- Qatar
-
دولة قطر
Daulat Qatar
Staat KatarFlagge Wappen Amtssprache Arabisch Hauptstadt Doha Staatsform Absolute Monarchie Staatsoberhaupt Scheich Hamad ibn Chalifa Al Thani Regierungschef Scheich Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani Fläche 11.437 km² Einwohnerzahl 928.635 (2008) Bevölkerungsdichte 81,2 Einwohner pro km² BIP nominal (2007)[1] 67.763 Mio. US$ (61.) BIP/Einwohner 72.849 US$ (3.) HDI 0,875 (35.) Währung 1 Katar-Riyal (QR) = 100 Dirham Unabhängigkeit 18. Dezember 1878, 1. September 1971 (von Großbritannien) Nationalhymne as-Salam al-amiri Zeitzone UTC+3 Kfz-Kennzeichen Q Internet-TLD .qa Telefonvorwahl +974 Das Emirat Katar (arabisch قطر Qatar, DMG Qaṭar) ist ein Staat im Nordosten der Arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Die schmale und ovale Halbinsel grenzt im Süden an Saudi-Arabien. Von Süden nach Norden dehnt sich das Land rund 180 km, von Westen nach Osten 80 km aus. Das Staatsgebiet schließt einige Inseln ein.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Salzsümpfe und Wüstenstreifen trennen Katar von der Arabischen Halbinsel. Die Salzpfannen (Sabkhas) auf Meeresniveau sind Relikte aus der Zeit, als Katar noch eine Insel war. Erst durch eine leichte Hebung des Landes entstand die Verbindung zum arabischen Festland. Aus diesen Sümpfen steigt nach Norden das sanft gewellte Hügelland empor, das für ganz Katar prägend ist. Im Westen, nahe der Stadt al-Kirana, erreicht das Gelände im Dschabal Duchan mit 106 m seinen höchsten Punkt. Nach Osten fällt das Land sanft zum Meer ab. Das überwiegend flache Land ist von Geröll- und Kieswüste geprägt. Sanddünen kommen nur vereinzelt, meist an der Küste im äußersten Südosten, vor. Die Küste wird von mehreren langgestreckten Buchten gegliedert. Besonders der Ostseite sind zahlreiche Korallenriffe vorgelagert. Das Grundwasser hat einen hohen Salzgehalt; Trinkwasser wird in Meerwasser-Entsalzungsanlagen gewonnen. Im Südosten befindet sich die Meereslagune Chaur Udaid.
(siehe auch: Geographie Katars)Klima
Mit dem geringen Jahresniederschlag von unter 100 mm gehört Katar zu den trockensten Landschaften der Erde. Aufgrund der Nähe zum Persischen Golf ist das Klima ganzjährig schwül, subtropisch und heiß. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 85 %. Im Sommer sind Temperaturen von 45 °C keine Seltenheit, im Winter sinken sie auf durchschnittlich 17 °C. Allerdings sind gerade in den letzten Wintern auch Temperaturen unter 10 Grad häufiger vorgekommen. Häufig weht der trocken-staubige Nordwestwind Schamal.
Flora und Fauna
Katar ist unfruchtbar und verödet, unwirtlicher noch als die anderen arabischen Wüstenstaaten. Nur im Norden, wo die Niederschläge noch etwas häufiger sind, wachsen Wüstenhyazinthen, Palmen und Dornbüsche. Nach dem seltenen Regen sprießen Gräser und Kräuter hervor, treiben Blüte und Frucht in sehr kurzer Zeit und verdorren sofort wieder. In den Salzpfannen wachsen spärliche salzliebende Gräser und Sträucher (Halophyten).
Nur wenige Tierarten - Wüstenspringmäuse, Igel, Geckos und Warane - können unter den extremen Lebensbedingungen der Wüste existieren. Zugvögel rasten im Winter an der nördlichen Küste. Es gibt etwa 30 einheimische Vogelarten. Für die gefährdeten Oryxantilopen wurde südlich von Doha ein Wildpark errichtet. Die Gewässer des Persischen Golfes sind sehr fischreich. Manchmal sind sogar Pottwale, Delfine und die sehr seltenen Seekühe aufzufinden. An der Nordküste befinden sich westlich von Ras Laffan Eiablagestrände von Meeresschildkröten.
Im Wildpark al-Wabra befinden sich 50 der 80 in menschlicher Obhut lebenden Spix-Aras.
Bevölkerung
Etwa 80 % der Einwohner Katars sind Ausländer. 34 % sind indischer und pakistanischer, 16 % iranischer und 5 % sonstiger Abstammung. 45 % der Einwohner stammen aus anderen arabischen Ländern. Das Bevölkerungswachstum lag zwischen 1994 und 2004 bei 4,2 %. Der Anteil der unter 15-Jährigen betrug 2004 22,3 %. Im selben Jahr lebten 92 % der Einwohner in Städten. Die Lebenserwartung lag bei 74 Jahren. 77 % (darunter auch Wahhabiten) der Einwohner gehören dem sunnitischen Islam an. Der sunnitische Islam ist Staatsreligion. Unter den Ausländern herrschen Schiiten vor; ferner gibt es einen beträchtlichen Anteil an Hindus und 70.000 Christen in Katar.[2] Amtssprache ist Arabisch, Handelssprachen sind Persisch und Englisch. Daneben werden Urdu und andere indoarische Sprachen gesprochen.
Als Staat mit einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt besitzt Katar ein sehr gutes soziales Fürsorgesystem, Hilfsbedürftige erhalten feste monatliche Bezüge. Die medizinische Versorgung ist gut und steht kostenlos zur Verfügung. Es gibt keine allgemeine Schulpflicht, der Unterricht ist aber auf allen Ausbildungsstufen kostenlos; die Analphabetenrate betrug 2004 11 %. Seit 1973 besitzt Katar eine eigene Universität. Die größten Städte sind (Volkszählung 1. März 2004): Doha 338.760 Einwohner, ar-Rayyan 259.223 Einwohner, Umm Salal 27.703 Einwohner, al-Wakra 25.905 Einwohner, al-Chaur 17.642 Einwohner, adh-Dhachira 13.969 Einwohner und asch-Schahhaniyya 11.001 Einwohner.
Siehe auch: Liste der Städte in Katar
Jahr Einwohner 1950 47.000 1960 59.000 1970 111.000 1978 201.000 Jahr Einwohner 1986 369.000 1996 658.000 2004 744.000 2005 863.051 Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Katars
Das Gebiet des heutigen Emirats Katar wies in früheren Jahrtausenden noch eine reichhaltige Vegetation auf und war bereits in der Steinzeit besiedelt. Im 5. Jahrtausend v. Chr. erlebte Katar eine Blütezeit. Klimaveränderungen führten zum Entstehen der heutigen Wüstenlandschaft und einer Abwanderung der Bevölkerung. In den folgenden Jahrtausenden wurde Katar nur sporadisch besiedelt. Im 5. Jahrhundert n. Chr. hatte das Christentum Einzug in der Region gehalten, mit Ankunft des Islams verschwand es aber zwei Jahrhunderte später fast völlig von der Arabischen Halbinsel.[2]628 n. Chr. schlossen sich die Bewohner Katars dem Propheten Muhammad an und traten zum Islam über. Aber auch in der Folgezeit hatte das Land wegen des fehlenden Wassers kaum eine Bedeutung. Von sporadischen Handelssiedlungen an der Küste abgesehen, war das Land nur von Beduinen bewohnt. Um 1760 zogen nomadisierende Beduinenstämme von ihren angestammten Weidegebieten im Inneren der Arabischen Halbinsel in das Gebiet des heutigen Katar. Zu diesen Beduinen gehörte auch die Sippe Al Thani, die das Dorf al-Bid gründete, das heutige Doha. Scheich Muhammad Al Thani gewann allmählich die Macht über die Wüstenhalbinsel und wurde zum Begründer der heutigen Dynastie. Die folgenden 100 Jahre waren durch Machtkämpfe mit der Sippe der Al Chalifa gekennzeichnet, die aus dem heutigen Kuwait auf die Halbinsel drang und die Siedlung az-Zubara gründete. 1783 gelang den Al Chalifa die Eroberung von Bahrain, worauf sich ein Großteil des Stammes auf der Insel niederließ.
Ende des 18. Jh. fielen saudische Wahhabiten, Anhänger einer streng orthodoxen islamischen Sekte, auf der Halbinsel ein und eroberten zeitweilig al-Bid. Seit dieser Zeit bestehen enge Bindungen zu Saudi-Arabien. Bis weit in die 50er Jahre des 19. Jh. war die Küste von Katar wie die der heutigen Vereinigten Arabischen Emirate berüchtigt als „Piratenküste“. Erst das Eingreifen der britischen Ostindien-Kompanie, die ihre Handelswege nach Indien bedroht sah, bereitete der Seeräuberei ein Ende. 1867 kam es erneut zu einem heftigen Kampf um die Herrschaft in Katar zwischen den Al Thani und den Al Chalifa von Bahrain. Großbritannien intervenierte und erzwang einen Frieden. Im folgenden Jahr wurde ein Schutzvertrag zwischen Katar und Großbritannien abgeschlossen, wodurch das Land unter britischen Einfluss geriet. Diese Anerkennung der Al Thani führte zu einer endgültigen Trennung von Katar und der Insel Bahrain (18. Dezember 1878, Nationalfeiertag). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchten die Osmanen ihre Ansprüche auf Katar verstärkt durchzusetzen. So wurden Teile des Landes besetzt. Daraufhin wandte sich Qasim Al Thani um Hilfe an die Wahhabiten. Großbritannien schritt 1913 erneut ein, um den osmanischen Einfluss und den der Wahabiten auszuschalten. 1915 mussten die letzten osmanischen Truppen das Land verlassen. In der Folgezeit setzte Großbritannien seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss verstärkt durch. Nach 1930 brach der Perlenhandel im Golf durch das Aufkommen japanischer Zuchtperlen weitgehend zusammen. Dies führte zu einer schweren Wirtschaftskrise, die viele Katarer zur Auswanderung zwang.
Allerdings erfolgten schon 1939 die ersten Erdölfunde, wodurch die Ölförderung bald das neue wirtschaftliche Standbein Katars wurde. In der Folgezeit ging mit wachsendem Reichtum eine tiefgreifende Modernisierung in Staat und Wirtschaft vor sich. Als Ende der 60er Jahre die Briten den Abzug der Truppen „östlich von Sues“ für 1971 ankündigten, proklamierte Katar am 1. September 1971 seine Unabhängigkeit und lehnte damit, wie Bahrain, einen Anschluss an die Vereinigten Arabischen Emirate ab. Gleichwohl kam ein Freundschaftsvertrag mit Großbritannien zustande. Auch nahmen die Scheichs von Katar nun den Titel eines Emirs an. Im selben Jahr wurde mit dem Nord-Feld das größte Erdgasfeld der Welt entdeckt. Schon 1972 wurde Emir Ahmad ibn Ali durch Chalifa ibn Hamad (1972–1995) gestürzt, der sich in der Folgezeit verstärkt um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Ansiedlung von Industrie bemühte. Die absolute Herrschaft der Dynastie blieb aber weiter bestehen. 1977 wurden alle Erdöl- und Erdgasgesellschaften verstaatlicht. 1981 wurde mit Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Saudi-Arabien und Kuwait der Golf-Kooperationsrat gegründet. 1995 wurde Chalifa ibn Hamad von seinem Sohn Hamad ibn Chalifa (seit 1995) gestürzt, der mit der Einleitung von Reformen begann. Seit 1998 ist Katar der Sitz des Hauptquartiers der US-Truppen im Nahen Osten und war auch Kommandozentrale im Krieg der USA gegen den Irak im März 2003.
Politisches System
Am 30. April 2003 stimmten die Einwohner Katars der ersten Verfassung seit der Unabhängigkeit von Großbritannien zu, die 2005 in Kraft trat. Ihrzufolge ist Katar eine absolute Monarchie (Emirat). Staatsreligion ist der Islam. Der Emir ist zugleich Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der exekutiven und legislativen Gewalt; auch die Regierung ist ihm allein verantwortlich. Ein Parlament oder politische Parteien existieren nicht. Der König ernennt lediglich die 35 Mitglieder der Beratenden Versammlung (Madschlis asch-Schura). Das Land gliedert sich in fünf Regionen. Fünf Gerichte urteilen „im Namen des Emirs“, daneben gibt es Gerichte für religiöse Fragen.
Wahlrecht und Karrierechancen für Frauen gehören ebenso zu der angestrebten Politik, wie die Beibehaltung der traditionellen Familienstrukturen. Die Gründung der Education City und die Fortentwicklung der University of Qatar in Kooperation mit verschiedenen Universitäten weist einen aussichtsreichen Weg. Außenpolitisch versucht man eine pragmatische und liberale Balance zwischen den arabischen Staaten und Organisationen und Israel, das eine ständige Handelsvertretung in Katar unterhält. Katar ist Mitglied der UN, der Arabischen Liga, der OAPEC und der OPEC.
Bildungspolitik
Das Herrscherhaus forciert die Bildung der Bevölkerung und hat mit den grundlegenden Bildungsrichtlinien eine zukunftsweisende Richtung vorgegeben. Das Herrscherpaar selbst hat eine moderne Erziehung genossen und den Wert einer breiten Volksbildung erkannt. Seit 2004 wird daher das Bildungssystem grundlegend reformiert. Das Programm wurde unter das Motto "Bildung für eine neue Zeit" gestellt. Vor allem bei traditionell erzogenen jungen Männern ist der Drang nach vertiefter Bildung noch unterentwickelt, junge Frauen dagegen folgen dem Vorbild ihrer Scheichin mit Begeisterung. Die Lage: noch 1970 waren zwei Drittel der Bevölkerung über 15 Jahre Analphabeten, heute liegt die Rate bei den Jüngeren unter 10 %. Finanziert wird das öffentliche Bildungsprogramm aus einer eigens dafür reservierten Ölquelle, der "Quelle der Bildung", die unter dem Dach der "Katar-Stiftung" sprudelt. Auch private Schulen und Hochschulen blühen in Katar, sie werden ebenso bis zu 100 % aus dem staatlichen Topf finanziert, sofern sie die strengen Qualitätskriterien erfüllen. Besondere Merkmale der privaten Schulen sind die Koedukation und die konsequente Zweisprachigkeit: Arabisch und Englisch. Beim Lehrpersonal ist der kleine Staat auf Anwerbungen aus dem Ausland angewiesen, das gilt sowohl für allgemeinbildende Schulen als auch besonders für die Hochschulen.
Die 1973 gegründete University of Qatar in Doha folgt angelsächsischen Mustern: in sechs Colleges und einer Medizinfakultät können Bachelor- und Mastergrade erworben werden. Eine Besonderheit ist, dass nebeneinander sowohl das westliche Rechtswesen als auch das islamische Recht (u. a. Scharia) und die historischen islamischen Studien betrieben werden können. Unter den 7.660 Studierenden im Wintersemester 2005/6 hatte die Universität mit ca. 70 % einen bemerkenswert hohen Frauenanteil. Außerdem haben sechs namhafte ausländische Universitäten kleinere "Ableger" vor Ort eingerichtet.
Militär
Katar besitzt eine Gesamtarmee von 11.800 Soldaten, diese gliedern sich in Heer (8.500), Marine (1.800) und Luftwaffe (1.500). Die Luftwaffe erwarb in Frankreich Flugzeuge des Typs Mirage 2000.
Verwaltung
Die Verwaltungsgliederung Katars besteht aus zehn Verwaltungseinheiten (arabisch: baladiyah), die sogenannten Governorate oder Provinzen:
- Doha
- al-Ghuwairiyya
- al-Dschumailiyya
- al-Chaur
- al-Wakra
- ar-Rayyan
- Dschariyan al-Batna
- Madinat asch-Schamal
- Umm Salal
- Musai'id
Wirtschaft
Die wichtigsten Erwerbsquellen sind Erdöl, Erdgas, Düngemittel sowie die bezahlte Bereitstellung von Truppenlagerplätzen und Ruhezonen für die US Army. 2004 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 20 % gewachsen. 0,2 % davon werden in der Landwirtschaft, 62,2 % in der Industrie und 37,6 % im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. 2001 waren 2 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, 38 % in der Industrie und 60 % im Dienstleistungssektor beschäftigt. Die Inflation lag 2005 im Durchschnitt bei 4,5 %. Katar ist das reichste Land Asiens.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft kann trotz ehrgeiziger Regierungsprojekte die Inlandsnachfrage nur zu einem geringen Prozentsatz decken. Lediglich 0,3 % des Staatsgebiets sind als Ackerland ausgewiesen, das künstlich bewässert werden muss. Hauptanbauprodukte sind Tomaten, Kürbisse, Getreide, Datteln, Gemüse und Zitrusfrüchte. Die einst rein nomadische Viehwirtschaft wurde durch den Aufbau von Viehfarmen umstrukturiert. Der Fischfang wird weiter ausgebaut.
Perlen
Der Perlenhandel war seit der Dilmunkultur 3200 v.Chr., die auf Bahrein beheimatet war und Handelsbeziehungen bis nach Indien aufwies, die wichtigste Einnahmequelle Katars, bevor die Naturperlen durch billigere Zuchtperlen ersetzt wurden und viele Menschen dadurch ihre Existenzgrundlage verloren. Davor hatte der Perlenhandel regelrecht geboomt.
Bodenschätze
Der Energiebedarf wird im wesentlichen durch Erdöl und Erdgas gedeckt. Daneben verfügt Katar über abbauwürdige Kalkstein-, Kies-, Ton- und Gipsvorkommen.
Erdöl
Als 1938 erstmals Öl am Jabal Dhukan gefunden wurde, bot sich Katar die Chance einer neuen Einnahmequelle, um die Verluste durch den zusammengebrochenen Perlenhandel auszugleichen. Bereits ein Jahr danach begann die kommerzielle Förderung, aufgrund des Zweiten Weltkrieges verließ jedoch erst 1949 katarisches Öl das Land. In der Folge kam es zu einem Ölboom. 1961 trat Katar der OPEC bei. Katar wurde stark modernisiert und quasi aus dem Mittelalter direkt in die Neuzeit katapultiert, was mit einem gesellschaftlichen Umbruch einherging. Gastarbeiter kamen vor allem aus Pakistan, Sri Lanka, Nepal sowie von den Philippinen ins Land, bis heute insgesamt etwa 600.000 Menschen. Die Bevölkerung wuchs dadurch gewaltig und mittlerweile übersteigt die Zahl der Ausländer im Land die der Einheimischen. 1972 übernahm der Staat die Ölgesellschaften. Katar war somit das erste kleine Erdölförderland am Golf, das über hundert Prozent seiner Vorkommen selbst verfügte. Steigende Ölpreise ließen auch Katar immer reicher werden und sorgten für ein sehr hohes Pro-Kopf-Einkommen. Die Gesamtölreserven werden auf 3700 Millionen Barrel geschätzt (1 Barrel = 159 Liter).
Erdgas
Der Reichtum Katars liegt im Erdgassektor. Katar besitzt nach Iran das drittgrößte Erdgasvorkommen der Erde. Unter dem Meeresgrund liegt das North Gas Field, das mit 381.000 Milliarden Kubikfußreserven das größte Naturgasfeld der Erde ist. Katar besitzt alles in allem laut Angaben von QP (QatarPetrol): „900 Trillion Cubic Meter Gas“. Katar hat sich in den letzten Jahren eine weltweit führende Rolle in der Gasverarbeitung erarbeitet. Das Zentrum der Gasindustrie ist die im Norden gelegene Ras Laffan Industrial City. Dabei gibt es zwei Betriebe, die im Gasgeschäft vertreten sind. Durch die Indienststellung einer neuen Erdgasverflüssigungsanlage wird der wirtschaftliche Abtransport des Erdgases ermöglicht. Die Hauptabnehmer sind die GCC-Staaten. Wegen steigender Nachfrage exportiert Katar immer mehr Erdgas. Bis 2012 will Katar unter anderem 50 Milliarden US-Dollar investieren, mit dem Ziel dann täglich die weltweit höchste Erdgas-Förderquote zu erbringen.
Industrie
Zu den Industriebetrieben zählen ein Stahlwerk, eine Düngemittelfabrik, eine petrochemische Anlage, eine Getreidemühle und Meerwasserentsalzungsanlagen, deren wichtigste Standorte Mesaid und Ras Laffan sind.
Außenhandel
2005 importierte Katar Güter im Wert von 7,3 Mrd. US-$, darunter zu 28 % Luftfahrzeuge und -teile, 21 % Maschinen und Ausrüstungen, 12 % Grundstoffe, 6 % Transportmittel und -ausrüstungen, 5 % chemische Produkte, 3 % Messtechnik und Optik, 3 % Textilien, 2 % Zement, Eisen und Baustoffe, und zwar zu 30 % aus Frankreich, 11 % aus den USA, 11 % aus Saudi-Arabien, 7 % aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, 6 % aus Deutschland, 6 % aus Japan, 6 % aus Großbritannien und 3 % aus der Volksrepublik China.
Das Land exportierte 2005 Güter im Wert von 26,7 Mrd. US-$, darunter zu 52 % Erdöl, zu 35 % Erdgas, zu 10 % chemische Produkte und zu 2 % Eisen und Stahl, und zwar zu 42 % nach Japan, zu 16 % nach Südkorea, zu 9 % nach Singapur, zu 5 % nach Indien und zu 3 % in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Infrastruktur
Das gut ausgebaute Straßennetz umfasst etwa 1.300 km. Es bestehen Straßenverbindungen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Die bedeutendsten Häfen sind Ras Laffan, wo neben Stückgut- und Containern im Wesentlichen Gas verladen wird, und Mesaid, wo Massengut und Stückgut sowie Öl umgeschlagen werden. Der Hafen der Hauptstadt Doha wird hauptsächlich von Dhaus angelaufen, die auf den traditionellen Routen des Persischen Golfes, jedoch auch bis Südindien verkehren. Eine neue kleine Hafenanlage in der Bucht von Doha ermöglicht auch hier den Umschlag von Stückgut und Containern. Die Häfen von al-Chaur (nördlich Doha) und al-Wakr (südlich Doha) sind im Wesentlichen Fischereihäfen mit geringem Küstenschifffahrtsverkehr. Ar-Ruwais an der Nordküste ist ein reiner Fischereihafen. Der internationale Flughafen von Doha wird täglich von mehreren europäischen Hauptstädten aus angeflogen und beherbergt die Fluggesellschaft Qatar Airways. Der Tourismus ist volkswirtschaftlich bedeutungslos.
Zurzeit entstehen mehrere spektakuläre Bauprojekte, zum Beispiel eine 400 Hektar große künstliche Insel namens „The Pearl“. Diese künstliche Insel befindet sich 20 km nördlich des internationalen Flughafens. Der Flughafen selbst wird z. Zt. ca. 2 km nordöstlich des bestehenden auf neu aufgeschüttetem Land neu gebaut. Dieser neue Flughafen wird für die Landung der A380 ausgelegt und wird die Funktion als Drehscheibe internationaler Fluglinien weiter ausbauen.
Zwei Brückenbauwerke sollen die Abhängigkeit von Saudi-Arabien reduzieren. Die Freundschaftsbrücke mit einer Länge von 45 km soll Katar mit Bahrain verbinden. Die zweite Brücke soll eine Verbindung zu den Vereinigten Arabischen Emiraten herstellen.
Kultur
Die Gesellschaft Katars ist streng islamisch geprägt, denn die einheimische Bevölkerung hängt dem orthodoxen sunnitisch-wahhabitischen Islam an. Der Islam ist Staatsreligion. Nach außen hin gibt sich das Land jedoch liberal.
Sport
2005 fanden die West Asian Games in verschiedenen Sportstätten statt. 2006 wurden die Asian Games in Katar veranstaltet. Motorrad-Weltmeisterschaftsrennen werden im neugebauten Motodrom nördlich Doha durchführt. In Doha findet alljährlich Anfang Januar das ATP Doha Tennisturnier der Männer statt. 2005 und 2006 siegte dort der Schweizer Roger Federer. Zudem bewarb sich Doha um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2016, schied jedoch in der Vorausscheidung aus.
Im Radsport bildet die Tour of Qatar mit dem Auftaktrennen Doha International GP Ende Januar eine wichtige Station beim Aufgalopp der Rad-Profis, große Stars wie zum Beispiel auch Erik Zabel nutzen dieses Rennen gern; im Januar 2007 liefern sich die Sprint-Asse Tom Boonen (Vorjahressieger und ehemaliger Weltmeister, Quick Step) und Alessandro Petacchi (Milram) die ersten Duelle der Saison.
Sport spielt generell eine große Rolle im gesellschaftlichen Leben von Katar, mit dem Bau der Aspire Sports Academy im Jahre 2004 entstand in Doha eine der weltweit größten Trainings- und Wettkampfstätten für Spitzensportler.
Seit 2004 finden auf dem Losail International Circuit bei Doha Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft sowie zur Superbike-Weltmeisterschaft statt. 2008 wurde dort in der Motorrad-WM das erste Nachtrennen ausgetragen
Medien
Der arabische Nachrichtensender al-Dschazira hat seinen Sitz in Katar. An englischsprachigen Zeitungen werden gelesen: „The Peninsula“, die „Gulf Times“ und die „Khaleej Times“ aus Dubai. Zunehmend sind auch sozialkritische Artikel zu lesen, in denen es insbesondere um die Lage der nicht-katarischen Arbeiter geht.
Ende 2005 wurde berichtet [3], dass die monopolistische Qatar Telecom (Qtel) im eigenen Datennetz Audio- und Videokommunikationsdienste wie MSN Messenger, Yahoo Messenger oder Google Talk sperrt, was von einer Sprecherin des Unternehmens auch bestätigt wurde. Besonders brisant ist dieses Vorgehen, da etwa 80% der Einwohner Katars Ausländer sind (Gastarbeiter etc.), für die diese Art der Kommunikation die einzig bezahlbare darstellt. Dies scheint jedoch teilweise wieder gelockert, bzw. aufgehoben worden sein (Stand Nov. 2006), da man zumindest über Skype ohne Einschränkung telefonieren und chatten kann.
Hingegen erfahren einige Internetseiten eine Zensur. Beim Aufruf mancher Seiten wird der Nutzer auf eine Seite der Qatar Telecom Qtel weitergeleitet. Dort findet man den Hinweis, „This Site has been Blocked...by Internet Qatar as the content contains materials which are prohibited in the State of Qatar.“ Zensur-Seite Dies erfolgt u. a. beim Aufruf von Seiten mit pornographischen bzw. sexuellen Inhalten, allerdings auch bei z. B. dem Aufruf der Yahoo-Groups und ähnlicher Communities.
Literatur
- Erich Follath: Katar. Wie Dubai, nur exklusiver. in: Der Spiegel. Hamburg 2006, 28 (10.7.), S. 100ff. ISSN 0038-7452
Weblinks
- Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Katar
- Offizielle Seite der Regierung
- Katar Map
- Botschaft des Staates Katar in Berlin
- Ausführliche Darstellung von Katar
- Wetter und Klima in Katar (Seite des staatlichen Wetterdienstes)
Einzelnachweise
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ a b Radio Vatikan: Katar: Neue Kirche in der Wüste 30. März 2007
- ↑ heise online: Qatar Telecom zensiert Chat und VoIP auf http://www.heise.de/newsticker/meldung/67781 13. November 2006]
Mitglieder der Arabischen LigaÄgypten | Algerien | Bahrain | Dschibuti | Irak | Jemen | Jordanien | Katar | Komoren | Kuwait | Libanon | Libyen | Marokko | Mauretanien | Oman | Palästina | Saudi-Arabien | Somalia | Sudan | Syrien | Tunesien | Vereinigte Arabische Emirate
Mitgliedstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC)Angola | Algerien | Ecuador | Indonesien | Irak | Iran | Katar | Kuwait | Libyen | Nigeria | Saudi-Arabien | Venezuela | Vereinigte Arabische Emirate
Mitgliedstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)Afghanistan | Ägypten | Albanien | Algerien | Aserbaidschan | Bahrain | Bangladesch | Benin | Brunei | Burkina Faso | Dschibuti | Elfenbeinküste | Gabun | Gambia | Guinea | Guinea-Bissau | Guyana | Indonesien | Iran | Irak | Jemen | Jordanien | Kamerun | Kasachstan | Katar | Kirgisistan | Komoren | Kuwait | Libanon | Libyen | Malaysia | Malediven | Mali | Marokko | Mauretanien | Mosambik | Niger | Nigeria | Oman | Pakistan | Palästina | Saudi-Arabien | Senegal | Sierra Leone | Somalia | Sudan | Suriname | Syrien | Tadschikistan | Togo | Tschad | Tunesien | Türkei | Turkmenistan | Uganda | Usbekistan | Vereinigte Arabische Emirate
Staaten in AsienAfghanistan | Ägypten1 | Armenien | Aserbaidschan | Bahrain | Bangladesch | Bhutan | Brunei | China, Volksrepublik | Georgien | Indien | Indonesien2 | Irak | Iran | Israel | Japan | Jemen | Jordanien | Kambodscha | Kasachstan3 | Katar | Kirgisistan | Kuwait | Laos | Libanon | Malaysia | Malediven | Mongolei | Myanmar | Nepal | Nordkorea | Oman | Osttimor | Pakistan | Philippinen | Russland3 | Saudi-Arabien | Singapur | Sri Lanka | Südkorea | Syrien | Tadschikistan | Thailand | Turkmenistan | Türkei3 | Usbekistan | Vereinigte Arabische Emirate | Vietnam | Zypern, Republik
Abhängige Gebiete:
Britisches Territorium im Indischen Ozean (Britische Überseegebiete) | China, Republik (Taiwan) | Hongkong (SVZ der VR China) |
Macao (SVZ der VR China) | PalästinaUmstrittene Gebiete:
Abchasien | Bergkarabach, Republik | Südossetien | Türkische Republik Nordzypern1 Liegt größtenteils in Afrika. 2 Liegt zum Teil auch in Ozeanien. 3 Liegt zum Teil auch in Europa.
25.26944444444451.212777777778Koordinaten: 25° N, 51° O
Wikimedia Foundation.