Richard Cheney

Richard Cheney
Richard Cheney (2003)

Richard Bruce „Dick“ Cheney (* 30. Januar 1941 in Lincoln, Nebraska, USA) ist ein US-amerikanischer Politiker (Republikaner) und war von 2001 bis 2009 der 46. Vizepräsident der Vereinigten Staaten unter George W. Bush.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familienleben

Cheney wurde als Sohn eines Angestellten des US-Landwirtschaftsministeriums, Richard Herbert Cheney, geboren. Seine Mutter war Marjorie Dickey Cheney. Sein Vater war registrierter Demokrat und arbeitete für ein Programm, das in der Roosevelt-Regierung begonnen wurde, um Bauern zu helfen, ihren Boden fruchtbar zu halten und vor Erosion zu schützen. Er hat einen Bruder, Bob, und eine Schwester, Susan. Er wuchs in Casper (Wyoming) auf, wo er seine Schulfreundin und spätere Ehefrau Lynne Vincent im Alter von 14 Jahren kennenlernte. Er stammt von Ralph de Chesney, Sire von Quesnay, ab, der an der Seite Wilhelms des Eroberers bei der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 kämpfte. Cheney hat heute zwei erwachsene Töchter, Mary und Elizabeth, sowie sechs Enkel. Seine Tochter Mary lebt in einer lesbischen Beziehung und bekennt sich offen zu ihrer Homosexualität.

Schulische Ausbildung und Studium

In der High School erbrachte Cheney ausgezeichnete schulische und sportliche Leistungen. Er wurde Klassensprecher der Natrona County High School und spielte Halfback in der Football-Mannschaft. Im Sommer nach seinem Schulabschluss und in jedem der sechs folgenden Jahre arbeitete Cheney auf Stromleitungen und war Mitglied der Stromer-Gewerkschaft.

Cheney konnte aufgrund eines akademischen Stipendiums 1959 an der Yale University Politikwissenschaften studieren, brach jedoch nach drei Semestern aufgrund von schlechten Noten wieder ab. 1962 wurde er zweimal wegen Trunkenheit im Verkehr verhaftet und zu geringen Geldstrafen verurteilt.[1] In einem Interview mit dem New Yorker vom 7. Mai 1991 sagte er dazu, die kurzen Aufenthalte in einer Gefängniszelle hätten ihn dazu gebracht, über sich nachzudenken. Er würde so schließlich auf die schiefe Bahn geraten.

Danach begann er wieder zu studieren; er immatrikulierte sich 1963 am Casper Community College und wechselte dann zur University of Wyoming, wo er 1965 mit Bachelor und 1966 mit einem Master in Politikwissenschaften abschloss. Er begann daraufhin an der University of Wisconsin-Madison als angehender Doktorand. Trotz sehr guter Noten brach er die Promotion ab, um sich der Politik zu widmen - ein Jahresstipendium für die Arbeit im Büro des Abgeordneten William A. Steiger machte dies möglich.

Politische Karriere

Anfänge

Cheney im September 1976 im Weißen Haus zusammen mit einem anderen Mitglied der Ford-Regierung.

Seine politische Karriere begann Cheney 1969 als Mitarbeiter der Nixon-Regierung, u. a. als persönlicher Assistent von Donald Rumsfeld. Unter Präsident Gerald Ford wurde Cheney zum Assistenten des Präsidenten und zum jüngsten Stabschef des Weißen Hauses (White House Chief of Staff) der Geschichte ernannt. In dieser Funktion war er unter anderem an der schnellen Beilegung (Vermeidung einer gerichtlichen Untersuchung) der sogenannten Olson-Affäre um den mysteriösen Tod des Bakteriologen Dr. Frank Olson beteiligt, der für die CIA an dem Geheimprojekt MKULTRA gearbeitet hatte. Außerdem war Cheney Wahlhelfer für Gerald Fords Kandidatur zur Wiederwahl 1976.

Kongress

1978 wurde er als republikanischer Abgeordneter für den Staat Wyoming in das Repräsentantenhaus gewählt. Cheney wurde in diesem Amt bis 1989 fünfmal wiedergewählt. Während dieser Zeit als Abgeordneter vertrat er sehr konservative Positionen, die im Wahlkampf 2000 erneut thematisiert wurden. So stimmte er u. a. gegen einen nationalen Feiertag für Martin Luther King und gegen ein US Department of Education, ein „Amt für Bildung“.

Er war auch gegen Resolutionen gegen Südafrika oder Kuba („Sie funktionieren so gut wie nie“). Später sollte er die Resolutionen gegen den Irak unterstützen.

Auch war er in dieser Zeit ein energischer Verfechter des staatlichen Erdöl- und Kohlehandels. Ein staatliches Gebäude in Casper, zuständig für Erdöl und Kohle, wurde nach ihm „Dick Cheney Federal Building“ getauft.

Im Gegensatz zu Bush gilt Cheney in der Frage einer gleichgeschlechtlichen Ehe als aufgeschlossen. Dies führt er darauf zurück, dass seine Tochter sich selbst als lesbisch bezeichnet. Jedoch ist er, genau wie Bush, vehementer Abtreibungsgegner.

Kabinett

Dick Cheney als Verteidigungsminister

1989 wurde Cheney von George Bush als Nachfolger von Frank Carlucci zum Verteidigungsminister berufen. Allerdings war er erst Bushs zweite Wahl; der ursprünglich nominierte John Tower, US-Senator aus Texas, war vom Senat mit 47:53 Stimmen abgelehnt worden. Cheneys Ernennung wurde ohne Gegenstimme bestätigt. Das Amt des Verteidigungsministers hatte er bis zum Ende von Bushs Amtszeit im Januar 1993 inne. In diese Zeit fallen der erste Irak-Krieg sowie die amerikanischen Interventionen in Panama und Somalia.

Cheney etablierte eine entscheidende Änderung im Logistics Civil Augmentation Program (LOGCAP), in dessen Rahmen die US Army seit Mitte der 1980er Jahre zivile Firmen mit – vor allem – Infrastrukturprojekten (Bau von Flughäfen, Gefängnissen und Verpflegung der Soldaten weltweit) beauftragte. Bisher waren diese Aufträge an unterschiedliche Auftragnehmer vergeben worden. Cheney beauftragte die Firma Kellogg Brown & Root, eine Halliburton-Tochter, mit einem Gutachten, das klären sollte, ob in Zukunft nur noch eine einzige Firma alle LOGCAP-Aufträge bekommen könne. Das Gutachten beantwortete diese Frage positiv und es fand eine Ausschreibung für milliardenschwere Projekte für die nächsten fünf Jahre statt. Von den 37 teilnehmenden Firmen erhielt Kellogg Brown & Root den Zuschlag. 1995 wurde Cheney CEO von Halliburton/ Kellogg Brown & Root.[2] . Diese nicht ganz unproblematische Konstellation führte auch dazu, dass seine Kritiker bemängelten, er würde private Interessen mit politischen Interessen verknüpfen - was Cheney stets energisch verneinte.

Berufliche Karriere

1995 wurde Cheney Aufsichtsratsvorsitzender und CEO von Halliburton, deren Kerngeschäft die Energieversorgung und -förderung bzw. der Handel mit Erdöl ist. Zusammen mit Donald Rumsfeld begründete er 1997 die konservative Denkfabrik Project for the New American Century.

In den 5 Jahren seiner Tätigkeit für Halliburton stieg der Auftragswert von Projekten für die Regierung von 1,2 Milliarden auf 2,3 Milliarden US-Dollar.[2]

In diese Zeit fällt der Balkan-Krieg mit umfangreichen Regierungsaufträgen für Halliburton/ KBR, sowie lukrativen Aufträgen im Zusammenhang mit dem „Oil-for-Food“-Programm für Irak.[2]

Vize-Präsidentschaft

George W. Bushs Rede zur Lage der Nation im Jahr 2003. Links neben ihm Cheney, rechts Dennis Hastert

Dick Cheney wurde im Januar 2001 Vizepräsident unter George W. Bush. Er erlangte schnell den Ruf, dieses Amt sehr energisch auszuüben. So soll er bei internen Treffen und personellen Entscheidungen der Regierung Bush großen Einfluss ausgeübt haben. Auch unterhielt er ein Büro im Repräsentantenhaus.

Cheney stand während seiner Vizepräsidentschaft der National Energy Policy Development Group (NEPDG) vor, wo auch einige leitende Enron-Mitarbeiter trotz des laufenden Enron-Skandals beschäftigt waren. Im Juli 2003 zwang das höchste US-amerikanische Gericht, das Supreme Court, die NEPDG, ihre gesamten Dokumente zu veröffentlichen. Es enthält Karten von Ölfeldern in Saudi-Arabien, dem Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie einige Kapitel über Themen wie Energieeffizienz, Energiesicherheit oder Umweltschutz. Auch wurde bekannt, dass die NEPDG Saddam Hussein Zugeständnisse zur Förderung seines Öls gemacht hatte.

Nachdem Cheney als Vizepräsidentschaftskandidat aufgestellt wurde, trat er am 25. Juli als CEO von Halliburton zurück, verkaufte einen großen Teil seiner Anteile und legte den Rest in einem Treuhandfonds an. Noch im Juli 2004 erhielt er aber Abfindungszahlungen von Halliburton. Da Halliburton für den Wiederaufbau im Irak hoch dotierte Aufträge der US-Regierung bekam, sehen Kritiker hier einen Interessenskonflikt. Da der Konzern unter Führung Cheneys Geschäfte mit Diktaturen wie dem Irak, Afghanistan und Myanmar gemacht hatte, kam Cheney dafür in nicht unerheblichem Maße in die Kritik.

Unter Cheneys Vizepräsidentschaft wurde Halliburton/Kellogg Brown & Root, Inc. ohne Ausschreibung von der Regierung im Rahmen des RIO-(Restore Iraqui Oil) Programms mit Arbeiten im Wert von etwa 2 Milliarden US-Dollar beauftragt. (vgl. Briody)

Auszeichnungen

Sonstiges

  • Richard Cheney ist ein entfernter Verwandter des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten Barack Obama.[3]
  • Auf einem Jagdausflug am 11. Februar 2006 in Texas verletzte er einen befreundeten Anwalt durch einen Schuss aus einer Schrotflinte.
  • Eine Urban Legend ist, dass er einen Gastauftritt im Film Stirb langsam – Jetzt erst recht hatte – das ist jedoch nicht richtig.
  • Anschlag auf den Vizepräsidenten (Februar 2007), ein Attentäter sprengt sich vor dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in die Luft.

Einzelnachweise

  1. Staff Writer: Dick Cheney’s Youthful Indiscretions; The Smoking Gun, abgerufen am 10. Oktober 2008.
  2. a b c vgl. Briody
  3. n-tv.de: Verwandtschaft enthüllt – Cheneys „schwarzes Schaf“

Weblinks

Monographie

Dan Briody: The Halliburton Agenda. The Politics of Oil and Money; New Jersey 2004


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