Religious Society of Friends

Religious Society of Friends
Dieser Artikel behandelt die Religiöse Gesellschaft der Freunde, genannt Quäker. Für die dem Judentum in Deutschland verpflichtete Gesellschaft der Freunde – die mit den Quäkern nichts zu tun hat – siehe Gesellschaft der Freunde.
George Fox

Als Quäker [eng. quaker von to quake -> „beben/zittern“] werden umgangssprachlich Mitglieder der Religiösen Gesellschaft der Freunde genannt. Untereinander nennen sie sich einfach Freunde. Ursprünglich als Spottname gedacht, ist es im allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und wird auch von den Mitgliedern der Gemeinschaft nicht mehr als Beleidigung verstanden.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Religiöse Gesellschaft der Freunde, ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die heute vor allem in Großbritannien, Nordamerika und Afrika ihre meisten Mitglieder hat.Sie entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts im Nordwesten Englands. Als wichtigste Gründerpersönlichkeit der Quäkerbewegung wird George Fox (1624–1691), ein Handwerker und Laienprediger, angesehen. Zusammen mit den Mennoniten und der Church of the Brethren zählen die Quäker zu den drei „historischen Friedenskirchen“.

Die Geschichte des Quäkertums lässt sich grob in vier Phasen einteilen. Wobei man noch eine nullte Phase definieren könnte, wenn man den Beginn des Quäkertums nicht mit dem Beginn der Konstitution der Gruppe als eigenständige Glaubensgemeinschaft definiert, sondern mit den ersten öffentlichen Auftreten der späteren Gründerväter (oder Frühe Freunde unter Quäkern genannt) nimmt. Diese Nullte Phase oder Vorkonstitutionelle Phase war durch chiliastische Ideen geprägt, was sie (die späteren ersten Quäker) aber noch nicht von damals verbreiteten Strömungen absetzte.[1]

Die erste Phase (1650 bis ca. 1690) war stark durch Verfolgung, aber auch durch starke Missionsarbeit geprägt. In dieser frühen Phase breitete sich das Quäkertum in England und den späteren USA aus. Die zweite Phase (ca. 1690 bis zweite Hälfte 18. Jahrhundert) war geprägt durch den inneren Rückzug, Separation, Stagnation und Erstarrung, aber auch durch den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg. Die dritte Phase (ab der zweiten Hälfte 18. Jahrhundert bis heute) ist diejenige, die bis heute das Bild von den Quäkern prägt: Der friedliche aber radikale Kampf vieler Quäker für Gerechtigkeit an Frauen, Sklaven und Gefangenen; der Einsatz für Frieden und die Linderung von Hunger und Ausbeutung. Die vierte Phase (ab Mitte 19. Jahrhundert bis heute) ist die der Schismen, Aufspaltungen und Wiedervereinigungen.

Siehe auch: Geschichte der Quäker (Zeittafel)

Lehre

Im Quäkertum steht die Selbst- bzw. Gotteserfahrung im Zentrum. Es wird davon ausgegangen, dass Gott sich jedem Mensch unmittelbar offenbart, der willens und bereit dazu ist. Im Verständnis der Quäker kann diese Offenbarung durch keine Schrift, Predigt oder Liturgie ersetzt werden. So werden das Leben und die Glaubenspraxis danach ausgerichtet, was ihnen hilfreich erscheint, für diese Offenbarung empfänglich zu werden.

Die Ansichten darüber, was konkret hilfreich ist oder nicht, haben sich im Laufe der Zeit geändert und auch innerhalb der verschiedenen Flügel gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen. Allgemeinen Konsens gibt es nur über ethische Standards in Form der vier Zeugnisse: 1.) Friedenszeugnis, 2.) Zeugnis der Integrität, 3.) Zeugnis der Einfachheit, 4.) Zeugnis der Gleichheit. (Siehe hierzu auch: Quäkertum)

Organisationsstruktur

Quäkertum#Organisationsstruktur

Statt eines Vorsitzenden gibt es lediglich die Funktion eines Schreibers (engl.: clerk). Auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung in ihren „Geschäftsversammlungen“ gilt das Konsensprinzip, d.h. alle Entscheidungen, die die Religiöse Gesellschaft der Freunde betreffen, werden allein im Suchen nach (Gottes) Wahrheit in Einstimmigkeit gefällt („Sense of the Meeting“). Ein „demokratischer Kompromiss“, der nach dem Mehrheitsprinzip zustande kommen würde, entspräche nicht dem Wahrheitsverständnis der Freunde. Kann kein Konsens erzielt werden, wird die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.

Die Gemeinden bzw. Versammlungen sind für gewöhnlich völlig autonom. Sie arbeiten aber z.T. sehr eng auf informeller Basis zusammen. Hier für gibt es dann sogenannte 1/4-Jahres- und Jahresversammlungen. Im Deutschsprachigem Raum sind traditionell und strukturell die Monatsversammlungen stärker an die Beschlüsse der Jahresversammlungen gebunden, als in anderen Teilen der Welt.

Literatur

Im Selbstverlag

  • Anna R. Fry: Die Weise der Quäker. Ein Versuch, die Lebensgesinnung des Quäkertums zu schildern. Friedrich, Bad Pyrmont 1946
  • Thomas F. Green: Vorbereitung zur Andacht. Über das Gebet und Wege der Vertiefung des geistlichen Lebens. Friedrich, Bad Pyrmont 1987 als pdf-Datei
  • Katharina Provinski und Ilse Wandrowsky: Die religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker). Quäkerhaus, Bad Pyrmont 2002, ISBN 3-929696-29-0
  • William Taber: Vier Türen zur Andacht, unserem Gottesdienst. Quäkerhaus, Bad Pyrmont 1992, ISBN 0-87574-306-4
  • Duncan Wood: Die Leute, die man Quäker nennt. Quäkerhaus, Bad Pyrmont 1990
  • Quäker, Glaube & Wirken. Deutsche Übersetzung des Handbuchs zur christlichen Lebensführung. Bad Pyrmont 2002, ISBN 3-929696-29-0
  • Ratschläge und Fragen. Leitfaden für die Lebensführung. Bad Pyrmont, Nachdruck 1995
  • Religion ohne Dogma. Darstellung des Glaubens der Quäker. Bad Pyrmont, Nachdruck 1995, ISBN 3-929696-13-4

Andere Verlage

  • Harold Loukes: Die Quäker. Klett, Stuttgart 1965
  • Heinrich Otto: Werden und Wesen des Quäkertums und seine Entwicklung in Deutschland. Sensen Verlag, Wien 1972
  • Richenda C. Scott (Hrsg.): Die Quäker. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1974, ISBN 3-7715-0163-6
  • John Punshon: Portrait in grey. A short history of the Quakers. QHS, London 1984, ISBN 0-85245-180-6
  • Douglas V. Steere: Quaker Spirituality. Selected Writings. Paulist Press, Mahwah NJ 1984, ISBN 0-8091-2510-2
  • H. Larry Ingle: First among Friends. George Fox and the Creation of Quakerism. Oxford University Press, Oxford, New York 1994
  • Howard H. Brinton: Friends for 350 years. The history and beliefs of the Society of Friends since George Fox started the Quaker movement. Penndle Hill Publications, Philadelphia, Penn. 1996, ISBN 0-87574-903-8
  • Claus Bernet: Leben zwischen evangelischer Theologie und Quäkertum. In: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim. Band 59, 2008, S. 29–35.
  • Claus Bernet: Deutsche Quäkerbibliographie: vollständiges Schriftenverzeichnis des deutschen Quäkertums von den Anfängen um 1660 bis heute. Bautz, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-363-7
  • Claus Bernet: Quäker aus Politik, Wissenschaft und Kunst. – 20. Jahrhundert. Ein biographisches Lexikon. Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-398-7
  • Claus Bernet: Deutsche Quäkerschriften des 18. Jahrhunderts. Olms, Hildesheim 2007, ISBN 3-487-13408-X.
  • Jack D. Marietta: The Reformation of American Quakerism, 1748–1783. University of Pennsylvania Press, 2007, ISBN 0-8122-1989-9

Weblinks

Wikisource Category:Quakers

Fußnoten

  1. Siehe hier zu Claus Bernet: Gebaute Apokalypse. ISBN 978-3-8053-3706-9, Seite 361: „Die wichtigsten Vertreter dieser Denomination [der Quäker] waren in den Anfängen George Fox (1624-1691), James Nayler (1618-1660) und William Penn (1644-1718). Bei allen dreien lässt sich ein chiliastisch-utopisches Potential aufzeigen, das jedoch unterschiedlich gelagert und von divergierendeden Intentionen gekennzeichnet ist.“

Dieser Artikel beruht außerdem auf Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon. 10. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 1853.


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