Reinald von Dassel

Reinald von Dassel
Rainald von Dassel – Portrait auf dem Dreikönigenschrein im Kölner Dom

Rainald von Dassel (* zwischen 1114 und 1120 auf der Burg Hunsrück; † 14. August 1167 in Rom) war von 1159 bis 1167 Erzbischof von Köln und Erzkanzler von Italien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rainald war der zweite Sohn des Grafen Reinold I. von Dassel. Er wurde in der Domschule von Hildesheim, dem heutigen Bischöflichen Gymnasium Josephinum, ausgebildet und studierte in Paris. Um 1146 war er als Subdiakon und Dompropst in Hildesheim tätig. 1148 vertrat er den Bischof Bernhard I. von Hildesheim auf dem Konzil von Reims. Im Mai 1156 wurde er von Kaiser Friedrich I. Barbarossa in die Reichskanzlei berufen und bereitete 1158 den Italienzug vor. Auch Propst in Maastricht und Xanten, wurde er in Abwesenheit im Juni 1159 zum Erzbischof von Köln gewählt, womit er auch Erzkanzler von Italien wurde.

Er nahm am Konzil von Pavia 1160 teil und sprach sich dort für den kaiserlich gesinnten Kandidaten Octaviano de Montecello und gegen Orlando de Bandinelli als neuen Papst aus, der in Rom schon wenige Tage nach dem Tod des letzten Papstes Hadrian IV. unter Tumulten als neuer Papst am 7. September 1159 gewählt worden war. Octaviano wurde nach der Wahl Orlando de Bandinellis, der den Namen Alexander III. annahm, als Gegenpapst Viktor IV. eingesetzt. 1163 wurde Rainald von Dassel vom gebannten Papst Alexander III. mit dem Bann belegt. 1164 befand sich der Erzkanzler auf diplomatischer Mission in England und konnte dort die Unterstützung Heinrichs II. gegen den Papst gewinnen.

Auf den Druck der anderen Bischöfe ließ sich Rainald am 29. Mai 1165 in Würzburg zum Priester und am 2. Oktober 1165 in Köln zum Bischof weihen. Im selben Jahr setzte sich Rainald für die Heiligsprechung Karls des Großen ein, die von Gegenpapst Paschalis III., aber nicht von Papst Alexander III. anerkannt wurde.

Nach der Eroberung Mailands brachte er im Jahr 1164 als Kriegsbeute die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die ihm Barbarossa aus Dank überlassen hatte, nach Köln und die Gebeine der beiden Heiligen Gervasius und Protasius nach Breisach, wo diese im dortigen Stephansmünster in einem Reliquienschrein aufbewahrt werden. Im gleichen Jahr schmückte er den Vorgängerbau des Kölner Doms mit seidenen Wandteppichen aus dem eroberten Mailand und erbaute neben seiner Südseite den neuen Erzbischöflichen Palast.

Rainald starb bei einem Feldzug in Italien, kurz nachdem er bei Tusculum die Römer geschlagen und Rom erobert hatte, an einer Seuche, wahrscheinlich an Malaria (Sumpffieber) oder an Ruhr[1]. Seine sterblichen Überreste wurden nach Köln verbracht, wo er nach der Prozedur „mortis teutonicae“ in der Marienkapelle des Kölner Doms vor dem dreiteiligen Flügelalter der Kölner Stadtpatrone des Stephan Lochner seine letzte Ruhestätte fand.

Um die Literatur machte er sich als Mäzen des Vagantendichters Archipoeta verdient.

Rainald hat als einziger der Grafen von Dassel überregionale Bedeutung erlangt.

Belletristik

Kulbach-Fricke, Karina: Der Münzmeister von Köln. In diesem Roman wird Rainalds Kölner Zeit auf der Grundlage der historischen Fakten aus der Sicht eines Kölner Bürgers beleuchtet.

Literatur

  • Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich (Mittelalter-Forschungen 22), Ostfildern 2008.
  • Julius Ficker, Reinald von Dassel. Reichskanzler und Erzbischof von Köln 1156 – 1167, Scientia-Verlag, Aalen 1966 (Neudr. d. Ausg. Köln 1850).
  • Eugen Grambach, Reichskanzler und Erzbischof von Köln - Reinald von Dassel (1120-1167), in: Badische Heimat 4 (2000), 723 ff.
  • Rainer M. Herkenrath, Reinald von Dassel. Reichskanzler und Erzbischof von Köln, Dissertation an der Universität Graz 1962.
  • Richard Knipping, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Band 2: 1100-1205, Hanstein, Bonn 1901.
  • Johannes Köhler, Rainald von Dassel. Spuren in Hildesheim (= Veröffentlichungen des Museumsvereins Hildesheim e.V., Bd. 2), Lax, Hildesheim 2002. ISBN 3-8269-6002-5
  • W. Martens: Reinald von Dassel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 728–735.

Einzelnachweise

  1. Peter Herde: Die Katastrophe vor Rom im August 1167, eine historisch epidemiologische Studie zum vierten Italienzug Friedrich I. Barbarossa. In: Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe - Universität Frankfurt am Main. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1991.

Siehe auch

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reinald von Dassel — Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln, s. Rainald …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Rainald von Dassel — – Portrait auf dem Dreikönigenschrein im Kölner Dom Rainald von Dassel (* zwischen 1114 und 1120; † 14. August 1167 in Rom) war von 1159 bis 1167 Erzbischof von Köln und Erzkanzler von Italien. Er war engster Berater von Friedrich I. u …   Deutsch Wikipedia

  • Rainald, von Dassel — (Reinald), Erzbischof von Köln, gebürtig aus dem am rechten Weserufer begüterten sächsischen Grafengeschlecht von Dassel, wurde, in Hildesheim gebildet, 1149 Propst daselbst und 1156 von Kaiser Friedrich I. zum Kanzler bestellt. Unterrichtet,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Rainald von Dassel — – Portrait sur le châsse des rois mages à la cathédrale de Cologne …   Wikipédia en Français

  • RAINALD VON DASSEL — (1120 env. 1167) Fils cadet d’un noble saxon, Rainald (ou Reinald, Renaud en français) de Dassel devient évêque de Hildesheim en 1154. Il est lié à Wibald, abbé de Stavelot et de Corvey, et à Otton de Freising, l’oncle du nouvel empereur Frédéric …   Encyclopédie Universelle

  • Egbert von Schönau — Eckbert von Schönau († 1184) ist der Bruder der Heiligen Elisabeth von Schönau. Er trat 1155 oder 1156 in den Männerkonvent des Benediktinerklosters Schönau ein. Die Visionen seiner Schwester schrieb er in lateinischer Sprache nieder. Später… …   Deutsch Wikipedia

  • Ekbert von Schönau — Eckbert von Schönau († 1184) ist der Bruder der Heiligen Elisabeth von Schönau. Er trat 1155 oder 1156 in den Männerkonvent des Benediktinerklosters Schönau ein. Die Visionen seiner Schwester schrieb er in lateinischer Sprache nieder. Später… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernhard I. von Hildesheim — Grab Bischof Bernhards im Hochchor der Basilika St. Godehard, Bronzerelief als Stifterbild, 1745 Bernhard I. († 20. Juli 1154 in Walshausen bei Hildesheim) war von 1130 bis 1153 (Resignation) Bischof …   Deutsch Wikipedia

  • Eckbert von Schönau — († 1184) war der Bruder der Heiligen Elisabeth von Schönau. Er trat 1155 oder 1156 in den Männerkonvent des Benediktinerklosters Schönau ein. Die Visionen seiner Schwester schrieb er in lateinischer Sprache nieder. Später wurde er Abt des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kölner Ratsturmfiguren — Kölner Ratsturm Diese Liste umfasst die insgesamt 124 Figuren, die sich auf dem Kölner Ratsturm befinden. Im Februar 1975 war der Ratsturm „in alter Form“ wiederhergestellt, jedoch noch ohne Figurenschmuck. Ein neues Skuplturenprogramm, das den… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”