Reptilia

Reptilia
Reptilien
Maurische Landschildkröte (Testudo graeca)

Maurische Landschildkröte (Testudo graeca)

Systematik
Überstamm: Neumünder (Deuterostomia)
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Reptilien
Wissenschaftlicher Name
Reptilia
Laurenti, 1768
Ordnungen
Australien-Krokodil (Crocodylus johnsoni)
Bartagame (Pogona spec.)
Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii)

Die Kriechtiere (Reptilia) oder Reptilien (lat. reptilis „kriechend“) bilden eine Klasse der Wirbeltiere, genau am Übergang zwischen den niederen und höheren Vertebraten. Als phylogenetisches Taxon oder als geschlossene Abstammungsgruppe müssten sie auch die Vögel beinhalten (Sauropsida). In der hier wiedergegebenen klassischen Zusammenstellung sind die Reptilien entsprechend keine natürliche Gruppe, sondern ein paraphyletisches Taxon, weil sie nicht alle Nachkommen ihres letzten gemeinsamen Vorfahren enthalten.

Reptilien besitzen einen Schwanz, HornschuppenHaut und vier Beine (allerdings bei Schlangen und einigen Echsen zurückgebildet). Kriechtiere atmen durch Lungen. Sie legen Eier oder gebären lebende Junge (eierlebendgebärend, ovovivipar) und entwickeln sich, im Gegensatz zu den Amphibien direkt, das heißt ohne Larvenstadium. Es sind ektotherme und wechselwarme (poikilotherme) Tiere, die ihre Körpertemperatur soweit wie möglich durch Verhalten regulieren (z. B. Sonnenbaden).

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Reptilien fällt in das Gebiet der Herpetologie. Das Wissen um ihre Pflege und Zucht in Terrarien bezeichnet man als Terraristik oder Terrarienkunde, die ein Teil der Vivaristik ist.

Inhaltsverzeichnis

Abstammungsgeschichte

Entwicklungsgeschichtlich stammen die Reptilien einschließlich der Vögel von amphibischen Landwirbeltieren ab. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass Lurche kein Amnion, das den sich entwickelnden Embryo umgibt, besitzen. Die übrigen Landwirbeltiere werden danach auch als Amnioten (Amniota) bezeichnet. Die Amnioten sind im Gegensatz zu den Lurchen zur Fortpflanzung nicht auf Gewässer angewiesen, und auch generell besser an trockene Lebensräume angepasst. Amniota besitzen kein Seitenlinienorgan, wie es meist bei den Amphibien zu finden ist.

Die Amniota spalteten sich in zwei Zweige auf, die nach der charakteristischen Anzahl und Lage von seitlichen Öffnungen im Schädel, der Schläfen- oder Temporalfenster, als Synapsida (eine Öffnung) und Diapsida (zwei Öffnungen) bezeichnet werden; die Ur-Amniota hatten keine Öffnungen (Anapsida). Von den Diapsida stammen die Reptilien mit so bekannten Gruppen wie den Dinosauriern (Dinosauria) oder den ausgestorbenen Flugsauriern (Pterosauria). Als noch heute lebende (rezente) Vertreter der Dinosaurier gelten nach neuerer Ansicht die Vögel.

Bislang ungeklärt ist die systematische Stellung der Schildkröten (Testudinata): Ihr Schädel weist keine seitlichen Öffnungen auf, daher wird diese Gruppe zumeist den Anapsiden zugeordnet; einige Paläontologen nehmen jedoch an, dass die Schildkröten Nachfahren von Diapsiden sind, welche ihre Schläfenöffnungen nachfolgend reduziert haben. Auch aufgrund der Lage der Halsarterien und der Ausbildung der Aorta werden sie heute in die Verwandtschaft der Reptilien als Schwestergruppe der Archosauria eingeordnet. Die Fossilsituation erlaubt derzeit keine endgültige Klärung.

Die ältesten Reptilien sind aus dem frühesten Perm vor etwa 300 Mio. Jahren fossil überliefert. Die ältesten Zeugnisse sind jedoch Fußabdrücke in einem etwa 315 Mio. Jahre [1] alten Gestein aus dem Bashkirium, der ältesten Stufe des Oberkarbons (Pennsylvanium), von Nordamerika. Die Spurenfossilien belegen zugleich erstmalig die Existenz dieser frühen Amnioten in einer wasserarmen Umwelt, in der das Amnionei vermutlich einen Fortpflanzungsvorteil bedeutet hat.[2] Eine erste Aufspaltung fand sehr früh in uneigentliche Reptilien (Parareptilia) und eigentliche Reptilien (Eureptilia) statt. Vertreter der Parareptilia sind die im Trias ausgestorbenen Procolophonida, die oft als nahe Verwandte der Schildkröten angesehen werden, und die schon im Perm ausgestorbenen Pareiasauria.

Die Eureptilia spalteten sich in eine Vielzahl von Zweigen auf. Der Zweig der Archosauria umfasst die Krokodile, die Flugsaurier und die Dinosaurier einschließlich der Vögel. Der parallele Zweig der Lepidosauria enthält die nahe verwandten Echsen, Schlangen und Doppelschleichen, sowie die etwas entfernteren Brückenechsen. Abschließend sind die Sauropterygia oder Flossenechsen zu nennen, eine Gruppe ausgestorbener Meeresreptilien aus dem Mesozoikum.

Systematik

Siehe auch: Systematik der Reptilien

Quellen

Einzelnachweise

  1. Earliest evidence for reptiles University of Bristol: Press release issued 17 October 2007
  2. Howard J. Falcon-Lang, Michael J. Benton and Matthew Stimson (2007): „Ecology of earliest reptiles inferred from basal Pennsylvanian trackways“. Journal of the Geological Society; December 2007; v. 164; no. 6; p. 1113–1118; Abstract: doi:10.1144/0016-76492007-015, Artikel (PDF)

Weblinks

Reptilienauffangstationen:


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reptilia — Saltar a navegación, búsqueda ? Reptilia Tuatara (Sphenodon punctatus) Clasificación científica …   Wikipedia Español

  • Reptilia — Rep*til i*a (r?p t?l ? ?), n. pl. [NL.] (Zo[ o]l.) A class of air breathing oviparous vertebrates, usually covered with scales or bony plates. The heart generally has two auricles and one ventricle. The development of the young is the same as… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Reptilia — Reptilia, Kriechtiere, ca. 6000 Arten umfassende, zu den Tetrapoden gehörende Klasse der ⇒ Vertebrata; wegen der Embryonalhüllen mit Vögeln und Säugern zu den Amniota zusammengefasst. Als erste wasserunabhängige Tetrapoden traten sie ab dem… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Reptilia — mid 17c., from L. pl. of reptile (see REPTILE (Cf. reptile)) …   Etymology dictionary

  • Reptilia — Reptile Reptiles …   Wikipédia en Français

  • Reptilia — ropliai statusas T sritis ekologija ir aplinkotyra apibrėžtis Stuburinių gyvūnų klasė (Reptilia) – šaltakraujai, dažniausiai keturkojai gyvūnai (Reptilia6000 rūšių). Priklauso daugiausia sausumos driežai ir gyvatės, vandenyje gyvenantys vėžliai,… …   Ekologijos terminų aiškinamasis žodynas

  • reptilia — noun (Animals of the class Reptilia) …   Wiktionary

  • Reptilia — La clase Reptilia comprende todos los reptiles actuales, así como a los antiguos dinosaurios. Tradicionalmente se clasifican en Saurios, Quelonios (Parareptilia) y Ofidios, aunque actualmente se consideran a los cocodrilos como una clase… …   Enciclopedia Universal

  • Reptilia — noun class of cold blooded air breathing vertebrates with completely ossified skeleton and a body usually covered with scales or horny plates; once the dominant land animals • Syn: ↑class Reptilia • Derivationally related forms: ↑reptilian •… …   Useful english dictionary

  • Reptilia (zoo) — Reptilia is Canada s largest reptile zoo, with convert|15000|sqft|m2 of exhibits. It is also the home of Canada s largest crocodile, Induna, who is convert|14|ft|m long, and weighs over 1000 pounds. Educational curriculumReptilia provides… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”