RIM-7

RIM-7
Eine RIM-7 Sea Sparrow beim Start

Die RIM-7 Sea Sparrow ist ein schiffgestütztes, radargesteuertes Flugabwehrsystem mittlerer Reichweite, welches auf der luftgestützten AIM-7 Sparrow basiert. Hergestellt wird sie von dem US-Konzern Raytheon.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

In den frühen 1960er Jahren begann die US Navy mit der Entwicklung eines Flugabwehrsystems für den Einsatz auf Schiffen, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung von Anti-Schiff-Raketen gelegt wurde. Es wurde BPDMS (Basic Point Defense Missile System) genannt und sollte als Standard-Selbstverteidigungssystem auf Schiffen eingesetzt werden. Anfänglich sollte dies durch eine Modifikation des vorhandenen MIM-46 Mauler-Systems realisiert werden. Da dessen Entwicklung aber 1965 eingestellt wurde, entschied man sich eine modifizierte AIM-7E Lenkwaffe als Basis zu verwenden. Die daraus entstandene RIM-7E5 Sea Sparrow-Rakete war in fast jedem Bereich mit der luftgestützten Version identisch. Der Flugkörper wurde von einem Starter des Typs Mk 25 verschossen und wurde 1967 eingeführt.

Technik

An Bord der USS John F. Kennedy werden RIM-7 Raketen in einen Mk 29-Starter geladen.

Die Sea Sparrow ist weitestgehend mit der luftgestützten AIM-7 Sparrow identisch. Ein besonderes Merkmal ist jedoch die Lenkung mit zwei parallel arbeitenden CW-Feuerleitradaren. Das erste Radar mit einem kleinen Öffnungswinkel dient wie bei der Sparrow dazu, dass Ziel zu beleuchten und so einen präzisen Zielanflug zu gewährleisten. Das zusätzliche zweite Radar besitzt hingegen einen relativ großen Öffnungswinkel und dient zum herausfiltern der Clutter, welche durch die Meeresoberfläche entstehen. Diese Technik wurde eingeführt um die effektive Bekämpfung von tieffliegenden Zielen wie etwa Anti-Schiff-Raketen zu ermöglichen. Diese Technik konnte jedoch erst mit der RIM-7F Block I voll genutzt werden.

Des Weiteren verfügt die Sea Sparrow auch über einen Boden-Boden-Modus, welcher die Bekämpfung von Oberflächenzielen ermöglicht. Dies ist typisch für schiffgestützte Boden-Luft Lenkwaffen aus US-Produktion. So wurde ein solcher Modus auch für die Standard Missile-Luftabwehrrakete eingeführt. Aufgrund des relativ kleinen Gefechtskopfes von 40 kg können lediglich kleinere Schiffe effektiv bekämpft werden. So wurden in Übungen schon Schlauchboote mithilfe der Sea Sparrow versenkt.

Zukunft

Die Sea Sparrow war die erste US-Luftabwehrrakete welche speziell zur Bekämpfung von Anti-Schiff-Raketen konzipiert wurde. Diese haben sich jedoch maßgeblich weiterentwickelt, besonders im Bereich Wendigkeit und Geschwindigkeit. Ein Beispiel hierfür ist die SS-N-22 Sunburn, welche im Endanflug starke Manöver mit hoher Geschwindigkeit durchführt. Da schon die luftgestützte Sparrow mit solchen Zielen Probleme hatte ist davon auszugehen, dass die Sea Sparrow gegenüber einer solchen Rakete keine hohe Trefferwahrscheinlichkeit erzielen würde. Auch die Mindesteinsatzhöhe der Sea Sparrow von 6 Metern limitiert den Einsatz gegen moderne Raketen, die meist nur 2 bis 5 Meter über dem Wasser fliegen. Aufgrund dieser Defizite wurde eine neue Lenkwaffe entwickelt, welche auch fortschrittliche Anti-Schiff-Raketen effektiv bekämpfen kann: Die RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile, auch ESSM genannt. Sie ist eine grundlegende Weiterentwicklung der Sea Sparrow, von der nur noch einige Teile des Lenksystems übernommen wurden. Im Nahbereich wird die Sea Sparrow seit den 1990er Jahren durch das RIM-116 RAM-System ergänzt.

Trotz der Nachteile des Systems befindet sich die Sea Sparrow noch auf vielen Schiffen im Einsatz, hauptsächlich aus Kostengründen. Die ESSM kann nämlich auch in Verbindung mit dem Mk 29-Starter genutzt werden, so dass bei einer Umrüstung keine umfassenden Umbauten im Bereich der Starter vorgenommen werden müssen. Allerdings müssen die Radar- und Lenksysteme an die ESSM angepasst werden, was teilweise zu erheblichen Mehrkosten führen kann.

Varianten

Abschuss einer RIM-7H von der USS Hewitt 1983
Eine RIM-7P trifft ein Übungsziel (Schlauchboot)
  • RIM-7E5: Urversion, welche sich nur unwesentlich von der AIM-7E unterscheidet.
  • RIM-7F: Eine weiter fortgeschrittene Version, die aber kaum produziert wurde, da man sich auf die Entwicklung einer schiffgestützten Variante der AIM-7M konzentrierte.
    • RIM-7F Block I: Tests zeigten, dass die Sea Sparrow Probleme bei der Bekämpfung tieffliegender Anti-Schiff-Raketen hatte, welche inzwischen die größte Bedrohung für die amerikanische Flotte darstellten. Daher wurde diese Variante geschaffen, die auf eine zusätzliche Radarführung im Tiefflugbereich und einen verbesserten Näherungszünder zurückgreifen konnte. Dadurch konnten nun auch Ziele unter 15 Metern bekämpft werden.
    • RIM-7F Block II: Bei dieser Version wurden die ECCM-Kapazitäten ausgebaut. Sie umfasst allerdings nicht die Verbesserungen, welche bei den Block I-Raketen eingeführt wurden.
  • RIM-7H: Diese Variante wurde mit modifizierten Tragflächen ausgestattet, damit sie in den kleineren Mk 29-Starter passte. Sonst weist sie aber die Eigenschaften einer RIM-7E5 auf und ist weniger leistungsfähig als die RIM-7F.
  • RIM-7M: Durch weitere Anpassungen konnte die Sea Sparrow nun mit dem typischen 8-fach Mk 29-Starter abgefeuert werden. Technisch war sie praktisch identisch mit der AIM-7M und vereint die Fähigkeiten der RIM-7F Block I und Block II.
  • RIM-7P: Diese neue Variante ist wie die luftgestützte AIM-7P in zwei Blocks unterteilt worden:
    • RIM-7P Block I: Bei dieser Version wurde die Leistung im Tiefflug und der Näherungszünder verbessert. Durch das „Jet Vane Control“-System kann die Rakete nun auch aus Mk 41 VLS-Startern verschossen werden, wobei pro Startzelle vier Lenkflugkörper untergebracht werden können.
    • RIM-7P Block II: Hierbei wurden die Computerkomponenten modernisiert, welche nun über mehr Speicherbandbreite und ein EPROM und einen neuen Näherungszünder verfügten. Auch die Software erfuhr ein umfangreiches Update so dass die Leistung gegenüber tieffliegenden Zielen in Verbindung mit dem neuen Zielsystem signifikant gesteigert wurde. Auch die ECCM-Kapazitäten wurden ausgebaut.
  • RIM-7R: Dies sollte die seegestützte Entsprechung der AIM-7R werden, welche mit einem zusätzlichen Infrarot-Suchkopf aus der AIM-9 Sidewinder ausgestattet werden sollte. Das Programm wurde aber genau wie die luftgestützte Version aus Kostengründen abgebrochen.
  • RIM-7T: Hierbei handelt es sich um die inoffizielle Bezeichnung für die nächste Sea Sparrow-Generation, der RIM-162 ESSM.

Plattformen

Kreuzer: Ticonderoga-Klasse

Zerstörer: Spruance-Klasse, Arleigh-Burke-Klasse, Murasame-Klasse, Hatsuyuki-Klasse, Asagiri-Klasse, Shirane-Klasse, Okpo-Klasse

Fregatten: Wielingen-Klasse, Tromp-Klasse, Kortenaer-Klasse, Oslo-Klasse, Knox-Klasse, Anzac-Klasse, Halifax-Klasse, Brandenburg-Klasse, Bremen-Klasse, Karel-Doorman-Klasse

Versorgungsschiffe: Supply-Klasse, Wichita-Klasse, Sacramento-Klasse

Flugzeug- / Hubschrauberträger: Forrestal-Klasse, Iwo-Jima-Klasse, Tarawa-Klasse, Wasp-Klasse, Nimitz-Klasse, USS Enterprise, Kitty-Hawk-Klasse

Technische Daten

Eine RIM-7P wird während einer Übung an Bord der USS Abraham Lincoln abgefeuert.
RIM-7M Sea Sparrow
Kenngröße Daten
Hauptfunktion    Boden-Luft-Rakete mittlerer Reichweite
Hersteller    Raytheon
Länge    3,98 m
Durchmesser    20,3 cm
Spannweite    102 cm
Startgewicht    228 kg
Geschwindigkeit    Mach 4
Antrieb    einstufiger Raketenmotor
Maximale Reichweite     20 - 30 km
Minimale Reichweite    ca. 1,5 km
Max. Bekämpfungshöhe    15.240 m
Min. Bekämpfungshöhe    6 m
Lenkung    Semi-Aktiv
Gefechtskopf    40 kg Splittersprengkopf, hochexplosiv
Zündung    Radar-Annäherungzünder
Stückkosten    165.400 US-$

Vergleichbare Systeme

Weblinks


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