Rattus rattus

Rattus rattus
Hausratten
Hausratte (Rattus rattus)

Hausratte (Rattus rattus)

Systematik
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Gattung: Ratten (Rattus)
Art: Hausratten
Wissenschaftlicher Name
Rattus rattus
(Linnaeus, 1758)

Die Hausratte (Rattus rattus), auch Dachratte genannt, ist ein zur Unterfamilie der Altweltmäuse (Murinae) zählendes Nagetier (Rodentia).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Hausratte hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 16 bis 24 cm, eine Schwanzlänge von 18 bis 25cm, der Schwanz weist 200 bis 260 Ringe auf, das Gewicht beträgt ca. 200 bis 400 g.

Die Schnauze der Hausratte ist spitz, Augen und Ohren sind verhältnismäßig größer als bei der Wanderratte (Rattus norvegicus). Hauptfarbformen sind ganz grauschwarz (besonders bei der Unterart rattus), braungrau mit grauer Unterseite (besonders bei der „Dachratte“ Rattus rattus alexandrinus) und braungrau mit weißer Unterseite (besonders bei der „Fruchtratte“ Rattus rattus frugivorus). Dazwischen gibt es Übergänge und weitere Farbformen.

Die Hausratte ist nicht der Vorfahre der Farbratte, die als Versuchstier oder als Heimtier gehalten und gezüchtet wird, der Vorfahre dieser Ratten ist die Wanderratte.

Herkunft und Verbreitung

Verbreitungsgebiet

Die Hausratte ist auch als Schiffsratte bekannt, da sie durch den Transport auf Schiffen weltweit verbreitet wurde. Sie kam ursprünglich als Bewohner von wärmeren Felslandschaften in Süd- und Ostasien vor, passte sich als Kulturfolger dem Leben des Menschen an und wurde durch ihn in alle Welt gebracht. Besonders auf kleineren pazifischen Inseln mit einem fragilen Ökosystem verdrängte sie nicht nur die einheimische pazifische Ratte (Rattus exulans), sondern rottete auch zahlreiche einheimische Arten, besonders flugunfähige Vögel, aus. Als ihre ursprüngliche Heimat gilt Südindien, von hier gelangte sie durch den bronzezeitlichen Handel nach Persien und dem Zweistromland. Aus Tell Isan Bahriyat (Iran) liegen Nachweise von Rattus rattus aus der Zeit um 1500 v. Chr. vor. Aus dem Zweistromland gelangte sie nach Ägypten und ins östliche Mittelmeer.

Die Verbreitung auf dem afrikanischen und dem europäischen Kontinent erfolgte wahrscheinlich in einer zweiten Ausbreitungswelle mit dem Gewürzhandel über Schiffe der römischen Kaiserzeit. Der älteste Nachweis der Hausratte in Deutschland stammt aus Ladenburg bei Mannheim, aus dem 2. Jahrhundert. Bei Grabungen nach der Stadt Haithabu wurde das Vorkommen der Hausratte um 1050 bestätigt, von wo sie sich weiter mit den Schiffen der Wikinger und später der Hanse verbreiten konnte.

In Europa ist die Zahl der Hausratten stark rückgängig. Als ein Grund wird gesehen, dass die Hausratte durch die Wanderratte mehr und mehr verdrängt wird, da diese im heutigen Umfeld konkurrenzstärker ist. In Deutschland ist die Hausratte auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Große Populationen der Hausratte kommen nur noch in den Mittelmeerländern vor.

Frühe Berichte über mittelbar durch Ratten ausgelöste Pestepidemien, beispielsweise die durch Thukydides beschriebene Pest in Athen werden als indirekter Beweis für die Anwesenheit von Hausratten genutzt, aber nicht immer sind die Beschreibungen der Symptome eindeutig.

Nach Großbritannien gelangte die Hausratte vielleicht schon mit den Römern, hier wird eine Pest-Epidemie in Londinium (London) im 2. Jahrhundert n. Chr. als Beleg angeführt. Die ältesten Knochenfunde stammen jedoch erst aus einem Brunnen des 4. oder 5. Jahrhunderts aus Skeldergate, York. Manche Forscher nehmen an, dass die Ratte im Frühmittelalter wieder ausstarb (schlechtere Lebensbedingungen durch das Ende städtischer Siedlungen und der Klimaverschlechterung im 7. Jahrhundert) und erst mit heimkehrenden Kreuzrittern wieder eingeführt wurde.

Verhalten

Die Hausratte ist nur in kälteren Regionen an menschliche Siedlungen gebunden, wo sie bevorzugt in trockenen Wohn- und Vorratsgebäuden, aber auch in Kellern und Ställen lebt. Im Freiland sucht sie sich sehr unterschiedliche Schlupfwinkel und baut dort ihr Nest. Die Hausratte ist vorwiegend nachtaktiv. Als soziales Tier lebt sie in Gruppen, die fünfzig und mehr Individuen umfassen können. Sie bevorzugt pflanzliche Kost wie Getreide, Früchte, Samen und Wurzeln. Tierische Nahrung nimmt sie nur selten zu sich.

Die Fortpflanzung findet unter günstigen Bedingungen ganzjährig statt und die Tragzeit beträgt 21 bis 23 Tage. Pro Wurf werden ca. acht blinde und nackte Junge geboren, die nach sechs Wochen selbständig werden und die Geschlechtsreife im Alter von ca. sechs Monaten erreichen.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden ab und zu auch Rattenkönige gefunden. Das sind zu einem Rattenhaufen verknotete Hausratten.

Symbolik

Im Chinesischen Kalender symbolisiert die Ratte als Tierkreiszeichen Fleiß, die Fähigkeit trotz Verfolgung und widriger Umstände zu überleben, Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit.

Schadwirkung

Die wenig spezialisierten und somit sehr anpassungsfähigen freilebenden Tiere gelten gemeinhin als Nahrungsmittelschädlinge.

Als Krankheitsüberträger

Dadurch, dass der Rattenfloh Xenopsylla cheopis auch die Hausratte als Wirt parasitiert, wird der Erreger der Pest, das Bakterium Yersinia (Pasteurella) pestis, auch von ihr und durch sie verbreitet. Diese Bedeutung in Bezug auf die Seuche erlangt sie dadurch, dass der Rattenfloh von erkrankten Ratten auf den Menschen überwechselt und umgekehrt. Weiterhin kommen freilebende Hausratten auch als mechanische Vektoren für die verschiedensten Krankheitserreger in Betracht.

Als Erregerwirt

Freilebende Hausratten sind neben anderen kleinen Nagern ebenfalls Reservoirwirte für diverse Borrelienarten (Bakterien), die dann von Vektoren wie z.B. auch schon in Vorgärten vorkommenden Zecken auf Tier und Mensch übertragen werden können.

Systematik

Die Hausratte bildet zahlreiche Unterarten aus, von denen einige weltweit verbreitet sind.

  • Hausratte im engeren Sinne (Rattus rattus rattus)
  • Fruchtratte (Rattus rattus frugivorus)
  • Alexandriner Hausratte (Rattus rattus alexandrinus)
  • Malaiische Hausratte (Rattus rattus diardii)
  • Sawahratte (Rattus rattus brevicaudatus)
  • (Rattus rattus domesticus)
  • (Rattus rattus albus)
  • (Rattus rattus ater)
  • (Rattus rattus brookei)
  • (Rattus rattus caeruleus)
  • (Rattus rattus chionagaster)
  • (Rattus rattus flaviventris)
  • (Rattus rattus fuliginosus)
  • (Rattus rattus fulvaster)
  • (Rattus rattus intermedius)
  • (Rattus rattus jurassicus)
  • (Rattus rattus latipes)
  • (Rattus rattus leucogaster)
  • (Rattus rattus nemoralis)
  • (Rattus rattus nericola)
  • (Rattus rattus picteti)
  • (Rattus rattus ruthenus)
  • (Rattus rattus sueirensis)
  • (Rattus rattus sylvestris)
  • (Rattus rattus tectorum)
  • (Rattus rattus varius)
  • (Rattus rattus nezumi)
  • (Rattus rattus flavipectus)

Literatur

  • Horst Bielefeld - Mäuse, Gräfe und Unzer, ISBN 3-7742-1225-2
  • Storch/Welsch - Systematische Zoologie, 6. Auflage, Spektrum, ISBN 3-8274-1112-2
  • Hägermann - Das Mittelalter, Bertelsmann, ISBN 3-570-00582-8
  • Stefan Winkle - Kulturgeschichte der Seuchen, Komet, ISBN 3-933366-54-2

Weblinks


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