Ragelis

Ragelis
Sopran-Birbynė, Vorder- und Rückansicht

Die Birbynė ist ein litauisches Blasinstrument, dessen Ton von einem Einfachrohrblatt erzeugt wird. Die Birbynė wurde im 20. Jahrhundert aus einer diatonischen Hornpfeife zu einem voll chromatischen Instrument entwickelt. Es gibt Instrumente unterschiedlicher Größe für die Sopran-, Tenor- und Kontrabasslage. Neben der Kankles gilt sie in Litauen als Nationalinstrument. Instrumentenkundlich ist sie mit dem Chalumeau, dem Tárogató und der Klarinette verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Verschiedene Stimmlagen

Die am häufigsten (auch solistisch) gebrauchte Form ist die Sopranbirbynė. Sie hat ein Rohr aus Holz (meist Ahorn- oder Apfelholz), das leicht konisch gebohrt ist. Sie besitzt zehn Grifflöcher, davon acht auf der Oberseite und zwei Daumenlöcher auf der Unterseite. Das Rohrblatt wird auf einem Mundstück befestigt, das dem Klarinettenmundstück ähnelt und aus Ebenholz oder Horn besteht. Auf dem Ende des Schallrohrs sitzt ein Resonanztrichter aus Kuhhorn. Mit Hilfe einer Überblasklappe überbläßt die Birbynė in die kleine Dezime, d.h. beim Grundton a erklingt einfach überblasen c´. Der Tonumfang der Sopranbirbynė kann bis zu zweieinhalb Oktaven betragen (von a bis c´´´). Die mit der rechten Hand gegriffenen unteren Grifflöcher ergeben eine chromatische Tonleiter. Die Löcher, die mit der linken Hand gegriffen werden, liegen im Ganz- und Halbtonabstand der gewohnten C-Dur Tonleiter. In diesem Bereich werden erhöhte oder erniedrigte Töne durch Hilfsgriffe erzeugt. Die Sopranbirbynė klingt im unteren Register weich und warm mit Anklängen an des Saxophon, im hohen etwas schärfer mit Anklängen an die Oboe.[1] [2]

Die Tenorbirbynė ähnelt der Sopranbirbynė, ist jedoch länger. Zur leichteren Spielbarkeit werden einige Klappen verwendet. Ihr Umfang reicht von H – c´´. Ihr kräftiger und voller Klang wird gern mit dem Cello verglichen.[1] [2]

Das Schallrohr der Contrabassbirbynė ist aus Messing und holzfarben lackiert. Ihr Mundstück ist abgewinkelt, der Schalltrichter ist ein großes Horn oder Hornimitat. Der Umfang reicht von Fis1 bis c´. Im tiefen Register klingt sie kontrafagottähnlich, im hohen klarinettenhaft.[1] [2]

Entwicklung des Instruments

Die Bezeichnung Birbynė ist 1747 zum ersten Mal literarisch belegt (Ruigys).[1] Sie war ursprünglich Oberbegriff für Rohrblattinstrumente unterschiedlicher Art. Sie umfasste Strohhalmchalumaux, Pfeifen mit Gänsefederblatt, Rohrpfeifen aus verschiedenen Holzarten und sogar ein Ziegenhorn mit Rohrblattmundstück.[2]

Die heutige Birbynė ging aus einer Ragelis ("kleines Horn") genannten Hornpfeife hervor. Diese war 25-30 cm lang und hatte 5-7 Grifflöcher; nur die untere Oktave hatte einen angenehmen Klang. Bis Ende des 19. Jhds. wurde es in der Volksmusik verwendet, dann aber zunehmend von Klarinette und Akkordeon verdrängt, so dass es in den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jhds. nahezu vergessen war.[2][3]

Im Zuge der Wiederbelebung wurden Instrumente in verschiedenen Stimmlagen geschaffen, um den Bedürfnissen der Folklore-Ensembles besser zu entsprechen (in C, D und G, sowie ein Bass- und ein Kontrabassinstrument). Um auch neue litauische Kompositionen mit Chromatik und Modulation spielen zu können, entwickelten der Instrumentenbauer Serva und der Volksensembleleiter Samuitis die jetzige Form der hohen Birbynė.[2] Die tieferen Instrumente wurden entsprechend ergänzt.

Die Birbynė wird heute solistisch oder im Ensemble mit anderen litauischen Volksinstrumenten gespielt. Ein Birbynė-Quintett besteht häufig aus zwei Sopran-, zwei Tenor- und einer Kontrabassbirbynė. Das Repertoir umfasst neben Folklore auch andere Unterhaltungsmusik. Auf der Birbynė wird auch klassische Sololiteratur für Klarinette oder andere Blasinstrumente gespielt.

Einzelnachweise

  1. a b c d Ansamblis "Lietuva": Birbynė
  2. a b c d e f Egidijus Virbašius auf www.folkinstruments.lt, siehe Pučiamieji instrumenatai
  3. Lithuaninan Folk Culture Centre, Anthology of Lithuanian Etnoculture, 1998-2001, Wind Instruments (Aerophones)

Siehe auch

Weblinks


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