Rauchgasentschweflung

Rauchgasentschweflung

Die Rauchgasentschwefelung (auch DeSOx) ist ein Verfahren zur Entfernung von Schwefelverbindungen (SO2 und SO3) aus den Abgasen von Kraftwerken (etwa Müllverbrennungsanlagen). Die Schwefelverbindungen entstehen durch das Verbrennen schwefelhaltiger fossiler Brennstoffe. Anlagen zur Rauchgasentschwefelung werden mit REA (Rauchgasentschwefelungsanlage) abgekürzt.

Das Verfahren wurde 1879 von dem Sodafabrikanten Robert Hasenclever erfunden. Es wird heute besonders für Kraftwerke auf der Basis von Kohle und schwerem Heizöl eingesetzt, bei denen der Schwefelgehalt größer als ein Prozent ist. Bei der Verbrennung von Gas und leichtem Heizöl ist im allgemeinen eine Entschwefelung nicht erforderlich.

Seit 1974 ist in Deutschland für neue Steinkohlekraftwerke die Rauchgasentschwefelung vorgeschrieben und die Großfeuerungsanlagenverordnung von Juni 1983 verlangte auch die Nachrüstung oder Stilllegung alter Anlagen. Bei Braunkohlekraftwerken war früher Anfang der 1980er Jahre zunächst eine Verminderung der Schwefeldioxid-Emissionen durch Kalkzugabe zur Rohbraunkohle vorgesehen, auch Trocken-Additivverfahren genannt, was wesentlich kostengünstiger gewesen wäre als die konventionellen Abgasentschwefelungsanlagen. Ab Juni 1983 mussten auch Braunkohlekraftwerke in Deutschland unter Berücksichtigung von Übergangsfristen die Rauchgasentschwefelung durchführen.

Inhaltsverzeichnis

Verfahrensarten

In Kraftwerken besteht prinzipiell die Möglichkeit, durch technische Maßnahmen Schwefeldioxid bis über 95 Prozent aus dem Rauchgas zu entfernen. Es gibt mehr als hundert verschiedene Verfahren, vor allem in Japan und in den USA, aber auch in Deutschland wurden Varianten entwickelt, die als Endprodukt Gips oder Ammoniumsulfat liefern.

Man unterscheidet zwischen regenerativen und nichtregenerativen Verfahren zur Entschwefelung.

  • Bei den nichtregenerativen Verfahren gibt es die Kalkwäsche, die sich weltweit am meisten durchgesetzt hat. Hierbei wird unter Zugabe von Kalk (sowohl Kalkstein als auch als Branntkalk) Gips produziert. Weitere Verfahren sind die Sprühabsorption, Trockensorption und die Ammoniak-REA (Walther-Verfahren).

Bei den Nassverfahren zur Rauchgasentschwefelung (hierzu zählen alle Verfahren mit Ausnahme der Sprühabsorption und der Trockensorption) fällt Abwasser an, das vor allem die löslichen Bestandteile - allem voran die Halogenverbindungen (Chloride usw.), aber auch Schwermetallverbindungen aus dem Brennstoff und aus dem Absorptionsmittel enthält. Dieses Abwasser muss vor der Einleitung in Gewässer gereinigt werden.

Literatur

  • W. Fritz, H. Kern: Reinigung von Abgasen, Vogel-Verlag, ISBN 3-8023-1454-9
  • Hans-Günter Heitmann: Praxis der Kraftwerk-Chemie, 2. Auflage 1997, Vulkan-Verlag, Essen, ISBN 3-8027-2179-9
  • Walter Kaminsky: Verfahren zur Entschwefelung von Rauchgas. Chemie Ingenieur Technik 55(9), S. 667 - 683 (1983), ISSN 0009-286X
  • M. Modigell: Grundlagen der Luftreinhaltung, 3. Auflage 2006, S. 232-249, Institut für Verfahrenstechnik RWTH Aachen
  • N. Williams, G. Srinivasan, P. Wechselblatt: Beseitigung und Wiedergewinnung von SO2 aus den Rauchgasen von Kraftwerken. Chemie Ingenieur Technik 45(7), S. 437-441 (1973), ISSN 0009-286X

Siehe auch

Weblinks


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