Revolutionäre Volks Befreiungs Partei-Front

Revolutionäre Volks Befreiungs Partei-Front

Die Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front, (Türkisch: Devrimci Halk Kurtuluş Partisi/Cephesi oder DHKP-C) ist eine marxistisch-leninistische Untergrundorganisation in der Türkei. Sie verfolgt das Ziel, die Staatsordnung in der Türkei durch einen bewaffneten [1] revolutionären Akt zu zerschlagen. Dabei bedient sie sich in der Türkei auch terroristischer Methoden. [1] Ihr Generalsekretär war seit Gründung der im August 2008 verstorbene Dursun Karataş. Wer derzeit die Organisation führt, ist unbekannt. Die DHKP-C steht auf der Liste der terroristischen Vereinigungen der Europäischen Union[2] sowie der USA.[3] Sie wurde 1994 als Nachfolgeorganisation der Devrimci Sol gegründet. Der Namensteil "Partisi/Cephesi" (Partei-Front) beschreibt die beiden Teile der Organisation. "Partei" steht für den politischen Flügel, wohingegen "Front" den Flügel für militante Operationen beschreibt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Logo der Revolutionären Volks Befreiungs Front (DHKC)
Logo der Revolutionären Volks Befreiungs Partei (DHKP)

1971 gründete Mahir Çayan in der Türkei die „Volksbefreiungspartei-Front der Türkei“ (THKP-C), die sich in ihrem weiteren Verlauf unter anderem mit der von Hüseyin İnan und Deniz Gezmiş gegründeten „Volksbefreiungsarmee der Türkei“ (THKO) sowie der 1972 gegründeten "Kommunistische Partei der Türkei/Marxisten Leninisten" (TKP/ML) organisierte, und mit dem Ziel eines gewaltsamen Umsturzes den bewaffneten Kampf in der Türkei führte.

Nachdem Mahir Çayan neben vielen anderen führenden Mitgliedern der THKP-C bei einem Feuergefecht mit türkischen Sicherheitskräften im 30. März 1972 getötet wurde, zersplitterte die Gruppe. Sehr an der THKP-C orientierte sich später die bereits im Jahre 1969 gebildete Gruppe Föderation der Revolutionären Jugend der Türkei (Dev-Genç), aus der sich 1977 die Gruppe „Revolutionärer Weg“ (Devrimci Yol) entwickelte. Besonders aufgrund abweichender Vorstellungen verließen viele Sympathisanten und militante Angänger die Devrimci Yol wieder und gründeten 1978 mit der „Revolutionäre Linke“ (Devrimci Sol) eine neue politisch-militärische Organisation, welche die Ansichten von Mahir Çayan vertrat und sich als rechtmäßige Nachfolgerin der THKP-C ansah. Mit dem Militärputsch vom 12. September 1980 in der Türkei wurde die Organisation schwer getroffen. Sie verlor viele ihrer Sympathisanten und führende Kader wurden inhaftiert. Ganz zerschlagen wurde sie aber nicht und sie setzte ihren Kampf auch in den Gefängnissen fort.

1993 spaltete sich die Organisation in zwei Fraktionen. Die Abspaltung wurde vom großen Teil der Devrimci Sol unter der Führung von Dursun Karataş nicht anerkannt und man bezeichnete die gegnerische Gruppe unter der Führung Bedri Yağans als Putschisten. Diese Feststellung führte zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen beiden Flügeln, die auch Todesopfer forderten, obwohl beide die gleichen ideologischen Grundlagen und politischen Ziele aufwiesen. Während die Devrimci Sol unter der Führung Dursun Karataş' 1994 die Gründung der DHKP-C bekannt gab und ihre bewaffneten Aktionen fortsetzte, verlor die andere Fraktion nach dem Tod Bedri Yağans, der 1993 während eines Polizeieinsatzes erschossen wurde, und der Rückumbenennung 1994 in „Volksbefreiungspartei-Front der Türkei“ (THKP-C) stark an politischer Bedeutung.

Nach der Gründung

Die DHKP-C sorgte 1996 mit der Ermordung Özdemir Sabancıs und Haluk Görgüns für Aufsehen. Beide hatten hohe Positionen in der Wirtschaft bekleidet. Bei diesem Attentat kam auch die Sekretärin Nilgün Hasefe ums Leben. Im gleichen Jahr organisierte die DHKP-C mit weiteren türkischen linksgerichteten Organisationen einen Hungerstreik für bessere Haftbedingung, der mit dem Tod von 12 Häftlingen endete. Am 19. Dezember 2000 stürmten die Sicherheitskräfte alle Gefängnisse, in denen sich linksgerichtete Häftlinge aufhielten, um einen von diesen gestarteten neuerlichen Hungerstreik gegen die Verlegung in die für sie neu eingerichteten Typ-F-Gefängnisse zu beenden. Die Erstürmung der Gefängnisse endete mit dem Tod von 28 Gefangenen und der Verlegung der Gefangenen in Gefängnisse vom Typ F. Die DHKP-C führt seit 6 Jahren einen Hungerstreik um die Schließung der Gefängnisse dieses Typs zu erwirken. In diesem Hungerstreik sind 122 Menschen ums leben gekommen (Daten von 2006), zu einem großen Teil DHKP-C-Anhänger.

Am 10. September 2001 verübte eine DHKP-C Anhängerin ein Selbstmordattentat vor dem deutschen Generalkonsulat in Istanbul. Dabei starben zwei türkische Polizeioffiziere und 20 Menschen wurden verletzt.[4]

Bei einem missglückten Anschlag 2004 sterben in einem Linienbus vier Menschen, zahlreiche weitere werden verletzt. Die DHKP-C spricht in einer Erklärung davon, dass die Bombe unglücklicherweise frühzeitig explodierte[5].

Die DHKP-C in Deutschland

Neben der Türkei ist auch Deutschland ein wichtigeres Betätigungsfeld. Die DHKP-C organisiert sich durch Vereine, deren Satzungen keinen Rückschluss auf die Organisation zulassen. Der Solidaritätsverein mit den politischen Gefangenen und deren Familien in der Türkei (TAYAD), die Anatolische Föderation e.V. Köln und der Verband anatolischer Volkskulturvereine e.V. werden als der DHKP-C nahestehend bezeichnet. [1]

Die DHKP-C wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet und wird in Deutschland seit dem 13. August 1998 als Ersatzorganisation der bereits 1983 verbotenen Devrimci Sol bewertet und damit in das frühere Verbot mit einbezogen. Eine Anfechtungsklage der DHKP-C gegen diese Gleichsetzung wurde vom Bundesverwaltungsgericht am 1. Februar 2000 letztinstanzlich abgewiesen.[6]

Im Jahre 2007 hatte die DHKP-C bundesweit 650 Mitglieder. [1]

Publikationen

  • Tavır (Haltung) [1]
  • Kerbela (nach einem Ort im Irak) [1]
  • Kültür Adası (Kulturinsel) [1]
  • Yürüyüş (Marsch) Wöchentliche Zeitschrift die seit Mai 2005 erscheint. [1]

Quellen

  1. a b c d e f g h Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2007; Seite 61 ff 29. März 2008
  2. europa.eu EU-Liste der Terrororganisationen vom 29. Mai 2006 30. Mai 2006
  3. state.gov: US-Liste der ausländischen terroristischen Organisationen vom 11. Oktober 2005 3. Juli 2006
  4. [1], N24, abgerufen am 15. April 2009
  5. Stadt der Angst - Heise, abgerufen am 15. April 2009
  6. verfassungsschutz-bw.de: Entstehungsgeschichte der DHKP-C 12. September 2006

Weblinks


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