- Reine Schurwolle
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Als Wolle (von indogermanisch „uel“: reißen, rupfen oder drehen) bezeichnet man die weichen Haare des Fells einiger Säugetiere (im Gegensatz zum Deckhaar). Sie gehört wie Seide und Kasein zu den Proteinfasern, jedoch unterscheiden Wolle und andere Tierhaare sich von diesen durch ihren hohen Schwefelgehalt (3–4 %), der vom hohen Gehalt der Doppelaminosäure Cystein herrührt. Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff.
Inhaltsverzeichnis
Gewinnung
Zur Wollgewinnung dienen Schafe (siehe auch Schafwolle), Kaschmirziegen (Kaschmir), Angorakaninchen (Angora), Kamele, Lamas und Vikunjas.
Zur Wollgewinnung werden die Tiere geschoren (Schurwolle) oder ausgekämmt, einige Schafrassen (Soay) werden gezupft (das ist für die Tiere schmerzfrei, man löst jeweils vorsichtig nur die fast schon losen Haare).
Bereits die Vorfahren der Inkas fertigten feinste Garne aus der Wolle der südamerikanischen Kleinkamele (Alpakas) und der noch selteneren wilden Vikunjas. Auch heute gilt Alpaka als sehr hochwertiges Garn. Es ist fünfmal wärmer als Schafwollgarne. Durch mikroskopisch kleine Lufttaschen hält es wärmer als fast jede andere tierische Faser. Alpaka enthält kein Lanolin und ist daher für Wollallergiker geeignet.
Ebenfalls durch sehr geringes Gewicht und außergewöhnlich gute Isolationsfähigkeit zeichnet sich Merino-Possum-Wolle aus. Sie wird vor allem in Neuseeland hergestellt und verwendet. Die Produktion dieser Wolle hilft mit, die Bestände der unerwünscht zahlreichen, die einheimische Flora und Fauna gefährdenden Possums zu verringern.
Die Wolle von Angoraziegen ist als Mohair bekannt.
Weiterverarbeitung
Zuerst wird die Wolle schonend gewaschen, gekämmt, gefärbt oder gebleicht und häufig zu Kammgarn (seltener zu Streichgarn) versponnen. Die so entstandenen Fäden lassen sich dann zu Stoffen weben, zum Stricken (Strickwaren) und Trikotagen verwenden oder werden von Hand oder maschinell zu Teppichen geknüpft. Die gereinigte und gekämmte Wolle kann auch zu Filz, einem Vliesstoff, verarbeitet werden.
Um der Wolle Eigenschaften zu verleihen, die sie von Natur aus nicht hat, wird sie ausgerüstet. Einige dieser Ausrüstungen verleihen ihr z. B. Mottensicherheit, Filzfreiheit (Hercosett-Verfahren), Maschinenwaschbarkeit usw.
Eigenschaften
Die Wolle hat eine sogenannte natürliche Thermoregulations-Eigenschaft. Wolle kann im Faserinneren Wasserdampf aufnehmen, die Oberfläche stößt Wasser jedoch ab. Sie kann bis zu 33 % ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen und sie leitet Feuchtigkeit wesentlich schneller ab als z. B. die viel verwendete Baumwolle. Da Wollwaren (bezogen auf ihr Gesamtvolumen) aus bis zu 85 % Luft bestehen, sind sie gute Wärmeisolatoren: die Körperwärme entweicht nur wenig. Umgangssprachlich heißt es deshalb, dass Wolle gut "wärmt", obwohl Wolle von sich aus hauptsächlich nur die Wärmestrahlung des Körpers reflektiert. Wolle nimmt Schmutz schlecht an, knittert kaum, da die Faser sehr elastisch ist. Wolle ist sehr farbbeständig und schwer entflammbar. Sie brennt nicht, sondern verkohlt nur. Wolle nimmt im Gegensatz zu Kunstfasern wenig Gerüche (z.B. von Schweiß) an, und hat eine natürliche Selbstreinigungsfunktion - aufgenommene Gerüche werden an die Luft wieder abgesondert, und die Wolle riecht nach kurzer Zeit an frischer Luft wieder neutral und frisch. Wolle neigt zum Fusseln (Pilling), was man durch Fusselfrei-Ausrüstungen oder Verarbeitungsqualität mindern kann. Ohne spezielle Ausrüstung kann sich grobe Wolle direkt auf der Haut unangenehm kratzig anfühlen, was bei der feinen Merinowolle jedoch nicht der Fall ist.
Qualitätsbegriffe
Die Bezeichnung Schurwolle oder Reine Schurwolle drückt aus, dass es sich um neue, unmittelbar von einem lebenden Tier stammende Wolle, und nicht um ein wiederverwendetes, also aus Alttextilien hergestelltes Recyclingprodukt wie Reißwolle oder um die aus den Fellen geschlachteter (Schwöde-, Schwitz-, oder Gerberwolle) oder verendeter (Sterblingswolle) Tiere gewonnene Wolle handelt. Kennzeichnung nach dem Textilkennzeichnungsgesetz:
- WO = Reißwolle
- WV = Reine Schurwolle
Beim Spinnen mittels hochpräziser elektronischer Spinnmaschinen, die auf einen Mikrometer genau arbeiten, wird die zu spinnende Wolle in einen langen Faden gesponnen. Je dünner und damit auch je länger dieser Faden wird, desto höher ist die Qualität.
Strickwolle bzw. Handstrickgarn besteht heute meist aus einem Gemisch von Wolle und Kunstfasern.
Spezielle Stoffe
Tweed ist ein besonders grober, warmer und dauerhafter Wollstoff. Original Harris Tweed kommt von den Äußeren Hebriden. Bekannte italienische Webereien von hochwertigen Wollstoffen sind u. a. Cerruti, Zegna, Scabal, Fratelli, Guabello und Loro Piana.
Die Bezeichnungen wie „Super 100“, „Super 120“ etc. findet man auf jedem besseren Anzug aus Schurwolle. Es sollte auf dem Label des jeweiligen Stoffherstellers angebracht sein. Es bezeichnet die Feinheit des versponnenen Wollgarns, z. B. Super 100 bedeutet: 100 Meter des Garns wiegen 1 Gramm. Je höher die Zahl, desto feiner das Garn, derzeit (2005) werden bis Super 210 für sehr feine und sehr teure Stoffe verarbeitet. Die Bezeichnung ist aber nicht geschützt, so dass ebenso auf renommierte Stoffhersteller zu achten ist.
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