- Renegado
-
Der Renegat (von lat. "re" - wieder und "negare" - leugnen, verneinen) ist ursprünglich ein Abtrünniger einer Religion, heutzutage auch verallgemeinert ein Abtrünniger eines Glaubens- oder Wertesystems (Kunst, Religion, Weltanschauung).
Er ist eine Art Widerstandskämpfer, der die herrschende Macht und die damit vorgegebenen Überzeugungen ablehnt. Im Gegensatz zum Konvertiten wechselt der Renegat nicht zu einem neuen System über. Zum Teil leistet er in der Folge passiven oder gar aktiven Widerstand.
Geschichte
Fester Begriff war der Renegado im mittelalterlichen Spanien zur Zeit der Reconquista, der Auseinandersetzungen zwischen christlichen und muslimischen Herrschern. Hier jedoch bezeichnete er aus christlicher Sicht einen vom Christentum abgefallenen und unter islamischer Besetzung zum Islam übergetretenen Menschen, der von christlichen Spaniern mit diesem Wort negativierend belegt wurde. Der Renegado lehnte also nicht die in seinem Lebensbereich herrschende Überzeugung ab, sondern passte sich an.
Etymologie
Das Wort Renegat oder auch Renegado hat lateinische und spanische Wurzeln. Es bezeichnet allgemein einen Menschen, der negiert, "Nein" sagt (negado), und der dieses gegen (Re-) eine herrschende Meinung tut.
Diese Verwendung erscheint der Geschichte zufolge demnach etymologisch unpassend, da der Renegado schlicht die in seinem Lebensbereich herrschende Überzeugung übernahm, eben den islamischen Glauben. Seine christlichen Landsleute waren meist nicht imstande gewesen, ihren Glaubensbrüdern die christliche Herrschaft zu erhalten. Der Begriff Renegat war somit in dieser Verwendung ein früher politischer Kampfbegriff. Auch wenn die christlichen Fürsten ihre Kriege verloren hatten, wollten sie den neuen Landesherren doch ein Unruhepotential hinterlassen, mittels derjenigen, die den islamischen Glauben nicht annehmen mochten, um nicht unter den Christen als Renegat zu gelten.
Politische Renegaten
Als politische Renegaten gelten Personen, die zwar bestimmte Grundideologeme wie Klassenkampf, Marxismus, Liberalismus, Monarchismus, Nationalismus, Rassismus oder Antisemitismus nicht aufgegeben haben, aber dennoch das politische Lager wechseln.
Der Vorwurf ist für den Kritisierten vernichtend, da ihm damit unterstellt wird, auch vordem die umstrittenen Inhalte der neuen "Partei" vertreten zu haben. Anlass für die Kritik kann auch eine Positionierung in einem wissenschaftlichen Streit sein, wie zum Beispiel im Historikerstreit.
Wikimedia Foundation.