Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung

Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung

Die Reichzentrale zur Bekämpfung von Abtreibung und Homosexualität war das zentrale Instrument der Nationalsozialisten zur Homosexuellenverfolgung im Deutschen Reich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Reichszentrale wurde am 10. Oktober 1936 durch Sondererlass des Reichsführers der SS, Heinrich Himmler, im Zuge der Neuorganisation Kriminalpolizei beim Reichskriminalpolizeiamt gegründet. Die Aufgabe der Reichszentrale bestand vorrangig in der Sammlung von Daten über Homosexuelle.[1]

1940 waren bereits Dateien von 41.000 als homosexuell bestrafter oder verdächtiger Männer gespeichert.

Die zentrale Datenspeicherung erlaubte es der Reichszentrale, Maßnahmen zur Verfolgung und Bestrafung von Homosexuellen einzuleiten und zu koordinieren. Dazu stand ihr der Einsatz von mobilen Sondereinheiten zur Verfügung, die auch vollzugsmäßig eingreifen konnten.

Leiter war bis 1938 SS-Offizier Josef Meisinger. Danach wurde Kriminalrat Erich Jacob Leiter. Ab Juli 1943 war Jacob kriminialistischer Leiter, ihm zur Seite stand als wissenschaftlicher Leiter der Psychiater und Neurologe Carl-Heinz Rodenberg.[2] Beiden stand 1943 ein Stab von 17 Mitarbeitern zur Verfügung. Die schätzungsweise 100.000 Karteikarten umfassende Sammlung ist wahrscheinlich in den letzten Kriegstagen vernichtet worden.

Im Zug der Kampagne der Nationalsozialisten gegen die römisch-katholische Kirche wurden viele römisch-katholische Geistliche unter dem Vorwurf, homosexuelle Handlungen begangen zu haben, verhaftet.[3]

Fußnoten

  1. Stefan Heinz und Lukas Bergmann: Verfolgung von Volksfeinden als Staatsauftrag. Vor 75 Jahren entstand die „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung“
  2. Burkhard Jellonnek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1990, ISBN 3-506-77482-4, S. 128f.
  3. Paulus Engelhardt: Korbinian Leonhard Roth OP (1904 -1960) und die „Sittlichkeitsprozesse“ gegen Priester und Ordensleute in der NS-Zeit.

Literatur

  • Grau, Günter: Homosexualität in der NS-Zeit. Dokumente einer Diskriminierung und Verfolgung, Fischer, Frankfurt a.M. 2004, ISBN 359-61-59733.

Quellen

  • Hutter, Jörg: "Die Rolle der Polizei bei der Schwulen- und Lesbenverfolgung im Nationalsozialismus" [1].

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