Ratz und Rübe

Ratz und Rübe

Rappelkiste ist eine deutsche Kinderfernsehserie, die von 1973 bis 1984 sonntagmittags im ZDF ausgestrahlt wurde. Ihre Zielgruppe waren Kinder im Vorschulalter. Die erste der insgesamt 160 Folgen (jeweils 30 Minuten) ging am 30. September 1973 über den Sender. Vor allem in den 1970er Jahren erreichte die Serie hohe Einschaltquoten. Die Rappelkiste erhielt für die Staffel 1973/74 den Adolf-Grimme-Preis in Silber.

Die Rappelkiste dient bis heute als Namensgeber für Kindertagesstätten, Spielhäuser, Theatergruppen und andere Einrichtungen für Kinder. In den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist außerdem der Abzählreim aus dem Vorspann der Serie: Ene mene miste, es rappelt in der Kiste (...), ene mene meck, und du bist weg.

Inhaltsverzeichnis

Stil

Die Rappelkiste gehörte zu den ersten Kindersendungen im deutschen Fernsehen, die explizit als Bildungsprogramm konzipiert wurden. Entsprechend dem damals stark von der so genannten 68er-Bewegung geprägten Zeitgeist vertrat sie eine antiautoritäre, emanzipatorische Reformpädagogik und richtete sich vor allem an Kinder aus unterprivilegierten Schichten. Die Autoren griffen vielfach in den 1970er Jahren gesellschaftlich tabuisierte Themen wie Sexualität und Arbeitslosigkeit auf, forderten Chancengleichheit und übten Kritik an sozialer Ungleichheit, kapitalistischen Besitzverhältnissen, Krieg aber auch ganz allgemein an den Werten und Gewohnheiten des Bürgertums. Auch Kinder türkischer Gastarbeiter waren in diesem Zusammenhang früh in der einen oder anderen Folge zu sehen[1], z. B. wie sie ihren deutschen Freunden türkisch beibrachten.

Die magazinhaft aufgebauten Sendungen bestanden aus mehreren Komponenten, die sich dem Thema der jeweiligen Folge auf unterschiedliche Weise annäherten. Im Mittelpunkt standen dabei Realfilme mit leicht nachvollziehbaren Geschichten. Daneben flossen Zeichentrick- und Puppenspielelemente sowie Grotesken ein. Ein Lernziellied, gesungen von Ratz und Rübe, brachte die Botschaft der Episode auf den Punkt.

Die Kinder in der Serie lösten Alltagsprobleme oder erfüllten sich Wünsche, indem sie miteinander kooperierten, Schwächeren halfen, als ungerecht oder unsinnig empfundene Verbote aushebelten und die Erwachsenen in ihrer Umgebung zum Nachdenken brachten. Dabei handelten sie meist solidarisch und logisch nachvollziehbar, während das Verhalten vieler Erwachsener als egoistisch und unreflektiert dargestellt wurde. Die Vertreter bürgerlicher Institutionen (wie beispielsweise Lehrer, Polizisten, Politiker, Industrielle oder Offiziere) traten oft als unsympathische, klischeehaft überzeichnete Karikaturen in Erscheinung, die schließlich von den selbstbewussten Kindern übertölpelt und lächerlich gemacht wurden.

Kritik

Die Serie ermutigte Kinder dazu, bestehende Autoritäten, Hierarchien und Gepflogenheiten infrage zu stellen, ihre Ängste zu überwinden und selbstbestimmt zu handeln. Die Rappelkiste stellte sich damit offen gegen traditionelle Erziehungsansätze, die von Kindern vor allem Demut, Fleiß, Gehorsam und Respekt gegenüber Erwachsenen forderten. Schon die Tatsache, dass die Puppen Ratz und Rübe mit nur jeweils einem Elternteil aufwuchsen (und jeweils bei dem Elternteil, das das andere Geschlecht hat als sie selbst), stieß damals auf Kritik.

Figuren

  • Ratz und Rübe (Klappmaulfiguren, gesprochen und gesungen von Kristov Brändli und Rita Ziegler)
  • Rappel mit den Kisten (der Namensgeber der Serie)
  • Oswin und Nickel (Grotesken, gespielt von Michael Habeck und Eberhard Peiker)
  • Die Ompis (Knetfiguren)
  • Die Bauklötze

Abzählreim

Ene mene miste, es rappelt in der Kiste
Ene mene miste, es rappelt in der Kiste

Machste mal zuhause Krach, kriegste gleich eins auf das Dach
Willste übern Rasen laufen, musste dir ein Grundstück kaufen
Spielste mal im Treppenhaus, schmeißt dich gleich der Hauswart raus

Ene mene miste, es rappelt in der Kiste
Ene mene meck, und du bist weg!

1,2,3 Ich komme!!!!!

Weblinks

Quellen

  1. Beiheift Lieder aus der Rappelkiste und zwei Balladen für Kinder, Polygram 1973

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