Richard Kralik von Meyrswalden

Richard Kralik von Meyrswalden

Richard Ritter Kralik von Meyrswalden (* 1. Oktober 1852 in Eleonorenhain, Böhmerwald; † 4. Februar 1934 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller und Kulturphilosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Portrait von Richard Kralik Ritter von Meyrswalden 1898
Kralik Wappen ab 1877

Kindheit und Familie

Am 1. Oktober 1852 ist Richard als Sohn des deutsch-böhmischen Glasfabrikanten Wilhelm Kralik von Meyrswalden in Eleonorenhain/ Lenora (Böhmen) geboren. Sein Vater wurde im Jahr 1877 von Kaiser Franz Joseph I. für industrielle und humanitäre Wirksamkeit in den Adelsstand gehoben, mit dem Prädikat: "Ritter von Meyrswalden". Mit der Adelserhebung wurde ein Wappen für den Erwerber und alle seine ehelichen Nachkommen ausgegeben. In der Abbildung rechts sieht man in der Mitte einen zweischwänzigen "böhmischen" Löwen, in der rechten Pranke eine Glasölphiole haltend und oberhalb zwei Industriekammräder, als Symbol für seine böhmischen Glasfabriken. Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Anna Maria Pinhak (1814-1850), mit der er 13 Kinder gezeugt hatte, heiratete er am 28. Mai 1851 die Louise Lobmeyr (*25. April 1832; † 3. Oktober 1905). Mit dieser Ehe vertieften sich die Beziehungen zum Grossindustriellen Ludwig Lobmeyr in Wien, dem Bruder seiner Frau Louise, einer der profiliertesten Glasexperten seiner Zeit. Damit gelang es ihm seine Glasfabriken in Böhmen auszubauen, deren Glaserzeugnisse später Weltruf erlangten und auch noch heute die Vitrinen der Glasmuseen füllen. Kralik-Kunstgläser aus dieser Zeit werden heute zu Höchtspreisen bei Online-Auktionshäusern gehandelt. Richard ist erstes von fünf Kindern aus zweiter Ehe mit Louise geb. Lobmeyr. Mit seiner jüngeren Schwester Mathilde Kralik von Meyrswalden, der späteren Bruckner-Schülerin und Komponistin, hatte er eine enge geistig-kulturelle Beziehung. Er förderte ihr musikalisches Talent frühzeitig im Rahmen der Hausmusik. Durch gemeinsames Schaffen entstand ein gewaltiges Lebenswerk, so schrieb er für ihre Märchenoperoper "Blume und Weissblume" den Text. Über 120 gemeinsame Liedwerke haben Bruder und Schwester geschaffen, siehe Werkverzeichnis bei Mathilde Kralik von Meyrswalden. Das Familienleben selbst war künstlerisch geprägt, sein Vater Wilhelm spielte Geige und seine Mutter Louise Klavier. In diesem Milieu entwickelten sich die schriftstellerischen Fähigkeiten von Richard. Die finanziellen Verhältnisse seines Vaters erlaubten es, dass er sich eine universitäre Ausbildung aneignen konnte, ohne sich um den Lebensunterhalt kümmen zu müssen. Richard ist Vater von Dietrich Kralik von Meyrswalden und Heinrich Kralik von Meyrswalden.

Ausbildung

Richard besuchte in Linz die Volksschule und das Gymnasium sowie in Wien die Universität. Neben dem Berufsstudium der Rechtswissenschaft widmete er sich der Philosophie und der alten orientalischen Sprachen. Daneben betrieb er das Studium von Kunst und Musik sowie das der Literatur. Nach dem Studium in Wien studierte er noch an mehreren Universitäten in Deutschland. Er wandte aber auch den sozialen und politischen Fragen der Gegenwart sein Augenmerk zu.

Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14C, Nummer 9).

Wirken

Richard entwickelte einen kühnen Plan, er wollte Gegenwart und Zukunft zu einer aus der Religion und dem Volkstum aufsprossenden Kulturblüte erheben, die der Antike gleichwertig wäre. Der Verwirklichung dieses romantisch katholischen Kulturprogramms widmete er ein Leben und Werk. In Wien, wo er sich dann dauernd niederliess, fand er in Maria Pauline Sophie von Flattich (*25. Oktober 1858 in Stuttgart, † 25. Mai 1943 in Wien) eine kunstfreudige Lebensgefährtin, die er am 15. Oktober 1882 in Wien heiratete. Seine Frau war Tochter des damals bekannten Architekten Wilhelm von Flattich.

Zuerst in den Achtziger Jahren des 19. Jh. stand Kralik mit der Berliner literarischen Revolution in Verbindung. Bald aber löste er sich von ihr, da er sich in sein Kulturprogramm vertiefte. Er trat in Verbindung mit der Leogesellschaft und regte die großen Festspiele an, die seit 1893 in den größten Hallen und auf den weitesten Plätzen Wiens mit großem Erfolge aufgeführt wurden. Er trug tatkräftig bei zur Gründung des „Verbandes katholischer Schriftsteller Österreichs", von dem sich dann der „Gralbund" abzweigte. Letzterer entfaltete seit 1905 eine segensreiche Tätigkeit und wurde zum Verkünder des religiös-nationalen Kulturprogramms von Kralik. Das geschah durch die Zeitschrift „Der Gral", der unter der Leitung Eicherts und dann Friedrich Muckermann S. J. immer weitere Kreise gewann.

Richard Kralik betätigte sich aktiv in der katholischen Bewegung Österreichs und gründete die katholische Schriftstellervereinigung "Gralbund" mit der Zeitschrift "Der Gral", die zwischen 1906 und 1937 erschien. Als Lyriker, Dramatiker und Erzähler war er ein Vertreter der neuromantischen Dichtung, der unter dem Pseudonym Roman veröffentlichte.

Unter dem Einfluss von Richard Wagner und Pedro Calderón de la Barca war er um die Erneuerung mittelalterlicher Spiele bemüht. Von ihm stammt "Das Mysterium vom Leben und Leiden des Heilands. Osterfestspiel", (3 Teile, 1895). Richard Kralik stand seit 1898 in Briefwechsel mit dem Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand. Karl May fand sich zu der idealistisch-romantischen Kunstdefinition von Richard Kralik hingezogen. Das Mystische in Mays Spätwerken ähnelt auch den Ideen der Gralbünder. Richard Kralik wiederum hatte eine Vorliebe für die Reiseerzählungen des aus Radebeul stammenden Karl May.

Ein Weggefährte Kraliks war der Fuldaer Jurist und Literat Adam Trabert, den es nach den deutschen Einigungskriegen nach Wien verschlagen hatte und der auch dort starb. Die Stadt Wien benannte ihm zu Ehren einen Platz als Richard-Kralik-Platz.

Werke

Im Dienste des österreichischen Kulturgedankens schrieb Kralik eine allgemeinverständliche

Geschichte Wiens (1911—1933 erschienen)

Zur Philosophie gehören:

  • Idealweisheit, dreiteilig
  • Kulturstudien (1900)
  • Neue Kulturstudien (1903)
  • Kulturfragen (1907)
  • Kulturarbeiten (1909)
  • vier Kulturbüchlein

Geschichtliche Werke sind:

  • Jesu Leben und Werke (1905)
  • Der heilige Leopold (1905)
  • Sokrates (1899)
  • Homeros (1910)
  • Weltschönheit
  • Die Weltliteratur im Lichte der Weltkirche
  • Die Weltliteratur der Gegenwart
  • Angelus Silesius usw.

siehe auch vertonte Texte aus dem Werkverzeichnis seiner Schwester Mathilde Kralik

Weblinks


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