René Kõnig

René Kõnig

René König (* 5. Juli 1906 in Magdeburg; † 21. März 1992 in Köln) war ein deutscher Soziologe. Er gehört neben Helmut Schelsky und Theodor W. Adorno zu den einflussreichsten Vertretern der deutschen Soziologie der Nachkriegszeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

René König studierte nach dem Abitur in Danzig ab 1925 Philosophie, Psychologie, Kulturwissenschaften, Ethnologie und islamische Sprachen in Wien und Berlin. Er promovierte 1930 in Berlin zum Thema Die naturalistische Ästhetik in Frankreich und ihre Auflösung. Er war politischer Gegner der Nazis, wurde vom SS-Sicherheitsdienst als feindlicher Intellektueller 1935/36 beobachtet und emigrierte 1937 in die Schweiz. Dort habilitierte er sich 1938 an der Universität Zürich. Nach schwierigen Zeiten als Privatdozent und Außerordentlicher Professor wurde er 1949 als ordentlicher Professor für Soziologie an die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln berufen. Trotz Rufen an andere Hochschulen blieb er dort bis zu seiner Emeritierung 1974. Gastprofessuren führten ihn in die USA, und an Hochschulen in Europa, Afrika sowie im Rahmen der Aufbauhilfe an die Universität Kabul in Afghanistan.

Leistungen

Der fruchtbare, durchaus auch kampflustige Autor und vorzügliche akademische Redner König beschäftigte sich intensiv mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft und setzte sich nachhaltig für die empirische Sozialforschung in Deutschland ein. Dabei grenzte er sich von einer sozialphilosophisch geprägten dialektischen Soziologie ab, wie sie Theodor W. Adorno und die Frankfurter Schule betrieben. Er wandte sich angesichts seiner Erfahrung mit jugendbewegten Nazis an der Universität auch scharf gegen jede Anhimmelung von 'Gemeinschaft', was ihn zu einer umstrittenen Deutung Ferdinand Tönnies' bewog.[1] Er stand auch Helmut Schelsky zunehmend kritisch gegenüber. König machte die französischen Klassiker der Soziologie (Émile Durkheim, Marcel Mauss, Maurice Halbwachs u. a.) in Deutschland wieder bekannt und veröffentlichte und edierte zudem viele Untersuchungen auf den Gebieten der Gemeinde-, Familien-, Entwicklungs- und Industriesoziologie, namentlich aber auch Methodisches im Bereich der empirischen Sozialforschung.

René König war auch als radikal-liberaler Publizist, mehrsprachig-hochgebildeter Essayist, homme de lettres mit Esprit ("Die Emigration ist eine Portofrage") und Übersetzer tätig, etwa des sizilianischen Romanciers Giovanni Verga, zu dessen 1880 erschienenem Roman Die Malavoglia er ein anregendes literar-soziologisches Nachwort zur kulturellen Bedeutung von Fremdheit, Marginalität, Auswanderung und Rückkehr (Re/Migration) veröffentlichte.

Sein populärstes, in der Bundesrepublik Deutschland seinerzeit bahnbrechendes Buch war das zuerst 1958 erschienene Fischer Lexikon Soziologie (erweiterte Neuausgabe 1967), das eine Auflage von mehr als 400.000 Exemplaren erreichte.

Die René-König-Gesellschaft (Köln) gibt eine (reine Text-)Gesamtausgabe seiner Schriften heraus.

Kölner Schule

Auf Königs methodologischen Einfluss (nicht auf seinen ethno- und kultursoziologischen) geht die „Kölner Schule“ zurück (als deren Vertreter z. B. Erwin K. Scheuch, Rolf Ziegler, Karl-Dieter Opp, Jürgen Friedrichs, Franz Urban Pappi, Erich Weede, Heinz Sahner oder Peter Kappelhoff gelten).

Anmerkungen

  1. Vgl. Eduard Georg Jacoby, Die moderne Gesellschaft im sozialwissenschaftlichen Denken von Ferdinand Tönnies, Enke, Stuttgart 1971, und Peter-Ulrich Merz-Benz, „Das Paradoxon der institutionalisierten Dauerreflexion“, in: Ders./Gerhard Wagner (Hgg.), Soziologie und Anti-Soziologie, Konstanz 2001, S. 95 f.

Zitat

I came to see much later that sociology is by no means always the pioneer in opening up new fields of knowledge but that most often it seeks to follow up, and systematize, the insights gained by poets and novelists. (René König [1973], S. 57)

Autobiographische Texte

  • Sketches by a cosmopolitan German sociologist, in: International Social Sciences Journal, Jg. 25, 1973, H. 1/2, S. 55-70
  • Gesellschaftliches Bewußtsein und Soziologie. Eine spekulative Überlegung, in: "Deutsche Soziologie seit 1945" (Hg. Lüschen), Opladen: Westdt. Verlag, 1979: 358-370 (=KZfSS-SH 21/1979)
  • Leben im Widerspruch. Versuch einer intellektuellen Autobiographie, Hanser, München 1980; zuletzt Ullstein, Berlin 1984 (= Ullstein-Buch 35197)

Literatur

  • René König: Ich bin Weltbürger. Originaltonaufnahmen 1954-1980, hgg. v. Jürgen Elias, Eberhard Illner, Oliver König und Klaus Sander. 2-CD-Set. supposé, Köln 2006. ISBN 978-3-932513-71-8
  • René König. Soziologe und Humanist. Texte aus vier Jahrzehnten. Hrsg. von Oliver König und Michael Klein. Opladen, Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN 3-8100-2023-0.

Weblinks


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