Regenwasserzisterne

Regenwasserzisterne
Zisterne der ehemals portugiesischen Festung El Jadida in Marokko
Wasserholen aus einer Zisterne

Eine Zisterne ist ein unterirdisch angelegter Sammelbehälter für Trinkwasser oder Nutzwasser.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzbereich

In Gebieten mit stark ungleichmäßigem Niederschlägen und nicht vorhandenen bzw. schwer erreichbaren Grundwasservorkommen werden Zisternen als Pufferbehälter für die Trinkwasserspeicherung (Haussysteme oder kleine Orte) verwendet. Sie dienen dazu, Niederschlag aufzufangen und zu speichern. In vielen Gebieten mit Trockenperioden und felsigem Untergrund hängt von ihnen die Wasserversorgung ab, so dass dort eine Zivilisation ohne traditionellen Zisternenbau nicht möglich gewesen wäre.

Traditionen mit Zisternen gibt es zum Beispiel:

Weit häufiger als Trinkwasserzisternen sind heute solche für Nutzwasser. Selbst im wasserreichen Mitteleuropa wird im Privathausbereich teilweise Zisternenwasser als Betriebswasser für Waschmaschinen, Toiletten und Gartenbewässerung verwendet, da für diese Zwecke keine Wasseraufbereitung nötig und somit die Qualität des Zisternenwassers ausreichend ist. Bei fehlender oder unzureichender öffentlicher Wasserversorgung können Zisternen auch als Löschwasserreservoir dienen.

Ausführungen

moderne Betonzisterne

In südlichen, wasserarmen Ländern sind teilweise kleinere Zisternen auf Dächern üblich, die das Regenwasser auffangen. Diese sind zu unterscheiden von Pufferspeichern für Leitungswasser, wie es sie etwa in Santo Domingo gibt.

In Mitteleuropa oder auch im Mittelmeerraum werden seit über 2000 Jahren Zisternen meist unterirdisch angelegt. Oftmals sind sie aus großen Steinblöcken gefügt und mit einem Deckstein oder einer Deckenkonstruktion versehen, um Verschmutzungen zu vermeiden. Dem über die Nutzungsdauer stark wechselnden Wasserstand wird durch die Erschließung mittels einer Treppe oder durch geeignete Hebevorrichtungen Rechnung getragen.

Heute sind Behälter (2-40 m³) als fertige Behälter aus Kunststoff oder als Betonfertigteil erhältlich. Sie dienen fast ausschließlich der Nutzung von Regenwasser.

Teilweise werden auch offengelassene gereinigte Klärgruben oder gereinigte Öltanks als Zisterne zur Gartenbewässerung verwendet, wenn das Haus an die Ortskanalisation angeschlossen wurde und die Klärgrube nicht mehr für das Abwasser benötigt wird.

Wasserqualität

Zisternenwasser ist für den Trinkwasserbereich problematisch: In der Regel gelangt das mit Vogelkot, Laub, Staub und sonstigen Verunreinigungen versetzte Wasser ohne oder mit einer nur geringen Vorbehandlung in die Zisterne. Aufgrund der möglichen bakteriellen Belastung muss es mindestens gründlich entkeimt werden (zum Beispiel durch Abkochen), ehe es als Trinkwasser eingesetzt wird.

Doch auch bei einer Verwendung als Brauchwasser muss mit Geruchsproblemen gerechnet werden, weil organische Substanz in der Zisterne Faulungsprozesse bewirken kann.

Historisches

Zisterne von La Malga in Karthago, Aufnahme von 1930

Zisternen wurden schon in der Bronzezeit verwendet. Im Mittelalter findet man sie oft bei Burgen auf Bergen, wo man nicht so tiefe Brunnen graben konnte. Dabei ist zwischen Tankzisternen und Filterzisternen zu unterscheiden. Eine Filterzisterne wurde z. B. auf der Riegersburg in der Steiermark gebaut, wo eine Zisterne ins Lavagestein geschlagen wurde. Das Regenwasser wurde durch Sandfilter in der Zisterne gesammelt. Durch die Sandfilter wurde das Regenwasser gereinigt und mit Mineralien angereichert.

Berühmte Zisternen

Cisterna Basilica, Konstantinopel, 138 m x 65 m, 80.000 m³, Justinian I., 523-542,
Wassersammler oberhalb des georgischen Klosters Dawit Garedscha, der zum Zisternensystem des Klosters führt.

Eine der beeindruckendsten Zisternen ist der Yerebatan Sarnıcı in Istanbul (der auch einer der Drehorte für den James Bond Film Liebesgrüße aus Moskau war). Neben dem von Istanbul ist der am höchsten Punkt der Altstadt in Fels gehauene Aljibe von Cáceres in der spanischen Extremadura der größte Zisternenbau der Welt. Im Jahre 1986 erhielt der Ort den Status des UNESCO-Weltkulturerbes. Ein weiterer gut erhaltener Aljibe ist der von Merida. Auf der Insel Pantelleria dienen einige punische Zisternen, noch heute als Wasserspeicher. Sie sind durch ein kompliziertes Überlaufsystem miteinander verbunden und weisen eine langovale Form auf, wie sie aus punischen Niederlassungen bekannt ist.

Das arabische Wort „_ibb“ für Zisterne wurde als "aljibe" ins Spanische übernommen. Seine Bedeutung hat es dort bis heute bewahrt. Trotz der Konkurrenz des lat. "cisterna" ist das Wort so vital, dass es auch auf moderne Begriffe wie "camión aljibe" „Zisternenwagen“ übertragen worden ist. Ab den Zeiten der Reconquista, als man sich mit den Mauren kriegerisch auseinandersetzte, hatte das Wort eine weitere Bedeutung, nämlich „Verlies“, „Gefängnis“. Dies rührt daher, dass man die Gefangenen zu Tausenden in unterirdische Zisternengewölbe gesperrt hat, wie man sie heute noch eindrucksvoll im marokkanischen Meknès besichtigen kann. Mit dem Ende der Feindseligkeiten verschwand auch diese Wortbedeutung.

Literatur

Giovanni Rizzo, Laura Ercoli: The Lining of the Ancient Cisterns in the Volcanic Island of Pantelleria, 515-524.

Siehe auch

Weblinks


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