- Püttbier
-
In Jever (Friesland) und einigen benachbarten Orten wird alljährlich am Montag nach Heilige Drei Könige (6. Januar) das Püttbierfest gefeiert.
Die Tradition geht auf die Jeversche Brunnen-Verordnung zurück, die die Stadtbehörde Jever unter dem Fürsten Friedrich August von Anhalt-Zerbst (1734–1793) am 9. Oktober 1756 erließ. In dieser Verordnung wird geregelt, wie die Jeveraner für ihre öffentlichen (publiquen) Brunnen (niederdeutsch Pütten, von lat. puteus) zu sorgen haben.
Zu jedem öffentlichen Brunnen gehört eine Püttacht, ein abgegrenzter Stadtbezirk von ursprünglich 15 bis 20 Häusern, die den Brunnen zu unterhalten und zu pflegen hat. Am Montag nach Heilige Drei Könige wählen die Mitglieder jeder Püttacht ihren Püttmeister (Brunnenmeister). Der amtierende Püttmeister übergibt das Püttbuch (Rechnungsbuch für Einnahmen und Ausgaben) und die Brunnengeräte an seinen Nachfolger. Zu den Brunnengeräten gehört auch der Söker, ein Haken zum Herausholen von in den Brunnen gefallenen Gegenständen, der als Sinnbild der Würde des Püttmeisters gilt. Auf Kosten des neuen Püttmeisters wird dann gefeiert und werden Püttbierlieder gesungen. Das älteste Püttbier-Liederbuch ist die Veröffentlichung Sechs Jeversche Püttbier-Lieder von A. W. Cramer aus dem Jahr 1820.
Mit der Einführung moderner Wasserleitungen verloren die Brunnen ihre Funktion für die Wasserversorgung der Bevölkerung. Als nachbarschaftlicher Volksbrauch wird das Püttbierfest aber weiterhin begangen.
Literatur
- Karl Fissen: Jever. Volkskundliches aus einer kleinen Stadt und ihrer Landschaft, Jever 1960, S. 185–191
Weblinks
Wikimedia Foundation.