- Rhinolophus ferrumequinum
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Große Hufeisennase Systematik Ordnung: Fledertiere (Chiroptera) Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera) Überfamilie: Hufeisennasenartige (Rhinolophoidea) Familie: Hufeisennasen (Rhinolophidae) Gattung: Hufeisennasen (Rhinolophus) Art: Große Hufeisennase Wissenschaftlicher Name Rhinolophus ferrumequinum (Schreber, 1774) Die Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum), eine Fledermausart, ist mit einer Länge von maximal sieben Zentimetern (ohne Schwanz) und einer Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern die größte europäische Hufeisennasenart. Das Gewicht beträgt 17–30 g. Oberseitig besitzt sie ein graubraunes, leicht rötlich getöntes Fell, unterseits geht dies in ein Grauweiß über. Besonders durch ihre Größe und die Ausprägung des "Sattels" auf der Nase ist diese Art leicht und eindeutig identifizierbar.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Ihre Verbreitungsgebiete liegen vor allem in Südeuropa, außerdem in Frankreich und Süd-England. In Deutschland sind nur zwei Orte in der Oberpfalz und nahe Trier bekannt, an denen die Art vorkommt, in Luxembourg gibt es eine weitere Wochenstube nahe der deutschen Grenze. Im Vorderrheintal der schweizerischen Alpen liegt die letzte große Wochenstubenkolonie in Mitteleuropa, wo im Sommer etwa 150 erwachsene Tiere zur Fortpflanzung zusammenkommen.
Die Tiere brauchen wärmere Gebiete mit lockerem Bewuchs und stehenden oder fließenden Gewässern. Die höchste bekannte Wochenstube liegt in einer Höhe von 968 Metern Seehöhe in Österreich.
Lebensraum
Sommerquartiere sind warme zugluftfreie Dachböden, Kirchtürme, Ruinen und Höhlen. Die Ein- und Ausflugsöffnungen müssen so groß sein, dass sie von den Tieren frei durchflogen werden können. Von Anfang Oktober bis Ende April werden frostsichere, zugluftfreie und ausreichend feuchte (mind. 95% relative Luftfeuchte) Bergwerksstollen, Felshöhlen und unterirdische Gewölbe als Winterquartier bezogen. Die bevorzugte Umgebungstemperatur beträgt 7 - 10 Grad Celsius, die Mindesttemperatur 4 Grad, die Höchsttemperatur 12 Grad. Die Tiere sind sehr standorttreu. Die Winter- und Sommerquartiere liegen nie weiter als 50 km voneinander entfernt.
Partnerwahl und Fortpflanzung
Die Paarung erfolgt bei Großen Hufeisennasen im Frühjahr und im Herbst. Hierzu schwärmen die Weibchen aus und suchen die in Höhlen gelegenen Kolonien der Männchen auf, mit denen sie sich dann paaren. Danach verlassen sie die Männchen und bilden nur aus Weibchen bestehende Kolonien, um die Jungen zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Die Paarungszeit beginnt im Spätsommer. Die Tragzeit beträgt 75 Tage. Im Juli wird je Weibchen ein Jungtier geboren, das nach 3-4 Wochen flugfähig, nach 7-8 selbstständig und nach 2-3 Jahren geschlechtsreif wird.
Eine Besonderheit der Großen Hufeisennase stellt die Partnerwahl dar, hier liegt eine besondere Form der Polygynie vor, also eine Gesellschaftsform, in der sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Bei dieser besonderen Form der Polygynie paart sich das Männchen mit allen Weibchen einer Familie (intra-lineage polygyny). Entdeckt wurde dieses Verhalten 2005 von Forschern der Universität von London bei der Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse in einer Kolonie. Hierzu nahmen sie DNA-Proben von Müttern und ihren Jungtieren und führten einen Vaterschaftstest mit den Männchen aus den Höhlen im Umkreis von etwa 30 Kilometern um die Kolonie der Weibchen durch.
Die Analyse zeigte, dass sich die Tiere nicht nur immer wieder mit demselben Partner paaren, also überaus treu sind, sondern dass sich dieses Männchen auch mit den weiblichen Nachkommen des ursprünglichen Weibchens paart, wodurch der Verwandtschaftsgrad in der Kolonie ansteigt, so dass sie von der gegenseitigen Hilfe untereinander insgesamt in Bezug auf ihre Fitness stärker profitieren und somit einen evolutionären Vorteil haben. Ungeklärt ist bislang die Frage, wie es den Weibchen und ihren Töchtern gelingt, immer wieder dasselbe Männchen zu identifizieren.
Jagd und Ernährung
Der relativ langsame und niedrige Jagdflug, mit zahlreichen Richtungsänderungen und Gleitflugphasen beginnt erst bei völliger Dunkelheit. Diese Art ist, wie alle Hufeisennasen zum Rüttelflug fähig. Pro Nacht dauert die Nahrungssuche 3 Stunden und wird auf 2 Flüge aufgeteilt. Die Beute besteht vor allem aus Käfern und Nachtschmetterlingen, die nicht nur im Flug gefangen werden, sondern auch von Pflanzen und vom Boden aufgenommen werden. Die Nahrung wird auf bestimmten Fraßplätzen verzehrt.
Alter
Mit durch Beringung bekannt gewordenen 30,5 Jahren wurde durch diese Art eines der höchsten festgestellten Alter unter den europäischen Fledermausarten erreicht. In der Schweiz wurde 1999 ein Kleines Mausohr (Myotis blythii) entdeckt, das 1966 als Jungtier beringt worden war. Und in Sibirien wurde ein Braunes Langohr (Plecotus auritus) entdeckt, das ein Alter von 38 Jahren erreicht hat.
Bestand
Der Bestand ist in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die Art gilt beispielsweise in Deutschland als "vom Aussterben bedroht".
Literatur
- Wilfried Schober, Eckhard Grimmberger: Die Fledermäuse Europas – Kennen, bestimmen, schützen. 2. aktualisierte Auflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart 1998. ISBN 3-440-07597-4
Weblinks
- Informationen und Abbildungen
- Informationen zur Partnerwahl (engl.)
- Rhinolophus ferrumequinum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Chiroptera Specialist Group, 2000. Abgerufen am 11. Mai 2006
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