Rhinoceros unicornis

Rhinoceros unicornis
Panzernashorn
Panzernashorn

Panzernashorn

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Nashörner (Rhinocerotidae)
Gattung: Rhinoceros
Art: Panzernashorn
Wissenschaftlicher Name
Rhinoceros unicornis
Linnaeus, 1758
Panzernashorn mit Nachwuchs im Tiergarten Nürnberg

Das Panzernashorn (Rhinoceros unicornis) ist ein in Asien verbreitetes Nashorn mit nur einem Horn.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Mit einer Kopfrumpflänge von 370 cm (Männchen) beziehungsweise 330 cm (Weibchen), einer Schulterhöhe von 180 cm (Weibchen 160 cm) und einem Gewicht von 2,2 Tonnen (Weibchen 1,6 Tonnen) ist das Panzernashorn die größte der drei Nashornarten Asiens. Auf der Nase sitzt ein einzelnes Horn, das maximal 50 cm lang werden kann; es ist sowohl bei Bullen als auch bei Kühen voll ausgeprägt.

Verbreitung

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet reichte von Pakistan über den Norden Indiens bis nach Bangladesch und Assam. Hier bevorzugt das Panzernashorn offene Sumpflandschaften mit wenig Baumbestand. Auf dem Rückzug vor den Menschen haben manche Panzernashörner allerdings inzwischen Waldhabitate eingenommen. 1.500 Tiere und damit 60 Prozent der heutigen Gesamtpopulation leben im indischen Kaziranga-Nationalpark (Stand April 2005). Ungefähr 600 Tiere gibt es in Nepal; hier ist der ursprünglich sehr dezimierte Bestand durch die Hege im Royal Chitwan National Park wieder leicht angestiegen.

Lebensweise

Panzernashörner sind nachtaktive Einzelgänger. Sie unterhalten Eigenbezirke, die aber einander überlappen können. Ihren Artgenossen gehen sie aus dem Wege; Bullen und Kühe kommen nur zur Paarungszeit zueinander. Nur selten kommt es zu Kämpfen. Kühe mit neugeborenen Kälbern zeigen sich allerdings besonders aggressiv gegenüber Eindringlingen ihrer Art oder auch anderen Großtieren oder Menschen.

Panzernashörner werden in Gefangenschaft sehr zahm und entwickeln dabei einen festen Bezug zu ihren jeweiligen Pflegern.

Die Tragzeit beträgt etwa 480 Tage; anschließend kommt das einzige Kalb zur Welt. Es wird ein Jahr gesäugt und verbleibt weitere zwei Jahre bei der Mutter, ehe es vor der Geburt des nächsten Kalbes vertrieben wird. Die Lebenserwartung beträgt maximal 45 Jahre.

Bedrohung und Schutzmaßnahmen

Nahaufnahme des Kopfes
Panzernashörner

Unabsichtliche Begegnungen mit Panzernashörnern können, vor allem, wenn es sich dabei um ein weibliches Tier mit Kalb handelt, einen unter Umständen für den Menschen tödlichen Angriff zur Folge haben.

Der Mensch ist allerdings eine größere Bedrohung für das Nashorn als umgekehrt. Bis ins 17. Jahrhundert war das Panzernashorn in den Regionen, die heute zu Pakistan und Indien gehören, noch allgegenwärtig. Anschließend wurde es vor allem durch die Trockenlegung von Sümpfen zur Gewinnung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen immer weiter nach Osten zurückgedrängt, bis sich die Nashörner an die Südhänge des Himalaya und entlegene Nebenarme des Ganges zurückgezogen hatten.

Im 19. Jahrhundert, als die Art schon selten war, wurde Jagdtourismus bei Europäern sehr populär. Sie spürten die immer seltener gewordenen Nashörner auf und erschossen sie. Zudem setzte die indische Kolonialregierung eine Abschussprämie für jedes getötete Panzernashorn aus, da die Tiere angeblich die Tee-Plantagen zerstörten. Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren weniger als hundert Nashörner übrig geblieben. Kurz vor der Ausrottung stoppte man die Jagd und richtete Schutzgebiete ein, die größten im Kaziranga-Nationalpark in Indien und im Royal Chitwan National Park in Nepal.

Es gibt heute wieder 1.500 Panzernashörner im Kaziranga, 600 in Chitwan und etwa 400 in anderen Gegenden. Bis heute ist Wilderei ein großes Problem, da das Horn des Panzernashorns in Ostasien in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet wird. Ein nach China eingeschmuggeltes Horn kann Wilderern bis zu hunderttausend Dollar einbringen. Mit der Aufstockung der Parkranger haben Indien und Nepal in jüngerer Zeit versucht, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Heute ist das Panzernashorn zwar das häufigste asiatische Nashorn, wird aber von der IUCN noch immer als bedroht geführt. In der Natur, vorwiegend in Reservaten, leben nach Zählungen der IUCN zur Zeit etwa 2.500 Panzernashörner.

Weltweit bemühen sich wissenschaftlich geleitete Zoologische Gärten um den Fortbestand durch Erhaltungszucht. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) des Europäischen Zooverbands EAZA werden das Internationale Zuchtbuch und das EEP-Zuchtbuch seit 1967 im Zoologischen Garten Basel geführt. Dort brachten der Bulla "Gadadhar"" (importiert 1951) und das Weibchen "Joymothi" (importiert 1952) 1956 das weltweit erste in einem Zoo geborene Panzernashornkalb "Rudra" zur Welt. Bis heute wurden in Basel 28 Panzernashörner geboren. Weltweit leben im Dezember 2008 in 48 Institutionen 121 Panzernashörner, davon 48 in Europa.

Panzernashörner in Kultur und Kunst

Rhinocerus, A. Dürer

Albrecht Dürers „Rhinocerus“

Bei Albrecht Dürers 1515 entstandenem Holzschnitt Rhinocerus handelt es sich um eine Abbildung des Panzernashorns, welches die Expedition von Afonso de Albuquerque 1515 von einer Indienfahrt mitbrachte. Mutmaßungen zufolge hat Albrecht Dürer das Tier allerdings gar nicht selbst gesehen.

Mit Versen versehenes Souvenirbild Claras

Clara

Clara war ein zahmes weibliches Indisches Nashorn, das Mitte des 18. Jahrhunderts in Europa sehr berühmt wurde. 1738 wurde das etwa einen Monat alte mutterlose Tier von Jan Albert Sichterman, dem Direktor der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Bengalen, adoptiert und etwa zweijährig an Douwe Mout van der Meer abgegeben. Dieser ging mit Clara auf eine siebzehnjährige Ausstellungstour durch Europa. Clara wurde von verschiedenen Künstlern gemalt, stand für den Meißener Porzellanmodelleur Johann Joachim Kändler Modell und wurde von dem französischen Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon untersucht; auch Briefe, Gedichte und Lieder wurden über sie geschrieben. Ein lebensgroßes Porträt (3,06 m x 4,53 m) von ihr wurde von dem französischen Hofmaler Jean-Baptiste Oudry 1749 angefertigt. Dieses gelangte zusammen mit einer Serie von Menageriegemälden an den mecklenburgischen Hof in Schwerin.

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