Raswan

Raswan
Carl Raswan im traditionellen Gewand der Ruala-Beduinen (Foto um 1927)

Carl Reinhard Raswan (geboren als Carl Reinhard Schmidt) (* 7. März 1893 in Dresden; † 14. Oktober 1966 in Santa Barbara (Kalifornien) war einer der bedeutendsten Kenner und Förderer des asilen Araberpferdes, Buchautor und Verfasser von Fachbeiträgen, sowie Verfechter für das Verständnis, der eng mit der Araberzucht verbundenen Beduinenstämme Arabiens, deren Lebensweisen und einer völkerumfassenden Toleranz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Umfeld

Carl Raswan wurde im Dresdner Stadtteil Laubegast-Tolkewitz unter dem Namen Carl Reinhard Schmidt als Kind des Mediziners Martin Schmidt und einer ungarischen Mutter geboren.

Schon in frühen Jahren suchte der junge Carl Raswan zu ergründen, was jenseits der Elbe, hinter den gegenüberliegenden Bergen, verborgen ist. Im Alter von fünf Jahren kam Carl Raswan erstmalig mit Pferden in Berührung, als er von seinem Vater das PonyPhili als Geschenk erhielt.

Mit dem Erwerb des, auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe gelegenen Dr. Klenke’s Kurpark Wachwitz im Jahre 1898 durch seinen Vater, erschloss sich für Carl Raswan und sein Pony die Möglichkeit für größere Ausflüge in das Dresdner Umland, ohne die Elbe überqueren zu müssen.

Schulischer Werdegang

1902 erfolgte die Einschulung von Carl Raswan in das humanistische Königliche Wettiner Gymnasium zu Dresden. Die Wahl seiner Eltern für diese Schule erwiesen sich für Carl Raswan als Glück, da er so die Gelegenheit erhielt, das klassische, europäische Altertum und seine Sprachen zu studieren. Carl Raswan vertiefte während seiner Schulzeit die Lektüre der antiken Hippologen, wie Simon von Athen, Xenophon, Varro, Oppian und Palladius.

Seine Schulferien verbrachte Carl Raswan mit seinem Pony häufig bei seinem Onkel Bernhard Schmidt, der im Forsthaus Kreyern im Spitzgrund die Position des Oberforstrates einnahm. Bei einem dieser Ferienaufenthalte beobachtete Carl Raswan den jungen Prinzen Ernst-Heinrich von Wettin, der mit seinem, vom Ungarischen König erworbenen, arabischen Schimmel in den Moritzburger Schlossteich ritt. Der Schimmel war vermutlich ein Shagya-Araber und Carl Raswan beobachtete, wie das Pferd sich selber in dem Spiegelbild im Wasser erkannte und damit spielte. Dieses Erlebnis wecke sein Interesse für das arabische Pferd und wurde somit zum Schlüsselerlebnis für das weitere Leben von Carl Raswan.

Prägende Studienreise

Nach seinem Abitur schickten seine Eltern Carl Raswan auf sein Drängen hin im Mai 1911 auf eine dreiwöchige Reise nach Griechenland, in deren Verlauf er zuvor einige Tage in Konstantinopel (heute Istanbul), der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches zubrachte. Carl Raswan stellte die Reise unter das Motto seines Kindheitstraumes „auf der Suche nach dem idealen Pferd“. Er verbrachte die meiste Zeit mit dem Studium antiker Kunstwerke, die Pferde darstellten; z.B. den Parthenon-Fries des griechischen Bildhauers Phidias aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Und dem damals noch vorhandenen panathenischen Festzug mit den hundert Pferden. Durch die Einsichtnahme in die Privatbibliothek eines befreundeten, griechischen Archäologen erhielt Carl Raswan umfangreiche Einsicht in die Geschichte des antiken Pferdes. Bei dieser Lektüre fielen Carl Raswan auch die beiden Bände des Werkes „Eine Pilgerfahrt nach Nedschd“ in die Hände, welche ihn zutiefst beeindruckten und zu der Aussage hinreißen ließen: „Nach meiner Rückkehr aus Athen konnte ich mir meine Zukunft nicht mehr in Europa vorstellen…“.

Erste Orientreise

Carl Raswan im Alter von 19 Jahren als landwirtschaftlicher Praktikant in Ägypten in der Nähe von Alexandria. (Foto 1912)

Inspiriert von den Schriften von Lady Blunt und seinen Studien der antiken Kunstwerke begann Carl Raswan kurz nach seiner Rückkehr aus Griechenland mit dem Studium alles ’’arabischen’’ und in nur wenigen Jahren beherrschte er sowohl die Sprache als auch die Schrift auf muttersprachlichem Niveau. Sehr gelegen kam Carl Raswan gegen Ende 1911 eine Einladung seines Vetters nach Ägypten, der dort einen Import-/Exporthandel in Kairo betrieb. Er reiste über Triest und Alexandria nach Kairo und erlebte hier erstmals die Pracht und Vielfalt des Orients. Mit der Geschäftsaufgabe seines Vetters wechselte Carl Raswan 1912 in eine Anstellung als Assistent auf die Santa Stefano Farm nach Ramle, östlich von Alexandria, wo er für die Bewässerungstechnik der Farmanlage zuständig war und sich ausgiebig mit den Problemen, der bäuerlichen Bevölkerung, den Fellachen, auseinandersetzte.

Die damals 16-jährige Schwester Charlotte Schmidt folgte Carls Raswan nach Ägypten um für ihn die Haushaltsführung in Ramle zu übernehmen. Auf ihren Ausflügen zu Pferde in die Umgebung um Alexandria, schlossen Carl Raswan und seine Schwester auch die ersten Bekanntschaften mit den Beduinen der Umgebung. So trafen sie eines Tages Sheikh Ammer Ibn-el-Aide vom Stamm der Would Ali, der einen kleinen arabischen Hengst namens Ghazal (arabisch für Gazelle) ritt. In dem Zelt des Sheikh lernten beide erstmals die Gebräuche und das Familienleben der Bediunen kennen und dort lernte Carl Raswan auch Marzuki, den ehemaligen Stallmeister des ägyptischen Königs Tewfik (auch Taufik) kennen und schlossen Freundschaft.

Carl Raswan (rechts) im Häuptlingszelt der Ruala-Beduinen. Links neben ihm, sein Blutsbruder Prinz Fuaz. (Foto um 1930)

Auf der fortwährenden Suche nach dem „Traumpferd“ lud Marzuki Carl Raswan ein, ihn auf eine Reise nach Jerusalem und Damaskus zu begleiten, da er dort die Gelegenheit bekommen sollte, in Kontakt mit den Pferde züchtenden Beduinenstämmen zu treten. Sheikh Ammer stellte Carl Raswan seinen Hengst Ghazal für diese Reise als Leihgabe zur Verfügung. Die Freundschaft zwischen dem Sheikh und Carl Raswan war so innig, dass dieser ihm den Beinamen „Aziz“ (arabisch für der Geliebte) gab, was als besondere Auszeichnung anzusehen ist. Diesen Beinamen behielt Carl Raswan auch später bei anderen Kontakten mit den Beduinen bei. Während dieser, ca. ein Jahr andauernden, ersten Reise durch Arabien, hatte Carl Raswan viele Möglichkeiten, sich mit den nomadisierenden Stämmen der arabischen Beduinen zu befassen, deren Lebensweisen und Religion zu studieren und das soziale Gefüge der Beduinenstämme zu verstehen. Das gemeinsame Interesse am Arabischen Pferd und die gemeinsamen Erlebnisse in der Wüste festigten diese Beziehung und führten zu der Blutsbrüderschaft zwischen Carl Raswan und dem jungen Beduinenprinz Fawaz as-Shaalan (Fuaz). Diese enge Bindung der Familien hielt bis zum Tod von Carl Raswan an. Im Verlauf dieser Reise, die Carl Raswan später auch in seinem Buch „Trinker der Lüfte“ [1] beschrieben hat, erkannte er schlussendlich auch in dem Hengst Ghazal, einem Vertreter der asilen Araberpferde, sein „Traumpferd“ an. Ghazal wurde ihm später von Sheikh Ammer zum Geschenk gemacht.

Erster Weltkrieg

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges kamen auch für Carl Raswan einschneidende Änderungen in seinem Leben zum Tragen. Im Herbst 1914 erhielt er den Einberufungsbefehl zum Königlichen Sächsischen Husarenregiment Nr. 18 nach Großenhain, wurde jedoch zurückgestellt. Raswan meldete sich daraufhin zum Mai 1915 als Freiwilliger in der deutschen Botschaft in Konstantinopel. Raswan war beteiligt an den schweren Kämpfen um Gallipoli, den Dardanellen und kämpfte mit der 4. türkischen Armee am Suez-Kanal, wonach er an Malaria, Flecktyphus und Lungenabzess erkrankte. Nach der Beteiligung an Schlachten in Mesopotamien (dem heutigen Irak) kam Carl Raswan 1917 in die Ukraine, wo er den russisch-deutschen Waffenstillstand miterlebte. Auf dem Weg in die Heimat erlebte Raswan in Warschau die Oktoberrevolution bevor er 1918 durch die Entbehrungen völlig abgemagert in Dresden angelangte.

Auswanderung in die USA

Zurück in seiner Geburtsstadt fand Carl Raswan jedoch kein Zuhause mehr vor und entschloss sich 1921 nach Oakland (Kalifornien) zu seiner dort lebenden, mittlerweile 61-jährigen Mutter zu fahren. Raswan nahm somit die USA als seine Wahlheimat an. Es dauerte weitere vier Jahre bis Carl Raswan sich 1925 weitestgehend von den gesundheitlichen Folgen des Ersten Weltkrieges erholt hat.

Die Passion Raswans, seine Verbundenheit mit dem arabischen Pferd, führte dazu, dass er Ende 1925 von Will Keith Kellogg, einem Züchter arabischer Vollblüter, der eine Farm in der Nähe von Pomona unterhielt, gebeten wurde, für diesen Zuchttiere bei Judith Blunt-Lytton, 16. Baroness Wentworth (auch Lady Wentworth genannt) auf ihrem Gestüt Crabbet Park in Sussex (Großbritannien) zu erwerben. Raswan führte den Handel wie erbeten durch und so kam es am 22. Februar 1926 zu einem Import ausgewählter Araberpferde, die die Zucht der USA qualitativ nachhaltig aufwerteten. Ein Pferd aus dieser Auswahl war der Schimmelhengst Raswan (AV 1921), der beste Sohn des bekannten, polnischen Araberhengstes Skowronek (AV 1909), welches Carl Raswan von Lady Wentworth zum Geschenk gemacht wurde. Der Hengst Raswan war ebenfalls auf der Kellogg-Farm untergebracht, wurde dort jedoch aus Niedertracht umgebracht. Als Dr. Karl Kellogg die Nachricht über den Tod des Hengstes an Carl Raswan überbrachte, soll dieser sich wie folgt geäußert haben:

“Tot??“, schrie Carl, „Nein! Er soll leben! Von nun an wird alles, was ich tue, in seinem Namen geschehen!“

Seit diesem Ereignis nannte sich der gebürtige Carl Schmidt nunmehr Carl Raswan (Raswan, auch Radhwan, ist nach muslimischem Glauben der Engel der Barmherzigkeit am Eingang zum Paradies).

Mit einem weiteren Pferd aus dem Ankauf von Lady Wentworth, dem Apfelschimmelhengst Dschadaan (AV 1917) wirkte Carl Raswan im April 1926 als Double für den Schauspieler Rudolph Valentino bei den Dreharbeiten zu dem Film Der Sohn des Scheichs in der Coloradowüste bei Los Angeles mit. Während der Dreharbeiten geriet Carl Raswan in einen Sandsturm, der ihn beinahe das Leben kostete. Rudolph Valentino verstarb wenige Monate nach Ende der Dreharbeiten in New York.

Zweite Orientreise

Amîr Nuri as-Shaalan; langjähriger Führer der Ruala-Beduinen, der trotz seines strapaziösen Lebens 103 Jahre alt wurde. (Foto von Carl Raswan um 1927)

Die dramatischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, weckten bei Carl Raswan die Sehnsucht nach „seinen“ Beduinen und so unternahm er noch im gleichen Jahr eine Reise zu dem Stamm der Ruala in die Wüsten- und Steppengebiete Noradarabiens. Während dieser Reise vertiefte sich die enge Beziehung zwischen Carl Raswan und der Familie seines Blutsbruders Prinz Fawaz, dessen Großvater Amîr Nuri as-Shaalan Raswan sehr zugetan war. Die Erlebnisse und Erkenntnisse dieser Reise schilderte Raswan in seinem Buch „Im Land der schwarzen Zelte“.

1928 unternahm Carl Raswan eine weitere Reise nach Innerarabien, während der er mehrere Beduinenstämme besuchte. Bei dieser Reise gewann er eine Erkenntnis, die ihn zu der folgenden Schilderung bewegte:

„seit dem Weltkriege fallen das letzte Romantische und die Ideale des Beduinenlebens in sich zusammen. Mauser- und Maschinengewehre und nun auch Automobile vernichten Hunderte von Pferde in gegenwärtigen Kämpfen, die vorher mit Lanzen und primitiven Waffen … nur ungefährliche Wunden verursachten und wobei ritterliche Tugenden und Gesetze ihre Leidenschaft (z.B. die Blutrache) im Zaume hielten. - … Im Oktober 1927 erlebte ich einen … Fall bei den Fid’an-’Anaza-Beduinen, welche 135 Stuten an einem Tag verloren…“

Carl Raswan wurde somit Zeitzeuge einer einschneidenden Entwicklung, die zu einem straken Rückgang des arabischen Pferdes in seiner Ursprungsregion geführt hat und deren Auswirkung Züchter noch heute wahrnehmen können. Auch das Jahr 1928 war durch derartige Ereignisse gekennzeichnet, wozu sich noch eine Dürre gesellte, durch die bei den Ruala-Beduinen über Wochen täglich bis zu 2.000 Kamele verdursteten.

Aufnahme in den Stamm der Ruala

Am 15. April 1929 wurde Carl Raswan offiziell in den Stamm der Ruala und in die Familie von Nuri Shaalan aufgenommen. Diese große Auszeichnung für einen Europäer und Christen (Zitat Raswan: „Meine Religion musste ich bei den Beduinen niemals verleugnen.“) bewegte Raswan dazu, sich fortan Abd al-Aziz Ibn Radhwan, the Ruala zu nennen. Im gleichen Jahr vermittelte Raswan ein Friedensabkommen zwischen 21 Führern rivalisierender Beduinenstämme, was ihm zu einem hohen Ansehen verhalf. Seine Erlebnisse schilderte Carl Raswan in seinem Buch „Der Araber und sein Pferd“, sowie im Textteil des Buches „Arabische Pferde“ von U. Guttmann.

Einfluss auf die Zucht Arabischer Vollblutpferde in Europa

Jasir (1925) von Mabrouk Or. Ar. (1912) aus der Negma Or.Ar. (1906). (Foto von Carl Raswan um 1929)

Aufgefallen durch eine Veröffentlichung Raswans in der Zeitschrift ST.GEORG[2] über das Gestüt Manial des Prinzen Mohamed Ali, bei der ein Foto des Schimmelhengstes Jasir Or.Ar. (=Original Araber) abgebildet war, führten 1929 zu einer Anfrage der Besitzerin des Königlich Württembergischen Gestüts Weil, Pauline Fürstin von Wied, diesen Hengst als Hauptbeschäler für ihren wertvollen Zuchtbestand zu erwerben. Raswan nahm den Auftrag an, der sich als schwieriger erwies als angenommen. Er schrieb hierzu:

“… Nach monatelangen Verhandlungen… nach einer persönlichen Rücksprache mit dem König von Ägypten… gelang es mir endlich, diese großen Liebhaber und Züchter des edlen arabischen Pferdes in Ägypten zu überzeugen, dass sich ihr Opfer, Jasir nach Deutschland zu schicken, im Laufe der Zeit als Gewinn für Ägypten erweisen würde.“

Der Hengst wurde daraufhin binnen einer 16-tägigen Reise per Schiff und Bahn von Kairo nach Weil überführt. Jedoch erwies sich Jasir als „kleiner Ausreißer“, der die Freiheit über alles schätze. Nachdem er seinen Anbindestrick durchgeknabbert hatte, promenierte er in Venedig über das Sonnendeck des Schiffs, fiel dann in eine Luke, zwei Decks tief auf dicke Baumwollballen, sprang auf, schüttelte sich und lief dann entlang eines schmalen, stählernen Ganges zu einer Plattform, von der aus man den gesamten Maschinenraum überblicken konnte, wo der Ausreißer wieder unversehrt eingefangen wurde. Jasir war eines der Pferde, das nach Auflösung des Königlichen Gestüts in Weil in den Zuchtbestand des Württembergischen Haupt- und Landgestüts Marbach übernommen wurde.

Bogdan von Zietarski (1884 bis 1958) war von 1927 bis 1944 Leiter des Gestütes Gumniska (gegründet 1853) bei Roman Fürst Sanguszko. (Foto Carl R. Raswan um 1930-31)

Eine weitere, verdiente Förderung der europäischen Bestände an arabischen Pferden, nahm 1930 seinen Anfang als Carl Raswan von dem polnischen Fürsten Roman Sanguszko gebeten wurde, original arabische Zuchtpferde für sein Gestüt in Gumniska (Südpolen) zu erwerben und bei der Reise seinen Gestütsleiter Bogdan Zietarski mitzunehmen. Zusammen bereisten sie ca. 12.000 km im Vorderen Orient und besichtigten über 10.000 Pferde. Das Ergebnis der Reise, die von November 1930 bis Mitte 1931] andauerte, war der Import von fünf Hengsten und vier Stuten, von denen der Hengst Kuhailan Zaid db (=desertbred) in das ungarische Gestüt nach Bábolna, die restlichen Pferde nach Gumniska verbracht wurden. Ein Nachkomme des Hengstes Kuhailan Haifi db aus diesem Ankauf ist der Hengst Ofir (AV 1933), der später auf dem polnischen Staatsgestüt Janów Podlaski weitreichenden Einfluss auf die Zucht des Vollblutarabers in Europa nahm. Raswan und Zietarski verband seit dieser Reise eine enge Freundschaft und tiefe Hochachtung füreinander. In einem Schreiben vom 6. August 1955 an den namhaften Hippologen Dr. Dr. Johannes Erich Flade, ein Landsmann und Freund Carl Raswans, lobte Raswan die Fachkenntnis und „Pferdemännischkeit“ von Bogdan Zietarski ausgiebigst.

Dritte Orientreise

Im Sommer des Jahres [1936 unternahm Carl Raswan eine weitere Reise in den Vorderen Orient. Ursprünglich war der Zweck der Reise ein Besuch seiner arabischen Freunde. Infolge der politischen Verhältnisse gestaltete sich diese jedoch als äußerst gefährlich. Raswan reiste meist mit Auto von Kairo nach Akaba in das heutige Syrien, von dort durch den Irak nach Bagdad und weiter in den Iran nach Teheran bevor er über Alexandria und Genua den Weg zurück antrat. Die Erlebisse dieser Irrfahrt berichtet Raswan in seinem Buch „Escape from Baghdad“.

Eigene Zucht und literarische Werke

Seit Ende der 1930er Jahre unterhielt Carl Raswan ein kleines Gestüt in den Sandia-Bergen in Neu-Mexiko (USA) auf dem er arabische Vollblüter züchtete. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs begann Raswan mit der Ordnung seiner Aufzeichnungnen um diese zu publizieren. Hieraus entstand u.a. das Buch „Söhne der Wüste“. Die Ordnung dieser Aufzeichnungen dauerte mehr als acht Jahre.

In einem Schreiben an Dr. Flade vom 11. Mai 1955 berichtete Raswan, dass er in einem nächsten Projekt einen Index veröffentlichen wolle, der sämtliche arabischen Abstammungsbäume, Beduinen-Züchter und Importe der letzten 100 Jahre nach Europa und Amerika enthalten solle. Das Werk war ursprünglich in zwölf Bänden geplant, die in einem Drei-Monats-Rhythmus erscheinen sollten. Für die Vorbereitungen dieses RASWAN-INDEX, der noch heute ein wichtiges Nachschlagewerk für Züchter arabischer Pferde ist, benötigte Carl Raswan noch einmal fünf Jahre. Bei der Erstellung des Werkes wurde Carl Raswan umfangreich von seiner Frau Esperanza Raswan unterstützt, die die Schreib- und Korrekturarbeiten übernahm. Letztendlich erschien der RASWAN-INDEX in sieben Bänden zwischen 1957 und 1967, der letzte Ergänzungsband postmortem herausgegeben von Esperanza Raswan.

1955 zog Carl Raswan einige Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen seines bewegten Lebens. So preist er hierin die Lebensart der Beduinen, der Kinder Ismaels, deren Würde eines Lebens in Freiheit und ihren Ehrenkodex, der die Grundsätze der Menschlichkeit enthält an. In einem weiteren Schreiben an Dr. Flade vom 16. Januar 1965 bezieht sich Carl Raswan auf die Verbundenheit der Menschen aller Länder und deren Bindung zur Natur und sämtlichen Tieren.

Krankheit und Tod

Im November und Dezember des Jahres 1965 erkrankte Carl Raswan und begab sich für eine Woche in die Behandlung in ein Krankenhaus. Wie einem Schreiben an Dr. Flade vom 22. Dezember 1965 zu entnehmen ist, wurden bei diesem Aufenthalt auch alte Verletzungen aus dem Ersten Weltkrieg, seiner Aufenthalte in der Wüste Arabiens und eine Nieren-Verletzung untersucht, die Raswan 1934 in der Wiener Straße in Dresden durch die Geheime Staatspolizei der Nazis zugefügt wurde. Die Untersuchung ergab, dass die Vernarbung der alten Wunden gut vonstatten gegangen ist, Raswans Niere, seine Wirbelsäule und die Lunge, die durch Sandstürme während seiner Aufenthalte in der Wüste in Mitleidenschaft gezogen wurde (Silikose), jedoch behandlungsbedürftig erschienen. Raswan berichtet in dem Schreiben, dass sogar die arabischen Pferde von Lungenbluten betroffen waren, hielten die Sandstürme länger als zwei Tage an.

Am 14. Oktober 1966 verstarb Carl Reinhard Raswan plötzlich und unerwartet, vermutlich an den Folgen der Silikose, die er sich bei seinen zahlreichen Reisen nach Innerarbien zugezogen hat. Am 14. Januar 1967 kondolierte Prinz Mútab Fawaz as-Shaalan und mit ihm der Stamm der Ruala, die mit Carl Raswan (alias Abd al-Aziz Ibn Radhwan, the Ruala) einen treuen, lieben Freund verloren haben.

Carl Raswan mit Falken auf einer arabischen Stute im Zeltlager der Ruala-Beduinen. (Foto um 1930)

Ehen und Nachkommen

  • Aus erster Ehe erhielt Carl Raswan vier Söhne.
  • In zweiter Ehe heiratete er seine Frau Esperanza, die ihm zwei Töchter (Chela und Beatriz) schenkte. Carl Raswan hatte eine sehr innige Beziehung zu seiner Frau, über die er einmal sagte:
„Sie ist viel mehr als meine bessere Hälfte und aus einem Stoff gemacht, aus dem Engel bestehen.“

Quellen

  • Dr. Dr. Johannes Erich Flade: „Carl Reinhard Raswan – Wir besitzen ein Pferd nie; es wird uns anvertraut“ Beitrag aus „ASIL ARABER –Arabiens edle Pferde“ Band VI/S. 213 ff. Herausgeber Asil Club e.V.; Olms Verlag Hildesheim 2007
  1. Carl R. Raswan: „Trinker der Lüfte“. Olms Verlag 2. Auflage von 1990 – ISBN 3487081407
  2. Ursula Guttmann: „Liebesbriefe um arabische Pferde“. Georg Olms Verlag April 2007, ISBN 978-3487084718

Literatur

  • Lady Anne Blunt: „A Pilgrimage to Nejd – the Cradle of the Arab race“. London 1881
  • Carl R. Raswan: „Im Land der schwarzen Zelte“. Olms Verlag 2. Auflage von 1990 – ISBN 3487081369
  • Carl R. Raswan: „Der Araber und sein Pferd“. Olms Verlag Auflage: N.-A., Nachdr. (Januar 1990) – ISBN 3487082349
  • Carl R. Raswan und Ursula Guttmann: „Arabische Pferde“. Mueller Rueschlikon Verlag Nachdruck von Januar 1992 – ISBN 3275005286
  • Carl R. Raswan: „Escape from Baghdad“. Olms Verlag Nachdruck Hildesheim 1978 – ISBN 3-487-08158-X
  • Carl R. Raswan: „Söhne der Wüste“. Olms Verlag 2. Auflage (August 2000) – ISBN 3487081342
  • Alice Payne: „Carl Raswan Dies“. The Arabian Horse News, 11/12, 1966. Siehe http://www.wiwfarm.com/APRaswanObit.html

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