ feierlich verbrannt.

Da sich früher die Kirchweihfeierlichkeiten noch über den Montag hinaus hinzogen, gibt es in Altbayern den Spruch: „A guate Kirta geht bis Irta, und bleibst nacha picka, dann halt bis Micka“ (Eine gute Kirchweih dauert bis Dienstag, und bleibst Du nachher hängen, dann halt bis Mittwoch).

In vielen Dörfern wurde früher darauf Wert gelegt, dass die Kirmesburschen ein Mädchen aus einem anderen Ort wählten. Ein Kirmesbursche, der ein Mädchen aus dem gleichen Ort wählte, musste mit diversen Sanktionen (z. B. Bier ausgeben, in den Schweinestall gesperrt zu werden, etc.) rechnen. Dieser Brauch hat offenbar Bezug zur Vorbeugung gegen Inzucht (siehe auch: Exogamie).

Siehe auch

Weblinks


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