Reverse Convertible

Reverse Convertible

Bei einer Aktienanleihe (auch Aktienandienungsanleihe,engl. Reverse Convertible Bond oder Equity Linked Bond) handelt es sich um eine Anleihe mit einem über dem Marktzins liegenden Kupon. Das wichtigste Ausstattungsmerkmal dieses Produktes ist, dass der Emittent am Ende der Laufzeit das Recht hat, entweder den Nominalbetrag zu 100 % zurückzuzahlen oder eine bestimmte Anzahl an (vorher festgelegten) Aktien zu liefern.

Ist der sog. Basiswert eine Aktie, spricht man von einer Aktienanleihe. Ist die Rückzahlung abhängig von der Entwicklung eines Index (z.B. dem DAX), handelt es sich um eine Indexanleihe.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion und Funktionsweise einer Aktienanleihe

Bei einer Aktienanleihe erwirbt der Anleger ein Wertpapier zu einem bestimmten Kurswert. Dabei wird ihm ähnlich wie bei einer normalen Anleihe jährlich sein Kupon bezahlt, der in der Regel weit über dem Niveau für reguläre Anleihen liegt. Das besondere an diesen Produkten ist, dass dem Emittenten am Laufzeitende das Wahlrecht zusteht, entweder den Nominalbetrag zurückzuzahlen oder dem Anleger stattdessen eine vorher festgelegte Anzahl bestimmter Aktien anzudienen. Ob letztlich Aktien geliefert werden, bestimmt sich nach dem Kurs des zugrunde liegenden Wertpapiers kurz vor dem Ende der Laufzeit.

Sofern dieser unter dem vorher festgelegten Basispreis liegt, wird der Emittent regelmäßig Aktien übereignen. Im umgekehrten Falle erfolgt die Zahlung des Nominalbetrages.

Beispiel: Kunde A erwirbt für 1 000 € am 31. Dezember 2000 vom Kreditinstitut Y eine Aktienanleihe mit der Aktie der Allianz AG (WKN 840400) als Basiswert. Es wird ein Kupon von 12 % p.a. bezahlt, den der Anleger auf jeden Fall behalten darf. Die Bank behält sich bei dem Produkt vor, die Tilgung am 31. Dezember 2002 entweder durch Bezahlung des Nominalbetrages (= 1 000 €) vorzunehmen oder 11 Aktien der Allianz AG anzudienen. Von der letzten Alternative wird die Bank jedoch nur Gebrauch machen, sofern die Aktie am Stichtag unter dem Basiswert von 90,91 € (= 1 000 / 11) notiert. Andernfalls tilgt sie wie oben beschrieben den Nominalbetrag.

Bei einer Aktienanleihe investiert der Bankkunde in ein Zertifikat. Die Bank legt den Betrag verzinst an und der Anleger als Erwerber der Aktienanleihe verkauft der Bank als Emittenten faktisch auf die unterliegende Aktie eine Verkaufsoption (Put) bzw. gesteht ihr eine solche zu. Zum besseren Verständnis: Der Verkauf eines Puts unterscheidet sich nur durch das Einstreichen der Optionsprämie und das Fälligkeitsdatum vom limitierten Kauf einer Aktie. Die Differenz zwischen der marktüblichen Verzinsung und dem (höheren) Zinssatz der Aktienanleihe ist wirtschaftlich eine Optionsprämie, die der Anleger als Stillhalter erhält.

Auszahlungsstruktur einer Aktienanleihe

Der Ausübungspreis (auch Andienungsschwelle oder Strike) der Option bestimmt bei Laufzeitende die Form der Tilgung.

  • Liegt der Kurs der Aktie unterhalb des Ausübungspreises, so wird der Käufer die Option ausüben und die Aktien werden dem Verkäufer des Puts und somit dem Käufer der Aktienanleihe angedient, d.h. in sein Wertpapierdepot eingebucht. Die Anzahl der angedienten Aktien je Aktienanleihe errechnet sich als Anzahl = Nominalbetrag / Ausübungspreis.
  • Liegt der Kurs der Aktie bei oder oberhalb des Ausübungspreises, so verfällt die Put-Option für den Käufer wertlos und der Verkäufer streicht die Optionsprämie ein.

Der Zins, den der Käufer einer Aktienanleihe auf jeden Fall einstreicht, ist der Verkaufserlös aus der Put-Option zzgl. Zinsgewinnen aus dem angelegten investierten Barbetrags. In diesem Sinne hat der Zins einer Aktienanleihe nichts mit den üblichen Zinszahlungen eines Schuldners bzw. Emittenten einer gewöhnlichen Anleihe zu tun.

Bei Emission der Aktienanleihe wählt die emittierende Bank den Ausübungspreis sehr nahe am aktuellen Kurs der unterliegenden Aktie, sodass die Aktienanleihe bei 100% notiert.

Die Bank kann auch Aktien und Zero-Bond kaufen und gleichzeitig eine Call-Option verkaufen.

Liegt der Kurs der Aktien unterhalb des Ausübungspreises, so wird der Käufer die Call-Option ausüben und die Aktien werden dem Käufer der Call-Option angedient.

Liegt der Kurs der Aktien oberhalb des Ausübungspreises, so wird die Call-Option nicht ausgeübt werden und der Käufer der Aktienanleihe streicht die Optionsprämie ein.

Der Zins, den der Käufer einer Aktienanleihe auf jeden Fall einstreicht, ergibt sich aus Gewinn aus Zero-Bond und der Optionsprämie

Konstruktion und Funktionsweise einer Indexanleihe

Das Prinzip ist dasselbe wie bei einer Aktienanleihe. Liegt der Kurs des unterliegenden Index unterhalb des Strike, so erfolgt die Tilgung jedoch in der Regel durch Bargeld, bei manchen Emissionen ausnahmsweise durch ein Indexpapier.

Steuerliche Behandlung

Aktienanleihen werden in Deutschland seit Einführung der Abgeltungsteuer nicht mehr gegenüber den in der Struktur gleich aufgebauten Discountzertifikaten benachteiligt. Sowohl Kurs- als auch Zinsgewinne werden durch diese Steuer gleich behandelt.

Bei der Tilgung in Aktien ist als Rückzahlungswert der Kurswert der Aktien heranzuziehen. Dabei gelten diese ab dem Tag der Tilgung als "neu erworben".

Risiken im Vergleich zur Anlage in den Basiswert

Bei einer Abwägung zwischen der Investition direkt in den Basiswert (bei einer Aktienanleihe also direkt in die Aktie) und in die Aktienanleihe gilt folgende Risikostruktur:

  1. Der Zins wird ungeachtet der Tilgung der Aktienanleihe immer bezahlt. So betrachtet ist ein Totalverlust (abgesehen vom Emittentenrisko, s.u.) nicht möglich (dies ist auch einer der Gründe, weshalb eine Aktienanleihe als Finanzinnovation eingestuft wird). Dennoch muss sich der Anleger bewusst sein, dass er im Grunde fast im vollen Aktienmarktrisiko steht.
  2. Steigt der Kurs des zugrunde liegenden Werts besonders stark an (also höher als Ausübungspreis zzgl. Kupon), entgehen dem Anleger Kursgewinne, die er bei einem Direktinvestment in den Basiswert hätte realisieren können.
  3. Fällt zum Laufzeitende der Basiswert unter den Ausübungspreis (abzüglich des Zinsertrags), so entsteht dem Anleger ein Verlust, der gegenüber dem Direktinvestment um den Zinsertrag abgefedert wird. Im schlimmsten Fall werden wertlose Aktien angedient und dem Investor bleibt lediglich der Kupon.
  4. Rein rechtlich betrachtet ist eine Aktienanleihe eine Anleihe, für die es zwar ein Zinszahlungsversprechen gibt, aber kein Tilgungsversprechen auf den Nominalwert. Sofern die begebende Bank zahlungsunfähig werden sollte, ist auch die Rückzahlung und noch ausstehende Zinszahlungen der Aktienanleihe (analog zu einer Bankanleihe) nicht mehr sicher (Emittentenrisiko).

Wann sollte man eine Aktienanleihe kaufen?

Das Risiko einer Aktienanleihe ist nur scheinbar geringer als bei einer Direktanlage in den Basiswert. Der Anleger wird an Verlusten nahezu vollständig, an Gewinnen jedoch nur begrenzt beteiligt. Der Gewinn ist nach oben hin "gedeckelt", und es empfiehlt sich, diese Produkte nur in Erwartung moderat steigender bzw. gleich bleibender Kurse zu erwerben

Da sich Gewinne und Verluste im Wesentlichen aus den Entwicklungen des Basiswertes ergeben, ist eine gründliche Informationsbeschaffung hinsichtlich des Basiswertes enorm wichtig.

Siehe auch

Literatur

  • Beike, Rolf: Aktien-Anleihen, Schäffer-Poeschel Verlag
  • Gerhardt, Wolfgang: Aktienanleihen, in: Gert Moritz (Hrsg.), Handbuch Finanz- und Vermögensberatung, Wiesbaden 2004, S. 109ff.
  • Scholz, Hendrik und Wilkens, Marco: Reverse Convertibles und Discount-Zertifikate - Bewertung, Pricingrisiko und implizite Volatilität. In: Finanz Betrieb 3/2000, S. 171 ff.

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