- Rheinquellen
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Dieser Artikel behandelt die Quelle des Flusses Rhein in der Schweiz. Für die ehemalige Tageszeitung «Die Rheinquellen» aus Graubünden siehe Die Rheinquellen. - ↑ Verbreitet ist die Rheinlängenangabe 1324 km. Es ist jedoch unklar, ob diese Angabe vom Lai da Tuma aus misst.
- ↑ Die Messstandorte können auf der Homepage des BAFU festgestellt und beobachtet werden: [1].
Als Quelle des Rheins wird oft der Tomasee im Kanton Graubünden dargestellt. Mündungsfernste Quelle ist jedoch die im Kanton Tessin liegende Quelle des Rein da Medel.
Als Kriterien zur Bestimmung einer Rheinquelle können drei Aspekte in Frage kommen: 1. Die Fliesslänge von einer Quelle bis zur Mündung, also die grösste Entfernung zur Mündung des Rheins (hilfsweise die grösste Entfernung von einer Quelle bis zum Zusammenfluss von Vorderrhein und Hinterrhein bei Tamins), 2. Die Abflussmenge, also der wasserreichste Verlauf einer bestimmten Quelle-Mündung-Strecke, 3. Die Grösse der Einzugsgebiete bestimmter Quellflüsse beziehungsweise bestimmter Quellflussabschnitte. Auf diese Kriterien wird in den folgenden Abschnitten jeweils eingegangen.
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Fliesslänge
Am als «Rheinquelle» bekannten Tomasee befindet sich ein Hinweisschild mit der Entfernungsangabe «1320 km bis zur Mündung».[1] Die oberhalb des Tomasees liegende Quelle des den Tomasee durchfliessenden Rein da Tuma misst etwa 71 km bis zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein. Jedoch existieren einige mündungsfernere Quellen, sowohl im Vorder- als auch im Hinterrheingebiet. Das zeigen folgende Zusammenstellungen:
Quellflüsse im Gebiet des Vorderrheins, Entfernung zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Tamins: etwa 76 km: Rein da Medel, im Mittellauf auch Froda, in seinem Tessiner Oberlaufgebiet Reno di Medel genannt; etwa 75 km: Rein da Maighels; etwa 74 km: Rein da Curnera; etwa 71 km: Rein da Tuma, einschliesslich des Tomasees und des wichtigsten Seezuflusses; etwa 71 km: Rein da Nalps; etwa 70 km: die beiden von den Gebieten Puozas und Milez (in der Nähe des Oberalppasses) herunterkommenden Quellbäche; etwa 70 km: der aus dem Val Val herunterkommende Quellarm; etwa 59 km: Valser Rhein.
Quellflüsse im Gebiet des Hinterrheins (zu dem das Albula-Landwasser-System gehört), Entfernung zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Tamins: etwa 72 km: Dischmabach; etwa 70 km: Flüelabach; etwa 64 km: Hinterrhein; etwa 64 km: Totalpbach (gerne als Landwasser-Quellfluss angesehen); etwa 63 km: Julia; etwa 61 km: Madrischer Rhein; etwa 56 km: Albula-Quellarm Ava da Ravais-ch; etwa 53 km: von den Crap Alv Laiets kommender Albula-Quellarm.
Der längste Quellarm sowohl des Vorderrheins als auch des Rheins insgesamt ist demnach der weit weg vom Oberalppass entspringende Reno di Medel. Im Gebiet des Hinterrheins weisen die Quellen des zum Albula-Landwasser-System gehörenden Dischmabachs mit etwa 72 km die grösste Entfernung zum Referenzpunkt auf. Neben Rein da Medel und Dischmabach wird der Rein da Tuma - und mit ihm der Tomasee - auch von Rein da Maighels und Rein da Curnera übertroffen.
Die Aare weist bei ihrem Zusammenfluss mit dem Rhein eine deutlich grössere Abflussmenge auf, die Entfernung von der Aaremündung zu den Aarequellen ist jedoch etwas geringer als jene zu den Rheinquellen.
Unter dem Aspekt der mündungsfernsten Quelle kann daher die Quelle des Reno di Medel als Rheinquelle betrachtet werden. Diese liegt wie der Oberlauf des Flusses auf Markung der Tessiner Gemeinde Quinto, südlich des geomorphologischen Alpenhauptkamms (Val Cadlimo, westlich des Lukmanierpasses).
Aufgrund der geringen Entfernungsunterschiede könnte diesbezüglich jedoch auch von mehreren Rheinquellen gesprochen werden. Die sechs Quellflüsse mit den grössten Fliesslängen sind Rein da Medel (76 km), Rein da Maighels (75 km), Rein da Curnera (74 km), Dischmabach (72 km), Rein da Tuma (71 km) und Rein da Nalps (71 km). Hinzu kommen mit etwa 70 km diverse Quellbäche am Oberalppass und der Flüelabach. Dann zeigt sich ein grosser Abstand zu den entfernungsmässig nachfolgenden Quellflüssen (Hinterrhein 64 km usw.).
Abflussmengen
Abflussmengen werden im Gebiet des rheinischen Quellgebiets an mehreren Stellen vom schweizerischen Bundesamt für Umwelt (BAFU)[2] gemessen. Die Verteilung und Placierung der Stationen erlaubt jedoch kaum Vergleichsmöglichkeiten.
Am Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Tamins existieren keine Messstationen. Das Auge vermittelt den Eindruck zweier in etwa gleich starker Ströme. Unterhalb von Tamins liegt die Messstation Domat, die für 1980–2008 einen Durchschnitt von 114,2 m³/s aufweist. Die strömungsaufwärts nächstliegenden Stationen sind Ilanz und Fürstenau, beide liegen in ähnlicher Entfernung zu Tamins. Die Station in Ilanz am Vorderrhein (vor der Einmündung des Glenner) weist für 1980–2008 einen Durchschnitt von 33,0 m³/s auf. Sie ist in etwa 20 km (16 km Luftlinie) von Tamins entfernt. Die Station in Fürstenau am Hinterrhein (nach dem Zusammenfluss mit der Albula) weist für 1980–2008 einen Durchschnitt von 37,9 m³/s auf. Sie ist in etwa 14 km (13 km Luftlinie) von Tamins entfernt. Die etwas näher liegende Station Fürstenau weist also eine leicht höhere Abflussmenge auf. Bis zur Station Domat werden noch etwa insgesamt 40 m³/s hinzukommen. Ein Blick auf die Einzugsgebiete zeigt, dass dieser Zuwachs mehrheitlich im Gebiet des Vorderrheins zu erwarten ist: Das Einzugsgebiet des Hinterrheins zwischen Fürstenau und Tamins umfasst lediglich Domleschg und Heinzenberg, etwa 109,2 km², und: bei Fürstenau sind bereits etwa 93,5 % des Einzugsgebiets des Hinterrhein-Albula-Systems durchflossen. Hingegen bedeckt das Einzugsgebiet des Vorderrheins zwischen Ilanz und Tamins etwa 745 km² (davon Glenner mit Valser Rhein etwa 222,3 km² und Rabiusa etwa 140,4 km²), und: bei Ilanz sind erst etwa 50,5 % des Einzugsgebiets des Vorderrhein-Systems durchflossen. Allein der Glenner bringt bei seiner Einmündung in den Vorderrhein etwa 8,9 m³/s ein (Station Castrisch, Durchschnitt 1988–2008).
Es ist daher gut möglich, dass die Abflussmenge des Vorderrheins mindestens etwas höher ist als diejenige des Hinterrheins, trotz dessen leicht grösseren Einzugsgebiets (siehe unten). Schliesslich muss beachtet werden, dass zwei Druckstollen alltäglich eine unbekannte Menge Wasser von der Rabiusa durch den Heinzenberg zum Hinterrhein führen.
Innerhalb des Hinterrhein-Albula-Systems scheint die Abflussmenge der Albula diejenige des Hinterrheins bei Weitem zu übersteigen, wie die Beobachtung des Zusammenflusses bei Fürstenaubruck zeigt. Allerdings ist zu beachten, dass der Albula durch einen Stollen eine unbekannte Menge Wasser vom Hinterrhein zugeführt wird. Die Abflussmenge der Albula scheint wiederum von derjenigen der Landwasser übertroffen zu werden, dies ebenfalls entgegen der Erwartung, die die Benennung der Flüsse erzeugt.
Einzugsgebiete
Die Einzugsgebiete von Vorder- und Hinterrhein umspannen ein ähnlich grosses Gebiet; das des Hinterrheins ist ein wenig grösser. Das Einzugsgebiet des Vorderrheins umfasst total etwa 1510 km², das des Hinterrheins (inclusive Albula und Landwasser) etwa 1670 km².
Zusammenfassung
Insgesamt gesehen lässt sich im Quellgebiet des Rheins im Gegensatz zu denen vergleichbarer anderer Ströme (wie Rhône, Save, Drau, Po, Inn) keine besondere Hierarchie der Fliessgewässer feststellen. Unterscheiden lassen sich grundsätzlich das Vorderrhein-System im Westen sowie das Hinterrhein-Albula-Landwasser-System im Süden und Osten. Beide halten sich in puncto Mündungsferne, Abflussmenge und Einzugsgebiet in etwa die Waage.
Ferner lassen sich auf der Ebene der eigentlichen Quellpunkte sieben Untersysteme (zwei vorderrheinische und fünf hinterrheinische) voneinander abgrenzen, die sich anhand der Kriterien Mündungsferne, abflussstärkster Verlauf und Einzugsgebiet ebenfalls nur wenig unterscheiden (von West nach Süd und Ost): 1. oberstes Vorderrhein-Gebiet zwischen Rein da Medel und Rein da Tuma, 2. oberes Glogn-Valserrhein-Gebiet, 3. oberstes Hinterrhein-Gebiet (Rheinwald), 4. oberes Gebiet des Ragn da Ferrera zwischen Reno die Lei und Jufer Rhein, 5. oberstes Gelgia-Gebiet, 6. oberstes Albula-System zwischen Ava da Mulix und Ava da Ravais-ch, 7. oberstes Landwasser-System (Davoser Talspinne zwischen Sertig- und Totalpbach).
Das oberste Vorderrheingebiet und das oberste Landwasser-System, also das westlichste und das östlichste Untersystem, weisen die Quellen mit den höchsten Mündungsfernen auf.
Siehe auch
Anmerkungen
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