Reza Pahlavi

Reza Pahlavi
Reza Schah Pahlavi

Reza Schah Pahlavi (persischرضاشاه پهلوی‎ [rezɔːˈʃɔːh pæɦlæˈviː]); Reza Schah der Große, geboren als Reza Chan bzw. Reza Khan (persischرضا خان‎ [reˈzɔː xɔːn]), (* 16. März ? 1878 in Savadkuh [1], Provinz Mazandaran, Iran; † 26. Juli 1944 in Johannesburg, Südafrika) war Schah von Persien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reza Khans Geburtshaus in Alasht

Reza Khan Savad Kouhi (Reza Khan aus Savad Kouh) wurde 1878 in Alasht im Bezirk Savadkuh der Provinz Mazandaran als Sohn des Abbas Ali und seiner zweiten Ehefrau Noushafarin geboren. Abbas Ali wurde bekannt als jener Soldat, der Mirza Reza Kermani, den Mörder von Nāser ad-Dīn Schah, 1896 zur Hinrichtung führte. [2] Savadkuh [3] war zu diesem Zeitpunkt ein unbedeutender Bezirk hoch im nördlichen Gebirge Irans, welcher zur Jahrhundertwende ca. 1.000 Einwohner umfasste. Der Vater Abbas Ali starb als Reza 5 Monate alt war. Seine Mutter Noushafarin überlebte ihren Ehemann nur wenige Jahre. Seine Kindheit verbrachte Reza ohne formale Schulausbildung bei seinem Onkel Abolqasem Beig in Teheran. Abolqasem Beig war Stabsfeldwebel (warrant officer) bei der persischen Kosakenbrigade.[4]

Militärische Laufbahn

Reza wurde 1891 im Alter von 14 Jahren durch seinen Onkel Abolqasem Beig bei der persischen Kosakenbrigade eingeschrieben. Zu jung um Soldat zu sein, arbeitete er als Aushilfe in der Kantine oder als Ordonanz für jüngere Offiziere. Mit 15 Jahren wurde er als einfacher Soldat einer Artillerieeinheit zugewiesen. Nach der Grundausbildung wurde er als Wachposten zur deutschen und später zur holländischen und belgischen Botschaft beordert.[5]. Nach 5 Dienstjahren wurde Reza Khan 1898 zum Oberleutnant befördert. 1903 wurde er einer Artillerieeinheit zugeteilt, die von seinem Onkel Kazem Aqa befehligt wurde. 1911 diente er unter dem Oberkommando von Abdol Hossein Mirza Farmanfarma und kämpfte in einer militärischen Einheit gegen Salar al Doleh, dem Bruder von Mohammed Ali Schah, der die aus der Konstitutionelle Revolution hervorgegangene konstitutionelle Monarchie und die konstitutionelle Regierung stürzen wollte. Offensichtlich hatte sich Reza Khan in diesen Kämpfen bewährt, denn er wurde zum Oberleutnant befördert.[6]

Im ersten Weltkrieg wurde Iran von russischen, britischen und osmanischen Truppen besetzt. Reza Khan bekleidete inzwischen den Rang eines Obersten (Colonel). 1918 beteiligte sich Reza Khan an einer Revolte gegen den von Alexander Fjodorowitsch Kerenski eingesetzten Kommandeur der persischen Kosakenbrigade, Oberst Clerge. Clerge wurde beschuldigt, die Bolschewiken zu unterstützen, und daraufhin vom stellvertretenden Kommandeur Starosselsky mit Hilfe von Reza Khan, dem ranghöchsten iranischen Offizier der in Hamadan stationierten Abteilung der persischen Kosakenbrigade abgesetzt. Zum Dank für seine Unterstützung wurde Reza Khan von Starosselsky, der nun das Oberkommando der persischen Kosaken übernommen hatte, Mitte 1918 zum Brigadegeneral (Sartip) befördert.

Nach der Oktoberrevolution war die Lage für die russischen Offiziere in der persischen Kosakenbrigade problematisch geworden. Die politische Unterstützung aus Russland war nach der Abdankung des Zaren entfallen. Alle Offiziere hatten nur Privatverträge mit der iranischen Regierung, die jederzeit gekündigt werden konnten. Hinzu kam, dass im Norden Irans Mirza Kutschak Khan eng mit den russischen Revolutionären zusammenarbeitete und in Gilan und Mazandaran inzwischen ein Bürgerkrieg zwischen separatistischen Bewegungen und der Zentralregierung ausgebrochen war. Die Briten, die in Russland die Weiße Armee unterstützten, und an einer stabilen Lage im Iran interessiert waren, verhandelten mit Reza Khan darüber, die verbliebenen russischen Offiziere der persischen Kosakenbrigade abzulösen und vollständig durch iranische Offiziere zu ersetzen. Reza Khan übernahm diese Aufgabe und Ende 1920 waren keine russischen Offiziere mehr für die Brigade tätig.

Am 21. Februar 1921 führte Reza Khan die in Qazvin stationierte Einheit der Kosakenbrigade nach Teheran.[7]. Mit diesem unblutigen Putsch wurde der Rücktritt des Premierministers Sepahdar erzwungen. Reza Khan wurde zunächst Oberbefhelshaber und später Verteidigungsminister im Kabinett des neuen Premierministers Seyyed Zia al Din Tabatabai. Am 25. Mai 1921 wurde Seyyed Zia al Din Tabatabai auf Druck von Ahmad Schah als Premierminister wieder abgesetzt.

Den amtierenden Premierminister Mushir ed-Dowleh löste Reza Khan am 26. Oktober 1923 ab und überredete den Schah, „das zu tun was er am liebsten tun möchte.“ Ahmad ernannte daraufhin seinen Bruder zum Regenten und reiste noch am selben Abend Richtung Europa ab.[8].

Am 21. März 1924 trug Reza Khan im Parlament seine Vorstellung der Zukunft Persiens vor. Danach sollte die Monarchie von einer Republik abgelöst werden. Ein Zusammentreffen am 1. April 1924 mit dem Klerus in Qom wurde für Reza Khan zu einer Enttäuschung. Die drei obersten Mullahs, die Ajatollahs Abdul Hassan Isfahani, Abdolkarim Haeri Yazdi und Muhammad Husain Naini kannten nur die Monarchie und lehnten eine Republik ab.[9]

Am 29. Oktober 1925 trat das Parlament zusammen und beschloss am 31. Oktober 1925 die Absetzung der Kadjaren. Am 12. Dezember 1925 beschloss das neu zusammengesetzte Parlament, Reza Khan zum Schah zu erheben. Drei Tage danach legte er den Amtseid ab und wurde neuer Herrscher im Iran. Die Krönungszeremonie fand später statt, da Reza Khan die Pahlewi-Krone dafür anfertigen ließ.

Schah

Während Deutschland die goldenen zwanziger Jahre erlebte, war Iran 1925 nahezu bankrott. Das Finanzwesen war unterentwickelt, eine nennenswerte industrielle Produktion suchte man vergebens. Irans Wirtschaft war eine Agrarwirtschaft. Von den 10 Millionen Einwohnern ernährten sich die meisten von der Landwirtschaft, die Hälfte davon als landlose Bauern. 2,5 Millionen waren Nomaden. Nur 2 Millionen Menschen lebten in Städten. Im Grunde gab es so etwas wie eine iranische Wirtschaft gar nicht. Selbst die Landwirtschaft wurde nicht im nationalen Stil betrieben sondern war als regionale Selbstversorgung organisiert. Es gab nur wenige hundert Kilometer ausgebaute Straßen, kein überregionales Eisenbahnnetz und nur einen einzigen Hafen (Bandar Anzali), der modernem Standard entsprach. Zum Vergleich, Ägypten und die Türkei hatten aus der Erbmasse des osmanischen Reiches 4.500 km Eisenbahnnetz übernommen. In Iran gab es kein modernes Rechtswesen, kein Gesundheitswesen, keine Hochschulen, keine iranische Zentralbank. Straßen hatten keine offiziellen Namen, Häuser keine Hausnummern und die Menschen, die in ihnen wohnten, waren nirgendwo erfasst. Im Grunde gab es nur eine auf ein Mindestmaß beschränkte staatliche Verwaltung. Der alte Feudalstaat der absolutistischen Monarchie des 19. Jahrhunderts hatte aufgehört zu existieren, ohne dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein neuer Staat entstanden wäre.

Die Fremdherrschaft durch Briten und Russen, die Besatzung durch ausländische Truppen im 1. Weltkrieg, separatistische Bewegungen in vier der größten und ökonomisch wichtigsten Provinzen, der Versuch der Machtübernahme durch Bolschewiken in den an die Sowjetunion angrenzenden Provinzen und ein schwacher und gieriger Monarch, so sah das Iran der Nachkriegszeit aus. Die noch weitgehend vom Regierungsstil der absolutistischen Monarchie geprägten, alten politischen Klasse hatte versagt. Die Zeit für einen neuen Typus von Politiker, der eine starke Zentralregierung befürwortete und national dachte, schien gekommen. Reza Khan war ein Kind der konstitutionellen Revolution, so wie Napoleon ein Kind der französischen Revolution war.[10]

Am 25. April 1926[11] nahm Reza Khan einem Mullah die Krone aus den Händen und krönte sich nach dem Vorbild Napoleons selbst. Dabei legte er sich als Schah Reza den Dynastie-Titel Pahlavi (der Heroische) zu. Er erhielt später vom Parlament (Majlis) den Beinamen Reza Schah der Große. Sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi wurde am Krönungstag zum Kronprinzen bestimmt.

Nationenbildung

Schah Rezas Politik hatte das Ziel, mit einem umfassenden Reformprogramm, das man heute Nationenbildung (Nation Building) nennen würde, ein modernes Persien zu schaffen und eine starke Zentralisierung des Regierungssystems durchzusetzen. Seine Pläne beinhalteten die Industrialisierung, die Verbesserung der Infrastruktur, vor allem den Eisenbahnbau, die Etablierung eines nationalen Schulsystems, die Reform des Rechtssystems, die Verbesserung des Gesundheitswesens und die Zurückdrängung des Einflusses der Kleriker.

Eröffnung der medizinischen Fakultät

Unter den engsten Beratern Reza Schahs, dem Hofminister Abdolhossein Teymourtash und dem Justizminister Ali-Akbar Davar, gab es die übereinstimmende Meinung, dass neben dem Bau der Trans-Iranischen Eisenbahn die Reform des Rechtssystems an erster Stelle stehen müsse. Im Frühjahr 1927 erhielt Justizminister Davar vom Parlament die Erlaubnis, das Justizministerium für vier Monate zu schließen, um den gesamten Verwaltungsapparat und das Gerichtswesen zu reformieren, inkompetente und korrupte Angestellte und Richter zu entlassen und durch neue Richter zu ersetzen. Für Notfälle waren zur Überbrückung Schlichtungsstellen eingerichtet worden. In einer unglaublichen Energieleistung gelang es, die Reform wie geplant umzusetzen, so dass Reza Schah das neue Justizministerium nach vier Monaten eröffnen konnte. Die meisten der neuen Richter waren junge Männer, die nicht wie bisher eine klerikale sondern eine säkulare Ausbildung durchlaufen hatten. [12]

Bis Mai 1928 war in speziellen Kommissionen, die teilweise vom Justizminister selbst geleitet wurden, ein bürgerliches Gesetzbuch erarbeitet und vom Parlament verabschiedet worden. Die Rechtsnormen waren nach dem Vorbild des Code Civil unter Beachtung des islamischen Rechts schiitischer Ausprägung gestaltet worden. Das Gesetzbuch war offensichtlich so gut gelungen, dass es mit kleineren Ergänzungen auch heute noch im Iran trotz der islamische Revolution von 1979 Gültigkeit hat. Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzbuches und der Reform der Gerichtsbarkeit wurde auch die Sondergerichtsbarkeit für Ausländer aufgehoben. Mit der im 19. Jahrhundert von den Kadscharenschahs begonnen Vergabe von Konzessionen war auch die Einführung einer eigenen Gerichtsbarkeit für Ausländer begründet worden. Briten mussten in Großbritannien nach britischem Recht verklagt werden, Russen in der Sowjetunionen nach russischem Recht, usw. Damit hatte es von nun an ein Ende. Wer im Iran Geschäfte machte, musste jetzt im Streitfall auch vor einem iranischen Gericht erscheinen.

1926 wurde eine einheitliche Grundsteuer und die Wehrpflicht eingeführt. 1927 wurden alle früheren Staatsverträge aufgelöst und die persische Nationalbank gegründet. Bis Ende 1928 war das gesamte Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht nach westlichen Vorbildern umgestaltet. 1932 wurden die bisher die erteilten Öl-Konzessionen widerrufen. 1935 wurde die Landesbezeichnung Persien durch Iran (Land der Arier) ersetzt. Die ersten nationalen Kultureinrichtungen und Museen entstanden, sowie eine Akademie für persische Sprache, die vor allem arabische und türkische Wörter durch persische ersetzen sollte.

Das zweite Großprojekt, das Reza Schah unmittelbar nach der Inthronisation in Angriff nahm, war der Bau eines überregionalen Eisenbahnnetzes. Für Iran war der Bau der Trans-Iranischen Eisenbahn mehr als eine Investition in ein neues Transportsystem. Im Grunde bedeutete es den Einstieg in die Industrialisierung des Landes. Der Eisenbahnbau sollte Iran den Weg aus der Agrarwirtschaft ins Industriezeitalter ebnen und dem Land das Selbstvertrauen zurückgeben, das es in der Zeit der britischen und russischen Fremdbestimmung verloren hatte. Um dieses $125 Mio. Projekt aus eigener Kraft finanzieren zu können, wurde ein Aufschlag auf alle Tee- und Zuckerimporte erhoben. Nach 14-jähriger Bauzeit war die erste Teilstrecke zwischen dem Nordwesten Irans über Teheran in den Südwesten zum persischen Golf mit Unterstützung deutscher Ingenieure vollendet und konnte im Frühjahr 1939 eröffnet werden. [13]

Die „Verwestlichung“ des Iran begann 1929 mit dem Zwang für Männer, westliche Kleidung zu tragen. 1937 folgte für Frauen das Verbot des Schleiers, das von der Polizei mit Gewalt durchgesetzt wurde. 1936 kam die Abschaffung der Unabhängigkeit der Scharia-Tribunale. Der nun aus einer Liste des Justizministeriums, und somit dem Schah genehme, bestimmte Mudjtahid hatte nur noch die Fälle des Ehestandes und in religiösen Fragen zu entscheiden. Durch die Einführung öffentlicher Notare wurde eine wichtige Einnahmequelle des Klerus abgeschafft, da dieser keine öffentlichen Beurkundungen mehr vornehmen konnte.[14] Diese Maßnahmen brachten den Klerus gegen die Reformen auf, an der Spitze Seyyed Hassan Moddares, der dafür 1938 mit dem Leben bezahlte.

Ein Besuch der Königinmutter, wohl unverschleiert, in die Fatima al-Masumeh-Moschee in Qom im Jahre 1928 führte zu einer ersten Machtprobe. Kurzerhand mobilisierte Schah Reza eine Kompanie, die die Moschee stürmte, um die Beleidigung der Königinmutter zu erwidern; der verantwortliche Mullah wurde von Reza Schah geohrfeigt.[15] Nach einer anderen Version wurde der Ajatollah am Bart aus dem heiligen Bezirk gezerrt.[16]

Ein drittes großes Entwicklungsvorhaben war die Erneuerung des Bildungswesens. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht für 6- bis 13-Jährige war eine Ausweitung des Bildungsangebots verbunden. Die Zahl der Grundschulen wurde bis 1939 vervierfacht, die Zahl der Gymnasien versechsfacht. Das Bildungswesen, das bis dahin in den Händen des Klerus lag, wurde säkularisiert. Mädchen unterlagen der Schulpflicht ebenso wie Jungen. Lehrerausbildungseinrichtungen wurden ausgebaut oder neu geschaffen, die Universität von Teheran gegründet und das Militär erhielt eine Militärakademie. 1928 wurde ein staatliches Stipendienprogramm geschaffen, das pro Jahr ca. 100 der Jahrgangsbesten ein Studium im Ausland finanzierte. Bis 1941 hatten 2.395 Stipendiaten ein Auslandsstudium aufgenommen, wovon 425 ihr Studium abgeschlossen und in den Iran zurückgekehrt waren. [17] Das Auslandsstudium für wohlhabende Perser kam unter Reza Schah (der erst als Erwachsener lesen und schreiben lernte [18]) in Mode, ebenso das Faible für die französische Sprache. Seinen Sohn, den späteren Schah Mohammad Reza Pahlavi, schickte er zur Ausbildung in die Schweiz.

Die vierte Aufgabe, die unter Reza Schah in Angriff genommen wurde, war der Aufbau einer modernen Gesundheitsversorgung. 1929 begann man mit der systematischen Impfung gegen Pocken, dem Kampf gegen die Malaria und Trachom-Erkrankungen. 1926 wurde ein Gesundheitsamt gegründet, aus dem sich später das Gesundheitsministerium entwickelte. 1932 mussten sich alle Ärzte einer einheitlichen Prüfung unterziehen, um weiter praktizieren zu dürfen. In allen Provinzhauptstädten wurden Hospitäler eingerichtet. Einrichtungen wie der Rote Löwe, das iranische Pendant zum Roten Kreuz und Mutter-Kind-Einrichtungen für Witwen und Waisen wurden unter Reza Schah geschaffen.

Es ist unbestritten, dass Iran unter Reza Schah die ersten Schritte ins Industriezeitalter erfolgreich bewältigt hatte, sich aus der britischen und russischen Fremdbestimmtheit weitgehend gelöst hatte und in einer zweiten Entwicklungsphase zu den modernen westlichen Industrienationen hätte aufschließen können, wäre die nationale Entwicklung nicht jäh durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen worden.

Die Ölfrage

Reza Schah versuchte zwischen den damaligen Weltmächten Großbritannien und Sowjetunion einen Freiraum für die Entwicklung des Iran zu erreichen. Der frühe britische Einfluss auf die Ölindustrie durch die Anglo-Persian Oil Company (APOC) bestimmte das Unabhängigkeitsstreben Persiens bzw. des Iran. Die APOC wurde 1908 gegründet und 1935 in Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) umbenannt. Die Aktienmehrheit lag mit 52,5 Prozent in der Hand des britischen Staates. Der iranische Staat hatte keinen Anteil an der APOC. Für den Iran war lediglich ein Anteil am Gewinn der APOC von 16 Prozent vorgesehen. Wie sich der Gewinn errechnete, konnte vom Iran nicht kontrolliert werden, da die APOC Verträge mit weiteren, gesondert gegründeten Gesellschaften besaß, über die die Verarbeitung, der Verkauf und der Transport des geförderten Öls und der daraus gewonnenen Produkte abwickelt wurde und die der APOC "ihre Dienste" in Rechnung stellten. Über die frei bestimmbaren Verrechnungspreise dieser Gesellschaften, konnte der Gewinn der APOC "gestaltet" werden. So verwundert es nicht, dass allein die Steuereinnahmen, die der britische Staat durch die Ölgeschäfte erhielt, ein Vielfaches von dem betrug, was der iranische Staat an Konzessionsabgaben einnahm.

Reza Schah beauftragte 1928 Abdolhossein Teymourtash die Verträge, die auf der 1901 noch von Mozaffar ad-Din Schah für eine Einmalzahlung von £ 20.000 an William Knox D'Arcy erteilten und eigentlich bis 1961 gültigen Konzession basierten, zwischen dem iranischen Staat und der APOC neu zu verhandeln. Teymourtash forderte, dass 25% des Aktienkapitals der APOC dem iranischen Staat übertragen werden und eine Mindestdividende von 12,5% auf die Aktien ausgeschüttet werden müssten. Darüber hinaus sollten 2 Cent pro Fass plus 4% Umsatzsteuer an den iranischen Staat abgeführt und das Fördergebiet der APOC deutlich eingeschränkt werden. Nachdem sich die Verhandlungen bis 1932 ohne greifbare Ergebnisse hingezogen hatten, entließ Reza Schah Teymourtash, erklärte die D'Arcy erteilte Konzession für ungültig und führte die Verhandlungen selbst. Das neue Abkommen, das am 28. Mai 1933 vom iranischen Parlament bestätigt wurde, hatte eine Laufzeit von 60 Jahren und reduzierte das Fördergebiet auf 100.000 Quadratmeilen. Die APOC musste dem iranischen Staat eine an der Fördermenge und den Marktpreisen ausgerichtete jährliche Konzessionsabgabe zahlen, die im Minimum 750.000 britische Pfund betrug.

Darüber hinaus wurde die APOC, die 1935 in AIOC (Anglo-Iranian Oil Company) umbenannt wurde, vertraglich verpflichtet, iranische Techniker und Ingenieure in England auszubilden und bevorzugt einzustellen, statt wie bisher alle bedeutsamen Positionen mit Briten zu besetzen. Diese Ausbildungsklausel des neuen Vertrages bildete letztlich die Voraussetzung für den Weiterbetrieb der Ölanlagen nach der Verstaatlichung der AIOC am 15. März 1951 durch das iranische Parlament. Nahezu alle Iraner, die zu Beginn der neu gegründeten NIOC (National Iranian Oil Company) leitende Positionen übernahmen, waren auf der Grundlage des 1933 geschlossenen Abkommens in England ausgebildet worden.[19]

Zweiter Weltkrieg

Hauptartikel: Anglo-sowjetische Invasion Irans

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erklärte der Iran seine Neutralität. Die Erdölvorkommen im Iran bekamen eine strategische Bedeutung, Deutschland war kurz vor Beginn des Kriegs Irans größter Handelspartner. Großbritannien forderte vom Iran, alle deutschen Staatsangehörigen auszuweisen. Nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 planten die Alliierten eine Nachschublinie ("Persischer Korridor") durch den Iran, was dieser aufgrund der erklärten Neutralität nicht gewähren konnte. Großbritannien und die Sowjetunion marschierten daraufhin am 25. August 1941 in das Land ein.

Rücktritt

Reza Schah ordnete die allgemeine Mobilmachung an. Da schnell klar wurde, dass militärisch gegen die britischen und russischen Truppenverbände wenig auszurichten war, erklärte am 26. August Iran einen einseitigen Waffenstillstand. Am 27. August trat der Premierminister Ali Mansur zurück. Reza Schah ernannte Ali Forughi zum neuen Premierminister, der umgehend mit dem britischen und russischen Botschafter zusammentraf. Sie forderten die sofortige Abdankung Reza Schahs und den Thronverzicht des Kronprinzen Mohammad Reza. Die Briten dachten zunächst an die Einsetzung eines Kadscharenprinzen, Mohammad Hassan, schlugen dann aber vor, dass ein von ihnen bestimmter Vizekönig die Regierungsgeschäfte übernehmen sollte. Die Frage der Ablösung der Pahlavis durch einen Kadscharen wurde von den Briten sowohl in den 40er wie in den 50er Jahren in Betracht gezogen. Problematisch war allerdings, dass Hamid, der Sohn Mohammad Hassans, der ebenfalls als Thronprätendent in Frage kam, inzwischen den Nachnamen Drummond angenommen hatte, britischer Staatsbürger geworden war, in der britischen Handelsmarine diente und kein Wort persisch sprach. [20]

Am 30. August 1941 wurde von den Russen und Briten Iran in drei Zonen geteilt. Die nördliche Zone fiel unter die Verwaltung der Sowjets, die südliche Zone mit den Ölgebieten wurde von den Briten verwaltet. Unter iranischer Verwaltung verblieb ein schmaler Streifen in der Mitte des Landes rund um Teheran. Am 14. September forderten der britische und russische Botschafter Reza Schah ultimativ auf, bis zum 17. September 12 Uhr zurückzutreten. Sollte dies nicht geschehen, würde Teheran besetzt, die Monarchie abgeschafft und eine Besatzungsverwaltung errichtet werden. Vorausgegangen war eine von Churchill initiierte Propagandakampagne über einen im Irak stationierten britische Radiosender. In den an das iranische Volk gerichteten Sendungen wurde Reza Schah vorgeworfen, dass er sein Volk schlecht regiere, es seit Jahren ausbeute und sich auf Kosten der hart arbeitenden iranischen Bevölkerung schamlos bereichere. [21]

Das Mausoleum von Reza Khan vor seinem Abriss

Am Morgen des 16. September 1941 (25. Shahrivar 1320) unterzeichnete Reza Schah seine Abdankungserklärung zu Gunsten seines Sohnes Mohammad Reza. Um 9 Uhr 30 stimmte das Parlament (Majlis) der Abdankung zu. Um zu verhindern, dass Mohammad Reza vor seiner Vereidigung als Schah von britischen oder russischen Agenten festgesetzt wird, wurde er in Zivil in einem alten Chrysler zwischen Vorder- und Rücksitz versteckt über den Dienstboteneingang ins Parlament gebracht. Um 16:00 Uhr schwor er den Treueeid auf den Koran vor dem Parlament und übernahm ab 17. September 1941 die Regierungsgeschäfte als Schah.[22]

Tod

Reza Khan starb 1944 im Exil in Johannesburg, Südafrika. Sein Leichnam wurde später von Johannesburg in den Iran zurückgeführt und in einem Mausoleum, welches zu seinen Ehren gebaut wurde, aufbewahrt. 1979 wurde das Mausoleum auf Anweisung Ayatollah Ruhollah Chomeinis von Sadegh Khalkali gesprengt und dem Erdboden gleichgemacht.

Familie

Vorfahren

Reza Khans Großvater Morad Ali Khan, so die offizielle Biographie, war Offizier in der persischen Armee und starb als Soldat bei der Belagerung der Stadt Herat (heute Afghanistan) 1848. Morad Ali Khan hatte 7 Söhne. Der älteste Cheraq Ali war ebenfalls Offizier in der persischen Armee. Der jüngste Sohn war Abbas Ali Khan, auch bekannt als Dadash Beik und war ebenfalls Offizier. Weitere Söhne waren Nasrollah, Fazlollah und Abbasqoli. Die beiden anderen zwei Söhne können historisch nicht genauer genannt werden. Fraglich bleibt, ob alle Vorfahren Offiziere der persischen Armee waren, da die erste militärische Einheit das Kosakenregiment unter zaristischen Ausbildern und zaristischen Offizieren darstellte. [23] Noch genauer wird Mohammad Reza Pahlavi in einem privaten Interview in Zürich am 17. Januar 1975:

zu jener Zeit gab es keine reguläre Armee, sondern nur Bauern, die im Notfall zu den Waffen gerufen werden konnten. [24]

Der jüngste Sohn Abbas Ali wurde etwa 1815 geboren. Abbas Ali heiratete später zweimal und hatte mindestens 4 Kinder, davon 3 Kinder aus seiner ersten Ehe. Seine zweite Ehefrau Nooshafarin heiratete er etwa um 1877. Bei ihr handelte sich um eine Perserin, deren Vater ein Jahr zuvor aus Jerewan ausgewandert war, wobei es hierfür keine verlässlichen Quellen gibt. 1878 wurde der Sohn Reza geboren.

Frauen

  • 1895 heiratet Reza Khan, Maryam Khanum, seine Kusine.[25] Seine Frau Maryam starb jedoch bei der Geburt der Tochter im Februar 1904.
  • 1916 heiratet Reza Khan, Taj-Ol-Moluk (* 1896; † 10. März 1982), die Tochter von Teymour Khan, einem Wachtmeister kaukasischer Herkunft. [26]
  • 1922 heiratet Reza Khan, Turane, die Tochter eines Kadjaren. Die Scheidung erfolgte ein Jahr später.
  • 1923 heiratet Reza Khan, Esmat, die Tochter eines Kadjaren.

Kinder

  • Aus der Ehe mit Maryam Khanum, die Tochter Hamdan-Os-Soltaneh, (* 22. Februar 1904; † 1992).
  • Aus der Ehe mit Taj-Ol-Moluk gingen vier Kinder hervor. Die älteste Tochter
Schams, (* 18. Oktober 1917; † 1996),
Mohammad Reza und seine Zwillingsschwester Aschraf, * 26. Oktober 1919
Ali Reza, (* 1. April 1922; † 26. Oktober 1954) bei einem Flugzeugabsturz.
  • Aus der Ehe mit Turane ging ein Sohn Gholam Reza, * 15. Mai 1923, hervor.
  • Aus der Ehe mit Esmat gingen vier Söhne und eine Tochter hervor:
Abdul Reza (* 7. Juni 1924; † 2004)
Ahmed Reza (* 21. August 1925; † 1981)
Mahmud Reza (* 4. Oktober 1926; † 2001)
Fatemeh (* 4. Oktober 1928; † 1987) und
Hamid Reza (* 4. Juli 1932; † 1992).

Mohammad Reza Pahlavi schloss als Schah die Nachkommen von Kadjaren als Nachfolger seines Throns, und damit die Söhne seines Vaters aus der dritten und vierten Ehe, per Gesetz aus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 30
  2. Ryszard Kapuściński: Schah-in-Schah. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main. 2007 - ISBN 978-3-8218-5672-8 Seite 29 ff
  3. http://www.fallingrain.com/world/IR/17/Savad_Kuh.html
  4. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S. 4.
  5. Gérard de Villiers: Der Schah. Econ Verlag, 1975. S. 3.
  6. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 163.
  7. Mohammed Reza Pahlevi: Biographie.
  8. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 48.
  9. Werner Ende: Der schiitische Islam als politische Kraft. 1980. Seite 28.
  10. CYrus Ghani: Iran and the rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 395f.
  11. The Iranian History 1926: Reza Khan Becomes Reza Shah, (englisch), abgefragt am 25. April 2009
  12. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 397.
  13. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 399.
  14. Yann Richard: Der verborgene Imam. 1983. Seite 58.
  15. Mohammed Reza Pahlevi: Biographie. Seite 211.
  16. Heinz Halm: Die Schia. 1988. Seite 151.
  17. Cyrus Ghani: Iran and the Rise of Reza Shah. I.B.Tauris 2000. S. 399.
  18. Mohammad Reza Pahalavi: Im Dienste meines Landes. 1960. Seite 32
  19. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S. 36f.
  20. Gholam Reza Afkhami: The life and times of the Shah. UC Press 2009. S.67,75.
  21. Gerard de Villiers: Der Schah. 1975. S. 116.
  22. Gerard de Villiers: Der Schah. 1975. S. 122f.
  23. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 32
  24. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 40
  25. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 33 ff
  26. Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 39

Literatur

Weblinks


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