Ramón Mercador

Ramón Mercador

Jaime Ramón Mercader del Río Hernández, auch Ramón Mercador (* 7. Februar 1914 in Barcelona; † 18. Oktober 1978 in Havanna) war ein spanischer Kommunist und Agent des sowjetischen Geheimdienstes NKWD. In dieser Funktion verübte er den Mordanschlag auf Leo Trotzki.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Am 7. Februar 1914 wurde Ramón Mercader als Sohn der Kubanerin Eustacia Maria Caridad del Rio Hernandez und Don Pablo Mercader Marina in Barcelona, Spanien geboren. Einen Großteil seiner Jugend verbrachte er mit seiner Mutter in Frankreich.

Schon als junger Mann begeisterte er sich für die Idee des Kommunismus. Nachdem er eine kommunistische Organisation gegründet hatte, wurde er am 12. Juni 1935 verhaftet. Bereits 1936 wurde er wieder entlassen. Nachdem seine Mutter eine Agentin des sowjetischen Geheimdienstes NKWD wurde, wurde auch er als Agent angeworben. Im Jahre 1937 reiste er nach Moskau, wo er eine militärische Ausbildung erhielt. Dort erhielt er auch den Decknamen „GNOME“ [1].

Das Attentat

Durch seine Vorgesetzten beim NKWD erhielt er den Auftrag, Leo Trotzki zu töten [2]. Dieser lebte seit 1937 in einer Villa in Coyoacán, einem Vorort Mexiko-Stadts. Nachdem ein erstes Attentat auf Trotzki am 24. Mai 1940 gescheitert war, war dessen Anwesen zu einer Festung ausgebaut worden.

Bereits zwei Jahre zuvor, im Juli 1938, hatte sich Mercader als vorgeblicher Sohn eines belgischen Diplomaten unter dem Namen Jacques Mornard in New York City das Vertrauen von Silvia Ageloff, einer Anhängerin Trotzkis, erschlichen. Über sie lernte er ein französisches Ehepaar Rosmer kennen, die Trotzkis Enkel aus Paris nach Mexiko gebracht hatten. Bei seinem nächsten Besuch in New York reiste er mit einem gefälschten kanadischen Pass ein, der auf den Namen Frank Jacson ausgestellt war. Durch einige Besuche beim Ehepaar Rosmer bekam er schließlich Zutritt zum Anwesen Trotzkis und traf dort am 28. Mai 1940, also nur wenige Tage nach dem ersten erfolglosen Attentat, das erste mal auf ihn. In der Folge besuchte er Trotzki noch mehrere Male. Dieser schöpfte schließlich sogar Verdacht: „Ich mag ihn nicht! Wer ist er eigentlich? Wir sollten mehr über ihn herausfinden.“ Trotzdem gestattete Trotzki Mercader am 20. August 1940 noch einen weiteren Besuch, bei dem es schließlich zum Attentat kam. Mercader hatte einen Eispickel, einen Dolch und eine Pistole in seinem Mantel versteckt. Als Trotzki gegen 17:20 Uhr in einem mitgebrachten Aufsatz las, schlug Mercader mit dem Eispickel auf Trotzkis Kopf ein [3] [4] [5]. Dieser konnte sich noch auf Mercader stürzen und ihn in die Hand beißen. Die herbeieilenden Leibwächter hätten Mercader umgehend gelyncht, wenn Trotzki sie nicht selbst gestoppt hätte: "Tötet ihn nicht! Dieser Mann hat eine Geschichte zu erzählen.". Trotzki wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er am folgenden Tag, dem 21. August 1940 an seiner schweren Kopfverletzung verstarb. Als Auftraggeber des Anschlags gilt Stalin [6] [7] [8] [9] [10] [11], vereinzelt wird dieser Zusammenhang aber auch zurückgewiesen [12].

Seine Mutter Caridad wartete mit dem befreundeten NKWD-Offizier Leonid Eitingon außerhalb von Trotzkis Anwesen in zwei Fluchtwagen. Als er nicht erschien, verließen sie das Land. Silvia Ageloff wurde zunächst ebenfalls als Mittäterin verhaftet, die Vorwürfe wurden jedoch fallen gelassen.

Die Verurteilung

Mercader wurde unter seinem Decknamen Jacques Mornard verhaftet. Diese Identität wurde jedoch angezweifelt, nachdem sich der echte Jacques Mornard an die Öffentlichkeit wandte. Mercader wurde des Mordes für schuldig befunden und zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt. Da er keinerlei Reue zeigte, musste er die Strafe voll absitzen.

Die letzten Jahre

Im August 1953 wurde seine wahre Identität nach einem Vergleich seiner Fingerabdrücke enthüllt. Am 6. Mai 1960 wurde er aus dem Gefängnis Palacio de Lecumberri in Mexiko-Stadt entlassen. Von tschechischen Behörden wurde ihm ein Pass auf den Namen Jacques Vendendreschd ausgestellt. Daraufhin lebte Mercader für kurze Zeit in Havanna, Prag und 1961 in Moskau. Anschließend kehrte er nach Kuba zurück. Am 18. Oktober 1978 starb er in Havanna an Krebs. Mercador wurde auf Wunsch seiner Witwe auf dem Kunzewoer Friedhof in Moskau unter dem Namen Ramon Ivanovich Lopez [13] beigesetzt. Im KGB-Museum in Moskau findet sich eine Darstellung seiner Person.

Ehrung

Mercader wurde von Stalin bereits 1940 zum Held der Sowjetunion ernannt und mit dem Leninorden ausgezeichnet. Der Leninorden wurde seiner Mutter Caridad übergeben[14]. Die Übergabe der Medaille zum Held der Sowjetunion erfolgte 1961, er ist einer von nur 21 Personen, die nicht Bürger der Sowjetunion waren und diese Ehrung erhielten.

Literatur

  • Jörg von Uthmann: Attentat - Mord mit gutem Gewissen, Wolf Jobst Siedler Verlag, Berlin, 1996, ISBN 3-572-01230-9
  • Isaac Don Levine, The Mind of an Assassin, D1854 Signet Book, 1960 (englisch)
  • Christopher Andrew; Vasili Mitrokhin. The Sword and the Shield. Basic Books, 1999, ISBN 978-0465003105 (englisch)
  • Robert Conquest: The Great Terror: A Reassessment. Oxford University Press, 1991 ISBN 978-0195071320 (englisch)

Literarische Verarbeitung des Attentats

Die Person Mercaders wird spielerisch-literarisch im Roman Der zweite Tod des Ramón Mercader von Jorge Semprún behandelt, außerdem in Trotzki im Exil von Peter Weiss aus dem Jahr 1970.

Darstellung auf der Bühne und im Film

  • Das Theaterstück Variations on the Death of Trotsky (dt. Variationen des Todes von Leo Trotzki) von David Ives ist eine Komödie, die auf dem Attentat Mercader's auf Trotzki beruht.
  • Im Film The Assassination of Trotsky (dt.: Die Ermordung von Trotzki) von Joseph Losey wird Frank Jackson von Alain Delon dargestellt und Richard Burton spielt den Trotzki. Auch Romy Schneider gehört zu den Darstellern.
  • Eine spanische Dokumentation über das Leben von Mercader erschien 1996 unter dem Titel Asaltar los cielos.

Einzelnachweise

  1. The KGB in San Francisco and Mexico City: Covername GNOME – Trotsky’s Murderer, auf Seiten von nsa.gov, abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  2. Soviet Readers Finally Told Moscow Had Trotsky Slain.(dt.:Sowjetische Historiker geben Urheberschaft am Tode Leo Trotzkis zu, Veröffentlichung in der New York Times vom 5. Januar 1989; abgerufen am 12. Juni 2008 (englisch)
  3. Trotsky's Last Hiding Place (dt: Trotzkis letztes Refugium), Veröffentlichung des Sydney Morning Herald vom 18. März 2002:"It was an open secret that Stalin had given orders to liquidate his rival.", abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  4. My Grandfather the Revolutionary, veröffentlicht in The Guardian am 13. Februar 2003, "Stalin was responsible for the death of practically all of Trotsky's family, whatever their political stance... In August, Ramon Mercader, an NKVD agent of Spanish origin, murdered the 'Old Man'.", abgerufen am 12. Juni 2008 (englisch)
  5. Trotsky murder weapon may have been found (dt.: Waffe für den Mord auf Leo Trotzki möglicherweise gefunden), am 14. Juli 2005 auf cnn.com, archiviert auf web.archive.org, abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  6. The New Trotsky: No Longer a Devil, (dt.: Der neue Trotzki ist nicht mehr länger der Teufel), Veröffentlichung der New York Times von Craig R. Whitney am 16. Januar 1989: "And almost every Soviet writer and historian now generally accepts the view that it was Stalin himself, not Lavrenti Beria, who ordered Trotsky's assassination... None of this comes as news to Western historians, or independent-minded Soviet historians and writers long aware of the facts.", abgerufen am 12. Juni 2008 (englisch)
  7. Soviet Historian Faults Stalin About Trotsky. Veröffentlichung in der New York Times am 10. September 1988: "A senior Soviet historian asserted today in Pravda that Stalin ordered the 1940 assassination in Mexico of his arch-rival Leon Trotsky.", abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  8. Mexico City Journal; Who's Afraid of Trotsky? Not This Russian, Now, Veröffentlichung der New York Times von Mark A. Uhlig am 19. Dezember 1990: "Mr. Paporov said his research proved beyond doubt that Trotsky's assassin, a Spanish Communist known as Ramon Mercader, was sent by Stalin.", abgerufen am 12. Juni 2008 (englisch)
  9. Killer of the Masses, Nachruf auf Josef Stalin, Veröffentlichung des Nachrichtenmagazins Time vom 16. März 1953: "There was just one Old Bolshevik left: Stalin sent out his new operatives after him. Halfway round the world, a young Spanish Communist named Mercader, alias Monar (with an assist from the New York Communist Party), found Trotsky in Mexico City and killed him with an alpenstock.", abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  10. Christopher Andrew, Vasili Mitrokhin: The Sword and the Shield, S. 86 [1], Basic Books 1999, ISBN 978-0465003105
  11. Robert Conquest: The Great Terror: A Reassessment, S. 584 pages, Oxford University Press 1991, ISBN 978-0195071320
  12. THE FOUNDATIONS OF TROTSKYISM AND THE CONTINUING RELEVANCE OF THE STRUGGLE AGAINST IT von Tony Clark, Stalin Society, abgerufen 12. Juni 2008 (englisch)
  13. Ramon Mercader - Find a Grave (englisch)
  14. Isaac Don Levine: The Mind of an Assassin. D1854 Signet Book, 1960, Seiten 109-110, 173.

Weblinks


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