PzKpfw IV

PzKpfw IV
Finnischer Panzer IV Ausf. J
Syrischer Panzer IV Ausf. G

Der mittelschwere Panzerkampfwagen IV (Sd.Kfz. 161) war der deutsche Standardkampfpanzer des Zweiten Weltkrieges und wurde in verschiedenen Versionen von 1936 bis 1945 hergestellt.

Von etwa März 1942 an bis zum Eintreffen leistungsfähigerer Kampfpanzermodelle, wie beispielsweise Panther und Tiger, welche in größeren Stückzahlen erst ab Sommer 1943 zur Verfügung standen, kann der Panzer IV – auch auf Grund der relativ hohen Produktionszahlen (8.523 Stück) – als das „Rückgrat der deutschen Panzertruppe“ bezeichnet werden.

Das Stützrollenfahrwerk dieses Panzers diente auch als Basis für viele andere gepanzerte Kampffahrzeuge (Sturmgeschütz IV und andere).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Grundkonzept

Panzer IV
Panzer IV (Siehe auch: Heckansicht)
Turm eines Panzer IV, wahrscheinlich Ausf. D
Panzer IV Ausf. G (Siehe auch: weitere Ansicht)
Rechte Seite (Siehe auch: linke Seite)

Als ursprünglicher Einsatzzweck des Panzers IV galt die Nahunterstützung der eigenen Infanterie, weshalb auf eine besonders hohe panzerbrechende Wirkung der Hauptwaffe anfangs kein großer Wert gelegt wurde. Wichtiger war den Planern vielmehr eine hohe Wirkung gegen weiche Ziele, wie zum Beispiel MG-Nester oder Mörserstellungen, was man durch ein für die damalige Zeit relativ großes Kaliber von 75 mm erreichte. Als Konsequenz daraus wurden Panzer IV der Ausführungen A bis F mit der 7,5-cm-KwK 37 L/24 als Hauptwaffe ausgerüstet. Dieses Geschütz mit seiner kurzen Rohrlänge von 24 Kalibern (24 x 75 mm) verhalf dem Panzer IV dann auch zur Bezeichnung „Stummelrohr“. Das Fahrwerk des Panzers IV war eine sehr effektive Konstruktion mit Rollenwagen und 1/4 Blattfedern. Aufgrund seiner einfachen Komponenten war er schnell und günstig zu produzieren und auch leicht zu warten – im Gegensatz zu beispielsweise den Drehstabaufhängungen des Panzers III.

Kriegsanpassungen

Ein deutscher Panzer IV im Kriegseinsatz in Griechenland
Turmfront eines P IV Ausführung D mit beschädigter Kanone und weiteren Trefferschäden

Schon 1940 zeigte sich, dass der Panzer IV mit den stärker gepanzerten alliierten Kettenfahrzeugen (wie beispielsweise mit den Matilda I und bestimmten französischen Panzerfahrzeugen wie den Char B1) deutliche Probleme hatte. Dies fiel im Frankreichfeldzug jedoch nicht stärker ins Gewicht, da solche Gegner durch andere Panzertypen, wie beispielsweise durch den Panzer III, aber auch durch eigene Luftunterstützung ausgeschaltet werden konnten. Da nach der damaligen deutschen Panzerkampfdoktrin die Vernichtung von Feindpanzern dem Panzer III zugedacht war, wurde auf der deutschen Seite dieser Problematik keine Beachtung geschenkt und die Bewaffnung des Panzers IV vorerst nicht weiter verstärkt. Als jedoch im Laufe des Russlandfeldzugs die deutsche Panzertruppen mit dem überraschenden Auftreten der überlegenen russischen T-34, KW-1 und KW-2 konfrontiert waren und schwere Verluste hinnehmen mussten, wurde rasch eine Kampfwertsteigerung aller Hauptmodelle (Panzer III und Panzer IV) angestrebt. So wurde beim Panzer III die Panzerung verstärkt und eine Hauptwaffe mit der für den Turm maximal möglichen Länge (5-cm-KwK 39 L/60) eingebaut. Bezüglich des Panzers IV mit dem etwas größeren Turm bedeutete die Kampfwertsteigerung vor allem den Austausch der Hauptwaffe, sodass ab März 1942 die Ausführung F statt der bisherigen 7,5-cm-KwK 37 L/24 nun die längere 7,5-cm-KwK 40 L/43 erhielt. Panzer IV der Version F mit der ursprünglichen kurzen Kanone wurden nun als Version F1 bezeichnet, während diejenigen Panzer IV, die bereits die leistungsfähigere längere Kanone erhielten, die Bezeichnung F2 erhielten. Soweit möglich, wurden auch bereits an der Front befindliche Panzer IV auf die neue Kanone um- oder nachgerüstet. Dies geschah durch die divisionseigenen Panzerinstandhaltungseinheiten; so mussten die umzurüstenden Panzer im Normalfall nicht in die Heimat zurückgeführt werden. Nachdem ab Sommer 1942 geringe Konstruktionsänderungen vorgenommen worden waren, wurden die nun fertiggestellten Exemplare als Ausführung G bezeichnet. Auch wurden alle noch existierenden Ausführungen F2 nun offiziell in Ausführung G umbenannt. Zusätzliche Panzerung, mit der 7,5-cm-KwK 40 L/48 eine nochmals längere Hauptwaffe und Seitenschürzen kamen ab 1943 bei den letzten Produktionsmodellen der Ausführung G und der dann in Produktion gehenden Ausführung H zum Einsatz.

Noch existierende ältere und mindestens der Ausführung D entsprechende Panzer IV wurden oft mit einer der beiden längeren Kanonen, Zusatzpanzerung und Schürzen nachgerüstet. Wie bei fast allen deutschen Panzern wurde auch hier ein Überzug aus Zimmerit angebracht, der das Anbringen magnetischer Hafthohlladungen unmöglich machen sollte. Ab Mitte 1944 wurde diese Neuerung wieder verworfen, da der zunehmende Gebrauch von Hohlladungsgeschossen durch die Alliierten den auch für die ausführenden Soldaten höchst riskanten Einsatz von Haftminen unnötig machte. Den Höhepunkt der Entwicklung bildete die ab Frühjahr 1943 gebaute Ausführung H. Die letzte Ausführung J stand im Juni 1944 dann ganz unter dem Einfluss der Materialknappheit: Die elektrische Schwenkvorrichtung wurde zugunsten einer rein manuellen Vorrichtung eingespart, die Auspuffanlage wurde auf sogenannte Flammvernichter reduziert, außerdem wurden die Stahlseitenschürzen durch Drahtgeflechtschürzen („Thoma-Schilde“) ersetzt. Die Motorisierung wurde niemals wesentlich verbessert, worunter Beweglichkeit und Reichweite litten, da das Fahrzeuggewicht stetig zunahm. Das Leistungsgewicht des Panzers IV verschlechterte sich trotz des Einbaus stärkerer Motoren vom Modell A mit 14,4 PS/t auf 12 PS/t beim Modell H.

Kriegsende

Panzer IV mit Seitenschürzen und Tarnanstrich in Russland im Sommer 1944

Ab dem Jahr 1944 geriet der Panzer IV auf dem Gefechtsfeld zunehmend ins Hintertreffen, im Vergleich zu den schwereren Tigern und Panthern überzeugte er aber immer noch durch seine höhere Zuverlässigkeit. Ferner konnte er aufgrund seiner weiten Verbreitung in der Panzertruppe relativ leicht und schnell instand gesetzt werden. Er war in den Händen seiner oft weit erfahreneren Besatzungen vor allem für die Panzer der Westalliierten weiterhin ein sehr gefährlicher Gegner. Oftmals hilfreich war dabei auch die optische Ähnlichkeit der späten Versionen mit dem Tiger I und die daraus resultierende abschreckende Wirkung.


An der Ostfront erwies sich der Panzer IV hingegen in den letzten Kriegsjahren gegenüber den deutlich besser gepanzerten und bewaffneten russischen Panzern der Typen KV-85, IS sowie SU/ISU als unterlegen, konnte aber mit den zahlreicheren T-34 aufgrund seiner präziseren Kanone weiterhin mithalten. Selbst im Jahre 1945 war er aufgrund seiner Stückzahl immer noch das „Rückgrat der deutschen Panzertruppe“.

Abwandlungen

Jagdpanzer IV

Der Panzer IV war für die Wehrmacht insbesondere deshalb von so hoher Bedeutung, weil seine robuste Grundkonstruktion lange Zeit das Potenzial für Anpassungen und Verbesserungen bot und das Fahrgestell die Konstrukteure in die Lage versetzte, neue Spezialfahrzeuge für die verschiedensten Verwendungszwecke zu produzieren, bis bessere Entwicklungen abgeschlossen waren. Entsprechend viele Varianten gab es auf der Basis des normalen oder modifizierten Fahrgestells des Panzers IV:

  • Beobachtungspanzer IV Auf. J, Modifizierung von etwa 90 Stück der Ausführung J, zusätzliche Funkgeräte und optische Sichtgeräte
  • Befehlspanzer IV Ausf. H/J, zusätzliche Funkgeräte zur Kommunikation mit Luftwaffeneinheiten und anderen Bodentruppen
  • Sturmgeschütz IV, modifizierter Aufbau des StuG III auf Fahrgestell Panzer IV Ausführung H/J
  • verschiedene Panzerjäger (beispielsweise Jagdpanzer IV)
  • verschiedene Flakpanzer („Möbelwagen“, „Wirbelwind“, „Ostwind“, „Kugelblitz“)
  • Sturmpanzer IV „Brummbär“ (Sd.Kfz. 166)
  • Panzerabwehrgeschütz, Selbstfahrlafette Nashorn (Sd.Kfz. 164)
  • gepanzerte Artillerie, Selbstfahrlafette Hummel (Sd.Kfz. 165)
  • Bergepanzer
  • Munitionspanzer, u.a. für den 54/60-cm-Mörser KARL
  • Brückenleger (nur wenige Prototypen)
Syrischer Panzer IV Ausf. J, erbeutet durch die israelische Armee im 6-Tage-Krieg

Nach dem Krieg befanden sich noch einige Panzer IV im Besitz der tschechischen Armee, die diese an verschiedene arabische Armeen verkaufte, welche dieses Fahrzeug erneut einsetzten (beispielsweise 1967 in Syrien), wenngleich sich nun deutlich zeigte, dass er nicht mehr auf der Höhe der Zeit und daher gegnerischen Panzern auch gänzlich unterlegen war. Interessant ist, dass ein syrischer Panzer IV von den Israelis erbeutet, dann den USA geschenkt wurde und heute in einem Museum in den USA zu besichtigen ist.

Ausführungen

  • Panzer IV Ausf. A (1937–1938, 35 produziert)
  • Panzer IV Ausf. B (1938, 42 produziert)
    • stärkere Panzerung
    • stärkerer Motor
  • Panzer IV Ausf. C (1938–1939, 138 produziert)
    • kleine Verbesserungen
  • Panzer IV Ausf. D (1939–1940, 229 produziert)
    • stärkere Seitenpanzerung
  • Panzer IV Ausf. E (1940–1941, 223 produziert)
    • stärkere Front- und Seitenpanzerung
  • Panzer IV Ausf. F1 (1941–1942, 462 produziert)
    • Vereinfachungen bei der Herstellung
  • Panzer IV Ausf. F2 (1942, 175 produziert)
    • stärkere KwK (PAK 40 L/43)
  • Panzer IV Ausf. G (1942–1943, 1687 produziert)
    • stärkere Turmpanzerung
    • außerdem Verbesserungen für den Einsatz im Winter
  • Panzer IV Ausf. H (1943–1944, 3774 produziert)
    • geringfügig länger
    • längere Kanone (nun L/48 anstatt L/43) und Verstärkung der Panzerung
    • zusätzliche senkrechte 6 mm dicke Panzerplatten, die den Turm eckiger erscheinen ließen. Daraus resultierte die häufige Verwechselung mit dem Tiger.
    • erstmals 5 mm dicke Panzerschürzen aus Weichstahl als Abstandspanzerung, die zur Abwehr von Hafthohlladungen bzw. Hohlladungsgeschossen ca. 38 cm vom Rumpf entfernt angebracht wurden. Die einzelnen Abschnitte waren 114×99 cm groß und reichten von der Oberkante der Laufräder bis zur Oberkante des Aufbaus.
  • Panzer IV Ausf. J (1944–1945, 1758 produziert)
    • Ersatz des Motors zum Drehen des Turmes durch Einbau eines zusätzlichen Treibstofftanks
    • Panzerschürzen teilweise aus einem Drahtgeflecht (Thomaschürzen nur in Nibelungenwerken gefertigt), aber genauso effektiv

Im März 1945 waren noch folgende Panzer IV vorhanden: 1491 Stück mit der L/48-Waffe, 80 mit der kurzen Kanone L/24, 70 Beobachtungs- und 88 Befehlspanzer, 18 Bergefahrzeuge und 42 Munitionsschlepper und Instandsetzungsfahrzeuge.

Technische Daten

Maybach 12-Zylinder-Panzermotor HL 120
  • Fahrgestell-Nr.:
    • 80101–80135 (A)
    • 80201–80245 (B)
    • 80301–80440 (C)
    • 80501–80748 (D)
    • 80801–181023 (E)
    • 82001–82614 (F)
    • 82370–82650 (F2)
    • 82651–84400 (G)
    • 84401–91500 (H)
    • 91501–? (J)
  • Bewaffnung:
    • 7,5-cm-KwK 37 L/24 [1] bei Ausf. A bis F1
    • 7,5-cm-KwK 40 L/43 [1] bei Ausf. F2 bzw G (1942)
    • 7,5-cm-KwK 40 L/48 [1] bei späten Ausf. G (1943), H und J
    • in allen Versionen immer mind. zwei 7,92-mm-MG 34
  • Motor:
    • Maybach HL108, V12-Ottomotor mit 230–250 PS bei Ausf. A
    • Maybach HL120, V12-Ottomotor mit 265–300 PS ab Ausf. B
  • Gewicht:
    • Ausf. A bis C: 18 bis 20 t
    • Ausf. D bis F1: 20 bis 22 t
    • Ausf. F2 bis J: 23 bis 25 t
  • Panzerung:
    • bis 35 mm bei Ausf. A bis D
    • bis 60 mm bei Ausf. E und F
    • bis 80 mm bei G bis J
  • Besatzung: 5

[1] 7,5-cm-KwK 37 L/24 bedeutet 7,5-cm-Kampfwagenkanone 37 mit 24-facher Kaliberlänge; sprich 7,5 cm x 24 = Länge des Rohres.

Durchschlagsleistung der Hauptwaffen

Auf 500 m betrug die Durchschlagsleistung bei einem Auftreffwinkel von 30° :

  • 7,5-cm-KwK 37 L/24 – 38 mm (panzerbrechende Munition)
  • 7,5-cm-KwK 40 L/43 – 91 mm (Panzergranate 39)
  • 7,5-cm-KwK 40 L/43 – 108 mm (Pzgr 40 mit Wolframkern, nur in geringen Stückzahlen vorhanden)
  • 7,5-cm-KwK 40 L/48 – 96 mm (Panzergranate 39)
  • 7,5-cm-KwK 40 L/48 – 120 mm (Pzgr 40 mit Wolframkern, nur in geringen Stückzahlen vorhanden)
  • unabhängig vom Geschütz konnten mit verschiedenen Hohlladungsgranaten 70, 75 oder 100 mm durchdrungen werden.

Literatur

  • F. Senger und Etterlin & F. M. von Sen Etterlin: Die deutschen Panzer 1926–1945, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5988-3
  • Walter J. Spielberger: Der Panzerkampfwagen IV und seine Abarten, Motorbuchverlag, ISBN 3-87943-402-6
  • Horst Scheibert: Waffen-Arsenal – Panzerkampfwagen IV, Band 14, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0025-7
  • Horst Riebenstahl / Horst Scheibert: Waffen-Arsenal – Kampfpanzer IV (Lang) im Einsatz, Sonderband S-35, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0501-1
  • Armin Böttger: Im Panzer – Ich kam durch, Flechsig-Verlag, ISBN 3-88189-590-6
  • George Forty: Die deutsche Panzerwaffe im Zweiten Weltkrieg , Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-5327-1

Siehe auch

Weblinks


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