Pseudowut

Pseudowut

Die Pseudowut (auch Pseudorabies, Pseudolyssa, Juckseuche, Juckpest, Infektiöse Bulbärparalyse, Tollkrätze, Morbus Aujeszky, Aujeszky-Krankheit, früher: Aujeszkysche Krankheit ; engl.: mad itch) ist eine durch das Aujeszky-Virus hervorgerufene anzeigepflichtige Tierseuche mit geringer Pathogenität für den Menschen. Der Erreger gehört zur Familie der Herpesviren, Subfamilie Alphaherpesvirinae, Genus Varicellovirus. Er wird auch Pseudorabiesvirus (PRV) oder Suides Herpesvirus 1 (SHV-1) genannt. Sein eigentlicher Wirt sind Schweine (lat.: Suidae), daher der Name des Virus. Die Krankheit ist nach dem ungarischen Tierarzt Aladár Aujeszky benannt.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie und Symptome

Bei nahezu allen Säugetieren verläuft die Infektion tödlich. Primaten und Menschen sind jedoch für das Virus nicht empfänglich. Beim Schwein verläuft sie als zyklische Allgemeininfektion mit Virusausbreitung über Lymph- und Blutgefäße und Nerven. Zentralnervensystem und die Schleimhäute des Respirationstraktes sind bevorzugte Manifestationsorgane. Wie bei allen Herpesinfektionen gibt es bei SHV-1 bei Schweinen eine latente (meist lebenslängliche) Infektion, welche insbesondere unter Stress reaktiviert wird.

Bei Rindern, Hunden, Katzen und Schafen kommt es schnell zu einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung mit zentralnervösen Erscheinungen, bei Rindern und Hunden zusätzlich zu starkem Juckreiz, und danach zum Tod des Tieres. Alle diese sogenannten „Endwirte“ scheiden zu keinem Zeitpunkt das Virus aus und müssen sich via Schwein angesteckt haben (eventuell auch über verseuchte Gerätschaften, verschmutzte Stiefel und so weiter).

Saugferkel zeigen neuronale Symptome mit Ataxien und Krämpfen, meist verenden sie innerhalb weniger Tage. Schweine in einem Alter von mehr als vier Wochen überleben die Krankheit, sie sind die eigentlichen Hauptwirte des Virus. Jüngere Schweine zeigen noch neuronale Symptome, Mastschweine zeigen respiratorische Symptome. Die Krankheit führt in den Schweineproduktionsbetrieben zu großen Verlusten einerseits durch die Ferkelsterblichkeit andererseits durch die verminderten Tageszunahmen und der damit verbundenen verlängerten Mastperioden. Die Ansteckung erfolgt über direkten (von Schwein zu Schwein) oder indirekten Kontakt (Lastwagen nicht gereinigt, Futterlieferanten, Besucher), in seltenen Fällen auch über die Luft. Die häufigste Ansteckungsquelle sind zugekaufte latent infizierte Zuchttiere (Ortswechsel = Stress = Reaktivierung) oder infizierte Mastferkel.

Bekämpfung

Pseudowut ist anzeigepflichtig und wird in vielen Ländern staatlich bekämpft. Sanierungsmaßnahmen beinhalten die Überwachung der Schweinepopulation durch regelmäßige Blutproben, Sanktionen wie Sperrung von Betrieben und Keulung.

Es besteht ebenfalls die Möglichkeit einer Impfung, diese wird in stark verseuchten Gebieten mit Erfolg angewandt, allerdings schützt sie nur vor den Symptomen (keine Verluste für den Bauern), nicht vor einer Infektion. Auch geimpfte Tiere können latente Herpesinfektionen aufweisen und diese gegebenenfalls in eine ungeimpfte Population einschleppen. Daher muss in offiziell anerkannten virenfreien Ländern die Impfung verboten werden (wie z. B. in der Schweiz). Eine große Gefahr stellt die Einschleppung der Krankheit durch Wildschweine in artgerechte Schweinehaltungen (mit Auslauf im Freien) dar.

Pseudowut-freie Länder

Im Jahr 2004 Pseudowut-freie Länder in Europa:

2009 ist in Deutschland zuletzt ein Fall aufgetreten. In Österreich treten nach wie vor Fälle bei Wildschweinen auf, so dass bei der Wildschweinjagd verwendete Hunde ansteckungsgefährdet sein können.[1] 2010 sind in Österreich in Niederösterreich und im Burgenland mehrere Hunde an der Krankheit verstorben. Bei zwei Jagdhunden erfolgte die Ansteckung in einer umfriedeten Eigenjagd, bei einem Jagdhund erfolgte die Ansteckung in freier Wildbahn bei einem Kontakt mit einem Wildschwein.[2]

Aktuelle Daten betreffend der Durchseuchung in Europa und weltweit, auch bezüglich anderer Tierseuchen sind bei der Weltorganisation für Tiergesundheit verfügbar.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. Thaller et al. Nachweis von Aujeszkyscher Krankheit bei einem Hund in Österreich In: Wiener Tierärztliche Monatsschrift 2006, 93:62-67
  2. Weidwerk Ausgabe 1/2011
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