Rammmonitor

Rammmonitor

Ein Monitor war ein Kriegsschiffstyp, der für den Einsatz in seichten Küstengewässern und auf Flüssen konzipiert war. Zentrales Bauteil war ein vollständig drehbarer Geschützturm, der ein niedriges Freibord und ein von weiteren Aufbauten freies Deck erforderte. Dies gab den Schiffen dieses Typs ein unverwechselbares Aussehen.

Der Schiffstyp der Monitore ist benannt nach dem Panzerschiff USS Monitor, dem ersten Fahrzeug dieses Typs, das von den USA (Nordstaaten) während des Amerikanischen Bürgerkriegs gebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Zum Ende des Bürgerkriegs waren bei der Unionsflotte der Nordstaaten 50 Monitore in Dienst oder im Bau. Einem großen Monitor gelang sogar die Atlantiküberquerung.

Monitore waren nicht für klassische Seegefechte oder den Einsatz in Flottenverbänden vorgesehen, sondern waren nur bedingt seegängige Plattformen für wenige großkalibrige Geschütze zur Küstenverteidigung bzw. zum Angriff auf Landziele.

Geschützturm an Deck der USS Monitor
Konstruktionszeichnung der Monitor

Hochseemonitor

Nach dem Erfolg des amerikanischen Schiffs USS Monitor wurden in zahlreichen Flotten ebenfalls Schiffe mit geringem Tiefgang und niedrigem Freibord, bewaffnet mit wenigen großkalibrigen Geschützen in einem oder zwei Geschütztürmen, gebaut. Sie dienten der Küstenverteidigung. Wegen ihrer Bauweise erwiesen sich die meisten Hochseemonitore als nicht seetauglich. Im Ersten Weltkrieg baute Großbritannien zur Beschießung der Küsten von Flachwassergebieten erneut Monitore, die mit kompletten Geschütztürmen veralteter Kreuzer und Linienschiffe bestückt waren. Diese Schiffe wurden vor Flandern, in den Dardanellen, in der Adria und im östlichen Mittelmeer eingesetzt. Auch die Flotten von Italien, Rumänien und Österreich-Ungarn hatten Monitore in ihrem Bestand. Während des Zweiten Weltkrieges setzten nur noch Großbritannien und die UdSSR diesen Schiffstyp ein. Der britische Monitor „Erebus“ beschoss im Juni 1944 bei der alliierten Landung deutsche Stellungen in der Normandie und der Bretagne. Nach dem Krieg wurden die meisten Monitore verschrottet.

Großbritannien

Monitor Terror und Monitor Erebus

Die Monitore Terror und Erebus waren die größten Schiffe dieser Klasse und gehörten im Zweiten Weltkrieg zur "Dover Patrol". Sie hatten einen Torpedowulst und verfügten über ein Bugruder. Beide Schiffe nahmen an Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg teil.

Die Terror wurde am 22. Februar 1941 bei einem deutschen Luftangriff auf den libyschen Hafen von Benghazi beschädigt. Einen Tag später wurde der Monitor westlich von Tobruk erneut attackiert, diesmal von Junkers Ju 88-Sturzkampfbombern. Obwohl kein Volltreffer erzielt wurde, drückte die Detonation einer Bombe nahe dem Schiff die Bordwand im Heckbereich ein und ließ den Maschinenraum volllaufen. Die Besatzung verließ das Schiff, welches nach Derna geschleppt werden sollte, aber am folgenden Tag, dem 24. Februar, sank.

Die Erebus wurde 1946 nach der Außerdienststellung abgewrackt.

Technische Daten (Erebus):

  • Stapellauf: 1916 auf der Werft Harland & Wolff in Belfast
  • Wasserverdrängung: 8.000 Tonnen
  • Länge/Breite/Tiefgang: 123,44 m / 26,82 m / 3,35 m
  • Antrieb: 2 Maschinen mit je 3.000 PS (2.208 kW)
  • Brennstoffvorrat: 750 Tonnen Öl
  • Geschwindigkeit: 12 Knoten (ca. 22 km/h)
  • Fahrstrecke: 1.500 Seemeilen (ca. 2.780 km)
  • Bewaffnung:
    • 2 Geschütze Kaliber 38,1 cm in einem Zwillingsturm
    • 8 Geschütze Kaliber 10,2 cm
    • 2 Fla-Geschütze (Flak) Kaliber 7,6 cm
    • 2 Maschinenkanonen (Flak) Kaliber 3,7 cm
    • 10 Flugabwehr-MG
  • Panzerung:
    • Deck: bis 16,2 cm
    • Kommandoturm: 15,2 cm
    • Wasserlinie: 10,2 cm
    • Hauptgeschützturm: 33 cm
  • Besatzung: 300 Mann

Beschreibung in Romanform dieser Schiffe im 1. und 2. Weltkrieg durch Alexander Kent´s Buch H.M.S. SARACEN, Ullstein Verlag ISBN 3-548-20937-8

Monitor Marshal Soult

Der Monitor Marshal Soult verfügte über einen Torpedowulst. Die schwachen Motoren waren für Handelsschiffe gedacht. Der Monitor war daher bei starkem Gegenwind nicht einsetzbar. Wegen der unzureichenden Maschinenleistung wurde das Schiff nach dem Ersten Weltkrieg in die Reserveflotte der Royal Navy versetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Monitor reaktiviert und 1946 nach der Außerdienstellung abgewrackt.

Technische Daten:

  • Stapellauf: 17. Juni 1915 auf der Werft Palmer in Jarrow
  • Wasserverdrängung: 6.400 Tonnen
  • Länge/Breite/Tiefgang: 108,00 m / 27,50 m / 3,20 m
  • Antrieb: 2 Dieselmotoren mit je 750 PS (560 kW)
  • Brennstoffvorrat: 235 Tonnen Diesel
  • Geschwindigkeit: 6,6 Knoten (ca. 12 km/h)
  • Fahrstrecke: 1.500 Seemeilen (ca. 2.780 km)
  • Bewaffnung:
    • 2 Geschütze Kaliber 38,1 cm in einem Zwillingsturm
    • 8 Geschütze Kaliber 10,2 cm
    • 2 Fla-Geschütze (Flak) Kaliber 7,6 cm
    • 2 Maschinenkanonen (Flak) Kaliber 3,7 cm
    • 8 Flugabwehr-MG
  • Panzerung:
    • Deck: bis 16,2 cm
    • Kommandoturm: 15,2 cm
    • Wasserlinie: 10,2 cm
    • Hauptgeschützturm: 33 cm
  • Besatzung: 230 Mann

USA

  • Monitor, (erbaut und gesunken 1862), Typschiff
  • Miantonomoh, fuhr im Frühjahr 1866 innerhalb von Tagen von Nordamerika nach England; das Vordeck ragte nur 45 cm über Wasser
  • Monadnock
  • Agamenticus
  • Tonawanda

Deutschland

  • Arminius, besaß zwei durch Menschenkraft drehbare Türme, die zwei gezogene 21-cm-Geschütze trugen

Flussmonitor

Nachdem sich die Monitore wegen ihrer geringen Seetauglichkeit als ungeeignet für den Einsatz auf hoher See erwiesen hatten, wurden Monitore verstärkt als Flußkampfschiffe gebaut und eingesetzt. Sie wurden vor allem in den USA, Russland und Österreich-Ungarn in größerer Zahl gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch die meisten Flussmonitore außer Dienst gestellt.

Brasilien

  • Paraguassú
  • Parnahyba
  • Pernambuco

Jugoslawien

  • Vardar
  • Drava
  • Sava
  • Morava

Österreich-Ungarn

  • S.M.S Leitha
  • S.M.S Maros
  • S.M.S Szamos
  • S.M.S Körös
  • S.M.S Temes (I)
  • S.M.S Bodrog
  • S.M.S Enns
  • S.M.S Inn
  • S.M.S Sava
  • S.M.S Bosna (vorher: S.M.S Temes (II))

Rumänien

  • Basarabia
  • Bucovina
  • Ion C. Bratianu
  • Lascar Catargiu
  • Alexander Lahovari
  • Mihail Kogalniceanu
  • Ardeal

UdSSR

  • Krasny Wostok
  • Lenin
  • Sun Yat Sen
  • Swerdloff
  • Tschitscherin

Ramm-Monitor

Seegefecht vor Iquique am 21. Mai 1879 mit dem peruanischen Monitor Huáscar

Rammmonitore entstanden nach 1866 bei verschiedenen Kriegsflotten. Bei Lissa konnte die österreichisch-ungarische Flotte am 20. Juli 1866 die Seeschlacht durch eine Rammtaktik gegen italienische Kriegsschiffe für sich entscheiden. Nach dieser Schlacht kehrten viele Kriegsmarinen wieder zu dieser aus der Antike bekannten Art des Schiffskampfes zurück. Die so genannten Rammmonitore trugen daher neben Artillerie als Hauptbewaffnung einen Rammbug. Neben den Rammmonitoren entstanden auch Rammkreuzer und Widderschiffe, die für ähnliche Kampftaktiken ausgelegt waren.

So versenkte die CSS Virginia am 8. März 1862 im amerikanischen Bürgerkrieg die Fregatte USS Cumberland durch einen Rammstoß unterhalb der Wasserlinie. Die Rammtaktik erwies sich auch im Seegefecht bei Iquique am 21. Mai 1879 als erfolgreich, bei dem der peruanische Monitor Huáscar die veraltete chilenische Korvette Esmeralda mit seinem Rammsporn versenkte. Da sich die Rammmonitore später nicht mehr bewährten, wurden sie ziemlich bald abgeschafft und umgebaut bzw. außer Dienst gestellt.

U-Boot-Monitor

Ein U-Boot-Monitor ist ein U-Boot mit für diesen Schiffstyp extrem starker Artilleriebewaffnung. Sie wurden in Großbritannien im Jahr 1916 entwickelt und sollten sich Küstenzielen unter Wasser nähern und diese dann beschießen. Ab 1917 wurden vier U-Boot-Monitore der M-Klasse gebaut, zu spät um noch im Ersten Weltkrieg eingesetzt zu werden. Wegen des Gewichts und der Länge des eingesetzten Geschützes sowie der Rückstoßenergie kam es zu erheblichen Stabilitätsproblemen. Der Schwenkbereich des Geschützes war minimal, gezielt wurde de facto mit dem ganzen Boot. Zielzuweisungen sollten durch Flugzeuge oder andere Kriegsschiffe gegeben werden, da die U-Boot-Monitore selbst keine Zielvorrichtung hatten. Der Munitions- und Brennstoffvorrat war wegen der räumlichen Enge sehr begrenzt. Das Geschütz konnte nur in Überwasserlage geladen werden. Das Abfeuern des Geschützes war auch in halbgetauchtem Zustand möglich, solange die Rohrmündung über Wasser liegt. Bei den Besatzungen waren die U-Boot-Monitore wegen ihrer Probleme nicht beliebt. Die technisch ausgereiftere Entwicklung einer extrem starken Artilleriebewaffnung realisierte schließlich die französische Marine mit dem Unterseekreuzer Surcouf, dem nach Fertigstellung 1934 zeitweilig größten U-Boot der Welt.

Die Boote

  • M 1 - In Dienst 1918; am 11. November 1925 nach einer Kollision mit dem schwedischen Frachtdampfschiff Vidar mit der gesamten Besatzung im Seegebiet vor Plymouth verloren.
  • M 2 - In Dienst 1919; Umbau zum Flugzeugtragenden U-Boot im Jahr 1927; Ende Januar 1932 vermutlich wegen undichtem Flugzeughangar gesunken.
  • M 3 - In Dienst 1920; im Jahr 1930 zum U-Boot-Minenleger umgebaut, später verschrottet
  • M 4 - nicht zu Ende gebaut und abgebrochen

Taktisch-technische Daten

  • Länge: ca. 100 m
  • Antrieb: 2 Zwölfzylinder-Dieselmotore mit 2.400 PS (1.765 kW) und 2 Elektromotore mit 1.600 PS (1.180 kW)
  • Geschwindigkeit:
    • über Wasser 15,5 Knoten (ca. 29 km/h)
    • unter Wasser 9,5 Knoten (ca. 17,5 km/h)
  • Bewaffnung:
    • 1 Geschütz Kaliber 30,5 cm von veralteten Linienschiffen der Majestic-Klasse mit einem Rohrgewicht von 46 Tonnen und einer Rohrlänge von 10,65 m
    • 4 Torpedorohre Kaliber 45,6 cm
  • Besatzung: 70 Mann

Weblinks


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