Rene Goscinny

Rene Goscinny

René Goscinny [ʀəˈne gɔsiˈni] (* 14. August 1926 in Paris; † 5. November 1977 ebenda) war ein Autor und einer der bekanntesten Comicautoren des 20. Jahrhunderts. Er kreierte mit dem Zeichner Albert Uderzo die Comics über den Indianer Umpah-Pah (ab 1951) und vor allem die Figur des unbeugsamen Galliers Asterix (ab 1959). Ab 1955 textete er außerdem die Comics über den von Morris gezeichneten Cowboy Lucky Luke und den Großwesir Isnogud (gezeichnet von Jean Tabary).

Als Autor wurde er für seine von Sempé illustrierten Geschichten über den kleinen Nick (Le Petit Nicolas) berühmt.

Leben und Werk

René Goscinnys jüdische Eltern sind polnisch-ukrainischer Abstammung mit französischer Staatsangehörigkeit. Goscinny wuchs in Buenos Aires auf. Sein Vater Stanislas „Simkha“ Goscinny war Chemie-Ingenieur und starb 1943. Seine Mutter, Anna Beresniak Goscinny, an der er zeitlebens sehr hing, starb 1974 in Paris. Nach dem Abitur arbeitete er als Hilfsbuchhalter und später als Zeichner in einer Werbeagentur.

1945 wanderte er nach New York aus mit dem Ziel, für Walt Disney zu arbeiten. Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung, und so verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Der spätere MAD-Gründer Harvey Kurtzman, den er in New York kennenlernte, verschaffte ihm die Möglichkeit, Kinderbücher zu kolorieren. 1949 lernte er Morris (Maurice de Bévère) kennen, der ihn bestärkte, weiter an Comics zu arbeiten. Ab 1955 schrieb Goscinny für Morris die Texte des Comic Lucky Luke.

1950 zog er wieder nach Europa und ließ sich in Brüssel nieder, wo er erstmals Comics veröffentlichen konnte. Goscinnys 1950 entstandene Serie Dick Dicks, die Parodie einer Detektivgeschichte, wurde in einigen Tageszeitungen veröffentlicht, u. a. 1955/56 in La Libre Junior, der Kinderbeilage von La Libre Belgique. Die einzige andere von ihm gezeichnete Serie war Le capitaine Bibobu, die 1955/56 in Risque-Tout erschien. Danach stellte er seine zeichnerischen Aktivitäten ein und widmete sich ausschließlich dem Schreiben von Szenarios für andere Künstler.

1951 traf Goscinny den Zeichner Albert Uderzo, mit dem er eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit als Szenarist begann. Gemeinsam schufen sie die folgenden Serien:

  • den Kaperkapitän Pitt Pistol (1952–1956 in La Libre Junior)
  • den jungen Reporter Luc Junior (1954–1957 in La Libre Junior) (mit gewissen Ähnlichkeiten zu Tim und Struppi)
  • das Geschwisterpaar Benjamin & Benjamine (1956–1959 im gleichnamigen Magazin sowie in Top)
  • den Indianer Umpah-Pah (1958–1962 in Tintin)
  • den Gallier Asterix, ihren mit Abstand größten Erfolg, der 1959–1974 in Pilote vorveröffentlicht wurde und heute ausschließlich in Albenform erscheint.

Ab 1952 wurde Goscinny als Autor bei dem Magazin Spirou aktiv. Hier schrieb er zunächst drei Onkel-Paul-Episoden sowie für Jijé ein Jerry-Spring-Abenteuer, konzentrierte sich ab 1955 aber fast ausschließlich auf Lucky Luke, den einsamen Cowboy von Morris. Ab 1956 schrieb er auch Szenarios und Gags für das Magazin Tintin, wo er mit etlichen Zeichnern zusammenarbeitete, u. a. mit Franquin an Mausi und Paul, mit Maréchal an Prudence Petitpas (dt.: „Oma Pfiffig“ in Fix und Foxi), mit Berck an Strapontin (dt.: „Kasimir“ in ZACK), mit Attanasio an Spaghetti und nicht zuletzt mit Uderzo an Umpah-Pah.

Neben den Comics schrieb er zwischen 1959 und 1965 für die Zeitschrift Sud-Ouest-Dimanche wöchentlich eine Episode von Der kleine Nick (Le Petit Nicolas), der nur wenig später auch in Pilote (siehe unten) erschien. Die Kurzgeschichten wurden von Jean-Jacques Sempé illustriert, der die Titelfigur bereits 1954 für Le Moustique kreiert hatte, wo sie unter Goscinnys Einfluss 1955/56 sogar kurzzeitig als Comic erschienen war. Auf Deutsch ist der Kinderbuch-Klassiker in sieben Sammelbänden erschienen, übersetzt von Hans-Georg Lenzen.

1959 hob Goscinny zusammen mit Uderzo, Jean-Michel Charlier und Jean Hébrard das neue Magazin Pilote aus der Taufe, bei dem er von 1963 bis 1974 den Posten des Chefredakteurs innehatte. Asterix hatte sein Debüt in der ersten Nummer, und auch Der kleine Nick war von Anfang an dabei. 1965 schuf Goscinny mit Gotlib für das Magazin die Dingodossiers, eine durch MAD beeinflusste Serie von zumeist zweiseitigen Gag-Comics, die den alltäglichen Wahnsinn thematisierten. 1968 importierte er Lucky Luke aus Spirou sowie die Serie Isnogud, die in Zusammenarbeit mit Jean Tabary 1962 für die Zeitschrift Record entstanden war. Nicht zuletzt bot er aber auch jüngeren und experimentierfreudigen Zeichnern wie Marcel Gotlib, Claire Bretécher, Jean-Marc Reiser, Enki Bilal oder Jacques Tardi in Pilote ein Sprungbrett.

Ende der 1960er-Jahre kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Goscinny und den Mitarbeitern, als die politischen Unruhen der Zeit auch die Redaktion erreichten. Goscinny war gekränkt, und die Atmosphäre bei Pilote war nie wieder die alte. 1974 lehnte der Verlag Dargaud (seit 1960 Eigentümer des Magazins) seinen Vorschlag ab, für die Albenproduktion der Bestseller Asterix und Lucky Luke eine eigene Gesellschaft zu gründen, an der er zur Hälfte beteiligt werden wollte. Goscinny zog die Konsequenzen und verließ Pilote, Asterix erschien fortan ohne Vorveröffentlichung in Pilote in anderen Zeitschriften oder direkt als Album bei Dargaud. Der Ex-Chefredakteur hatte nun die Muße, ein anderes Projekt in Angriff zu nehmen, und gründete noch im selben Jahr mit Pierre Tchernia und Uderzo das Studio Idéfix (vgl. „idee fixe“) in Paris. Dort wurden die Zeichentrickfilme Asterix erobert Rom und Lucky Luke: Sein größter Trick produziert, die beide auf Vorlagen Goscinnys basierten. Mehrfach führte Goscinny auch selbst Regie.

Der Künstler starb im November 1977 in Paris bei einem ärztlichen Belastungstest an einem Herzinfarkt. Er hinterließ seine Frau Gilberte, mit der er seit 1967 verheiratet war, und seine 1968 geborene Tochter Anne.

Nach dem Tod

Nicht lange nach seinem Tod wurde das Studio Idéfix mangels weiterer Aufträge geschlossen. Ende 1979 vollzog Uderzo die endgültige Trennung von Dargaud, indem er für die Publikation der Asterix-Alben einen eigenen Verlag gründete: Les Editions Albert René. Daran beteiligt ist auch Goscinnys Tochter, die sich seit dem Tod ihrer Mutter 1994 um das Werk ihres Vaters kümmert.

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