- Raumgleiter
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Eine Raumfähre ist ein wiederverwendbares Transportfahrzeug für die Raumfahrt, das nach einer Weltraummission wie ein Flugzeug landend zum Erdboden zurückkehrt.
Raumfähren sind durch ihre Wiederverwendbarkeit und ihren steuerbaren Gleitflug deutlich von den mit Landekapseln (z. B. der Kapsel des Apollo-Programms oder der Sojus-Landekapsel) ausgestatteten Raumschiffen zu unterscheiden. Raumschiffe mit Landekapseln für die Rückkehr zur Erde können nur einmal eingesetzt werden. Die Landekapseln lassen sich beim Durchfliegen der Atmosphäre nur bedingt steuern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Während die ersten Raumfahrtpioniere für den Weg ins All Raketen vorschlugen, insbesondere Hermann Oberth in seinem grundlegenden Buch "Wege zur Raumschiffahrt" (Verlag R. Oldenbourg, München und Berlin 1929), befürwortete der österreichische Raumfahrtpionier Eugen Sänger Flugzeuge mit Raketenantrieb. Grundlegend ist das von Sänger zusammen mit der Mathematikerin und Physikerin Irene Bredt, seiner späteren Frau, in Deutschland entworfene Konzept Über einen Raketenantrieb für Fernbomber.[1] Der dort gemachte Vorschlag eines Amerikabombers, ein Transkontinentalbomber, führte zu dem Projekt Silbervogel.
Dyna-Soar
Das Projekt Dyna-Soar (englisch Dynamic Soaring für Dynamischer Gleitflug) der US Air Force startete 1957 und hatte das Ziel, einen Raumgleiter zu entwickeln, der sowohl als Aufklärer und Bomber als auch für Rettungsaktionen im All, Satellitenwartung und Sabotage feindlicher Satelliten genutzt werden kann. Der auch als X-20 bezeichnete, 10,77 Meter lange und 6,34 Meter breite Flugkörper sollte eine Besatzung von einem Mann haben. Als Trägerrakete für orbitale Flüge war eine Titan-III vorgesehen.
Space Shuttle
Das US-amerikanische Space Shuttle ist der einzige Raumfährentypus, der tatsächlich zu bemannten Missionen im Weltraum eingesetzt wird. Es wurden seit den 1970er Jahren fünf raumflugtaugliche Modelle gebaut, die es zusammen auf über hundert Starts brachten, und von denen mittlerweile zwei verunglückt sind.
Spiral
Die Mikojan-Gurewitsch MiG-105 „Spiral“ (Spitzname: Lapot russisch лапоть für Holzschuh - wegen seiner Nasenform) wurde 1965 im Rahmen des Spiral-EPOS-Programmes durch die Sowjetunion mit dem Ziel des Baus eines Raumfahrzeuges mit wiederverwendbaren Komponenten entwickelt. Sie diente als Prototyp für den Raumgleiter (OS). Weitere Komponente waren die Hilfsrakete (RB) und das Überschallträgerflugzeug (GSR). Die Entwicklung von Spiral-EPOS wurde 1975 schließlich zugunsten der Entwicklung der Raumfähre Buran eingestellt.
BOR
BOR (Becpilotniye Orbitalniye Raketoplan) war die Bezeichnung einer Reihe von Testflugkörpern, mit denen Erfahrungen für die Entwicklung der sowjetischen Raumfähre Buran gesammelt werden sollten. 1973 kündigte die Russische VPK ein Weltraumprogramm zur Erforschung von Raumfähren an. Ziel des BOR-Programms war die Entwicklung von Hitzeschutzschilden und der generellen aerodynamischen Strukturen einer Raumfähre. Mit den letzten vier dieser Testgeräte (Kosmos 1374, 1445, 1517 und 1614) wurden orbitale Flüge durchgeführt.
Raumfähre Buran
Die sowjetische Raumfähre Buran (russisch Буран für Buran - Schneesturm) wurde 1976 genehmigt und ab 1980 entwickelt. Der Buran 1.01 wurde am 15. November 1988 von einer Energija-Rakete zu seinem ersten und einzigen Flug in den Orbit gebracht. Da der Buran über keine Lebenserhaltungssysteme verfügte, war der Flug unbemannt. Er dauerte etwa 3,5 Stunden.
Mit der zweiten sowjetischen Raumfähre Ptichka („kleiner Vogel“) sollte ab 1991 der reguläre Flugbetrieb aufgenommen werden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Herbst 1989 wurde das Projekt jedoch zu teuer. Das russische Raumfähren-Programm wurde 1993 offiziell eingestellt.
Raumgleiter Hermes
Die ESA plante mit dem Raumgleiter Hermes ein ähnliches System, für das die Ariane 5 als Trägerrakete vorgesehen war. Anders als beim sowjetischen Buran-System sollte Hermes nicht huckepack auf der Trägerrakete (in Parallelstufung), sondern an der Spitze (in Tandemstufung) sitzen. Mit dieser Konfiguration wäre das gesamte Trägersystem weniger fehleranfällig gewesen, da beim Start abfliegende Teile die Außenwand des Shuttles nicht beschädigt hätten, was der Auslöser der Columbia-Katastrophe im Jahre 2003 war. Wegen der hohen Kosten von ca. sechs Milliarden Euro wurde die Entwicklung 1992 eingestellt.
HOPE-X
Die japanische Raumfahrtbehörde JAXA entwickelt mit dem Projekt HOPE-X eine Raumfähre. Geplagt von finanziellen und technischen Problemen, ist bisher allerdings kein Erfolg abzusehen.
Sänger II
Eugen Sänger konzipierte in den 1960er Jahren einen Raumgleiter, der mit dem Namen Sänger II in den späten 1980ern weiterentwickelt wurde, jedoch nicht gebaut wurde.
Hopper
Bei der ESA laufen Konzeptstudien und vorbereitende Entwicklungen für ein unbemanntes Raumtransportsystem, den Hopper.
Kliper
Die russische Weltraumagentur Roskosmos entwicklelt mit dem Kliper (je nach Übersetzung auch Klipper oder Clipper) einen Raumgleiter. Er soll 700 kg Nutzlast und sechs Astronauten beherbergen können. Der Jungfernflug ist für ca. 2012 geplant. Über eine Kooperation mit der ESA wird derzeit diskutiert.
Castore
Am 24. Februar 2007 wurde in Italien der Prototyp der geplanten Raumfähre Castore getestet, ein neun Meter langer, knapp vier Meter breiter Flugkörper mit einem Gewicht von 1250 kg. Das Luftfahrzeug wurde mit einem unbemannten Höhenballon in eine Höhe von 25 km gezogen und glitt von dort zu Boden. Über zahlreiche Sensoren wurde das Verhalten beim Eintritt in die Atmosphäre gemessen, wobei auch die Schallmauer durchbrochen wurde. Castore fiel schließlich plangemäß ins Mittelmeer und wurde geborgen. Für die Zukunft sind weitere wissenschaftliche, perspektivisch aber auch bemannte Flüge vorgesehen.
Dream Chaser
Das privat finanzierte Raumfahrtunternehemen SpaceDev hat im Rahmen des COTS-Programms der NASA den Raumgleiter Dream Chaser entwickelt. Der Dream Chaser basiert auf dem Konzept eines lifting body.
Siehe auch
Einzelnachweise
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