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Der Ausdruck Mob (engl. „mob“ aufgewiegelte Volksmenge; v. lat.: „mobilis“, beweglich) bezeichnet eine Masse aus Personen des einfachen Volkes bzw. eine sich zusammenrottende Menschenmenge mit überwiegend niedrigem Bildungs- und Sozialniveau (abwertend auch gemeines Volk, Pöbel oder Plebs genannt).
Inhaltsverzeichnis
Definition
Der Ausdruck „Mob vulgaris“ („der gemeine Mob”) wurde von L. Lizerman und A. Freisberg als sarkastische Bezeichnung für untere Gesellschaftsschichten eingeführt. Er wird auch heute noch gelegentlich in polemischer Weise für einen Menschenauflauf benutzt.
Die Bezeichnung Mob bedeutet eine mehr oder weniger bestimmte Gruppe von Personen, die vom Sprecher oder Beobachter mit gemeinsamen negativen Attributen versehen werden oder sich gemeinsam ohne erkennbare Führung gemäß einer Agitation verhalten. Der von sich aus, gruppendynamisch handelnde Mob hat kurzfristige Ziele (Plündern der Bäckerläden, Zulauf zu öffentlichen Hinrichtungen und dergleichen), seine radikale Äußerung ist der Aufruhr, die Emeute. Unter Kindern bildet sich dergleichen (ohne als „Mob“ bezeichnet zu werden) zum Beispiel als anfeuernde Ansammlung um eine Schlägerei auf dem Schulhof.
Der Mob veranstaltete Tumult und Aufruhr, aber er analysierte und diskutierte nicht. „Der Revolutionismus des ‚Mobs’ war primitiv“, urteilte der marxistische Sozialhistoriker Eric Hobsbawm. Der Mob erhob sich für kurze Zeit, machte Krawall, zündelte und randalierte, verlor aber bald Energie und Lust oder wurde von der Staatsmacht zerschlagen - und verfiel danach für längere Zeit in Passivität. Der Mob im engeren Sinne verschwand erst mit dem Aufkommem einer industriellen Arbeiterklasse und ihrer Organisation in sozialistischen Parteien und Gewerkschaften.
Bei Karl Marx wird die Ausschreitung eines Mobs als Aktion des „Lumpenproletariats“ vom Aufstand des „Proletariats“ streng unterschieden. In der Soziologie wird das Handeln des Mobs mit Hilfe der Unterscheidung der „Menge“ von der „Masse“ diskutiert.
Historisch
Der Mob im engeren Sinne war eine typische Erscheinung in den vorindustriellen Städten, zu der Tagelöhner, Bettler, Arme und gesellschaftlich Ausgegrenzte zählten. Diese unterschiedlichen Gruppen würfelten sich immer wieder spontan und unvermittelt zu militanten Protesten zusammen. Es gab dabei aber weder eine feste Organisation, noch eine ideologische Zielsetzung oder gar ein politisches Programm.
Eine spezielle Form des Mobs ist der Lynchmob, der – historischen Quellen zufolge – besonders häufig zu Zeiten der Hexenverbrennungen und im Wilden Westen auftrat. In Filmen und Büchern wird er gerne als eine Meute beschrieben, die klassisch mit Fackeln und Heugabeln bewaffnet ist.
Im Mittelalter suchten solche Mobs vor allem vermeintliche Hexen heim und führten eine Selbst- beziehungsweise Lynchjustiz durch – oder der Lynchmob sorgte dafür, dass diese angeblichen Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Im Wilden Westen entstanden Lynchmobs vor allem, um inhaftierte Verbrecher zur Strecke zu bringen, bevor sie für ein Gerichtsverfahren aus der Stadt gebracht werden konnten.
Das Phänomen der spontanen Bildung von Mobs kann auch für die Verschleierung der tatsächlichen Urheber zielbewusster, geheim zu haltender („klandestine“) politischer Aktionen (wie etwa das Lynchen oder die Verwüstung und Ausplünderung eines Ghettos) ausgenutzt werden.
Organisierte Kriminalität
In den USA bezeichnet „Mob“ insbesondere die organisierte Kriminalität der US-amerikanischen La Cosa Nostra und anderen Banden. Mitglieder und darin involvierte Personen und Cliquen werden als Mobster bezeichnet.
Flashmob
Der Begriff „Blitzauflauf“, meist jedoch englisch „Flashmob“ („flash“ – Blitz; „mob“ – Pöbel), auch „Smart Mob“ („intelligenter Menschenauflauf“, lat. „mobilis“ – beweglich) bzw. „Smart Mobbing“ bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer üblicherweise persönlich nicht kennen. Flashmobs werden über Weblogs, Nachrichtengruppen, E-Mail-Kettenbriefe oder per Mobiltelefon organisiert. Obwohl die Ursprungsidee explizit unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch schon Flashmobs mit politischem Hintergrund.
Fußball-Mob
Der Begriff des Mobs findet sich auch im Fußball, speziell als Terminologie in Fankreisen, wieder. Bei gemeinsam organisierten Märschen (vgl. „mobilis“ = bewegen) wird die Menge oft als Mob bezeichnet. Der Mob erregt dabei Aufmerksamkeit indem gemeinsame Lieder gesungen und Pyroartikel gezündet werden. Der Marsch selbst wird dabei, vor allem in Italien, als Corteo bezeichnet.
Literatur
- José Ortega y Gasset: „Der Aufstand der Massen“. Madrid, 1930
- Dagobert Lindlau: „Der Mob“. dtv, München 1989, ISBN 3-455-08659-4
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