Psittacose

Psittacose
Klassifikation nach ICD-10
A70 Infektionen durch Chlamydia psittaci
Ornithose
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Bei der Ornithose handelt es sich um eine in Deutschland meldepflichtige Tierseuche (Zoonose), die vor allem von Vögeln übertragen wird. Diese schwere, grippeartige Allgemeinerkrankung verläuft in der Regel unter vorwiegender Beteiligung der Lungen (Bronchopneumonie) ab. Wenn dieser Erreger bei Papageinvögeln (Psittaziden) nachweisbar ist, spricht man von Psittakose (Psittacose, Papageienkrankheit). Auch diese Tierseuche ist anzeigepflichtig.

Inhaltsverzeichnis

Erreger

Der Erreger ist das weltweit verbreitete, gram-negative Bakterium Chlamydophila psittaci. Der Erreger ist obligat intrazellulär. Das Reservoir dieses Erregers sind Tiere (Zoonose), insbesondere Vögel (etwa Papageien, Sittiche, Tauben). Die Tiere selbst zeigen, wie bei Reservoirwirten üblich, in der Regel keine oder nur wenige Symptome.

Übertragung

Der Erreger wird in der Regel per Tröpfcheninfektion, also inhalativ durch Einatmen von infektiösem Kot-Staub oder Aerosol aufgenommen. Bei dieser Übertragungsart ist wahrscheinlich der obere Atmungstrakt die Eingangspforte. Eine Übertragung kann auch durch Kontaktinfektion beziehungsweise durch Schmierinfektion erfolgen, wobei fast ausschließlich Menschen mit engem Kontakt zu den infektiösen Tieren angesteckt werden. Bei hochvirulenten (ansteckenden) Stämmen kann in seltenen Fällen auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch vorkommen.

Deshalb kann auch eine Erkrankung bei beruflich exponierten (dem Erreger besonders ausgesetzten) Menschen wie etwa Vogelhändler oder Arbeiter in Geflügelbetrieben als Berufskrankheit anerkannt werden.

Pathogenese

Die Vermehrung des Erregers erfolgt primär wahrscheinlich im respiratorischen Epithel des oberen Respirationstraktes (-> trockener Reizhusten), nach Bakteriämie dann sekundär im sog. retikulo-endothelialem System (RES), vor allem in der Milz (-> Splenomegalie), selten Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung). Die Lunge wird wahrscheinlich erst sekundär über den Blutweg infiziert. Hier kommt es zu dem Bild einer atypischen Pneumonie mit Vermehrung von Lymphozyten, interstitiellem Ödem des Bindegewebes zwischen den typischen Organzzellen, selten mit Nekrosen der Alveolarwand und Hämorrhagien. Das respiratorische Epithel in den Bronchien bleibt intakt.

Diagnostik

Klinisches Bild

Die Diagnose einer Psittakose wird in der Regel anhand des klinischen Bildes bei exponierten Personen gestellt. Im Blutbild wird normalerweise keine Leukozytose (Erhöhung der Leukozytenanzahl) sondern eine leichte Leukopenie (Verringerung der Leukozytenanzahl) von etwa 4000-6000/mm³ mit Linksverschiebung, relative Lymphopenie und eine erhöhte BSG festgestellt.

Serologie

Fluoreszenz-Färbung, Mäusegehirn

Der indirekte Nachweis des Erregers erfolgt am besten anhand von Titerverläufen von Chlamydien-spezifischen Antikörpern im Serum des Patienten (Komplementbindungsreaktion, ELISA). Eine genaue Bestimmung der Chlamydienart kann durch Immunfluoreszenz gegen spezifische Initialkörper erfolgen. Die Kultur des Erregers erfolgt in der Regel nur in Spezial-Laboratorien wegen der Infektiosität des Erregers und der schwierigen Kulturbedingungen.

Differenzialdiagnose

Bei der Differenzialdiagnose kommen andere Erreger in Betracht, die eine atypische Pneumonie auslösen können (etwa Legionärskrankheit, Q-Fieber, Influenza, Chlamydia-pneumoniae-Pneumonie ). Weiterhin sind Typhus, Fleckfieber und allgemeine Sepsis auszuschließen.

Krankheitsverlauf

Verlaufsformen

Je nach Alter und Immunkompetenz (Abwehrbereitschaft des Immunsystems) der Patienten entwickeln sich unterschiedliche Verläufe:

  • inapparent
  • Grippe-ähnlich
  • atypische Pneumonie mit teilweise schweren Verläufen
  • typhöse Form (selten)

Symptome

Die Krankheit beginnt nach einer Inkubationszeit von etwa sechs bis 20 Tagen mit folgenden Symptomen:

  • Gliederschmerzen
  • Schläfen- und Stirnkopfschmerz
  • Kreuzschmerzen
  • Fieber (39° C und mehr)
  • Bradykardie (langsame Schlagfolge des Herzens)
  • nach etwa fünf Tagen Husten, anfangs trockener Reizhusten, später mukopurulent
  • Splenomegalie
  • selten auch Myokarditis, Enzephalitis und Hepatitis, Dyspnoe
  • Grünlicher Durchfall

In der vierten Woche langsamer Fieberrückgang und langsame Erholung; völlige Genesung und Normalisierung der Lunge besonders nach schweren Krankheitsverläufen erst nach vielen Wochen. Nach überstandener Erkrankung wird eine viele Jahre andauernde Immunität erworben.

Unbehandelt oder bei einer Fieberdauer von mehr als drei Wochen verläuft hingegen die Erkrankung besonders bei einer Infektion mit virulenten Erreger-Stämmen oft tödlich (Letalität 20 bis 50 %).

Immunität

Durch zelluläre Immunantwort kommt es zu einer etwa 30 Tage dauernden Immunität, danach ist eine Reinfektion möglich.

Therapie

Eine Erkrankung muss von einem Arzt behandelt werden. In der Regel erfolgt eine Antibiotika-Therapie mit Tetracyclinen, (etwa Tetracyclin, Doxycyclin) oder Makroliden (etwa Clarithromycin, Erythromycin) über zwei bis drei Wochen.

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