- Augustow-Kanal
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Der Augustów-Kanal (poln. Kanał Augustowski) bei Augustów ist eine im 19. Jahrhundert erbaute künstliche Wasserstraße, deren Verlauf polnische und weißrussische Gebiete durchquert.
Als Preußen 1821 ungewöhnlich hohe Zollgebühren für den Transit polnischer Waren durch preußisches Gebiet einführte, war für Polen praktisch der Wasserweg über die Weichsel zur Ostsee abgeschnitten. So wurde Polen gezwungen, nach Alternativen über andere Wasserverbindungen zu suchen. Der polnische General Ignacy Pradzyński entwickelte den Plan, die Flüsse Weichsel und Memel mit einem Kanal zu verbinden und unter Umgehung preußischen Territoriums im Norden eine Verbindung zum russischen Hafen Ventspils zu schaffen. Auch eine südliche Option zum Schwarzen Meer wurde erwogen.
Tatsächlich zur Ausführung kam der Augustów-Kanal, benannt nach der von ihm durchquerten Stadt Augustów im Nordosten Polens. Die Bauarbeiten dauerten von 1823 bis 1839. Wie von Pradzyński vorgesehen, wurde mit dem Kanal eine Verbindung zwischen Weichsel und Memel geschaffen. Das Kanalsystem nahm mit der südlich von Augustów gelegenen Schleuse Dębowo am Fluss Biebrza seinen Anfang und endete nördlich der damals zum russischen Reich gehörenden Stadt Hrodna mit einer Schleuse zum Memelfluss. Die Wasserstraße, die auch mehrere kanalisierte Flüsse einbezog und durch zahlreiche Seen führte, erreichte eine Länge von 101 Kilometern. Zur Überwindung des Höhenunterschieds von 55 Metern wurden 18 Kammerschleusen gebaut. Bei dem polnischen Ort Paniewo wurde eine Zweikammerschleuse errichtet. Die weiteren Ausbaupläne in nördliche bzw. südliche Richtung wurden nicht verwirklicht, auch weil Preußen inzwischen in der Zollfrage Entgegenkommen gezeigt hatte.
Mit der Schaffung des Polnischen Korridors durch den Versailler Vertrag (1919) erhielt Polen wieder unmittelbar Zugang zur Ostsee und der Augustów-Kanal verlor an wirtschaftlicher Bedeutung. Nach der Grenzziehung von 1945 lagen 80 Kilometer des Kanals mit 14 Schleusen auf polnischen Gebiet. Er wird nur noch für den Tourismus und die Sportschifffahrt genutzt. Die polnische Regierung hat bei der UNESCO die Aufnahme des Kanals in die Liste des UNESCO-Welterbes beantragt (Stand 2007). Die seit 1990 auf weißrussischer Seite verlaufenden 21 Kilometer sind ungenutzt, und die Kanalanlagen sind dem Verfall preisgegeben.
Siehe auch
Weblinks
- Beschreibung bei der UNESCO (englisch)
- www.suwalszczyzna.pl (englisch)
53.86666666666722.966666666667Koordinaten: 53° 52′ 0″ N, 22° 58′ 0″ O
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