Rhodonessa caryophyllacea

Rhodonessa caryophyllacea
Rosenkopfente
Die Rosenkopfente auf einer Tafel von Hume and Marshall, Game birds of India, Burmah and Ceylon.

Die Rosenkopfente auf einer Tafel
von Hume and Marshall,
Game birds of India, Burmah and Ceylon.

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Tauchenten (Aythyini)
Gattung: Rhodonessa
Art: Rosenkopfente
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Rhodonessa
Reichenbach, 1853
Wissenschaftlicher Name der Art
Rhodonessa caryophyllacea
(Latham, 1790)

Die Rosenkopfente (Rhodonessa caryophyllacea), auch als Nelkenente bezeichnet, ist eine extrem seltene oder bereits ausgestorbene Tauchentenart. Nach einer von Bradley C. Livezey 1998 veröffentlichten Studie [1] haben phylogenetische Untersuchungen ergeben, dass die Rosenkopfente eng mit der Kolbenente (Netta rufina) verwandt ist. Es wurde der Vorschlag gemacht, sie in die Gattung Netta zu stellen. Dies wurde jedoch von anderen Wissenschaftlern abgelehnt, da die Rosenkopfente zahlreiche Eigenheiten aufweist, die sie von anderen Entenarten trennt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die 60 cm lange Rosenkopfente ist unter guten Beobachtungsbedingungen nahezu unverwechselbar. Körper und Hals sind relativ lang. Die Flügellänge beträgt 25 cm. Das erwachsene Männchen besitzt einen etwas büscheligen Schopf und weist eine eigenartige starrhalsige Körperhaltung auf. Rosenkopfenten weisen kein Prachtkleid auf, sondern haben ganzjährig einen schokoladenbraunen Körper, der mit einem dunkelrosa gefärbten Kopf und Hinternacken kontrastiert. Die Beine sind lang und rötlich schwarz.

Die Weibchen und Jungvögel sind blasser und haben Ähnlichkeit mit einer dunklen Kolbenente mit einem rosa getönten Kopf. Verwechslungen mit der männlichen Kolbenente stammen hauptsächlich von Beobachtungen von schwimmenden Vögeln, wobei letztere Art einen auffälligen fuchsfarbenen bis orangen Kopf besitzt. Bei den Weibchen sind die Beine braun. Die Iris ist braun-orange.[3]

Weibliche Rosenkopfenten haben – im Flug oder aus der Ferne betrachtet – wiederum Ähnlichkeit mit der Fleckschnabelente (Anas poecilorhyncha). Die beiden Arten sind im Flug nur unter guten Beobachtungsbedingungen an der Oberseite der Flügel zu unterscheiden. Die der Rosenkopfente haben deutlich hervorstechendende weiße Armdecken und beige-rosa gefärbten Armschwingen. Die Armschwingen der Fleckschnabelente zeigen einen dunkelgrünen Spiegel.

Über den Mauserverlauf dieser Art leigen keine hinreichenden Daten vor. Vermutlich wurde das Kleingefieder zweimal jährlich gewechselt. Die Ruf des Männchens wird als ein keuchender Pfiff beschrieben. Zum Lautrepertoire gehört außerdem ein weicher, zwei-silbiger Ruf, der lautmalerisch mit „wugh“ umschreiben wird. Die Rufe des Weibchens werden als quakend umschrieben.[4]

Lebensraum und Lebensweise

Die Brutgebiete der Rosenkopfente befinden sich in den Tieflandsümpfen und Teichen im Elefantengras-Dschungel. Die tagaktive Rosenkopfente bevorzugt die Nahrungssuche an der Wasseroberfläche, ist aber durchaus in der Lage, kurze Strecken zu tauchen. Es handelt sich um gesellige Vögel, die oft in Scharen von 30 oder mehr Exemplaren auftreten.

Die Nahrung des Allesfressers besteht überwiegend aus Muscheln, kleinen Krebstieren und Wasserpflanzen, die sie wie die Arten der Gattung Netta kopfüber abgrasen. Die Brutzeit liegt zwischen April und Mai. Das annähernd kreisförmige Nest, das einen Durchmesser von etwa zwei Meter hat, wird in Zonen mit dichter Grasvegetation am Teichufer errichtet. Das Gelege besteht aus fünf bis zehn kugelförmigen Eiern, mit einem ungefähren Durchmesser von vier Zentimetern.

Fortpflanzung

Die Rosenkopfente baut ihr Nest in einer Entfernung von maximal 500 Meter vom nächsten Gewässer. Das rundliche Nest wird aus trockenem Gras und einigen Federn gebaut. Es misst 23 Zentimeter im Durchmesser. Die Nistmulde ist zwischen 10 und 12,5 Zentimeter tief. Es wird versteckt im hohen Gras errichtet. Die Eier sind grauweiß. Die im Britisches Museum aufbewahrten Eier messen 45.9 x 42 Millimeter. Das Vollgelege umfasst zwischen fünf und zehn Eier. Für die Dauer der Inkubationszeit liegen keine Daten vor. Es wurden jedoch beide Elternvögel in der Nähe des Nestes beobachtet, so dass nicht ausgeschlossen ist, dass das Männchen sich während der Brutzeit in der Nestnähe aufhält. Über die Entwicklung der Dunenküken liegen keine ausreichenden Daten vor. Vermutlich beträgt die Zeit bis zum Flüggewerden der jungen Rosekopfenten zwei Monate. In Gefangenschaft gehaltene Rosenkopfenten erreichten ein Lebensalter von mehr als zwölf Jahren.[5]

Status

Diese Ente kam früher im östlichen Indien, Bangladesch und im nördlichen Myanmar vor. Sie war mindestens noch im 18. Jahrhundert zahlreich und siedelte vor allem am unteren Lauf des Ganges sowie am Brahmaputra.[6] Heute ist sie möglicherweise ausgestorben. Der letzte gesicherte Nachweis liegt aus dem Jahre 1935 vor. Unbestätigte Berichte gab es bis in die frühen 1960er Jahren. Rory Nugent, ein amerikanischer Vogelbeobachter, und Shankar Barua aus New Delhi wollen die Art 1988 an den Ufern des Brahmaputra gesichtet haben. Die beiden Ornithologen begannen ihre Suche am Saikhoa Ghat am nordöstlichen Ende des Flusses auf der indischen Grenzseite. Nach 29 Tagen des Segelns berichtete Rory Nugent, er habe die Rosenkopfente in einer Ansammlung anderer Wasservögel gesehen. Nugents und Baruas Sichtung genügte allerdings nicht, um die Rosenkopfente von der Liste der ausgestorbenen Vögel zu streichen.

Seit Jahrzehnten gibt es von den Senken des Mali Hka und Chindwin Myit im nördlichen Myanmar unbestätigte Sichtungen von Rosenkopfenten. Das Gebiet ist weitgehend unerforscht und Suchaktionen waren bisher erfolglos. Verwechslungen mit Kolben- und Fleckschnabelente sind bei den meisten Sichtungen der Rosenkopfente nicht ausgeschlossen.

Ein Expeditionsbericht aus dem Hu-Kaung-Tal im November 2003 (Nguyen, 2003) kam zu dem Schluss, dass es ausreichendende Gründe für eine Existenz der Rosenkopfente im Kachin-Staat in Myanmar gibt. Eine umfangreiche Suchaktion am Fluss Nat Kaung zwischen Kamaing und Shadusup im Oktober 2005 blieb jedoch ohne Ergebnis.[7] Es konnte jedoch eine Vielzahl anderer Enten, wie Fleckschnabel- und Malaienente (Cairina scutulata) beobachtet werden.[8]

Der Grund für das Aussterben der Rosenkopfente war möglicherweise die Zerstörung ihres Lebensraums. Es ist nicht bekannt, warum sie schon immer als selten galt. Ungenügende Erfassung der Art schint nicht der Grund zu sein, denn ihr einstiger Lebensraum wurde in der Kolonialzeit häufig von Jägern durchforstet.

Die Rosenkopfente war bei Jägern und später als Ziervogel hauptsächlich wegen ihres ungewöhnlichen Gefieders hochbegehrt. Das vermutlich letzte Exemplar wurde 1935 in Dabhanga, Bihar, Indien von C. M. Inglis geschossen, der nicht einmal wusste, was er erlegt hatte, bevor sein Hund, ein Retriever, ihm den Vogel brachte. Das erlegte Exemplar tauchte später wieder im Regierungsmuseum in Madras im südlichen Indien auf – fast 1000 Meilen von dem Ort entfernt, wo die Rosenkopfente ihr Ende gefunden hatte. Hier war es spätestens bis in die 1980er Jahre ausgestellt. Sir David Ezra, ein Europäer, der im damaligen Britisch-Indien lebte, hielt bis 1945 einige dieser Enten in seinem Vogelpark in Kalkutta. Früher wurden weitere Exemplare von Jean Théodore Delacour in Clères, Frankreich und im Foxwarren Park bei Guildford, England gehalten. Aus unbekannten Gründen hat die Rosenkopfente nie in menschlicher Obhut gebrütet.

Literatur

  • Greenway, James (1967): Extinct and Vanishing Birds of the World. Dover Publications Inc. New York, ISBN 0-486-21869-4
  • Errol Fuller (2000): Extinct Birds. ISBN 0-8160-1833-2
  • Flannery, Tim & Schouten, Peter (2001): A Gap in Nature: Discovering the World's Extinct Animals. Atlantic Monthly Press, New York. ISBN 0-87113-797-6.
  • Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198546459
  • David Day (1981): The Doomsday Book of Animals. Ebury Press, London, ISBN 0-670-27987-0
  • Raethel, Heinz-Sigurd (2003): Wasser- und Wasserziergeflügel. Oertel + Spörer Verlags GmbH & Co, Reutlingen
  • Halliday, Tim (1978): Vanishing Birds. Their Natural History and Conservation.
  • Latham, John (1790): Index ornithologicus, sive Systema Ornithologiae; complectens avium divisionem in classes, ordines, genera, species, ipsarumque varietates: adjectis synonymis, locis, descriptionibus, &c.. London: Leigh & Sotheby.
  • Madge, Steve & Burn, Hilary (1988): Wildfowl - an identification guide to the ducks, geese and swans of the world. Christopher Helm, London. ISBN 0-7470-2201-1
  • Nugent, Rory: The Search for the Pink-Headed Duck: A Journey Into the Himalayas and Down the Brahmaputra. Boston, Houghton Mifflin, 1991.
  • Baskaran, S. Theodore: Yet Another Rediscovery. In: The Hindu, Sunday Supplement, August 27, 1989.

Weblinks

Quellen

  1. Livezey, B. C. (1998): A phylogenetic analysis of modern pochards (Anatidae: Aythini). The Auk 113: 74–93. PDF
  2. Collar, N. J.; Andreev, A. V.; Chan, S.; Crosby, M. J.; Subramanya, S. & Tobias, J. A. (editors) (2001): Pink-headed Duck. In: Threatened Birds of Asia: The BirdLife International Red Data Book, 489-501. BirdLife International. ISBN 0-946888-44-2 Volltext
  3. Kear, S. 629
  4. Kear, S. 629
  5. Kear, S. 630
  6. Kear, S. 629
  7. Dang, Nguyen Hong Hanh (editor) (2005): Latest search fails to locate Pink-headed Duck. Babbler 16: 21-22. PDF
  8. Nguyen, Thi Ngoc Ha (editor) (2003): Pink-headed Duck survey in the Hukaung Valley, Myanmar. Babbler 8: 6-7 PDF fulltext

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