- Radio Prague
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ČRo 7 – Radio Praha (deutsch: Radio Prag) ist das Auslandsprogramm von Český rozhlas (ČRo), des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Tschechischen Republik. Das Programm wird am Hauptsitz des Senders in der Hauptstadt Prag produziert. Der im Jahre 1936 gegründete Sender spielte als der frühere Auslandsdienst der Tschechoslowakei bis Ende Dezember 1992 eine wichtige Rolle in der Geschichte dieses nunmehr historischen Staates. Radio Prag gehört zu den bekanntesten und traditionsreichsten Auslandssendern auf Kurzwelle überhaupt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zum ersten Mal sendete der damals tschechoslowakische Rundfunk (Československý Rozhlas) am 31. August 1936 ein Auslandsprogramm auf Kurzwelle vom alten Sendegebäude in Poděbrady, welches in den Jahren 1920-21 als Außenzemtrum für die Drahtlose Telegraphie innerhalb des im Jahre 1918 gegründeten Staates gebaut worden war. Das internationale Hörfunkprogramm aus Prag wurde daraufhin schnell europaweit bekannt und gehört heute seit Jahren zu den traditionsreichsten seiner Art.
In den Jahren bis 1939 galt der Prager Sender als wichtige propagandafreie Informationsquelle aus Mitteleuropa, bis in jenem Jahr nach Besetzung der sogenannten Rest-Tschechei durch die Wehrmacht, die Unabhängigkeit der Slowakei als Vasallenstaat des Deutschen Reichs sowie der Einrichtung des Reichs-Protektorats Böhmen und Mähren am 15.März 1939 die Tschechoslowakei zum ersten Mal aufgelöst wurde. Der Prager Sender geriet daher unter die Kontrolle der nationalsozialistischen Machthaber des Deutschen Reichs und die eigenständigen internationalen Sendungen auf Kurzwelle wurden unterbrochen. Anders als im Reich wurde den privaten Radios im Protektorat die Kurzwellen-Empfangskreise entfernt - das Hören entsprechender Sendungen aus dem Ausland war ebenfalls unter schwere Strafe gestellt.
Der Rundfunk war als das wirksamste Medium in Gestalt von Radio Prag ein aktiver Teilnehmer am vom Tschechischen Widerstand organisierten Prager Aufstand vom 5. bis 8. Mai 1945. Dieser gegen das nationalsozialistische Besatzungsregime in Böhmen und Mähren gerichtete Aufstand begann mit einem als Wortspiel gesendeten Aufruf zu den Waffen der Widerstandskämpfer als auch der Bürger der Stadt auf Lang- und Mittelwelle. Der Aufstand wurde zum Teil zu einer Schlacht um die Kontrolle des Gebäudes vom Prager Rundfunk selbst (Schlacht um den Tschechischen Rundfunk), wobei auf beiden Seiten über einhundert Personen ihr Leben ließen. Die Sendungen gingen indes ohne Unterbrechung weiter und auch der eigentlich längst stillgelegte Kurzwellensender wurde wieder in Betrieb genommen. Der am 6. Mai von diesem an die bereits im Raum Pilsen auf tschechischem Gebiet stehenden Westalliierten Streitkräfte gerichtete Appell um Beistand blieb von diesen aufgrund zuvor getroffenen Abmachungen mit der Sowjetunion jedoch unbeachtet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reichs sowie der darauf folgenden Wiederherstellung der Tschechoslowakei wurden die Kurzwellensendungen für das Ausland noch nicht sofort wieder aufgenommen, da es erstmal galt geringe Schäden zu beheben sowie andere Umstände vorher zu bereinigen. Eine diesmal eher weniger rühmliche Rolle spielte der Prager Sender bei der Vertreibung der Deutschen Bevölkerung von Prag sowie dem restlichen Böhmen und Mähren, indem er wiederum einen diesmal jedoch ganz offenen Aufruf an die tschechische Bevölkerung sendete, mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Prag zu beginnen. Diesem Aufruf folgten diverse Bürger sowie viele ehemalige Widerstandskämpfer und beteiligten sich daraufhin aktiv an den zum großen Teil gewalttätig verlaufenen Vertreibungsaktionen in der Stadt sowie dem Umland bevor diese auf das ganze Land übergriffen.
Seit dem Rücktritt von Staatspräsident Edvard Beneš und der endgültigen kommunistischen Machtübernahme im Frühjahr 1948 (Februarputsch) war Radio Prag für das neue Regime des Landes ein wichtiges Fenster nach Außen und etablierte sich nach einiger Zeit erneut unter den wichtigsten internationalen Rundfunksendern auf Kurzwelle. Der Auslandsdienst wurde erweitert und um einige weitere Sendesprachen ergänzt. Eine Besonderheit war jedoch, das den Hörern nicht gesagt werden durfte, wo der entsprechende Sender genau stand bzw. woher die entsprechende(n) Sendung(en) genau kam(en), da dies wie auch die meisten anderen Detail-Informationen bezüglich des Senders bis etwa Mitte der 1980er Jahre als geheim galten.
Während des Prager Frühlings im Jahre 1968 berichtete Radio Prag fürs Ausland recht umfangreich über das Programm der Reformer um Alexander Dubček sowie den Ereignissen. Während der folgenden Besetzung des Tschechoslowakei durch Truppen des Warschauer Pakts identifizierte sich Radio Prag als „Radio Prag... Auslandsrundfunk der besetzten Tschechoslowakei...“ (entsprechend in jeder Sendesprache). Seit den 1960er Jahren bis Ende der 1980er Jahre gehörte Radio Prag zu den gegenüber seinem internationalen Hörerpublikum großzügigsten Auslandssendern was den Versand von Empfangsbestätigungen und Souvenirs (z.B. Wimpel, Bilder, Dias etc.) angeht.
Zur politischen Wende in der Tschechoslowakei im Rahmen der Samtenen Revolution im Jahre 1989, welche die kommunistische Einparteienherrschaft in der Tschechoslowakei beendete, schränkte Radio Prag seinen Sendebetrieb für kurze Zeit ein und säuberte seinen Personalbestand von kommunistisch belasteten Mitarbeitern. Danach normalisierte sich der Sendebetrieb rasch wieder und Radio Prag setzte seine Arbeit mit einigen Änderungen am gewohnten Programm unter den neuen demokratisch geprägten politischen Verhältnissen fort.
Nach der zweiten Auflösung der Tschecholslowakei und der Trennung in zwei Staaten Tschechien und Slowakei zum 1. Januar 1993 arbeitete der Sender praktisch ohne Unterbrechung ganz regulär als nunmehr tschechischer Auslandsdienst unter dem alten - und neuen - Namen Radio Prag weiter und benutzte zum Teil noch jahrelang Sendeanlagen in der Slowakei mit. Die Slowakei ging nach Relaissendunden des Inlandsprogramms auf Kurzwelle nach kurzer Zeit mit dem eigenen auslandsprogramm Radio Slowakei International auf Sendung. In dieser Zeit führte Radio Prag auch ein neues Pausenzeichen ein.
Radio Prag verbreitet rund um die Uhr Sendungen in tschechischer (Radio Praha), deutscher (Radio Prag), englischer (Radio Prague), spanischer (Radio Praga), französischer (Radio Prague) und russischer Sprache (Радио Прага) in alle Welt.
Vor der politischen Wende und der Samtenen Revolution im Jahre 1989, welche die kommunistische Einparteienherrschaft in der Tschechoslowakei beendete, sendete Radio Prag auch ein Programm in italienischer Sprache (Radio Praga).
Zeitweise gab es − und das war eine Besonderheit − auch einige Sendungen in Esperanto, die sich jedoch wohl mangels einer ausreichend sprachkompetenten Hörerzahl nicht im festen Programmschema etablieren konnten und daher recht schnell wieder eingestellt wurden.
Die Sendungen werden heute über Kurzwelle, Satellit und per Audio-Stream auch über das Internet verbreitet. Ein Empfang des englischsprachigen Programms ist zudem über UKW in Prag und in Teilen Böhmens zeitweise möglich.
Programm
Radio Prag produziert nach wie vor jeweils halbstündige Sendungen, die vorwiegend aus Nachrichten und Features sowie Informationen verschiedener Art und Kultur bestehen in denen über Tschechien und in geringerem Maße auch über die Welt berichtet wird. Daneben gibt es eine bekannte Hörerpostsendung, die Einführung eines DX-Magazin war vor Kurzem noch zumindest geplant. Musik ist dagegen im deutschsprachigen Programm eher selten zu hören.
Radio Prag ist über Kurzwelle weltweit zu empfangen, je nach Zielgebiet werden Frequenzen in verschiedenen Kurzwellenbändern eingesetzt. Der Sender beantwortet Empfangsberichte mit einer QSL-Karte.
Sendesprachen
Sendeanlagen
Frühere Sendeanlagen
- Poděbrady − Erste Sendestation östlich von Prag (zuletzt 1982 während des Umbaues von Rimavská Sobota in Betrieb)
- Veľké Kostoľany − Ältere Sendestation nordwestlich von Bratislava (seit 1993 in der Slowakei − seit 1998 außer Betrieb)
- Rimavská Sobota − Neuere Sendestation und leistungsfähigste Kurzwellenstation der ehemaligen Tschechoslowakei (bis 2003)
Aktuelle Sendeanlagen
- Litomyšl − Wichtigste Kurzwellen-Sendestation von Tschechien unweit von Litomyšl
Kurzwellensendungen auf Deutsch
Sendungen in deutscher Sprache täglich auf Kurzwelle (Stand: ab April 2009):
Uhrzeit MESZ Frequenz Meter-Band Sendeleistung Bemerkungen 08:30-08:57 Uhr
5930 kHz
7345 kHz49 m
41 m100 kW
100 kWSamstags: „Treffpunkt Europa“, sonst Wiederholung vom Vortag
12:00-12:27 Uhr
7345 kHz
9880 kHz41 m
31 m100 kW
100 kW14:00-14:27 Uhr
6055 kHz
7345 kHz49 m
41 m100 kW
100 kW15:00-15:27 Uhr 9850 kHz 31 m 35 kW Digitalmodus DRM, Ausstrahlung nur freitags und samstags 17:00-17:27 Uhr 5930 kHz 49 m 100 kW 18:30-18:57 Uhr 11720 kHz 25 m 350 kW
Die Sendungen sind auch über das World Radio Network über Satellit Astra 3A und als Livestream im Internet zu empfangen.Außerdem wird ein Audio-on-Demand-Dienst angeboten (Podcasts und Audiostreams).
Trivia
Die Band Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) widmete Radio Praha das Eröffnungsstück „Radio Prague“ auf ihrem Album Dazzle Ships aus dem Jahr 1983. In diesem Stück ist das bekannte Pausenzeichen des Senders zu hören.
Siehe auch
Weblinks
- Český Rozhlas 7 - Radio Praha (de/cz/en/fr/es/ru)
- Audio-Stream via Internet
- Český Rozhlas - Tschechischer Rundfunk (cz/en)
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