Rautavist

Rautavist
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Rautavistik ist eine Art der Performance-Kunst, bei der Handlungen ohne erkennbaren Sinn oder Nutzen für den Ausführenden oder Dritte zur Kunstform erhoben werden. Eventuelles Publikum wird meistens völlig ignoriert bzw. ist oftmals gar nicht erwünscht; die Handlungen dienen einzig zur Unterhaltung der Ausführenden. Werden Dritte aktiv in eine rautavistische Handlung einbezogen, so geschieht dieses normalerweise in einer Art Statisten- oder gar Opferrolle. Diese Umstände (u. a.) grenzen die Rautavistik von der Kunst ab, wenngleich beide recht nahe miteinander verwandt sind.

Die ausführenden Personen nennen sich selbst Rautavisten. Sie kommen meistens aus dem Umfeld von Hochschulen und organisieren sich ähnlich zur ’Pataphysik in Gruppen und geben sich oft ausgefallene Namen, Titel und Dienstbezeichnungen.

Eine bekannte Hochschul-Rautavistik war "Kunst und Revolution" welche auf der Uni Wien abgehalten wurde.

Inhaltsverzeichnis

Idee

Bei der Ausführung, Erstellung oder Benutzung sinnfreier Dinge, Gegenstände oder auch einfach nur Gespräche steht für den Rautavisten der Spaß im Mittelpunkt. Dieses muss aber immer bewusst, das heißt also für den Ausführenden mit Wissen um die Sinnlosigkeit, geschehen, damit es rautavistisch ist.

Ein fast immer verwendetes zusätzliches Stilmittel ist es, diese sinnlosen Dinge mit großem Ernst anzugehen, der natürlich insgeheim nur gespielt ist. Daher wird großer Wert darauf gelegt, bei der Aktion möglichst wenig zu lachen. Eine eventuelle Andeutung oder gar Erklärung Dritten gegenüber, dass es sich bei der fraglichen Handlung doch eigentlich nur um Unsinn handele, wird gemieden; denn eine solche Erklärung wäre vergleichbar mit dem Erklären eines Witzes, was ja üblicherweise die Pointe zerstört. Im Gegenteil; durch ausgeprägten, jedoch nicht übertriebenen Ernst wird meistens versucht, eventuelles Publikum von ungläubigen Fragen nach der Ernsthaftigkeit abzubringen.

Ein typischer rautavistischer Gegenstand wäre z. B. ein Automat oder Kasten mit einem großen Knopf, dessen Betätigung absolut nichts bewirkt. Eine rautavistische Handlung wäre es, diesen Knopf dennoch im vollen Bewusstsein, dass nichts geschehen wird, zu drücken. Die Person, die diese Handlung bewusst ausführt, ist der Rautavist.

Ausprägungen

Rautavistik kann in vielfältiger Form auftreten.

  • Rautavistische Aktionen („Rau-Aktionen“) sind die ursprüngliche Form der Rautavistik als eine Art Aktionskunst (beispielsweise das mehrstündige Bewachen eines Hochspannungsmastes mitten im Wald durch mehrere mit Funkgeräten ausgestattete Personen).
  • Rautavistische Gespräche sind bewusst völlig sinnentleerte Gespräche, die jedoch ein kohärentes Thema zum Inhalt haben (beispielsweise eine stundenlange Unterhaltung in völlig ernstem Tonfall mit gespielten Emotionen darüber, dass eine imaginäre Person, welche die Gesprächsteilnehmer schon seit langer Zeit zu kennen vorgeben, aus frei erfundenen und vorgeblich wichtigen Gründen einen ebenfalls imaginären Kohlensack transportieren solle, hierbei jedoch ihrer Pflicht nicht angemessen nachkomme).
  • Ein weiterer Aspekt der Rautavistik ist die vorgebliche wissenschaftliche Forschung an offensichtlich sinnfreien Themen wie z. B. einer semantikfreien Sprache oder ineffizienten Algorithmen. Auch hier zeigen sich Parallelen zur Pataphysik.
  • Gründung von Institutionen, Personengruppen u. ä. mit rautavistischen Zwecken (z. B. ein „bürokratischer Verein“, dessen einziger Zweck es ist, seine Mitglieder mit diversen bürokratischen Vereinsaktivitäten wie z. B. ständigen Kassenprüfungen zu beschäftigen)

Motivation

Die Rautavistik kann als Gegenbewegung zu einer als immer rationaler und nach Effizienz strebender Umwelt verstanden werden, in der die keinen Nutzwert erzeugenden Dinge und Tätigkeiten immer weniger Raum finden. Einzelne rautavistische Aktionen können einen satirisch-kritischen Grundton gegenüber bestehenden Verhältnissen annehmen und sie somit indirekt kritisieren; im Normalfall sind rautavistische Gegenstände und Handlungen jedoch reiner Selbstzweck und verfolgen keinerlei „echtes“ Ziel, da dieses allen rautavistischen Grundsätzen zuwiderliefe.

Weblinks


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