Purim-Fest

Purim-Fest
Kostümierte Purim-Feiernde, Druck aus dem Philologus Hebræo-Mixtus, 1657

Das jüdische Purimfest (פורים Purim von hebräisch Pur, Los, ursprünglich vom akkadischen Wort pūru; jiddisch Purim oder Pirem) wird am 14. (in Städten, die zur Zeit des Propheten Jehoshua eine feste Stadtmauer hatten – heute gilt dies nur für Jerusalem – am 15.) des Monats Adar (Februar/März) des Jüdischen Kalenders gefeiert. Es ist auch bekannt unter dem Namen Schuschan Purim. In jüdischen Schaltjahren wird der Adar verdoppelt; Purim findet in diesem Fall im Adar II statt.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Nach dem Buch Ester versuchte Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag auszurotten. Königin Ester führt jedoch durch Fasten und Gebet die Rettung herbei. In der Synagoge wird aus diesem Anlass ein Gottesdienst gefeiert, bei dem es meist nicht übermäßig ernst zugeht; der ganze Ablauf zielt auf Freude. Dabei wird auch die Festrolle des Buches Ester vorgelesen. Immer wenn der Name Haman fällt, soll von den anwesenden Kindern so viel Krach wie möglich mit Tuten und Rasseln gemacht werden. Dies beruht auf dem Befehl Gottes, den Namen Amaleks, Hamans Vorfahren, zu löschen, nachdem Amalek Israel auf dem Weg zum versprochenen Land behindert hat. Sein Name wurde zum Symbol der Judenfeindschaft für alle Zeiten.

Im Buch Ester ist beschrieben, dass Haman sein Amt als höchster Regierungsbeamter des persischen Königs Achaschwerosch (hebräisch: Xerxes I.) selbstsüchtig ausgenutzt habe. Die königliche Dienerschaft musste vor ihm niederknien. Esters Cousin und Adoptivvater Mordechai habe sich als Jude jedoch geweigert. Aus Rache soll Haman die Vernichtung sämtlicher Juden beschlossen haben. Der genaue Zeitpunkt, der 14. Adar, wurde durch das Los bestimmt – daher auch der Name Purim (= Lose). Ester, die Königin, habe sich aber beim König für die Rettung der Juden eingesetzt, Haman wurde zusammen mit rund 75.000 weiteren Persern abgeschlachtet.

Brauchtum

Die mit Purim verbundenen Bräuche basieren auf folgender Passage aus dem Buch Ester:

„Mordechai schrieb alles auf, was geschehen war. Er schickte Schreiben an alle Juden in allen Provinzen des Königs Artaxerxes nah und fern und machte ihnen zur Pflicht, den vierzehnten und den fünfzehnten Tag des Monats Adar in jedem Jahr als Festtag zu begehen. Das sind die Tage, an denen die Juden wieder Ruhe hatten vor ihren Feinden; es ist der Monat, in dem sich ihr Kummer in Freude verwandelte und ihre Trauer in Glück. Sie sollten sie als Festtage mit Essen und Trinken begehen und sich gegenseitig beschenken, und auch den Armen sollten sie Geschenke geben.“

Ester, 9:20-22

Jerusalem feiert Purim

Im Mittelpunkt steht das Verkleiden mit bunten Trachten und das Veranstalten von Umzügen. Die Stimmung ist ausgelassen. Es werden Geschenke ausgetauscht und große Mengen (vor allem süßer) Festspeisen – wie beispielsweise mit Mohn, Nüssen oder Schokolade gefüllte Hamantaschen oder Nunt – der Jüdischen Küche verzehrt.

Begründungen gibt es viele, warum zu Purim Masken und Kostüme getragen werden. Manches Detail ist sicher zurückzuführen auf die gegenseitige Beeinflussung mit dem christlichen Karneval, der ungefähr zur selben Jahreszeit stattfindet. Eine stärker innerjüdische Begründung basiert auf der Tatsache, dass das Buch Ester eins der Bücher der Bibel ist, in dem der Ausdruck Gott kein einziges Mal genannt wird, zumindest nicht direkt, aber doch in Zusammensetzung von Wörtern. Die jüdische Tradition interpretiert diese Eigenart dahingehend, dass selbst Gott sich zu Purim verkleidet. Dennoch ist in den ausführlichen Details der Erzählung die unverwechselbare Präsenz der göttlichen Vorsehung spürbar. Auf die gleiche Weise soll das Konzept der Maske die Art und Weise ausdrücken, in der Gott die Geschehnisse von Purim lenkte. Er habe sie, obwohl nicht sichtbar, zweifellos gelenkt. Früher verkleideten sich Juden als Ester, Haman usw. Aus der fröhlichen Stimmung des Feiertages heraus wurden dann aber auch andere Kostüme getragen.

Die jüdische Gemeinde von Frankfurt am Main feiert seit 1616 alljährlich am 20. Adar das Fest Purim Vintz, das an die Niederschlagung des judenfeindlichen Fettmilch-Aufstands und an die feierliche Rückführung der zuvor vertriebenen Gemeinde in die Judengasse erinnert.

Purim im Antijudaismus und Antisemitismus

Das Purimfest wurde im christlichen Antijudaismus und Antisemitismus oft karikiert und zum Anlass für Ritualmordlegenden genommen. Damit rechtfertigte der Nationalsozialismus später die Ermordung von Millionen Juden im Holocaust.[1]

Einzelnachweise

  1. Beispiel: Aus dem nationalsozialistischen Hetzblatt "Der Stürmer" vom März 1934 Nr.11, Titel: "Die Mordnacht" - Das Geheimnis des jüdischen Purimfestes ist enthüllt

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Purim — Purim, Fest der Juden im Februar, zum Andenken an ihre Rettung durch Esther und Mardochai; s. Esther …   Herders Conversations-Lexikon

  • Purim — • Jewish feast that commemorates the deliverance of the Jews from Haman Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Purim     Purim     † …   Catholic encyclopedia

  • Purim — Purim, ein erst später eingeführtes jüdisches Fest, zur Erinnerung an die, durch Esther u. Mardachai (daher auch Mardachaische Tage), bewirkte Errettung der Juden von den Verfolgungen Hamans (daher auch Hamansfest), am 14. u. 15. des Adar, im… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Purim — Kostümierte Purim Feiernde, Druck aus dem Philologus Hebræo Mixtus, 1657 Das jüdische Purimfest (פורים Purim von hebräisch Pur, Los, ursprünglich vom akkadischen Wort pūru; jiddisch Purim oder Pirem) wird am 14. (in Städten, die zur Zeit des… …   Deutsch Wikipedia

  • Purim — Pu|rim 〈n.; s; unz.; kurz für〉 Purimfest * * * Pu|rim [auch: pu:rɪm ], das; s [hebr. pûrîm]: im Februar/März gefeiertes jüdisches Fest zur Erinnerung an die im Buch Esther des A. T. beschriebene Errettung der persischen Juden. * * * Pu|rim [auch …   Universal-Lexikon

  • Purim — Pu|rim [auch pu:... ], das; s <hebräisch> (ein jüdisches Fest) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Jüdisches Fest — Jüdische Feste sind: Inhaltsverzeichnis 1 Feste im Jahreskreis 2 Neuere israelische Feiertage 3 Sonstige Festtage 4 Fasttage 5 Literatur 6 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Passah-Fest — Pessach (hebräisch: פסח,aramäisch Pas cha, deutsch „Vorüberschreiten“) gehört zu den zentralen Festen des Judentums. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus der dortigen Sklaverei, mit der sie nach dem Tanach… …   Deutsch Wikipedia

  • Pourim — à Netanya, en 1935 Nom officiel …   Wikipédia en Français

  • Johann Jacob Schudt — (* 14. Januar 1664; † 14. Februar 1722) war protestantischer Theologe und veröffentlichte viele Schriften auch über das Judentum. Obwohl Schudt viele Klischées seiner Zeit übernahm, war er zugleich auch ein Chronist des zeitgenössischen Lebens… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”