Ramoqê

Ramoqê
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ར་མོ་ཆེ་དགོན་པ་
Wylie-Transliteration:
ra mo che
Aussprache in IPA:
[ràmotɕe]
Offizielle Transkription der VRCh:
Ramoqê
THDL-Transkription:
Ramoché
Andere Schreibweisen:
Ramochey
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
小昭寺
Vereinfacht:
小昭寺
Pinyin:
Xiǎozhāo Sì

Der Ramoqê-Tempel ist einer der wichtigsten Tempel des tibetischen Buddhismus. Er befindet sich in der Altstadt von Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Tibet der Volksrepublik China.

Der Ramoqê-Tempel wurde im achten Jahrhundert für die Shakyamuni-Statue Jowo Migyoi Dorjê (jo bo mi bskyod rdo rje) errichtet, die König Songzain Gambos chinesische Braut Wen Cheng nach Tibet brachte. Diese Statue stellt Shakyamuni im Alter von acht Jahren dar und wurde nach dem Tod von Songzain Gambo das Hauptheiligtum des Qokang-Tempels; im Ramoqê-Tempel wurde die Akshobhya-Bronzestatue Jowo Yixin Norbu (jo bo yid bzhin nor bu) aufgestellt, die Songzain Gambos nepalesische Braut Bhrikuti (khri btsun) nach Tibet gebracht haben soll und die sich ursprünglich im Qokang-Tempel befand. Nach einem Bericht des V. Dalai Lama soll der Ramoqê-Tempel noch vor dem Qokang-Tempel errichtet worden sein. Das bis heute erhaltene Bauwerk stammt allerdings wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert.

Mit dem Niedergang des Buddhismus im 9. Jahrhundert verfiel auch der Ramoqê-Tempel. Im Jahr 1474 wurde er als Obere Tantrische Fakultät eingeweiht. Der Tempel und die berühmte Buddha-Statue wurden während der Kulturrevolution schwer beschädigt. Nach dem Sturz der „Viererbande“ fanden Lamas den unteren Teil der Statue zufällig in einer Schrott-Sammelstelle, und Ende 1982 fanden Regierungsbeamte des Autonomen Gebietes Tibet im Palastmuseum (der Verbotenen Stadt) in Beijing den oberen Teil der Statue, der dort nach dem Ende der Kulturrevolution sichergestellt worden war.[1] Die Statue wurde unter Aufsicht des X. Panchen Lama wieder zusammengesetzt bzw. rekonstruiert und 1985 wieder eingeweiht.

Der tibetische Name Ramoqê bedeutet „große Ziege“, denn der Legende nach soll eine Ziege geholfen haben, einen See aufzufüllen und trockenzulegen, der sich ursprünglich an der Stelle befunden haben soll.

Der chinesische Name des Ramoqê-Tempels, Xiǎozhāo Sì 小昭寺, stellt eine enge Verbindung mit dem Qokang-Tempel, chinesisch Dàzhāo Sì 小昭寺, her. Das Wort zhāo 昭 ist hier eine lautliche Übernahme des Mongolischen joo, d.h. Tathagata; die beiden Tempel heißen also Kleiner bzw. Großer Tathagata-Tempel.

In der Versammlungshalle befinden sich 27 Löwenstatuen. In einer Glasvitrine sind Statuen von Zongkaba und seinen wichtigsten Schülern aufgestellt. An der linken Wand befinden sich Statuen der drei Medizingottheiten Guhyasamaja, Chakrasamvara und Bhairab. Im Obergeschoss gibt es eine Kapelle, in der Buddha als Naga-König dargestellt ist, umgeben von 16 Weisen; in einer weiteren Kapelle befinden sich Darstellungen der acht Medizinbuddhas und eine Ausgabe des Gangyur (bka’ ’gyur), der tibetischen Version der Worte Buddhas.

Der Ramoqê-Tempel steht seit 2001 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China (5-411).

Literatur

  • Wāng Yǒngpíng 汪永平: Lāsà jiànzhù wénhuà yíchǎn 拉萨建筑文化遗产 (Architektonisches Kulturerbe in Lhasa; Nanjing, Dōngnán dàxué chūbǎnshè 东南大学出版社 2005), ISBN 7564100249.
  • Françoise Pommaret: Lhasa in the Seventeenth Century. The Capital of the Dalai Lamas (Leiden/Boston/Köln, Brill, 2003), ISBN 9004128662.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedemann Berger: Gesichter Tibets. Beijing, Verlag für fremdsprachige Literatur 2002, ISBN 7-119-01343-2, S. 175–176.


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