Raffaella Carra

Raffaella Carra

Raffaella Carrà (* 18. Juni 1943 in Bologna als Raffaella Roberta Pelloni) ist eine italienische Schauspielerin, Sängerin und Fernsehmoderatorin. Nach einer internationalen Filmkarriere in den 1960er Jahren, zu der auch ein Gastspiel in Hollywood gehörte, wirkte Raffaella Carrà seit den 1970ern in zahlreichen Ländern als Interpretin der italienischen leichten Muse. Neben Erfolgen in Westeuropa trat die Künstlerin auch in Russland, Japan und Südamerika auf, wo sie ein großes Publikum fand. Seit den 1980ern gehört sie zu den beliebtesten und bestbezahlten Fernsehstars Italiens und hatte zudem eigene Fernsehsendungen im spanischen Fernsehen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Raffaella wuchs bei ihrer Mutter Iris und der Großmutter Andreina in Bellaria-Igea Marina auf, einer Kleinstadt in der Provinz Rimini, nachdem der Vater die Familie wegen einer anderen Frau verließ als Raffaela ein Jahr alt war. Ihre Ausbildung begann im Alter von vier Jahren mit klassischem Ballettunterricht. Als Achtjährige zog sie mit der Familie nach Rom. Hier erhielt sie Gesangsunterricht und wechselte mit 15 zum modernen Tanz. Bereits 1952 in einer ersten Nebenrolle beim Film debütierend, studierte sie Schauspiel am römischen Centro Sperimentale di Cinematografia und begann 1960 – noch unter dem Namen Raffaella Pelloni – die eigentliche Filmkarriere. Die meisten Filme dieser ersten Jahre sind dem Genre der in den 1960er Jahren sehr erfolgreichen, aber wenig anspruchsvollen italienischen Sandalenfilmen zuzurechnen. Es folgten internationale Produktionen, bei denen sie mit namhaften Schauspielern wie Jean Marais, Curd Jürgens, Maurice Chevalier, Michel Piccoli und Marcello Mastroianni zusammenarbeitete. Mit der Rolle der Gabriella im 1965 entstandenen Film Colonel von Ryans Express gelang ihr auch ein Hollywooderfolg. Unter der Regie von Mark Robson spielte sie in diesem Antikriegsfilm an der Seite von Frank Sinatra, Edward Mulhare und Trevor Howard. Mitte der 1960er Jahre wechselte Raffela Carrà ins komödiantische Fach und war fortan überwiegend in Filmen der Commedia all'italiana zu sehen. Zu diesen Filmen gehörte auch die deutsch-italienische Koproduktion Warum hab ich bloß 2 x ja gesagt? , bei der sie zusammen mit zahlreichen deutschsprachigen Künstlern wie Peter Weck, Edith Hancke, Fritz Muliar, Heinz Erhardt und Willy Millowitsch auftrat.

Raffaella Carràs erster Fernsehauftritt fand 1962 in einer Musiksendung des staatlichen italienischen Fernsehens RAI statt. Mitte der 1960er war sie in einer Fernsehserie die Partnerin von Domenico Modugno. In den Folgejahren stieg sie zu einer der beliebtesten Künstlerinnen Italiens auf. Mit Canzonissima, ihrer ersten eigenen Fernsehshow, erreichte sie von 1970 bis 1972 stets ein Millionenpublikum. Parallel erschien 1970 in Italien ihre erste Schallplatte Raffaella. 1974 folgte die Sendung Milleluci, mit der sie auch international erfolgreich wurde. In diesen Samstagabendshows moderierte sie und führte Interviews, agierte aber auch als Schauspielerin, tanzte und sang Schlager. Ihr erster großer Erfolg war das Lied Tuca Tuca, geschrieben von Gianni Boncompagni, mit dem Raffaella Carrà eine Zeit lang zusammenlebte. Neben der Fernseharbeit ging Raffaella Carrà auf ausgedehnte Tourneen durch Italien und gab zahlreiche Konzerte in Westeuropa, Russland, Kanada, Japan und Südamerika. Ihr größter internationaler Erfolg war das Lied Tanti Auguri. Von dem Lied entstanden zudem mit Parce que tu l'aimes dis-le lui eine französische und mit Para Hacer Bien el Amor Hay que Venir al Sur eine spanische Version. Die englischsprachige Fassung Do It, Do It Again war der einzige Hit von Raffaella Carrà in Großbritannien. Von ihrem Lied A far l'amore comincia tu erschien 1977 mit Liebelei auch eine deutschsprachige Version. Durch Auftritte in Ilja Richters Disco, der Udo Jürgens-Show und der Starparade erreichte Raffaella Carrà auch das deutsche Publikum. In den folgenden vier Jahren gastierte sie als Sängerin wiederholt in Argentinien vor Hunderttausenden von Zuhörern. Nachdem sie sich Anfang der 1980er Jahre von Gianni Boncompagni getrennt hatte, lernte sie in Buenos Aires den Choreographen Sergio Japino kennen, mit dem sie seit 1982 in Italien zusammenlebt.

In Zusammenarbeit mit der Lotteria Italia erreichten die Fernsehshows Millemilioni 1980 und Fantastico 3 1982 Einschaltrekorde von mehr als 20 Millionen Zuschauern. 1983 gastierte sie mit dem Lied Soli sulla luna beim San-Remo-Festival, eine Veranstaltung, bei der sie 2001 auch durchs Programm führte. Von 1983 bis 1985 moderierte sie Pronto, Raffaella?, die erste Late-Night-Show im italienischen Fernsehen. Es folgten die Fernsehsendungen Buonasera Raffaella 1985 und Domenica In 1987. Der Dreijahresvertrag der RAI mit Raffaella Carrà der Jahre 1984 bis 1987 garantierte der Künstlerin insgesamt 4,5 Milliarden Lira (umgerechnet etwa 125.000 Euro monatlich). Der damalige italienische Ministerpräsident Bettino Craxi forderte wegen der Höhe der Gage vergeblich die Aufhebung des Vertrages, was Raffaella Carrà mit der Aussage begegnete: „Ich arbeite jeden Tag zehn Stunden, das ganze Land liebt meine Sendung, und keiner wird durch mich ärmer.“ Ende 1987 wechselte Raffaella Carrà mit einem Vertrag von über sieben Milliarden Lira zu Silvio Berlusconis Privatsender Canale 5. Hier liefen 1988 die Raffaella Carrà Show und 1989 Il principe azzurro. Anschließend kehrte sie zur staatliche RAI zurück, wo sie zunächst Raffaella venerdì sabato e domenica - Ricomincio da Due und Week end con Raffaella moderierte, bevor sie zusammen mit Johnny Dorelli 1991 in Fantastico 12 auftrat. Von 1992 bis 1995 arbeitete sie beim spanischen Fernsehsender TVE, wo sie mit den Fernsehshows ¡Hola Raffaella!, A las 8 con Raffaella, und En casa con Raffaella ebenfalls ein Millionenpublikum erreichte. 1996 kehrte sie nach Italien zurück, wo sie bei der RAI bis 2002 die erfolgreiche Lotterieshow Carràmba che sorpresa moderierte, die Einschaltquote bis zu 30 % erreichen konnte. Mit den Nachfolgesendungen Sogni (2004), und Amore (2006) knüpfte Italiens beliebtester weiblicher Fernsehstar an frühere Erfolge an.

Filmografie

  • Tormento del passato, Italien 1952, Regie: Mario Bonnard
  • Il peccato degli anni verdi, Italien 1960, Regie: Leopoldo Trieste
  • La Furia dei barbari (deutsch: Die Rache der Barbaren), Italien 1960, Regie: Guido Malatesta
  • La Lunga notte del '43 (deutsch: Die Lange Nacht von 43 oder Die Nacht von Ferrara), Italien 1960, Regie: Florestano Vancini
  • Maciste, l'uomo più forte del mondo (deutsch: Maciste und die Königin der Nacht), Italien 1961, Regie: Antonio Leonviola, mit Mark Forest
  • Ulisse contro Ercole (deutsch: Herkules, der Sohn der Götter), Italien 1961. Regie: Mario Caiano, mit Georges Marchal
  • Maciste nella terra dei ciclopi (deutsch: Maciste, der Sohn des Herkules), Italien 1961, Regie: Antonio Leonviola, mit Gordon Mitchell
  • Cinque marines per cento ragazze, Italien 1961, Regie: Mario Mattoli
  • Ponzio Pilato (deutsch: Pontius Pilatus oder Pontius Pilatus - Der Statthalter des Grauens, Italien 1962, Regie: Irving Rapper mit Jean Marais
  • Giulio Cesare, il conquistatore delle Gallie (deutsch: Julius Cäsar, der Eroberer Galliens oder Julius Cäsar, der Tyrann von Rom), Italien 1962, Regie: Tanio Boccia, mit Cameron Mitchell
  • L'Ombra di Zorro (deutsch: Zorro, der schwarze Rächer), Italien 1962, Regie: José Romero Marchent
  • I dongiovanni della Costa Azzurra, Italien 1962, Regie: Vittorio Sala, mit Curd Jürgens
  • I Compagni (deutsch: Die Peitsche im Genick oder Die Weber von Turin), Italien 1963, Regie: Mario Monicelli, mit Marcello Mastroianni
  • Il terrorista, Italien 1963, Regie: Gianfranco De Bosio
  • La Chance et l'amour (deutsch: Schräger Charme und tolle Chancen), Frankreich/Italien 1964, Regie: Claude Berri, mit Françoise Arnoul, Maurice Chevalier, Michel Piccoli
  • Lo Stagno del Diavolo, Italien 1965, Regie: Guglielmo Morandi
  • Von Ryan's Express (deutsch: Colonel von Ryans Express), USA 1965, Regie: Mark Robson, mit Frank Sinatra, Edward Mulhare und Trevor Howard
  • La Celestina P... R..., Italien 1965, Regie: Carlo Lizzani, mit Franco Nero
  • Il vostro superagente Flit, Italien 1966, Regie: Mariano Laurenti
  • Le Saint prend l'affût (deutsch: Der Lord mit der MP), Frankreich/Italien 1966, Regie: Christian-Jaque, mit Jean Marais
  • Tutto per Bene, Italien 1967, Regie: Anton Giulio Majano
  • Del Vento Trai Rami del Sassofrasso, Italien 1967, Regie: Sandro Bolchi
  • Processo di Famiglia, Italien 1968, Regie: José Quaglio
  • Rose rosse per Angelica (deutsch: Der Unbesiegbare), Frankreich/Italien/Spanien 1968, Regie: Stefano Vanzina, mit Jacques Perrin
  • Comando al infierno (deutsch: Höllenkommando), Italien/Spanien 1969, Regie: José Luis Merino, mit Guy Madison
  • Warum hab ich bloß 2 x ja gesagt?, Deutschland/Italien 1969, Regie: Franz Antel, mit Peter Weck, Edith Hancke, Fritz Muliar, Heinz Erhardt, Willy Millowitsch
  • Il caso “Venere privata”, Italien 1970, Regie: Yves Boisset
  • Il Sorriso della Gioconda, Italien 1972, Regie: Enrico Colosimo
  • F.F.S.S. Cioè che mi hai portato a fare sopra Posillipo se non mi vuoi più bene?, Italien 1983, Regie: Renzo Arbore

Diskografie (Auswahl)

  • Liebelei (1977)
  • Raffaella (1978)
  • Raffaella Carrà (1978)
  • Applauso (1979)
  • Latino (1980)
  • Raffaella Carrà ’82 (1982)
  • Fatalitá (1984)
  • Raffaella (1984)

Literatur

  • Ernst Probst: Superfrauen, Mainz-Kostheim 2002, ISBN 3-935718-82-9

Weblinks


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