Remote Viewing

Remote Viewing

Als Fernwahrnehmung (engl. Remote Viewing oder Remote Perception) wird das angebliche Erlangen von Informationen über einen Ort oder eine Szene („Ziel“ oder „Target“) bezeichnet, von denen der Wahrnehmende (Perzipient) räumlich getrennt ist. Versuche zur Fernwahrnehmung werden zum Bereich der Parapsychologie gezählt.

Technik und Studien

Die Technik des Remote Viewing basiert darauf, dass der Viewer (Seher) durch eine außersinnliche Technik versucht, Objekte oder Vorgänge wahrzunehmen, die er mit seinen gebräuchlichen fünf Sinnen nicht erfassen kann. Das zu erfassende Ziel (target) kann räumlich und/oder zeitlich entfernt liegen oder unsichtbar in einem verschlossenen Umschlag z. B. als Bild vorhanden sein. Zu Beginn einer Remote-Viewing-Sitzung (session) weiß der Viewer nicht, was er „sehen“ bzw. wahrnehmen soll (blind session). Somit wird das Ergebnis einer Session nicht von den Phantasien und den Gedächnisinhalten des Viewers beeinflusst.

Studien des PEAR Institute (Princeton Engineering Anomalies Research Lab) in Zusammenarbeit des IGPP (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene) ergaben, dass so genannte Psi-Effekte nicht beliebig reproduzieren oder gar praktisch anwendbar sind. Die theoretischen Gründe dafür sind zwischenzeitlich nachlesbar (z. B. Stefan Schmidt: 'Außergewöhnliche Kommunikation?', 2002; W. v. Lucadou: 'Psi-Phänomene', 1997, Nachdruck 2008; Dean Radin: 'Entangled Minds', 2006).

Geschichte

Es gab immer wieder Berichte über Menschen, die angeblich Geschehnisse in der Ferne richtig angaben. Dabei mögen die Perzipienten (etwa Emanuel Swedenborg) persönlich involviert gewesen sein oder durch Bande der Verwandtschaft telepathisch vom Tod eines Verwandten Kenntnis bekommen haben (die sogenannten „Crisis apparitions“, die sich durch körperliche Symptome oder Halluzinationen äußern können). Erste Free-Response-Versuche unternahmen A. W. Thaw (1892), Upton Sinclair (1930; zusammen mit seiner Frau, die sich in einem Nebenzimmer auf Objekte konzentrierte, worauf Sinclair seine Eindrücke aufzeichnete) und René Warcollier (1938).

Systematisch wurde die Fernwahrnehmung indessen erst von den US-Amerikanern untersucht. 1970 startete das Stanford Research Institute (SRI) in Menlo Park (Bundesstaat Kalifornien), das der Universität Stanford angeschlossen war, Versuche mit einem Team angeblich begabter Medien. Gegründet hatte das Projekt der amerikanische Physiker Harold Puthoff, dem sich sein Kollege Russell Targ anschloss. Aus den Versuchen entstand das sogenannte Coordinate Remote Viewing, das zusammen mit den daraus entstandenen Variationen im Deutschen heute generell als "Remote Viewing" bezeichnet wird.

Von 1973 bis 1988 wurde intensiv experimentiert. Dann übernahm (1990) die Science Applications International Corporation (SAIC) in Palo Alto (Kalifornien) das Programm. Deren Leiter war Edwin May.[1]

Seit 1970 wurde das Remote-Viewing-Projekt von amerikanischen Bundesbehörden – darunter die Armee, die Marine, die NASA und der Geheimdienst CIA – finanziell unterstützt, da man Anfang der siebziger Jahre eine „Psi-Lücke“ (Psychic gap) gegenüber der Sowjetunion festzustellen glaubte. Die aus sechs Medien bestehende Gruppe arbeitete isoliert an militärischen Projekten. Sie versuchte z. B. Atomraketen, geheime Militärgelände und unterirdische Stationen zu entdecken. Ende der siebziger Jahre sprang die Defense Intelligence Agency (DIA) für die CIA ein und gab dem Projekt den Codenamen Stargate. 1989 wurde das Programm zunächst für geheim erklärt bis man ihm 1995 die Unterstützung entzog. In 24 Jahren hatte die Regierung die Aktivitäten der kleinen Gruppe mit insgesamt 20 Millionen Dollar unterstützt. Die offizielle Begründung hieß, die Arbeit der Gruppe habe nicht viel gebracht.[2]

Auch an der Princeton-Universität wurden Fernwahrnehmungsexperimente betrieben, mit der Spielart „präkognitiv“. Robert Jahn leitete das PEAR (Princeton Engineering Anomalies Research) und legte 1987 in den USA mit dem Buch „Margins of Reality“ [3] einen theoretisch fundierten Bericht vor. Eine weitere Grundlage waren die Ganzfeld-Versuche etwa von Charles Honorton aus Edinburgh. Bei diesen Versuchen sollten sensorisch abgeschirmte Versuchspersonen im Labor aufskizzieren, was sie von dem gesehen hatten, was Agenten in einem Nebenraum an Videoclips oder Bildern betrachteten. Dies war einer der erfolgreichsten Versuchsansätze der Parapsychologie der vergangenen Jahrzehnte.[4]

Auch das Freiburger „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ stellte einen Versuch an, bei dem der Agent (Elmar Gruber) sich in Rom aufhielt und die Perzipientin (Marilyn Schlitz) in Minnesota ihre Eindrücke niederschrieb. Der Bericht über die erfolgreichen Versuche wurde im Dezember 1980 veröffentlicht.[5]

Damit ein Fernwahrnehmungs-Versuch nicht nur ein Gesellschaftsspiel bleibt, müssen strenge Kriterien eingehalten werden. Es darf zwischen Perzipient und Agent keine Verbindung geben; das Target (Ziel) muss vor dem Versuch zufällig, am besten durch einen Computer, ausgewählt werden; die Skizzen und Schilderungen des Perzipienten müssen nach einem festgelegten Schlüssel von einem Richter (besser: mehreren Richtern), der weder Ziel noch die Beteiligten kennt, bewertet werden. Beim Freiburger Versuch wurde die Übereinstimmung mit einer Zahl zwischen 1 (sehr niedrig) und 10 (perfekt oder ein „Hit“) angegeben. Die Princeton-Versuche arbeiten mit einer viel detaillierteren Versuchsanordnung.

Bei einem normalen Versuch wird das Ziel nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, der Agent reist dorthin, schaut sich 10 bis 15 Minuten dort um und kann sich auf die Konturen des Ortes konzentrieren oder auch an den Perzipienten denken, der Kilometer entfernt in einem abgeschirmten Raum sitzt und zur selben Zeit in ein Mikrofon spricht, was er wahrnimmt. Auch macht er Skizzen. Dies spielt sich zu einer festgelegten Zeit ab, denn der Perzipient kann sich womöglich tausend Kilometer entfernt befinden. Angeblich konnte der Perzipient auch erfolgreich sein, noch bevor überhaupt das Ziel ausgesucht wurde (also vorher) oder auch Stunden nachdem der Agent dort war. Die Zeit scheint – so eine häufige Erfahrung bei Psi-Experimenten – keine Schranke darzustellen.

Einzelnachweise

  1. Dean Radin: The Conscious Universe. HarperCollins, New York 1997, S. 98.
  2. Ray Hyman: Evaluation of the Military's Twenty-Year Program on Psychic Spying. In: Skeptical Inquirer 20, Nr. 2 (März/April 1996), S.21.
  3. Robert Jahn, Brenda Dunne: An den Rändern des Realen. Zweitausendeins, Frankfurt 1999.
  4. John McCrone: Roll up for the Telepathy Test. In: New Scientist, Nr. 1873, 15. Mai 1993.
  5. Elmar Gruber, Marilyn Schlitz: Transcontinental Remote Viewing. In: Journal of Parapsychology, Volume 44, Nr. 4, Dezember 1980, S. 306-317.

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