- Rethorn
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Oldenburg Höhe: 27 m ü. NN Fläche: 138,26 km² Einwohner: 30.875 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 223 Einwohner je km² Postleitzahl: 27777 Vorwahlen: 04222, 04221, 04223 Kfz-Kennzeichen: OL Gemeindeschlüssel: 03 4 58 005 Gemeindegliederung: 25 Ortsteile Adresse der Gemeindeverwaltung: Mühlenstraße 2 - 4
27777 GanderkeseeWebpräsenz: Bürgermeisterin: Alice Gerken-Klaas Ganderkesee (Plattdeutsch Gannerseer) ist eine Gemeinde des Landkreises Oldenburg in Niedersachsen im Oldenburger Land, nahe Delmenhorst.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Ganderkesee liegt am Nordrand des Naturparkes Wildeshauser Geest. Der nördlichste Teil der Gemeinde liegt im Urstromtal der Weser, ist also flache Marsch. Etwa entlang der Ortsteile Bookholzberg – Rethorn – Stenum – Hoykenkamp verläuft die Abbruchkante des Urstromtals. Südlich davon schließt sich das sandige, etwas höhergelegene und leicht hügelige Gelände der Geest an. Von exponierten Stellen am Rande der Geest ist an klaren Tagen die 20 km entfernte andere Seite des Urstromtals in Bremen-Nord zu erkennen.
Die Gemeinde Ganderkesee grenzt im Osten an die kreisfreie Stadt Delmenhorst, im Norden an die Gemeinden Lemwerder und Berne im Landkreis Wesermarsch sowie an die Gemeinde Hude, im Westen an die Gemeinde Hatten und im Süden an die Gemeinden Dötlingen und Harpstedt.
Ganderkesee besitzt bezüglich der Ortsentwicklung drei bauliche Grundzentren mit entsprechender Infrastruktur. Die Bevölkerung der Gemeinde konzentriert sich zum einen auf den Ort Ganderkesee selbst, zum anderen auf einen Streifen entlang der Bahnlinie von Oldenburg nach Bremen mit den Ortsteilen Bookholzberg, Rethorn und Schierbrok. Die Ortsteile Heide und Elmeloh bilden mit den jeweils benachbarten Stadtteilen von Delmenhorst ein Siedlungsgebiet und sind daher ebenfalls dicht bevölkert. Die übrigen Gebiete der Gemeinde sind dünner besiedelt und stärker landwirtschaftlich geprägt.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Ganderkesee gehören 25 Ortsteile mit rund 31.200 Einwohnern: Der Kernort Ganderkesee, Almsloh, Bergedorf, Bookholzberg, Bookhorn, Bürstel, Elmeloh, Falkenburg, Grüppenbühren (auch Gruppenbühren geschrieben), Habbrügge, Havekost, Heide, Hengsterholz, Hohenböken, Holzkamp, Hoyerswege, Hoykenkamp, Immer, Neuenlande, Rethorn, Schierbrok, Schlutter, Schönemoor, Steinkimmen und Stenum.
- Bookholzberg
Nach Ganderkesee ist Bookholzberg der größte Ortsteil der Gemeinde. In Bookholzberg befindet sich die Stedingsehre, eine ehemals nationalsozialistische Pilgerstätte. Heute befindet sie sich auf dem Gelände das Berufsförderungswerk Weser–Ems. Bookholzberg grenzt an Lemwerder, das durch die Schlacht bei Altenesch traurige Berühmtheit erlangt hat.
- Elmeloh
Elmeloh ist eine der drei ältesten Bauerschaften der Gemeinde Ganderkesee, wenn der Ort auch auf Grund seiner angrenzenden Lage zuweilen der Stadt Delmenhorst zugerechnet wird. Aufgrund seiner historischen und räumlichen Nähe werden die Ortsteile Elmeloh und Almsloh in vielerlei Hinsicht gemeinsam genannt.
Es gibt neben dem jährlichen Osterfeuer des Ortsvereins Elmeloh/Almsloh als weiteres Ereignis die über die Grenzen Elmelohs hinaus bekannte Meutejagd der Pferdepension Kruse. Markanteste Bauwerke sind die Wassermühle und die alte Elmeloher Schule. Die Wassermühle wurde 1445 erstmals erwähnt und war bis 1961 in Betrieb. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus genutzt. Die Schule bestand aus zwei Klassenräumen sowie einer Dienstwohnung für den Lehrer. Sie wurde zum Ende des zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren als zum Teil als Flüchtlingsunterkunft genutzt und als Schule 1970 aufgelöst. Seitdem wird das Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus genutzt.Die Lehrerwohnung wurde 1970 zunächst Privatwohnung. Seit 2008 befindet sich ein neu eingerichteter Kindergarten im Gebäude, der den ursprünglichen Spielkreis ablöst.
Elmeloh ging, wie etwa auch Schlutter und Habbrügge, aus einem Rittergut hervor. Dieses liehen im Mittelalter die Landesherren aus, wofür die Besitzer Heeresfolge leisten mussten. Die Ritter wohnten in der Regel inmitten ihres Grundbesitzes in befestigten Häusern, so genannten Turmhügelburgen, die auf künstlichen, von Wassergräben umgebenen Hügeln errichtet wurden.
Seit etwa 1480 wird das Gut Elmeloh von der Ritterfamilie von Mandelsloh bewohnt. 1692 geht es durch Verkauf an den Junker Kurt Veit von Witzleben über. Dieser stirbt 1719. Seitdem ist sein Sohn Adam Lewin von Witzleben „Erbherr von Elmeloh und Hude“. Gemeinsam mit seiner Ehefrau stiftete er der Ganderkeseer Kirche einen neuen Altar, welcher noch heute den Abschluss des Chorraums in der Ganderkeseer Kirche bildet. Nach dem Tod Adam Lewin von Witzlebens Tod 1745 wird sein gleichnamiger Neffe bis zu dessen Tod 1766 Erbherr.
Seit der Erbauung der Burg Delmenhorst führt der mittelalterliche Postweg nicht mehr über Schlutter und Ganderkesee, sondern über Delmenhorst und damit auch direkt vorbei am Gut Elmeloh. 1821 wird dieser als „Postdamm“ auch zwischen dem Ortsteil Falkenburg und Delmenhorst mit Sand befestigt. Von 1827 bis 1829 wird der Postweg von Sandersfeld bis Elmeloh gepflastert. 1830 ist die gesamte Straße zwischen Oldenburg und Bremen fertig gestellt.
1898 wird die Eisenbahnstrecke zwischen Delmenhorst und Osnabrück eröffnet, die auch über Elmeloh führt. Der seinerzeitige Bahnhof Dwoberg liegt bereits auf Delmenhorster Stadtgebiet, grenzt aber unmittelbar an die Ortschaft Elmeloh und wird als privates Wohnhaus genutzt.
- Ganderkesee
Das fast 1150 Jahre alte Ganderkesee ist der Hauptort der Gemeinde, mit heute 9487 Einwohnern (Stand 1. November 2006) und einer Flächengröße von rund 500 Hektar. Ganderkesee ist eingerahmt von Wäldern, Wallhecken, Schlatts und Binnendünen. Durch den Ort fließen drei Bäche, die kleine Dummbäke, die Dummbäke und die kleine Bäke. Von den Grundschulen bis zum Gymnasium sind sämtliche Schulformen eines dreigliedrigen Schulsystems ohne integrierte Gesamtschule vorhanden. Kindertagesstätten. Volkshochschule, Kulturstätten, Frei- und Hallenbad sowie vielfältige Sportanlagen runden das Bild ab. Unterschiedliche Industrie- und Handelsunternehmen sowie Handwerksbetriebe sind am Ort vorhanden. Zahlreiche Geschäfte decken den täglichen Bedarf der Bevölkerung gut ab. Der Ort Ganderkesee hat ein lebhaftes Vereins- und Kulturleben (siehe unter „Ganderkesee.de“ nach). Die Landwirtschaft spielt im Ort nur noch eine untergeordnete Rolle. Viele Landwirtschaftliche Unternehmen haben aufgegeben oder sind außerhalb des Ortes angesiedelt worden. Ganderkesee kann als besondere Sehenswürdigkeit die rund 1000 Jahre alte Gaukirche, mit der 1699 erbauten Arp Schnitger-Orgel, aufweisen. Das moderne, in der Mitte des Ortes gelegene, erst 1995/96 erbaute Rathaus ist einer der zentralen Punkte im Ort. Das Gebäude wurde durch einen Investor erbaut und wird durch die Gemeindeverwaltung angemietet. Ganderkesee ist durch ein gut ausgebautes Verkehrsnetz an das Umland angeschlossen.
- Rethorn
Erstmals erwähnt wurde ein gewisses Rethôrné etwas vor 1000 Jahren. Es wurde von Franzosen gegründet und beinhaltet heute etwa 1200 Einwohner. Es ist sogar ein eigener Wahlkreis, gewählt wird im Jugendzentrum „Treff“. Einzige Sehenswürdigkeiten sind der „Kamener See“, ein ehemaliger Tonstich und die Kuhrasse „Oldenburger Vieh“.
- Schönemoor
Bis zur Gemeinedereform 1974 bildeten Schönemoor, Neuenlande, sowie einige kleine Bauernschaften (die heute teilweise im LK Wesermarsch liegen) die Gemeinde Schönemoor.
- Stenum
Stenum ist eine Bauerschaft der Gemeinde mit 1093 Einwohnern (Stand: Oktober 2000). Die Nachbarorte sind Schierbrok, Rethorn, Elmeloh und Bookholzberg. Stenum liegt am Stenumer Holz, ein Wald der eigentlich zu Rethorn gehört, am Rande der Wildeshauser Geest. Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1275.
Der Ort ist bekannt für sein Großsteingrab (Hünengrab), das vermutlich namensgebend für den Ort war (Sten-um = Stein-Heim).
In Stenum ist eine private Fachklinik für Orthopädie ansässig, Chefarzt ist Dr. Hans-Georg Zechel.
Der VfL Stenum (Verein für Leibesübungen Stenum) ist der lokale Sportverein. In der kalten Jahreszeit wandern viele Menschen, insbesondere Gruppen, zu den beiden Ausflugsrestaurants Backenköhler und Lüschens Bauerndiele. Die lokale Spezialität ist das Oldenburger Grünkohlessen Kohl und Pinkel.
Geschichte
Namenserklärung für Ganderkesee
Ganderkesee, 1702 Ganderkese, Gandersehe 1662 Ganderkeserde, 1584 Ganderkesche, 1189 Ganderekeshde, ursprünglich Gandrikesarde 860 = Der Name Ganderkesee wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Der ursprüngliche Name war Gandrikesarde. Der Name besteht aus drei Namen: 1. Gand für den Ganter, der von alters her als weiser, kluger und mit Zauberkräften ausgestatteter Vogel verehrt wurde. Um einen Anführer eines Trupps auszuzeichnen bzw. zu bezeichnen, wurde diesem häufig wesensverwandte Tiernamen gegeben. 2. rik = dem Regent, Herrscher (Anführer). 3. arde = erde = Erde, Land (Pflugland, zum Acker bestimmt). Daher könnte Gandrikesarde etwa Land des weisen Anführers bedeuten oder Gandrikes, oder Ganderichs Erde. 1189 wurde aus Gandrikesarde „Ganderekeshde“. In den Landkarten wird Ganderkesee wie folgt bezeichnet: 1584 (Michaelis Karte) „Ganderkesche“, 1662 Joan Blaeu Karten „Gandersehe“, 1702 Münich Karte „Ganderkese“, 1792 Vogteikarte „Ganderkesee“. (GM). Es gibt aber noch zwei weitere Deutungen. (A) so dass in Ganderkesee der vergessene Begriff Harde (Gandrikesarde) vorhanden sein kann. Er bedeutet 1. ein Hundertschaftsverband. 2. ein übergeordnetes Gericht, den Hardething. 3. Bezirk mit Rechtshoheit, Steuer- und Wehrbezirk, Kultort. (B) Der Name Ganderkesee kann auf einen alten Kultort an einer Quelle hinweisen. Der Name könnte sich zusammensetzen aus Gande = Name eines Wasserlaufs, Kes = Quelle und Ede (Ee) = alte Bezeichnung für eine Siedlung, die an einem Wasserlauf gelegen ist. Demnach würde Ganderkesee als „Siedlung an der Quelle der Gande“ oder „Gericht an der Quelle der Gande“ zu deuten sein. Nun gibt es zwei sehr kleine Bäche am Ort Ganderkesee, die beide als Kleine Beeke bezeichnet werde. Zu dieser Namensdeutung passt dass Bultmann vermutete, dass in den Fundamenten der Ganderkeseer ev. Kirche die Steine eines Großsteingrabs, das sich an der Stelle befand, verbaut wurden. Es gibt viele Beispiele dafür, dass Kirchen auf den Kultstätten der Germanen errichtet wurden. Beim Bau dieser Gotteshäuser wurden die vorherigen Heiligtümer vernichtet. Literatur: Georg Müller „Kleine Namenserklärung aus dem Niederdeutschen“ 2002
Urgeschichte
Gestaltet wurde die Landschaft von den verschiedenen Eiszeiten und den dazwischen liegenden Wärmeperioden. Geblieben sind Sande, Tonerden, Kiese, Steine und Findlinge. Die Tonlager auf dem Hohenkamp in Rethorn sind teilweise über 70 m tief. Geestböden mit einer kargen Vegetation beherrschen das Gebiet. Die Vorgeest zum Urstromtal der Weser wurde durch Sandplatte, Sümpfe, Kleinmoore und Dünen (z.B. in Grüppenbühren als Flugsandgebiete) geprägt.
Vor der Besiedlung der Stedinger Brookseite (um 1100) floss das Wasser von der hohen Geest auf den von der Natur vorgegebenen Wegen direkt in die Sümpfe der Brookseite.
In der jüngeren Steinzeit findet ab 4000 v. Chr. eine Besiedlung der Marschen statt, die durch Funde von Felssteinäxten belegt wurde. Im weiteren Umfeld konnten Großsteingräber aus den Zeiten von 2000 bis 700 v. Chr gefunden werden.
Um 200 v.Chr. erfolgte die Besiedlung der Marsch, durch die germanischen Chauken. Von 12 v. Chr. bis 15 n.Chr. unterwarfen sich die Chauken kurzfristig den Römern und hatten mit ihnen Handelskontakte. Weiter römische Eroberungsfeldzug von 47 n. Chr. scheitern. Um 350 verfiel der Chaukenstaat. Die Chauken gehen allmählich in dem sächsischen Stammesverband auf, die ab dem 16. Jh. als Niedersachsen benannt wurden.
Mittelalter
Im Jahre 860 wurde Ganderkesee zum ersten Mal urkundlich unter dem Namen „Gandrikesarde“ erwähnt. Erzbischof Ansgar von Bremen verfasste eine Lebensbeschreibung seines Amtsvorgängers Willehad, in der er von den Wundern um die Gebeine des Willehads berichtete.
- "Es war das Jahr Christi 860, das 28. des Reiches unereres Herrn, des erhabenen Königs Ludwig" (Ludwig II. (Ostfrankenreich) der Deutsche, König (825–875)) als auch Kranke aus Ganderkesee die Heilung suchten und nach Bremen kamen. "Bei den Steoringen, im Dorf Gandrikesarde, war eine Frau Herimod zwei Jahre taub. Diese kam in den Bremer Dom und erlangte durch das Verdienst des Heiligen das Glück, mit voller Hörkraft versehen wieder nach Hause zu kommen."
995 werden die letzten Wikingereinfälle im Wesergebiet vermeldet. 1040 wurde die Lechterseite in Stedingen besiedelt
Erzbischof Adalbert von Bremen lässt um 1052 in Ganderkesee eine Pfarrkirche erbauen. Adalbert ließ hier auch einen Markt einrichten, der mit dem Kirchweihfest am 14. September verbunden wurde. Ganderkesee wird das wirtschaftliche Zentrum in der Region und viele umliegende Dörfer waren hier eingepfarrt. Die romanische Kirche muss 300 Jahre später gründlich umgebaut werden und sie erhält ihre heutige gotische Gestalt. Nach 1200 wurden viele eingepfarrten Gemeinden von Berne bis Harpstedt selbstständige Kirchgemeinden. Im 16. Jahrhundert setzte sich zudem der Markt von Delmenhorst mehr und mehr durch; Ganderkesee verlor an Bedeutung.
Ab 1600
Die beherrschende Kirche besaß im 17. Jahrhundert die großen Ackerflächen. Die Bevölkerung hatte nur recht kleine Grundstücke, so dass es in dieser Zeit hier keine Vollbauern gab, sondern nur Halbbauern und arme Kötner. Sanddünen fegten über das Land. Der magere Boden erlaubte nur den Roggenanbau, wenige Kühe und Pferde wurden gehalten. Auf den größer werdenden Heideflächen wurde eine intensive Schafzucht betrieben. "Den Schäfern ist nichts in der Welt heilig, was im Bereich ihrer Schafherden angetroffen wird", so heißt es klagend in einem Bericht von 1814 und "der Mißbrauch ist ungeheuer". Das ländliche Elend wurde noch durch Pest (1667 und 1676), Typhus- (1869) und Tuberkuloseepidemien verstärkt. Pastor, Vogt und Armenväter versuchten die Bettlerei - oft ohne Erfolg - drakonisch zu verhindern.
Im 18. Jahrhundert setzten dazu noch die Stadtbrände der Ortsentwicklung zu: 1743 brannten 16 Gebäude, darunter die Küsterei mit den Schulräumen, nieder, 1775 waren es 21 Häuser und die Pastorei und 1846 brannten die inzwischen wieder errichteten strohgedeckten Häuser abermals ab. Erst danach wurden größere Abstände beim Wiederaufbau zwischen den Gebäuden angeordnet.
Viele Bewohner mussten als "Pendelarbeiter" ihr Geld verdienen; die "Hollandgänger" arbeiteten im Friesland oder gar in Holland, viele davon als Seeleute. Erst ab 1835 orientierten sich die Arbeitsuchenden verstärkt nach Bremen und so heuerten 1855 aus der Gemeinde 296 Männer auf Bremer Schiffen an. 1888 erhielten immer noch 126 ehemalige Schiffer ihre Pension aus der Bremer Seemannskasse.
Langsam begann sich die wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert zu verbessern. Die Wanderdünen wurden befestigt, die Schafswirtschaft stagnierte und durch künstliche Düngung wuchsen die Bodenerträge. Ein bescheidener Aufschwung war zu verzeichnen.
1945 - im Zweiten Weltkrieg - wurde Ganderkesee am 21. April von den britischen Truppen eingenommen. Durch die Kämpfe, die durch sich zurückziehende Fallschirmjäger und Infanteristen mit erheblichem Widerstand geführt wurden, wurden aber 52 Häuser überwiegend durch Feuer vernichtet. [1]
Politik
Seit 15. Juli 1986 ist Ganderkesee eine Selbständige Gemeinde im Sinne der Niedersächsischen Gemeindeordnung. Damit übernimmt die Gemeinde teilweise Aufgaben des Landkreises (Aufgaben im Verkehrsbereich, Waffenrecht, Elterngeld/Erziehungsgeld etc.). Seit 1. August 2007 ist die Gemeinde Ganderkesee eigenständige KFZ-Zulassungsbehörde und nicht mehr Außenstelle des Landkreises Oldenburg.
Rat
Ratsvorsitzender: Hans-Heinrich Hubmann (Heilpraktiker), CDU
Der Rat der Gemeinde Ganderkesee setzt sich wie folgt zusammen:
- SPD: 13 Sitze
- CDU: 13 Sitze
- FDP: 5 Sitze
- UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft Ganderkesee)/Freie Wähler: 3 Sitze
- Bündnis 90/Die Grünen: 2 Sitze
Aktuell regiert wieder eine Koalition zwischen CDU und SPD, das sogenannte "Ganderkeseer Modell", wenngleich vor der Wahl die CDU und die FDP als Wahlkampfpartner mit einer gemeinsamen Bürgermeisterkandidatin gestartet waren. Das "Ganderkeseer Modell" ist gekennzeichnet durch eine langjährige Koalition und gemeinsame Aufteilung aller wesentlichen politischen Ämter zwischen CDU und SPD. Vor Kommunalwahlen wird zwischen diesen beiden Partnern jedoch offiziell eine Art Wahlkampf mit zum Teil unterschiedlichen Positionen und anderen Koalitionsaussagen geführt. Im Rahmen der nachfolgenden Koalitionsverhandlungen haben sich jedoch bisher CDU und SPD immer auf eine gemeinsame Koalition verständigen können.
Die Mehrheitsverhältnisse haben sich Ende 2007 durch Wechsel eines SPD-Gemeinderats zur CDU geringfügig geändert.
Spitzen der Gemeinde
- als Kirchspielsvogt
1813–1832: Wilh. Bernd Struthoff, Ganderkesee; Bernd Linnemann, Schlutter; Joh. Bernh. Meyer, Bookhorn
1832–1848: David Meyer, Hohenböken
1849–1865: Johann Linnemann, Bookhorn1849–1865: Johann Linnemann, Bookhorn
1865–1895: Johann Conze, Falkenburg
1895–1910: Heinrich Alfs, Hoykenkamp
1910–1933: Johann Stolle, Ganderkesee- als Bürgermeister (Zweigleisigkeit)
1933–1940: Friedrich Struthoff, Ganderkesee
1940–1945: Johann Behrens, Falkenburg (als stellvertr. BM)
1945–1946: Friedrich Bultmann, Ganderkesee
1946–1956: Diedrich Schulte, Schierbrok
1956–1964: Friedrich Engels, Immer
1964–1972: Georg von Seggern, Bergedorf
1972–1986: Helmut Denker, Ganderkesee
1986–1986: Otto Boekhoff, Schierbrok
1986–1996: Hans-Christian Schack, Bookholzberg
1996–1999: Hans-Heinrich Hubmann, Ganderkesee- als Gemeindedirektor (Zweigleisigkeit)
1945–1951: Hermann Schütte, Schierbrok
1951–1958: Otto Ahlers, Ganderkesee
1958–1987: Heinz Huhs, Ganderkesee
1987–1999: Gerold Sprung, Stenum- als Bürgermeister/in (Eingleisigkeit)
1999–2006: Gerold Sprung, Stenum
ab 1. November 2006: Alice Gerken-Klaas, GanderkeseeWappen
Das Wappen der Gemeinde Ganderkesee zeigt einen silbernen sich umschauenden und im Flug niederlassenden Ganter, darunter einen silbernen Mauerstein auf einem Schildgrund, der von Blau, einem goldenen Faden und Rot getrennt ist.
Der niederlassende Ganter rührt von einer Sage, wonach der Standort der Kirche durch den sich niederlassenden Vogel bestimmt wurde. Der Mauerstein stellt einen Bezug zu der Kalksandsteinherstellung in der Gemeinde, nämlich in Bookholzberg, dar.
Neben dem offiziellen Wappen wird häufig ein modernes Logo mit einer stilisierten Gans im Flug verwendet, ergänzt um den Slogan "Ganderkesee - Ein Meer an Möglichkeiten". 2008 ist dieses Logo etwas "modernisiert" worden, seit Anfang 2009 wird vermehrt der Slogan "Ganderkesee - mehr an Möglichkeiten" verwendet.Partnerstädte
Château-du-Loir, Frankreich
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Im Kernortsteil von Ganderkesee befindet sich die Gaukirche St. Cyprian u. Cornelius mit einer 1699 von Arp Schnitger erbauten Orgel. Diese Orgel wurde in den Jahren 2004/2005 aufwendig restauriert.
- Im Ortsteil Bookholzberg befindet sich die Stedingsehre, eine durch die Nationalsozialisten errichtete Freiluftbühne.
- In verschiedenen Ortsteilen (z. B. in Rethorn und Stenum) gibt es Überreste von Grab- oder Kultstätten aus der Jungsteinzeit.
- Westlich des Kernortes befindet sich ein kleiner Flugplatz mit befestigter Start- und Landebahn, der auch von Falmschirmspringern, Ultraleichtflugzeugen und zum Start von Heißluftballonen genutzt wird.
- In den Ortsteilen Hengsterholz, Almsloh und Gruppenbühren wurden Windparks errichtet.
Sender Steinkimmen
In der Nähe von Steinkimmen betreibt der NDR seit 1956 eine gleichnamige Sendeanlage für UKW und TV (seit Beginn 2005 auch DVB-T). Als Antennenträger kommt ein 298 m hoher abgespannter Stahlrohrmast zum Einsatz, der zum Zeitpunkt seiner Errichtung das höchste Bauwerk in Deutschland war.
→ Hauptartikel: Sender Steinkimmen
Fasching um den Ring
Bereits vor dem 2. Weltkrieg fanden in Ganderkesee, Landkreis Oldenburg, mehrere Faschingsmaskeraden statt. Erst im Jahre 1951 fing die heutige Großveranstaltung an zu wachsen. Federführend war hier u. a. Herbert Witte. 1951 veranstalteten der Schützen- und der Turn- und Sportverein Ganderkesee eine erste gemeinsame Maskerade, nachmittags fand ein kleiner Festumzug statt um für die Abendveranstaltung zu werben. Nach dem ersten Jahr beschließen fünf weitere Vereine die Veranstaltung auf eine breitere Basis zu stellen. Heute sind nunmehr 13 Vereine der GGV, der Gemeinschaft Ganderkeseer Vereine, angeschlossen. An den zwei Wochenenden vor Rosenmontag finden die Büttenabende statt. Dazu gehören Büttenreden, Gardetänze, Sketche aber auch Livemusik, dargeboten von über 300 Aktiven. Die Ganderkeseer Büttenabende sind im Bereich des Bund deutscher Karneval die Einzigen, in denen alle Darbietungen mit Livemusik einer Bigband durchgeführt werden.
Am Wochenende vor Rosenmontag findet der Faschingsumzug des Fasching um den Ring statt. Heutzutage ziehen dabei mehr als 130 Festwagen, Fußgruppen und Musikzüge auf einer mittlerweile klassisch-historischen Wegstrecke durch Ganderkesee. Die Teilnehmerzahl liegt bei weit über 3.500 Menschen. Bei gutem Wetter werden Besucherzahlen bis 70.000 Menschen erreicht.
Im Gegensatz zum Kölner Karneval existiert in Ganderkesee kein klassischer Elferrat sondern ein mehrköpfiger Festausschuss bestehend aus Mitgliedern der der GGV angehörigen Vereine. Kopf dieses Gremiums ist der Präsident. Das Prinzenpaar besteht in der klassischen Art aus Prinz sowie Prinzessin. Unterstütz werden diese durch vier Ehrendamen, ebenfalls in geheimer Wahl bestimmt und nur ein Jahr lang amtierend. Ende und Beginn der Session ist der 11.11. eines jeden Jahres. Der Narrenruf des Ganderkeseer Faschings ist GANDERKESEE hinein – HE geiht.
Landschaft und Landschaftsbestandteile
Die Gemeinde Ganderkesee ist landschaftlich noch gut gegliedert. Es sind von extrem trocken bis nass die unterschiedlichsten Lagen vorhanden. Die Landschaft ist durch viele reizvolle bis verbaute Bachtäler geprägt: wie die beiden Hauptbäche Welse und Delme, gefolgt von den kleinen Bächen wie z. B. Dummbäke, Kleine Dummbäke, Kleine Bäke und Brookbäke. Wald und ausgedehnte baumbestandene Binnendünengebiete, Moore (Nieder- und Hochmoore) Äcker, Weiden, Schlatts, Bäche und Wallhecken gliedern diese Landschaft. Restbestände von der ehemaligen großflächigen Heidelandschaft sind nur noch rudimentär (vereinzelt) vorhanden. Der Ganderkeseer Heimatforscher, Autor und Landschaftskartierer Georg Müller zeigt immer wieder in seinen kritischen Veröffentlichungen auf, dass in den letzten einhundert Jahren ein dramatischer Landschaftswandel in der Gemeinde Ganderkesee stattgefunden hat bzw. noch heute stattfindet. Viele Landschaftsbestandteile sind bereits zerstört, der Artenschwund an Tieren, Pflanzen und Pilzen ist dramatisch.
Erholung
Die Landschaft der Gemeinde Ganderkesee ist wegen ihrer Vielfalt für ihre Bewohner und den Erholungssuchenden reizvoll und von großem Erholungswert.
Großsteingräber und Hügelgräber
Großsteingräber, auch Megalithgräber (Megalith = großer Stein) oder Hünengräber genannt (Hüne = Riese), wurden etwa zwischen 3400–3000 v. Chr. in der Gemeinde Ganderkesee erbaut und bis etwa 2800 v. Chr. als Begräbnisstätte benutzt. Hügelgräber: Ab 2800–1500 v. Chr. wurde die Körperbestattung in Hügeln durchgeführt. Nach etwa 1500 v. Chr. begann die Brandbestattung in Urnen, ständig ab etwa 1300 v. Chr. bis 400 n. Chr. Diese Urnen wurden dann auch in Hügeln beigesetzt. Im heutigen Ortsbereich von Ganderkesee hat es mindestens 4 Grabstellen gegeben, jeweils einen Grabhügel (Hexenberg) auf dem alten Stadion, der dort bei dessen Erbauung des Sportplatzes 1925/26 zerstört wurde und auf dem noch nicht bebauten Grundstück zwischen Birkenallee und Memelstraße. Ebenfalls gab es je ein Steingrab dort, wo heute der Bahnhof steht und auf dem alten Friedhof bei der Kirche. Heute sind nur noch wenige Grabhügel in der unmittelbaren Nähe des Ortes vorhanden, so z. B. auf dem Grundstück der Familie Rigbers, Bei den Imhöfen 4. Heideweg nähe Machandelweg und beim Flugplatz die unter Obhut des Orts- und Heimatvereins Ganderkesee stehenden zwei Hügelgräber. Dort hat es einst ein Hügelgräberfeld von mindestens 24 Grabhügeln gegeben. Sie fielen zum Teil 1968 dem Flugplatzbau zum Opfer. Daneben gab es, zum Teil noch vorhanden, in der Gemeinde noch weitere Stein- oder Hügelgrabstellen, z. B. bei Steinkimmen, beim Kullerkamp (bei Falkenburg), bei Bürstel, bei Neuholzkamp, in der Nähe der Holzkamper Wiesen, bei Almsloh, bei Stenum, Schierbrok, Hoykenkamp, Kleine Mittelhoop und bei Ahrensberg. Die Örtlichkeit von etwa 170 Grabstellen, darunter mindestens 17 (19) Großsteingräber ist bekannt. In verschiedenen Schriften werden über 200 Grabstellen in und um Ganderkesee erwähnt. Nach Muhle soll die ganze Anlage, insbesondere die mit den vielen Großsteingräbern, ein großer „Volksversammlungsort“ und „Heiligthum“ gewesen sein (Wodans Gräber). An den Gräbern wurde häufig Gericht gehalten. Ganderkesee lag in der Mitte des damaligen „Largaues“ (Bezirk) und war damals ein wichtiger und zentraler Ort.
Landwehr, Landwehren
Landwehren waren mittelalterliche Grenzsicherungsanlagen. Sie dienten dem Grafen von Delmenhorst, seine Besitztümer vor feindlichen Angriffen zu schützen. Die im 14. bis 15. Jahrhundert angelegte Ganderkeseer Landwehr erstreckte sich von Landwehr bis nach Nuttel. Die Landwehr bestand aus mehreren Erdwällen, die eine Wallbreite von bis zu 10 m und eine Höhe von bis zu 6 m hatte. Vor den Wällen verlief ein Spitzgraben, der etwa eine Tiefe von 1 m und eine Breite von 1,5 m hatte. Auf den Wällen waren Palisaden oder / und dornenbewehrte Holzgeflechte. Feindliche Angreifer umgingen lieber solche Wehranlagen, weil die Verluste bei der Erstürmung zu groß waren. Heute sind von der Landwehr nur noch Reststücke zu sehen. Die Gemeinde Ganderkesee hat bis heute, trotz seit 1989 bestehenden Bemühungen des Ganderkeseer Heimatforschers Georg Müller, nichts unternommen die Landwehr wenigstens in Teilen wiederherzustellen obwohl die Archäologische Denkmalspflege die Bemühungen unterstützte.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Ganderkesee gehört zum Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN).
Im Ortskern liegt der Bahnhof Ganderkesee, an dem regelmäßig die Züge der Nordwestbahn auf der Bahnstrecke Delmenhorst–Osnabrück über Vechta und Bramsche (Kursbuchstrecke 394, so genannte „Hasenbahn“) halten.
In den Ortsteilen Bookholzberg, Schierbrok und Hoykenkamp gibt es gleichnamige Haltepunkte, an denen ebenfalls regelmäßig die Regionalbahnen der Bahnstrecke Bremen–Oldenburg halten. Die Strecke wird in die S-Bahn Bremen einbezogen.
Darüber hinaus gibt es einige Buslinien der Weser-Ems Busverkehr GmbH für den Orts- und Nachbarortverkehr.
Mit zwei eigenen Anschlussstellen – Ganderkesee West und Ganderkesee Ost – ist die Gemeinde direkt an die Bundesautobahn 28 angebunden – auch die Anschlussstelle Hude liegt genaugenommen teilweise auf dem Gemeindegebiet. Bei Ganderkesee beginnt die Bundesstraße 212 nach Nordenham, die Bundesstraße 213 führt südlich durch die Gemeinde.
Ganderkesee verfügt über den Flugplatz Ganderkesee Atlas Airfield EDWQ. Hier ist die Firma AAS Atlas Air Service angesiedelt, sowie der Luftsportverein Ganderkesee, eine Fallschirmspringerschule, ein Hotel mit Restaurant, sowie weitere Firmen. Aufgrund der existierenden Nachtfluggenehmigung und der schnellen Verkehrsanbindung ist der Flughafen Ganderkesee beliebt bei Prominenten, die in Bremen wohnen oder auftreten.
Persönlichkeiten
- Bolko Bullerdiek, plattdeutscher Schriftsteller, früher wohnhaft in Bookholzberg
- Hans-Joachim Hespos, Komponist und Verleger
- Werner Lüdeke, Komponist
Literatur
- Müller, Georg: Eine Landschaft im Wandel, Agenda 21 Verein, Ganderkesee 2003.
- Müller, Georg: Kleine Namenserklärung, aus dem Niederdeutschen, Gemeinde Ganderkesee 2002.
- Müller, Georg: Aktuelle Fragen zum Schutz von Wallhecken, Ganderkesee 2001
- Müller, Georg: Schlatts der Gemeinde Ganderkesee
- Müller, Georg: Wallhecken, Entstehung- Pflege- Neuanlage, BSH Verlag 1989
- Müller, Georg: Zerstörung von Wallhecken. Information des Ort- und Heimatvereins Ganderkesee 1986
- Müller, Georg: Zusammenarbeit von amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz. Norddeutsche Naturschutzakademie 1995 / Heft 2
- Hans Grundmann, Ernst H Ullenboom (Hrsg.): Die Gemeinde Ganderkesee in alten Bildern. Gronenberg, ISBN 3-88265-079-6
- Gustav Förster, Claus Hammer: Ganderkesee: Bilder aus einer Region. Isensee Verlag, ISBN 3-89598-641-0
- Kurt Müsegardes: Stenum, Rethorn, Schierbrok. Delmenhorst 1990, ISBN 3-920794-37-0
- Werner Meiners: Kriegsende und Neubeginn auf dem Lande. 1945 - 1946. Die Gemeinde Ganderkesee. Rieck Verlag, Delmenhorst 1985. 144 S., zahlr. Abb., ISBN 3-920794-24-9
- Werner Meiners: Die Viehhändlerfamilie Alexander in Ganderkesee. Jüdisches Leben im Oldenburger Land. Gesellschaft für Familienkunde Oldenburg, Oldenburg 1988
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Alfred Schweder: 1100 Jahre Ganderkesee; Manuskript von 1960, veröffentlicht in Weser-Kurier 1960, Nr. 124, S. 35, Bremen
Weblinks
- Gemeinde Ganderkesee
- Die Ortschaften der Gemeinde Ganderkesee
- Eintrag über Sendemast Steinkimmen bei Structurae
- Inoffizielle Seite von Bookholzberg
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