Ramadier

Ramadier

Paul Ramadier (* 17. März 1888 in La Rochelle; † 14. Oktober 1961 in Rodez) war ein französischer Staatsmann und mehrfacher Minister.

Leben

Ramadier wuchs als Sohn eines Psychiaters in La Rochelle auf. Nach seinem Schulabschluss studierte er Rechtswissenschaft und promovierte anschließend 1911 auf dem Gebiet des Römischen Rechts. Thema seiner Dissertation war „Les effets de la missio in bona rei servandae causa“. Seit 1905 war er politisch aktiv in der neu gegründeten sozialistischen Partei Section française de l'Internationale ouvrière (S.F.I.O.) und war Mitglied einer Freimaurerloge. Für das Département Aveyron war er von 1928 bis 1940, von 1945 bis 1951 und von 1956 bis 1958 Abgeordneter in der Nationalversammlung. Weiterhin war er Bürgermeister der Stadt Decazeville von 1919 bis 1959.

1936 verließ er die S.F.I.O. und trat in die Union socialiste et républicaine ein, um stellvertretender Staatssekretär im Kabinett von Léon Blum zu werden. Seine Zuständigkeit betraf Bergwerke, Elektrizität und flüssige Brennstoffe. Im Kabinett von Camille Chautemps erhielt Ramadier den Posten des stellvertretenden Staatssekretärs für Tiefbau.

Von Januar bis August 1938 war er Minister für Arbeit unter Édouard Daladier. Unter der sogenannten Front populaire (Volksfront) setzte er sich für eine verbesserte Sozialgesetzgebung ein. Er arbeitete an einer Erneuerung des Rentengesetzes, der Arbeitsunfallregelung und der 40-Stunden-Woche. Als wegen letzterem mit Deladier zu Unstimmigkeiten kam, trat Ramadier zurück. Während die Nationalversammlung nach der Kriegsniederlage 1940 dem Vichy-Regime von Henri Philippe Pétain nahezu unbeschränkte Vollmachten erteilte, stimmte er dagegen und schloss sich daraufhin der Résistance an. Für seinen Einsatz für die jüdischen Franzosen wurde er in die Liste der Gerechten unter den Völkern der israelischen Gedenkstätte Jad waSchem aufgenommen. Während der deutschen Besatzung trat er erneut in die S.F.I.O. ein.

Nach der Befreiung wurde er Minister für Versorgung von November 1944 bis Mai 1945 im Kabinett von Charles de Gaulle, von Dezember 1946 bis Januar 1947 übernimmt er das Justizministerium von Léon Blum und forciert die Zustimmung zum Marshallplan. Nach der Annahme der Verfassung der Vierten Republik durch die Nationalversammlung wird er von Januar bis November erster Premierminister der Vierten Republik.

In der Regierung von Henri Queuille wird er 1948 bis 1949 Verteidigungsminister, unter Guy Mollet 1956 bis 1957 Wirtschafts- und Finanzminister. Unter der Regierung Mollet kommt ihm die Aufgabe zu, die Sozialpolitik zu finanzieren, was der Krieg in Algerien und die entsprechenden Ausgaben nahezu unmöglich machten. Ramadier initiierte darüber hinaus die Einführung der Autovignette in Frankreich 1956.


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