Richard, Duke of York

Richard, Duke of York

Richard Plantagenet, 3. Duke of York (* 21. September 1411; † 30. Dezember 1460) war der Sohn von Richard of Conisburgh, 1. Earl of Cambridge, der unter Heinrich V. 1415 hingerichtet wurde, und von Anne Mortimer. Richard Conisburgh war seinerseits der Sohn Edmunds von Langley, Anne Mortimer die Urenkelin Lionels von Antwerpen. Beide Elternteile waren somit direkte Nachkommen von Eduard III. über dessen vierten beziehungsweise zweiten Sohn. Richard hatte aufgrund seiner Abstammung einen begründeten Anspruch auf den Thron von England, was er durch die Annahme des Namens Plantagenet 1448 zum Ausdruck brachte.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

1415 verliert Richard zunächst seinen Vater, der als Verräter gegen König Heinrich V. hingerichtet wird, anschließend nur wenige Wochen später seinen Onkel Edward of Norwich, 2. Duke of York, der in der Schlacht von Agincourt fällt. Das Waisenkind, nun 3. Duke of York, wird der Familie Neville unter ihrem Oberhaupt Ralph Neville, 1. Earl of Westmorland, als königliches Mündel übergeben und dort auch großgezogen. Westmoreland und seine Frau Joan Beaufort, eine legitimierte Tochter John of Gaunts und somit eine Cousine von Richards Vater, haben aus ihrer Beziehung und ihren früheren Ehen insgesamt 24 Kinder im Haushalt, darunter auch Richards spätere Frau Cecily Neville. Durch das gemeinsame Aufwachsen pflegt Richard eine enge Beziehung zur Familie Neville, insbesondere zu seinem späteren Schwager Richard Neville, 5. Earl of Salisbury. Dieses Verbindungsgeflecht soll für die Rosenkriege von prägender Bedeutung werden.

1430 nimmt Richard an der Krönung des englischen Königs Heinrich VI. als gleichzeitiger König von Frankreich in Notre Dame zu Paris teil.

1432 tritt Richard sein Erbe an und vereinigt nun in seiner Person die Ländereien des Duke of York, die seines Vaters und das große Vermögen seiner Mutter Anne Mortimer, nachdem deren Bruder Edmund Mortimer, 5. Earl of March, ohne Erben gestorben war. In Richards Person vereinigen sich nun mögliche Thronansprüche über die zweite und die vierte Linie Plantagenet, zurückgehend auf Eduard III.

Erste Bewährung in Frankreich

1436 unternimmt Richard einen Feldzug nach Frankreich, nachdem der englische Statthalter John of Lancaster, 1. Duke of Bedford, 1435 Paris aufgeben musste und kurz danach starb. Richards Aufgabe ist die Sicherung der englischen Besitzungen, was aber durch den zwischenzeitlichen Ausgleich zwischen Frankreich und Burgund kaum möglich ist, da der französische König so seine militärische Macht hauptsächlich auf die englischen Besatzungstruppen konzentrieren kann und zudem viel Unterstützung bei der Bevölkerung findet. Da Richards ursprüngliches Ziel Paris nicht mehr zu erreichen ist, wendet er sich der Normandie zu. Hier hat er Erfolge mit einigen bescheidenen Gebietsgewinnen, insbesondere aber fällt dort erstmals sein Verständnis für gute und auch faire Verwaltung auf. Sein Einsatz wird über die ursprünglich geplanten 12 Monate bis 1439 verlängert. Nach seiner Rückkehr wird ihm weiterhin ein Sitz im Thronrat verwehrt.[1]

1438 heiratet er Cecily Neville, die ihn trotz ihrer zahlreichen Schwangerschaften auf fast allen seinen Reisen begleiten wird.

1440 wird er zum Statthalter in Frankreich ernannt und erhält dieselben Vollmachten wie vorher Bedfort. Richard legt neben der Grenzsicherung bis zu seiner Rückkehr nach England 1445 wiederum große Anstrengung auf eine effiziente Verwaltung. 1443 führt die gleichzeitige Beorderung von John Beaufort, 1. Duke of Somerset, in die Gascogne zu einem Konflikt zwischen den beiden Führern. Richard fühlt sich als Statthalter von Frankreich übergangen und muss auch noch dringend benötigte Truppen an Somerset abgeben. Somersets Kampagne endet in einem Rückzug in die Normandie, wo er 1444 stirbt. Richards Abneigung gegen den Großteil der Familie Beaufort mag aus diesen Konflikten der frühen Jahre entstammen. Somersets Enkel wird Jahrzehnte später nach dem Ende der Häuser Lancaster und York die Rosenkriege als Heinrich VII. beschließen und die Dynastie der Tudor begründen.

Schon seit seiner Kindheit erweist sich der junge König Heinrich VI. als frömmelnd und bigott, jedoch mit zunehmendem Alter auch als offenbar unfähig, jemals eigenständig regieren zu können[2]. Der Wahnsinn seines Großvaters Karl VI. von Frankreich scheint sich über seine Mutter auf ihn vererbt zu haben, so dass die Hofparteien von Heinrichs VI. Onkel Humphrey, Duke of Gloucester, als Thronprätendent und seinem Großonkel Henry Beaufort, Bischof von Winchester und Bruder Joan Beauforts, ungehindert einen erbitterten Streit um die Vorrangstellung im Königreich führen. Zur Instabilität in England kommen weitere erhebliche Gebietsverluste in Frankreich, so dass eine Ehe zwischen Heinrich VI. und Margarete von Anjou, einer Verwandten Karls VII. von Frankreich als Waffenstillstandsvereinbarung verhandelt und 1445 auch geschlossen wird. Die junge Königin wird schnell zur führenden Kraft der Lancasterfraktion und entmachtete bereits 1447 die beiden Kontrahenten in der eigenen Familie, Humphrey von Gloucester sowie Heinrich von Beaufort.

Richard von York ist nun erster Anwärter auf den englischen Thron nach dem König selbst und steht damit im natürlichen Gegensatz zur ehrgeizigen und dynastisch orientierten Königin. Nachdem Richard 1445 erneut von zentralen Positionen der Macht ferngehalten wird – so wird er aus dem Privy Council ausgeschlossen -, wird ihm auch nicht erneut das von ihm gewünschte Amt des Statthalters für Frankreich erteilt, sondern Edmund Beaufort, 2. Duke of Somerset, dem Bruder von Richards verstorbenen Kontrahenten in Frankreich. Er hingegen wird als Statthalter von Irland politisch vermeintlich kaltgestellt. 1449 bricht Richard nach Irland auf, wobei er mehreren, vermutlich durch die Partei der Königin initiierten Hinterhalten entgeht. Abermals beeindruckt er in den folgenden Monaten durch eine effiziente Verwaltung und gewinnt durch seinen Gerechtigkeitssinn die Loyalität der Iren. Irland sollte sich in kommenden Jahren als konsequent yorkfreundlich erweisen.

In der gleichen Zeit gehen bis 1451 alle Ländereien in Frankreich bis auf Calais verloren. Anarchie und Lynchustiz verstärken sich auch in England selbst. 1450 kehrt Richard nach London zurück, um seinen Platz im Privy Council einzufordern. Heinrich VI. nimmt ihn zunächst auf und erhebt ihn in den Rang seines ersten Ratgebers, doch wird der zwischenzeitlich verhaftete Somerset entlassen, und die Partei der Königin erlangt abermals die Kontrolle über den König. Richard zieht sich nach Wales zurück.

1452 erneuert Richard seine Eingabe an den König, ohne eine Antwort zu erhalten. Erstmals sammelt er nun aktiv ein Heer und zieht nach London, die Stadt verschließt aber ihre Tore, während die Königin ein eigenes Heer aufbietet. Heinrich VI. sagt Richard in den folgenden Gesprächen eine gerichtliche Verhandlung über Somerset zu, so dass York seine Truppen auflöst und sich in das königliche Lager begibt, wo er Somerset weiterhin in Amt und Würden vorfindet. Am 10. März muss Richard in der St. Paul’s Cathedral schwören, dass er Frieden halte und kein Heer aufstelle sowie unverbrüchlich dem König folge. In den folgenden Monaten scheint er Schritt für Schritt seinen politischen Einfluss zu verlieren. Zudem wird die Königin schwanger und gebiert einen Thronfolger: Edward of Westminster, Fürst von Wales. Darüber hinaus heiratet Margaret Beaufort Edmund Tudor, den Earl of Richmond, so dass der Partei der Königin weitere Optionen für die Thronfolge außer der Yorkfamilie zur Verfügung stehen. Dennoch schafft es Richard als führender Herzog des Reiches, Somerset erneut in den Tower zu bringen und anschließend zum „Protector of the Realm“ ernannt zu werden.

Ausbruch der Rosenkriege

1455 steht Heinrich VI. wieder unter dem Einfluss der Königinpartei, so dass Somerset befreit wird. Richard und sein Schwager Salisbury verlieren fast jeglichen Einfluss und werden persönlich bedroht. Sie und Salisburys Sohn Richard Neville, 16. Earl of Warwick, der spätere „Kingmaker“, stellen nun eine Armee auf und ziehen nach St. Albans, wo sie auf eine hastig zusammengestellte königliche Truppe unter Führung von Somerset treffen.

St. Albans

In dieser Ersten Schlacht von St. Albans, mit der die Rosenkriege endgültig beginnen, fallen nur wenige Soldaten, doch befinden sich unter den Toten Somerset, Humphrey Stafford, der Sohn von Humphrey Stafford, 1. Duke of Buckingham, sowie Thomas Clifford. Der Tod des Letzteren wird auch für Richards Sohn Edmund fünf Jahre später tödliche Folgen haben. Heinrich VI. wird gefangengenommen und, begleitet von Richard und Salisbury sowie von Warwick, der das königliche Schwert dem Zug voranträgt, nach London zurückgebracht. Der König verbringt die nächsten Monate umnachtet im Gewahrsam, während Richard als Protector eingesetzt wird und Salisbury sowie Warwick als Berater fungieren. Doch 1456 erholt sich Heinrich VI. abermals, und Richard tritt von seinem Amt zurück. Während er auf einem Feldzug gegen Jakob II. von Schottland an der Nordgrenze weilt, erobert sich die Partei der Königin die Macht zurück. Während Heinrich VI. mit seinen begrenzten Mitteln einen Ausgleich sucht, verhärten sich die Fronten.[3]

Ludlow

Für 1459 wird eine Ratssitzung in Coventry einberufen. Richard, die Nevilles und andere Adlige verweigern die Teilnahme, weil sie ihre Verhaftung fürchten und stellen ihrerseits eine Armee auf, verstärkt durch Truppen aus Calais, deren Hauptmann Warwick ist. Erstmals ziehen die beiden älteren Söhne Richards, Eduard und Edmund, mit ins Feld. Am 12. Oktober wird die Armee von den Königlichen bei Ludlow gestellt. Da in der Nacht die Soldaten aus Calais überlaufen und ihrem Führer die Aufmarschpläne der Yorktruppen bekannt sind, fliehen Richard und Edmund nach Irland, Salisbury, Warwick und Eduard nach Calais, das ihrem Kapitän trotz der Deserteure weiterhin treu ist[4]. Cecily und die beiden jüngeren Söhne Richards, George und Richard müssen in Ludlow zurückbleiben und sich der Gnade der Königin und ihres neuen Heerführers Heinrich Beaufort, 3. Duke of Somerset ausliefern. Sie werden verschont, aber Ludlow wird trotz der historisch belegten Bitte Cecilys um Verschonung des Ortes und seiner Menschen geplündert und die Bewohner gequält und erschlagen, zum Zeichen, was mit Anhängern der Yorks als Feinde des Königs geschieht.

Exil, Northampton und der Anspruch auf den Thron

Richard ist bis zu diesem Zeitpunkt immer noch offizieller Statthalter Irlands, und die Iren lehnen jeden Versuch, ihn abzusetzen, mit der Begründung ab, diese Absetzung bedürfe der Zustimmung des irischen Parlaments. Im Dezember 1459 wird Richard geächtet und seine Besitztümer werden unter Umgehung seiner Erben für den König eingezogen. Ein Ausgleich ist nun nicht mehr denkbar. Nach umfangreichen Vorverhandlungen der Verschwörer landen Salisbury und Warwick am 26. Juni 1460 bei Sandwich, während Richard noch in Irland bleibt. Am 2. Juli ziehen die Nevilles kampflos in London ein und stellen acht Tage später das königliche Heer zum Kampf. Warwick schlägt in dieser Schlacht von Northampton Heinrichs VI. Heer unter Humphrey Stafford, Duke of Buckingham, vernichtend. Humphrey Stafford fällt, wie schon sein Sohn bei St. Albans fünf Jahre zuvor, der König wird gefangen genommen.

Am 9. September kehrt Richard nach England zurück und zieht am 10. Oktober in London ein. Dort erhebt er erstmals offiziell Anspruch auf den englischen Thron, doch sieht er sich sofort zu Verhandlungen genötigt, da ein Großteil der Adligen eine mögliche Usurpation nicht zu dulden scheint. Während die Königin und ihre Anhänger eine neue Armee aufstellen und mit Jakob III. von Schottland Verbindung aufnehmen, verhandelt Richard wochenlang und erzielt das Ergebnis, als Thronfolger Heinrichs VI. unter Umgehung von dessen Sohn anerkannt zu werden.

Das Ende bei Wakefield

Am 2. Dezember ziehen Richard, Salisbury und Edmund den Lancastertruppen entgegen, um diese letzte Gefahr auszuräumen. Am 21. Dezember erreichen sie Sandal Castle und müssen erkennen, dass in näherer Umgebung erheblich stärkere gegnerische Truppen aufmarschiert sind. Die Armee Yorks verschanzt sich in der Festung, doch müssen Lebensmittel in das Kastell gebracht werden. Am 30. Dezember werden Teile von Richards Truppen bei dieser Aufgabe von überlegenen gegnerischen Einheiten gestellt. Ob sich Richard bereits bei dieser Mannschaft befand oder seinen Getreuen von der Festung aus Unterstützung bringen wollte, ist unklar. Die Lancaster-Armee erringt in der folgenden Schlacht von Wakefield einen überragenden Sieg. Richard und Salisburys Sohn Thomas fallen, Edmund wird gefangengenommen und von Lord Clifford von Skipton-Craven, dem Sohn des fünf Jahre zuvor bei St. Albans gefallenen Thomas Clifford, eigenhändig noch auf dem Schlachtfeld erdolcht. Salisbury wird ebenfalls gefangengenommen und einen Tag später hingerichtet. Die Köpfe der Yorkführer werden nach York gebracht und dort am Micklegate-Tor auf Pfähle gespießt. Richards Haupt wird dabei zum Spott mit einer Krone aus Stroh und Papier gekrönt[5].

Der Anspruch Yorks auf die Krone scheint mit Richards Tod vernichtet zu sein, doch nur wenige Monate später wird sich sein ältester Sohn Eduard zum König ausrufen lassen und besteigt als Eduard IV. den englischen Thron.

Bewertung

Über den Charakter und die wahren Intentionen Richards existieren kaum zeitgenössische Quellen. Nicht einmal ein zeitgenössisches Abbild von ihm existiert. So kann zu Recht darüber debattiert werden, ob Richard von Anfang an die Krone anstrebte und dies nur jahrelang geschickt verbarg oder ob er durch den scheinbar unversöhnlichen Hass der Königin Margarete mehr und mehr dorthin getrieben wurde, ehe er dann doch selbst die Hand ausstreckte. Belegt sind sein freundliches Wesen, allerdings auch seine fast kompromisslose Entschlusskraft, ein einmal gesetztes Ziel zu verfolgen, sowie seine administrativen Fähigkeiten, die er in Frankreich und Irland unter Beweis stellte.

Nachkommen

Richard und Cecily hatten 13 Kinder:

Anmerkungen

  1. Storey S.72
  2. Hilliam S.55
  3. Storey S.159ff
  4. Goodman S.31
  5. Haigh S.31ff

Literatur

  • Haigh, Philip From Wakefield to Towton Pen and Sword Books 2002 ISBN 0-85052-825-9
  • Hilliam, David Kings, Queens, Bones and Bastards Sutton Publishing 2000 ISBN 0-7509-2340-7
  • Goodman, Anthony The Wars of the Roses Routledge&Kegan 1990 ISBN 0-415-05264-5
  • Storey, Robin The End of the House of Lancaster Sutton Publishing 1986 ISBN 0-86299-290-7



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