Autorencomic

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Aus den Vereinigten Staaten wurde der Begriff Graphic Novel (dt. illustrierter Roman, Comicroman) für Comics im Buchformat, die sich überwiegend an ältere Leser richten, übernommen. In der nordamerikanischen Comicszene sind Graphic Novels eine Randerscheinung neben den normalen Heftcomics. Sie werden in Buchläden verkauft, während die Heftcomics überwiegend an Zeitungsständen und in Comicläden vertrieben werden.

Inhaltsverzeichnis

Begriff ohne Definition

Obwohl der Begriff Graphic Novel sowohl vom Handel als auch von Konsumenten und Kritikern benutzt wird, lässt er sich nicht eindeutig definieren. Häufig werden längere, im Regelfall einbändige Comics so bezeichnet, die ohne Beschränkung auf eine vordefinierte Anzahl von Seiten epische, teilweise komplexe Geschichten erzählen. Eine Graphic Novel muss kein in sich abgeschlossenes Werk sein, sondern kann ebenso zu einem größeren Gesamtwerk gehören, wie beispielsweise die Sandman-Bände von Neil Gaiman. Mit dem Begriff verbindet sich oft die Vorstellung eines ernsthaften Comics, der wie ein literarisches Werk eine Geschichte aufbaut und sich damit von den typischen Comics für Kinder und Jugendliche unterscheidet. Da er von der Industrie aber auch für Sammlungen und One Shots benutzt wird, kann diese Beschreibung nur einen Aspekt der Graphic Novels wiedergeben. Noch einen Schritt weiter geht der amerikanische Fernsehsender NBC, der sogar sechseitige Comic-Kurzgeschichten zur Fernsehserie Heroes, die auf der Webseite des Senders kostenlos angeboten werden, als „Graphic Novels“ statt schlicht als „Comics“ bezeichnet.[1]

Einführung des Begriffs

Der Kolumnist Steven Grant bezeichnet als erste Graphic Novel Gil Kanes His Name is... Savage von 1968, weil es die Kriterien „Länge“ und „dreiteiliger Aufbau“ erfüllt. Steve Ditko zählt seiner Meinung nach mit seinen Arbeiten für Dr. Strange wegen der Dramaturgie der Geschichte und der Entwicklung der Figuren zu den ersten Autoren von Graphic Novels.[2] Dennoch wird die Einführung des Begriffs Will Eisner zugeschrieben.

Will Eisner, dessen mehrseitigen Zeitungscomics The Spirit in den 1940er und 1950 Jahren Wegbereiter für die regelmäßig erscheinenden Comichefte waren, schrieb 1978 vier Kurzgeschichten, die er gemeinsam in einem Buch mit dem Titel A Contract with God (dt. Ein Vertrag mit Gott) herausbrachte. Er selbst nannte sein 178-seitiges Werk auf dem Titelblatt und im Vorwort Graphic Novel, in der deutschen Ausgabe wurde daraus 1980 im Verlag zweitausendeins Eine Geschichte in Bildern. In der Neuauflage von Carlsen wird 2007 wieder Graphic Novel auf dem Titel erscheinen.

Eisner wollte ein Buch mit bleibendem Wert schaffen, dass sich von den wöchentlich erscheinenden Wegwerf-Comicheften unterschied. Jede Geschichte entwickelte er frei ohne Rücksicht auf Platzbedarf und Panelanordnung.[3] Bereits bei seinen Verhandlungen mit möglichen Verlegern nutze er den Begriff Graphic Novel, um sein Werk nicht durch die übliche Bezeichnung Comic Book abzuwerten.[4]

Eisner verband den Begriff vor allem mit den Inhalten der Werke.

„The future of the graphic novels lies in the choice of worthwhile themes and the innovation of exposition.“

„Die Zukunft der Graphic Novels liegt in der Relevanz der Themen und in der Innovation der Darstellung.“

Will Eisner: Comics & Sequential Art. Poorhouse Press, 28. Auflage 2006, S. 141.

Wandlung der Bedeutung

Ein Vertrag mit Gott ist ein ernsthaftes Werk, das die erzählerischen Möglichkeiten des Comics in reflektierter Form nutzte.[5] Die Verwendung des Begriffs entfernte sich von den inhaltlichen Ähnlichkeiten zu Eisners Werk und wurde zunehmend für alle Comic-Veröffentlichungen verwendet, die in Buchform erschienen. Aviva Rothschild setzte 1995 in ihrer Monografie Graphic Novels. A Bibliographic Guide to Book-Length Comics bereits im Titel beide Auffassungen gleichberechtigt nebeneinander und schloss damit auch Sammelbände zuvor in Heftform herausgebrachter Comics ein.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Das Format der Graphic Novels führte dazu, dass sie neben Comicshops und Zeitschriftenläden auch im Buchhandel angeboten werden. Eine der erfolgreichsten Graphic Novels in den Vereinigten Staaten war Neil Gaimans Sandman – Endless Nights, das Platz 20 der Bestseller-Liste der New York Times erreichte.

Kritik

Der Begriff Graphic Novel wird von einigen Zeichnern, darunter Daniel Clowes und Seth, abgelehnt, weil sie ihre Werke nicht kategorisieren wollen oder hinter der Verwendung ausschließlich wirtschaftliche Interessen vermuten. Alan Moore sagte 2000 auf die Frage, was er von dem Begriff Graphic Novel halte:

„The problem is that "graphic novel" just came to mean "expensive comic book" and so what you'd get is people like DC Comics or Marvel comics - because "graphic novels" were getting some attention, they'd stick six issues of whatever worthless piece of crap they happened to be publishing lately under a glossy cover and call it The She-Hulk Graphic Novel, you know?“

Alan Moore[6]

Auswahl bekannter Werke und Autoren

Literatur

  • Gravett, Paul: Graphic Novels. Stories to Change Your Life. Aurum Press, 2005, ISBN 1-84513-068-5. (engl.)

Einzelnachweise

  1. Comics zur Fernsehserie Heroes auf der Webseite des Senders NBC. Zugriff am 24. Mai 2008.
  2. Comicbooksresources.com vom 28. Dezember 2005.
  3. Andreas C. Knigge: Alles über Comics. Europa Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-79115-3, S. 322.
  4. Andrew D. Arnold: The Graphic Novel Silver Anniversary, TIME 14. November 2003.
  5. Scott McCloud: Comics neu erfinden. Carlsen Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-551-74793-8, S. 32.
  6. Barry Kavanagh: The Alan Moore Interview: Northampton / "Graphic novel". Auf: blather.net, 17. Oktober 2000.

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